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Spuren von Kolonialismus und Rassismus in der Wissenschaft

31. März 2023

Mit einem Klick auf das Bild gelangen Sie zu dieser Nummer von nature

Nach dem Bericht Das Blut in unseren Batterien: Cobalt Red – bleiben wir doch noch in Afrika! Schon längere Zeit steht das Thema Kolonialismus und Rassismus in der Wissenschaft auf Heidis Pendenzenliste.

Nature widmete am 20.10.22 eine ganze Nummer dem Rassismus in der Wissenschaft: Racism: Overcoming science’s toxic legacy. Nature 610, 419-420 (2022), doi: https://doi.org/10.1038/d41586-022-03247-w

Das Ende des Rassismus ist der Schlüssel zu einer besseren Wissenschaft: eine Botschaft der Gastredakteure von Nature. „Diese Sonderausgabe ist unsere Flaschenpost aus dem unruhigen Schiff der Wissenschaft. Wir fordern die Leser auf, sie zu finden. Öffnen Sie sie. Handeln Sie nach ihrem Inhalt.“

Wissenschaftler anderer Hautfarbe (nicht weiss) oder aus Drittweltländern beklagen sich immer wieder, dass sie in Projekten nicht als gleichwertig behandelt würden, auch wenn sie hochstehende Forschung betreiben, und weniger Zugang zu internationalen Forschungsgeldern haben. Das muss sich ändern!

In der Declaration of the 10th World Science Forum on Science for Social Justice,  9.12.22, Cape Town, Süd Afrika, ist das 3. Kapitel der Wissenschaft für Afrika und die Welt gewidmet. Wie lässt sich das Potenzial der afrikanischen Wissenschaft in der globalen Zusammenarbeit freisetzen?

Auf nationaler, regionaler und kontinentaler Ebene entsteht eine afrikanische Agenda für Wissenschaft, Technologie und Innovation. Dies ist auch eine Ressource für die Welt, da eine entschlossene Antwort auf globale Herausforderungen eine umfassende globale Antwort erfordert. Die uneingeschränkte und wirksame Beteiligung afrikanischer Wissenschaftler und anderer Wissenschaftler aus Entwicklungsländern an der globalen Wissenschaft ist daher ein Gebot der Stunde.

  • Wir fordern, dass die globalen Wissenschaftsprogramme, auch in den Grundlagenwissenschaften und in den traditionell von den Industrieländern dominierten Bereichen, integrativer gestaltet werden und dass die Rahmenbedingungen, die insbesondere afrikanische Wissenschaftler von einer aktiven Beteiligung abhalten könnten, angegangen werden.
  • Wir anerkennen und würdigen die herausragenden Leistungen der afrikanischen Wissenschaft als Ressource für die Menschheit. Wir sind uns darüber im Klaren, dass die afrikanischen Staaten und andere Entwicklungsländer mehr zur Unterstützung der Wissenschaft tun könnten, unter anderem indem sie ihre Bemühungen zur Erfüllung ihrer eigenen Verpflichtungen zur Erhöhung der Investitionen in Wissenschaft, Technologie und Innovation beschleunigen.
  • Wir unterstützen kontinuierliche Investitionen in Programme zum Aufbau von Kapazitäten für die afrikanische Wissenschaft, einschliesslich Partnerschaften für Forschungsinfrastrukturen, Mobilitäts- und Ausbildungsprogramme für Forscher und andere Kooperationsinstrumente.
  • Wir unterstützen die Schaffung panafrikanischer Zentren für technologische Innovation, die mit anderen Forschungseinrichtungen zusammenarbeiten, um integrative und nachhaltige Forschungspraktiken zu fördern, die den Bedürfnissen der Zivilgesellschaft gerecht werden.
  • Wir fordern internationale Kooperationsprogramme, die sicherstellen, dass die von den Entwicklungsländern getätigten Investitionen in die Wissenschaft, insbesondere in die Ausbildung von Forschern, erhalten bleiben und nicht durch alarmierende Trends der Abwanderung von Wissenschaftlern zunichte gemacht werden.

Racism: Overcoming science’s toxic legacy. Nature 610, 419-420 (2022), doi: https://doi.org/10.1038/d41586-022-03247-w

Declaration of the 10th World Science Forum on Science for Social Justice,  9.12.22, Cape Town, Süd Afrika

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Wird die Welt jemals wieder ein Gremium wie den IPCC sehen?

3. März 2023
Zitat aus Editorial Nature 1.3.23.

Zitat aus Editorial Nature 1.3.23. Ein Klick auf das Bild führt zum Editorial.

Quelle: Will the world ever see another IPCC-style body? Editorial Nature 1.3.23

Wenn es darum geht, Entscheidungsträger dazu zu bringen, wissenschaftlichen Erkenntnissen Beachtung zu schenken, gibt es nur wenige bessere – oder vielleicht bekanntere – Beispiele als den Zwischenstaatlichen Ausschuss für Klimaänderungen (IPCC). Seine zusammenfassenden Berichte über Klimawissenschaft, Auswirkungen und Anpassungen werden von einem breiten Spektrum von Menschen gelesen, in so unterschiedlichen Gremien wie Unternehmen und Kampagnengruppen, und natürlich auch von ihrer wichtigsten Zielgruppe: den Entscheidungsträgern. Die wichtigsten IPCC-Studien, die alle sechs oder sieben Jahre veröffentlicht werden, haben eine aussergewöhnliche Reichweite und dienen als Grundlage für globale Klimaabkommen, wie das in Paris 2015 ausgehandelte, und für die Schulklimastreikbewegung Fridays for Future.

Ein ähnliches, aber weniger bekanntes Netzwerk von Forschern im Stil des IPCC ist die Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services (IPBES). Aber wenn es um andere grosse globale Herausforderungen geht, die in den Zielen für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen verankert sind – etwa Ungleichheit, Wasser oder Ernährungssicherheit -, gibt es kein beratendes Forschungsgremium in ähnlichem Umfang oder mit vergleichbarer Wirkung, und es ist auch keines in Sicht.

Ein neues Buch, das sich eingehend mit dem IPCC befasst, trägt dazu bei zu erklären, warum das Klimagremium und der IPBES nach wie vor einzigartig sind – und warum wir sie vielleicht nie wieder sehen werden. A Critical Assessment of the Intergovernmental Panel on Climate Change, veröffentlicht im Dezember 2022 und herausgegeben von der Politikwissenschaftlerin Kari De Pryck von der Universität Genf in der Schweiz und dem Humangeographen Mike Hulme von der Universität Cambridge, wurde in Zusammenarbeit mit 33 anderen Sozialwissenschaftlern geschrieben.

Achtung: Heute ist Klimastreik

Internationaler Klimastreik am 3.3. – auch in der Schweiz wird demonstriert.

Will the world ever see another IPCC-style body? Editorial Nature 1.3.23

A Critical Assessment of the Intergovernmental Panel on Climate Change. Edited by Kari De Pryck, Université de Genève, Mike Hulme, University of Cambridge, Cambridge University Press Dezember 2022

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Hamburger Hafen: Drehscheibe für gefälschte Pestizide

5. September 2018
Containerfrachter von Hamburg seewärts, Süsswasserwatt Fährmanssand. Ebbe, Tideniedrigwasser – alles Wasser im Schifffahrtskanal, keins für Gewässerökologie. Aus dem Artikel "Die Elbe im Sommer 2018 – leer." Osmerus' Blog. Copyright Ludwig Tent.

Containerfrachter von Hamburg seewärts, Süsswasserwatt Fährmanssand. Ebbe, Tideniedrigwasser – alles Wasser im Schifffahrtskanal, keins für Gewässerökologie. Aus dem Artikel „Die Elbe im Sommer 2018 – leer.“  Osmerus‘ Blog. Copyright Ludwig Tent.

Bereits 2006 wies Katharine Sanderso, News-Journalistin bei Nature, auf die Gefahr von gefälschten Pestiziden hin. Das Problem sei ähnlich wie jenes in der Pharma-Industrie. Einige Pestizide seien ausgeklügelte Kopien der Originalprodukte, andere hingegen billige Imitationen.

Das Problem ist vielfältig: Gewinnverlust für die Chemische Industrie, Ernteausfall bei den Bauern, Lebensmittelkontrolle prüft nur auf „zu erwartende“ Stoffe, Gesundheitsrisiko für KonsumentInnen, Fördern von kriminellen Organisationen.

Rocky Rows von der European Crop Protection Association (ECPA) sagte damals, dass 5 bis 7% der Pestizide gefälscht seien, in Polen 10% in Spanien 25% und dass die Produktion in Almeria fest in den Händen von kriminellen Organisationen sei.

Pestizid im globalen Online-Geschäft

Bildschirmfoto von der Alibaba-Homepage.

Bildschirmfoto von der Alibaba-Homepage.

Heidi wurde von einem Leser auf die chinesische Online-Plattform Alibaba aufmerksam gemacht. Sie verkauft unter vielem anderen auch Pestizide und bewirbt sie auf Deutsch, etwa Diazinon oder Deltamethrin. Diazinon ist in der Schweiz als Tierarzneimittel zugelassen. Deltamethrin (Pflanzenschutzmittelverzeichnis: z.B. Aligator) ist ein breit wirkendes Insektizid, zugelassen für den Anbau zahlreicher Früchte, Gemüse, Zier- und Grünpflanzen sowie für den Ackerbau; Auszug aus der Gefahrenkennzeichnung:

  • H226 Flüssigkeit und Dampf entzündbar.
  • H302 Gesundheitsschädlich bei Verschlucken.
  • H304 Kann bei Verschlucken und Eindringen in die Atemwege tödlich sein.
  • H315 Verursacht Hautreizungen.
  • H318 Verursacht schwere Augenschäden.
  • H336 Kann Schläfrigkeit und Benommenheit verursachen.
  • H410 Sehr giftig für Wasserorganismen mit langfristiger Wirkung.

Mag sein, dass die Produkte von Alibaba alle aus legaler Quelle stammen. Für Heidi stellte sich die grundsätzliche Frage, ob man einfach diese Produkte online bestellen und beziehen kann. Sie hat im Februar beim Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) angefragt. Hier die Antwort:

Es stimmt, dass Diazinon als Wirkstoff in Pflanzenschutzmitteln nicht zugelassen ist. Ausserdem dürfen nur Inhaber einer Generaleinfuhrbewilligung, die vom BLW ausgestellt wird (Art. 77 Pflanzenschutzmittelverordnung, PSMV), Pflanzenschutzmittel importieren. Es ist möglich, ein nicht bewilligtes Pflanzenschutzmittel zu Forschungszwecken einzuführen, wenn davor beim BLW eine entsprechende Bewilligung eingeholt wurde. Ein Pflanzenschutzmittel auf Basis von Diazinon kann also nicht legal zu gewerblichen Zwecken in die Schweiz importiert worden sein.  

Die Zollstelle kontrolliert stichprobenartig und risikogerecht, ob Waren im grenzüberschreitenden Verkehr den rechtlichen Bestimmungen über Pflanzenschutzmittel entsprechen (z. B. Zulassung gemäss Pflanzenschutzmittelverzeichnis). Bei Verdacht auf eine Widerhandlung sind die Zollstellen berechtigt, die Waren an der Grenze zurückzuhalten und die übrigen Vollzugsbehörden beizuziehen. Diese nehmen die weiteren Abklärungen vor und treffen bzw. verfügen die erforderlichen Massnahmen.

Wie Sie erwähnt haben, können auch andere Produkte, wie beispielsweise medizinische Produkte oder Biozide, Diazinon enthalten. Online-Verkäufe müssen jedoch die Vorschriften bezüglich der Abgabe von Chemikalien einhalten …“ Hiefür ist das Bundesamt für Gesundheit (BAG) zuständig.

Fälschen hat Tradition

Gefälscht wurde schon „immer“. Etwa wurden früher Kleesamen-ähnlichen Steinchen zu Kleesamen gemischt; das gibt rasch Gewicht auf die Waage der Saatgutverkäufer!

Meldung BBC von heute: Fleisch

Heute meldete BBC, dass von 665 Fleischproben in Supermärkten und Restaurants ein Fünftel nicht Deklariertes enthielt. Die Proben stammten aus England, Wales und Nordirland. 77% der Unregelmässigkeiten betrafen Lammfleisch.

Unser täglich Gift. Pestizide – die unterschätze Gefahr. Johannes G. Zaller.

Hamburg – Drehscheibe für Pestizid-Mafia, André Zand-Vakili, Hamburger Abendblatt vom 16.12.14.

Gefälschte Pestizide verursachen EU-Wirtschaft 1,3 Mrd. Euro Schaden, Bayerisches Landwirtschaftliches Wochenblatt vom 9.2.17.

Fake pesticides pose threat. Flood of counterfeit chemicals is harming people and industry. Katharine Sanderso, nature vom 5.11.6

Meat testing: A fifth of samples reveal unspecified animals‘ DNA, BBC 5.9.18.

5.9.18 HOME

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