Posts Tagged ‘PAN Europe’

Italien soll Einsatz von Pestiziden deutlich reduzieren

24. September 2022

UN-Sonderberichterstatter rät Italien, den Einsatz von Pestiziden deutlich zu reduzieren

Am 20. September stellte der UN-Sonderberichterstatter für Giftstoffe und Menschenrechte, Marcos Orellana, seinen Bericht über den Einsatz von Pestiziden in Italien vor. Er beglückwünscht Italien zu den Massnahmen, die es zur Verringerung des Pestizideinsatzes ergriffen hat, äussert jedoch seine grosse Besorgnis über die Ausfuhr gefährlicher Pestizide aus Italien, die nicht für die Verwendung in der Europäischen Union zugelassen sind.

Er ist auch ernsthaft besorgt über die Zunahme des Pestizideinsatzes in Regionen, in denen Prosecco angebaut wird, und insbesondere über das Vorhandensein gefährlicher Pestizide auf Kinderspielplätzen in der Nähe landwirtschaftlicher Gebiete. Er rät der Regierung, Pufferstreifen einzurichten, um gefährdete Menschen und Gebiete sowie Wasserläufe vor den ernsten Risiken und Schäden durch Pestizidabdrift zu schützen. Ausserdem fordert er Massnahmen, um die Menge der in Italien verwendeten Pestizide im Einklang mit dem Vorsorgeprinzip deutlich zu reduzieren.

Pufferstreifen

Der Bericht weist auf die Bedeutung von Pufferstreifen hin, ein aktuelles Thema in der Diskussion um die neue EU-Pestizidreduktionsverordnung. 2019 wurde in Italien der Entwurf eines nationalen Aktionsplans für Pestizide vorgelegt. Dieser Plan sollte bald abgeschlossen werden, da der alte Aktionsplan 2018 auslief und die EU-Richtlinie 2009/128/EG alle fünf Jahre einen neuen Plan vorschreibt.

Der Entwurf sieht vor, dass der Einsatz von Pestiziden in landwirtschaftlichen Gebieten in der Nähe von bewohnten Gebieten oder gefährdeten Bevölkerungsgruppen in einem Abstand von weniger als 50, 40, 20, 15 oder 5 Metern verboten ist, je nach Klassifizierung des Pestizids. „Diese Spritzverbote sind unerlässlich, um gefährdete Menschen und Gebiete zu schützen, darunter Schulen, Spielplätze und Krankenhäuser, Naturschutzgebiete und archäologische Stätten. Pufferzonen sind auch wichtig, um die Verschmutzung von Oberflächengewässern und Grundwasser zu verhindern“.

Pestizidfreie Städte

Der Berichterstatter begrüsst die Initiative mehrerer italienischer Gemeinden, sich dem Europäischen Netzwerk pestizidfreier Städte anzuschliessen. Das Netzwerk zielt darauf ab, den Einsatz von Pestiziden zu minimieren und sie durch bestehende nachhaltige Alternativen zu ersetzen. Ziel ist es, die Gesundheit aller Menschen und die Umwelt zu schützen und die Lebensqualität zu verbessern. Interessant ist, dass der Staatsrat im Jahr 2021 in einem Urteil in Bezug auf die Stadt Conegliano, die im Prosecco-Weinanbaugebiet liegt, bestätigt hat, dass die Gemeinden berechtigt sind, den Einsatz von Pestiziden zu verbieten.

Heidis Frage: „Wann endlich werden in der Schweiz Pufferstreifen entlang von Wohnzonen, Schulen usw. gesetzlich vorgeschrieben?“

Der vollständige Bericht: Besuch in Italien – Bericht des Sonderberichterstatters über die Auswirkungen des umweltgerechten Umgangs mit und der Entsorgung von gefährlichen Stoffen und Abfällen auf die Menschenrechte. Von Sonderberichterstatter für Giftstoffe und Menschenrechte – Marcos Orellano.

Die Punkte 69 bis 74 des Berichts sind den Pestiziden gewidmet. Visit to Italy – Report of the Special Rapporteur on the implications for human rights of the environmentally sound management and disposal of hazardous substances and wastes, Marcos Orellana

Marcos A Orellana auf Twitter

Banned in Europe: How the EU exports pesticides too dangerous for use in Europe. Public Eye 10.9.20

Pesticide contamination and associated risk factors at public playgrounds near intensively managed apple and wine orchards. Caroline Linhart et al. Environmental Sciences Europe 8.5.19

Pestizide in Früchten und Gemüsen: Regierungen kommen ihren gesetzlichen Verpflichtungen nicht nach

24. Mai 2022
Abbildung aus dem Bericht Forbidden fruit von PAN Europe

Abbildung aus dem Bericht Forbidden fruit von PAN Europe

Medienmitteilung von PAN Germany 24.5.22:

Zunehmende Belastung von Obst und Gemüse mit besonders bedenklichen Pestiziden

Mit einem heute veröffentlichtem Bericht „Forbidden Fruit“ von PAN Europe startet die neue gemeinsame Kampagne „Toxic Twelve“ von PAN Gruppen in Europa, an der auch PAN Germany beteiligt ist.

Der Bericht zum Kampagnenstart nimmt gezielt Rückstände von besonders gefährlichen Pestiziden in europäischen Lebensmitteln unter die Lupe. Die vom Gesetzgeber unter der Bezeichnung „Substitutionskandidaten“ zusammengefassten besonders bedenklichen Wirkstoffe, sollen nach den Regelungen der Pestizidzulassungs-Verordnung von 2009 schrittweise aus der Verwendung genommen werden, sofern Alternativen – chemische oder nicht-chemische – für sie zur Verfügung stehen. Die Einführung des „Substitutionsprinzips“ in die Gesetzgebung (später auch für Biozide eingeführt) galt als ein grosser Schritt hin zu besseren Schutzstandards für Mensch und Umwelt und als ein Baustein auf dem Weg hin zu einer ökologischeren und nachhaltigeren Landwirtschaft in der EU.

Nach mehr als zehn Jahren stellt PAN die Frage: Wie erfolgreich ist das Substitutions- Konzept? Ein Blick in den PAN Europe Bericht zeigt: Anstatt eine zu erwartende Abnahme an Rückständen dieser besonders gefährlichen Pestizide, wird sogar eine Zunahme bei europäischem Obst und Gemüse festgestellt. Analysiert wurden die derzeit 55 Substitutionskandidaten und deren Rückstandsfunde im Zeitraum von 2011 bis 2019. Die Rückstandsfunde stiegen in dem genannten Zeitraum beispielsweise bei Kirschen von 22% auf 50% und bei Birnen von 25% auf 47%. Der Anteil an Substitutionskandidaten insgesamt lag 2019 um 8,8% höher als in den Überwachungsjahren 2015 bis 2017. Ein Fünftel der gesammelten Proben von 2019 war mit diesen besonders gefährlichen Pestiziden belastet. Fazit: Das Substitutionsprinzip wurde in der Praxis nicht umgesetzt, auf Kosten des Verbraucherschutzes.

Die zunehmende Belastung läuft dem Ziel der europäischen „Farm-to-Fork“-Strategie zur Reduzierung von Pestiziden entgegen, die genau für diese Pestizidgruppe eine Mengenreduktion um 50% bis 2030 fordert, kritisiert PAN Europe in ihrer heutigen Pressemitteilung.

PAN Europe und seine Mitgliedsorganisationen – darunter PAN Germany – fordern in der neuen Kampagne „Toxic Twelve“ ein direktes Verbot der 12 giftigsten Substitutionskandidaten und einen vollständigen Ausstieg aus der Verwendung aller gelisteten 55 Substitutionskandidaten bis 2030. Des Weiteren wird eine Überarbeitung der Regelungen für die „vergleichende Bewertung“ zwischen Substitutionskandidat und Alternativen gefordert, sowie mehr Transparenz bei diesem Bewertungsverfahren, das in der Verantwortung der Mitgliedstaaten liegt.

Den PAN Europe Bericht „Forbidden Fruit“ finden Sie hier.

Die PAN Europe Pressemitteilung (de) finden Sie hier.

Erfahren Sie mehr über die Kampagne: www.toxic12.eu.

Viele dieser Substitutionskandidaten sind auch in der Schweiz zugelassen.

Kinderspielplätze ganzjährig mit Agrargiften belastet

25. März 2021

Medienmitteilung von PAN Europe:

Am 13. Juni stimmen die SchweizerInnen über die Zukunft ihrer Landwirtschaft ab. Eine kürzlich veröffentlichte wissenschaftliche Studie zeigt die Notwendigkeit einer Schweizer Landwirtschaft ohne den Einsatz von chemisch-synthetischen Pestiziden.

Bozen/Bologna/Brüssel/Hamburg/Wien – Die aktuelle Studie, veröffentlicht im Journal of Environmental Sciences Europe, ist weltweit eine der wenigen, die Abdrift von Agrargiften auf öffentlichen Plätzen untersuchte. Das Forscherteam aus Österreich (Universität für Bodenkultur/Wien), der Schweiz (Pesticide Action Network Europe), Italien (Ramazzini Institut in Bologna) und Deutschland (Pesticide Action Network Germany) bestätigt darin eine ganzjährige Pestizidbelastung von 96% der untersuchten Orte, darunter hauptsächlich Spielplätze.

Auf den untersuchten Plätzen wurden insgesamt 32 verschiedene Substanzen mit überwiegend hormonaktiver Wirkung aus der Agrarwirtschaft nachgewiesen. Der Co-Autor und Projektleiter Koen Hertoge (PAN Europe) sieht in der Studie einen elementaren Beitrag für mehr Sachlichkeit in der Abdrift-Diskussion, wie sie auch von der Politik gefordert wird: “Wir liefern wissenschaftliche Beweise dafür, dass Abdrift ein ernstzunehmendes Thema ist, das nicht ignoriert werden darf“.

In ihrer ersten Studie zur Abdrift hat das Forscherteam bereits das hohe Risiko einer Nicht-Zielflächen Kontamination beschrieben: „Überall dort, wo Agrarflächen und Wohngebiete eng verwoben sind, wie es im Wallis oder dem Schweizer Mittelland der Fall ist, kommt es laufend zur Kontaminierung von Nicht-Zielflächen,“ erläutert Caroline Linhart. „Diese Nicht-Zielflächen sind vor allem auch Privatgärten und biologische Anbauflächen,“ ergänzt Hertoge, „wodurch es nicht nur durch Abdrift bzw. Wind zum Kontakt mit den nachgewiesenen Agrargiften kommen kann, sondern auch über die Nahrungsaufnahme oder das Trinkwasser.“

In ihrer aktuell zweiten Studie, stellten die Forscher nun eine ganzjährige Mehrfachbelastung der öffentlichen Plätze mit Agrargiften fest. „Die Resultate der Studie weisen auf eine chronische Exposition der Bevölkerung hin, denn die Pestizidrückstände sind das ganze Jahr über auf den öffentlichen Plätzen nachzuweisen. Zusätzlich müssen wir davon ausgehen, dass diese Belastung bereits über Jahrzehnte besteht“, sagt Caroline Linhart. Die überwiegende Anzahl (76 %) der nachgewiesenen Stoffe zählt zu den hormonell aktiven Substanzen, auch EDCs genannt (Endocrine Disruptive Chemicals), für die eine klassische Dosis-Wirkungs-Beziehung nicht gilt: ihre Wirkung kann schon in geringsten Mengen schädlich sein, indem sie in den Hormonhaushalt eingreifen und somit zur Entwicklung von Krebsarten, Unfruchtbarkeit, Entwicklungsstörungen und Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes beitragen.

Laut Johann Zaller, Professor an der Wiener Universität für Bodenkultur und Autor des Buches „Unser täglich Gift“ zeigen die vorliegenden Ergebnisse, „dass es den Pestizid-Anwendern offenbar nicht gelingt, die Spritzgifte auf die dafür vorgesehenen Flächen zu begrenzen.“

Die StudienautorInnen sehen dringenden Handlungsbedarf zur Verminderung der Pestizidrückstände um die Gesundheit der Bevölkerung, insbesondere der Kinder, zu schützen. „Das Ziel sollte daher eine Landwirtschaft ohne Einsatz von chemisch-synthetischen Pestiziden sein, so wie es die Schweizer Pestizidinitiative fordert“, erklären die ForscherInnen.

Die Schweizer Bevölkerung kann bereits am 13. Juni einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung der Landwirtschaft liefern, denn eine sichere und gesunde Ernährung und Lebensweise ist nur durch eine pestizidfreie Landwirtschaft möglich.

Link Studie

„Year-round pesticide contamination of public sites near intensively managed agricultural areas in South Tyrol“ – Journal Environmental Sciences Europe

https://enveurope.springeropen.com/articles/10.1186/s12302-020-00446-y

25.3.21 HOME

Datenschutzerklärung

Pestizid-Abdrift auf 24 öffentliche Plätze im Südtirol

7. Februar 2021

Einladung zur Pressekonferenz und Präsentation einer neuen Studie zur Pestizidbelastung auf Kinderspielplätzen von den AutorInnen Fiorella Belpoggi, Koen Hertoge, Caroline Linhart:

Mittwoch, 10. Februar 2021 um 10 – 11.15 Uhr

Sprachen Pressekonferenz: Deutsch, Englisch, Italienisch

Link zur Pressekonferenz via Zoom:
https://us02web.zoom.usj/87502309687?pwd=K010SW9XeE5HNU5RM2FoeUwyUGVJZz09

Meeting ID: 875 0230 9687
Passcode: 392630

ReferentInnen:
Englisch/Italienisch: 10.00 – 10.05h – Elisa Mussio,
PAN Europe
Deutsch: 10.05 – 10.15h – Koen Hertoge, Vorstandsmitglied PAN Europe, Brüssel/B, Zürich/CH
Deutsch: 10.15 – 10.25h – Caroline Linhart, Lead-Autorin, Biologin, Umweltepidemiologin, Ayent/CH
Italienisch: 10.25 – 10.45h – Fiorella Belpoggi, Direktorin der Abteilung Pathologie des Krebsforschungszentrums Cesare Maltoni, Ramazzini Institut, Bologna/I
Englisch: 10.45 – 10.55h – Koen Hertoge, Zusammenfassung
Deutsch/Englisch/Italienisch: 10.55 – 11.15h – Questions and answers / Fragen der Presse

Neue Studie: Öffentliche Plätze durch Pestizid-Abdrift belastet

In Südtirol wurden 32 verschiedene Agrargifte auf öffentlichen Plätzen nachgewiesen, viele davon mit hormoneller Wirkung. Internationales WissenschaftlerInnenteam sieht dringenden Handlungsbedarf.

In einer neuen wissenschaftlichen Publikation belegten Forscher aus Italien, Österreich und Deutschland eine Pestizidbelastung von 19 ausgewählten Kinderspielplätzen, vier Schulhöfen und einem Marktplatz. Gezogen und analysiert wurden die 96 Grasproben 2018 vom Südtiroler Sanitätsbetrieb, der die Standorte auswählte sowie den Zeitpunkt der Probenentnahme bestimmte. Die Autoren der Studie arbeiten unter anderem am Krebsforschungszentrum des Ramazzini Institutes in Bologna, an der Universität für Bodenkultur/Wien, sowie für das Pesticide Action Network Europe (PAN Europe).

Die Studie belegt die Abdrift von 32 Pestiziden auf öffentliche Flächen. Sie bietet eine weitere wissenschaftliche Basis, die es den Verantwortlichen ermöglicht, konkrete Lösungen zum Schutz der Bevölkerung zu finden“, sagt Hertoge. Er weist darauf hin, dass diese Studie einen elementaren Beitrag zu mehr Sachlichkeit in der Abdriftdiskussion liefert – so, wie sie auch von der Südtiroler Politik gefordert wird“.

Die ForscherInnen räumen ein, dass die gefundenen Konzentrationen durchaus niedrig sind. Allerdings zählte die überwiegende Anzahl (76 Prozent) der nachgewiesenen Stoffe zu den hormonell aktiven Substanzen, die bereits in sehr niedrigen Konzentrationen wirken und für die die klassische Dosis-Wirkungs-Beziehung nicht gilt. Diese Substanzen bringen den Hormonhaushalt von Menschen und Tieren durcheinander und werden mit einigen Krebsarten, Unfruchtbarkeit, Verhaltens- und Entwicklungsstörungen sowie mit Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes in Verbindung gebracht. Zusätzlich müssen wir davon ausgehen, dass diese Belastung bereits während der letzten Jahrzehnte aufgetreten ist“, sagt Caroline Linhart.

Die AutorInnen sehen dringenden Handlungsbedarf zur Verminderung der Pestizidabdrift. Massnahmen zum Schutz der Bevölkerung sind eine verbesserte Ausbringungstechnik, strikte Beachtung der Windverhältnisse bei der Ausbringung und das Umstellen auf pestizidfreie Anbaumethoden.

Kontakt
Fiorella Belpoggi – +39 051 411 81 89 / belpoggi@ramazzini.it
Koen Hertoge – Tel. +39 345 816 0516 / koen.hertoge@gmail.co

Year-round pesticide contamination of public sites near intensively managed agricultural areas in South Tyrol. Linhart, C., Panzacchi, S., Belpoggi, F. et al. Environ Sci Eur 33, 1 (2021).

7.2.21 HOME

Datenschutzerklärung

EU: Mancozeb – Erstes Pestizid wegen Hormonschädlichkeit verboten!

26. Oktober 2020

Gefahrenkennzeichnung eines typischen<a href="https://www.psm.admin.ch/de/wirkstoffe/909" target="_blank" rel="noopener"> Mancozeb-Pestizids gemäss Pflanzenschutzmittelverzeichnis</a> des Bundesamts für Landwirtschaft, Stand 26.10.20. Mancozeb ist auch für Luftapplikation bewilligt!!!!

Gefahrenkennzeichnung eines typischen Mancozeb-Pestizids gemäss Pflanzenschutzmittelverzeichnis des Bundesamts für Landwirtschaft, Stand 26.10.20. Mancozeb ist auch für Luftapplikation bewilligt!!!!

Newsletter PAN Europe vom 26.10.20:

„Angesichts der Datenlage war ein Verbot des Pestizids Mancozeb längst überfällig. Seit 2016 verzögerte sich die Wiederbewertung dieses hochproblematischen Wirkstoffs. Nun hat der Ständige Ausschuss für Pflanzen, Tiere, Lebens- und Futtermittel (ScoPAFF) in seiner Oktobersitzung mit einer qualifizierten Mehrheit die weitere Verwendung des gefährlichen Fungizids in der Europäischen Union untersagt. Das Verwendungsverbot ist ein wichtiger Schritt für einen besseren Gesundheits- und Umweltschutz und ist ein Erfolg für das Pestizid Aktions-Netzwerk, das sich seit langem für ein Verbot von Mancozep eingesetzt hat.

Vor allem aufgrund der Toxizität seines Hauptmetaboliten Ethylenthioharnstoff (ETU) wurde Mancozeb im März 2019 von der Europäischen Chemikalienbehörde (ECHA) als reproduktionstoxische Substanz der Kategorie 1B eingestuft. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) kam darüber hinaus zu der Schlussfolgerung, dass der Wirkstoff die Schilddrüse schädigt und Schilddrüsentumore hervorrufen kann und stufte die Substanz deshalb als hormonschädlich für den Menschen und wahrscheinlich hormonschädlich für die Umwelt ein. Insgesamt identifizierte die EFSA sechs „critical areas of concern“ – eine Anzahl von Bedenken für eine Wiedergenehmigung, die zuvor für kein anderes Pestizid vergeben wurde.

Mit Mancozeb ist nun der erste Pestizidwirkstoff mit hormonschädlicher Eigenschaft gemäss der Verordnung 2018/1659/EU reguliert. Die Verordnung trat im November 2018 in Kraft und regelt ein einheitliches Verfahren zur Identifizierung von endokrinen Disruptoren (EDs) im europäischen Pestizidrecht. EDs unterliegen aufgrund ihrer Gefährlichkeit einem Ausschlussverfahren. Vom in Kraft treten des Rechtstextes bis zu dieser ersten Wirkstoffregulierung sind knapp zwei Jahre vergangen. Mit Blick auf die möglichen Gesundheits- und Umweltschäden, die hormonschädliche Substanzen anrichten können, ist dieses Schneckentempo aus Sicht von PAN Germany inakzeptabel.“

Heidi meint: „Möglicherweise ist das letzte Wort noch nicht gesprochen, denn der Industrie- und Bauernwiderstand dürfte gross sein!“

Newsletter PAN Europe vom 26.10.20

PAN Europe (2020): Factsheet Mancozep

EFSA (2019): Peer review of the pesticide risk assessment of the active substance mancozeb

Zugelassene Mancozeb-Produkte in der Schweiz

Das Pflanzenschutzmittelverzeichnis des Bundesamtes für Landwirtschaft führt 83 Fungizide mit dem Wirkstoff Mancozeb. Man darf auf die Reaktionen in der Schweiz gespannt sein.

Ärgerlich ist im Pflanzenschutzmittelverzeichnis, dass für Parallelimporte die Gefahrenkennzeichnungen überhaupt nicht mehr angegeben werden. Es steht:

Gefahrenkennzeichnungen:
Es gilt die Einstufung und Kennzeichnung der ausländischen Originaletikette.“

Da muss man zuerst die entsprechende Behörde finden, was in einer anderen Sprache nicht unbedingt einfach ist, und dann erst noch den fremdsprachigen Text verstehen können.

Und z.B. bei Bonita WG steht der wenig aufschlussreiche Hinweis: „EUH208Enthält [Name des sensibilisierenden Stoffes]. Kann allergische Reaktionen hervorrufen.“ Diese Art der „Aufklärung“ scheint System zu haben. Heidi hat diese Bemerkung schon mehrmals angetroffen.

EU votes for ban on mancozeb. Farmers Guardian 26.10.20

EU governments agree to ban pesticide mancozeb from next year. ENDS EUROPE

Experts from EU Member States support ban on highly toxic pesticide mancozeb: Experts from the EU Member States, meeting in the PAFF Committee on Friday 23 October, supported the European Commission’s proposal not to renew the authorisation for mancozeb, a highly toxic pesticide active substance. A draft implementing regulation by the Commission was under consideration. Agence Europe 27.10.20.

Mancozeb addio, il fungicida più usato verso la revoca. Terra e vita 26.10.20.

Doek valt definitief voor Mancozeb. Boerenbusiness 27.10.20.

26.10.20 HOME

Datenschutzerklärung

Die Malser Initiative als europäisches Beispiel

6. Oktober 2018

 

Pressemitteilung PAN-EUROPE (Brüssel) vom 2.10.18:

Am 27.9.18 fand der erste Runde Tisch «Pestizid-freie Gemeinde» im europäischen Parlament in Brüssel statt. Der italienische Europa-Abgeordnete Nicola Caputo (PD) hat gemeinsam mit dem Vorsitzenden der PEST-Committee (Ausschuss des europäischen Parlament für EU-Genehmigungsverfahren für Pestizide) Eric Andrieu (S&D Fraktion des EU-Parlamentes) die Malser Initiative «Pestizidfreie Gemeinde» nach Brüssel eingeladen.

Anhand des Beispiels aus Südtirol diskutierten europäische Bürgermeister mit den Europa-Abgeordneten über notwendige Massnahmen, die auf EU-Ebene, Mitgliedsstaatsebene und lokaler Ebene notwendig sind, um Pestizidfreie Gemeinden zu ermöglichen. Somit konnte das Beispiel Mals einen konstruktiven Beitrag zu der Arbeit des PEST-Committees liefern.

Gleichzeitig fand auch der Kick-off für die PAN-Europe-Initiative «Europäisches Netzwerk für Pestizid-freie Gemeinden» mit einem Positionspapier statt. Die Stadt Bozen hat bereits im Februar 2018 ihre Unterstützung bekräftigt und die Umwelt-Rätin Lorenzini begeisterte die Teilnehmer mit ihrem Vortrag.

Dazu Koen Hertoge, Vorstandsmitglied PAN-Europe: »Die Gemeinden, Städte und Regionen in Europa brauchen eine stabile, klare und verlässliche Gesetzgebung, damit der Einsatz von Pestiziden wesentlich reduziert bzw. verboten werden kann. Nur so kann die Gesundheit der Bevölkerung weitgehend geschützt werden. Auch hier ist die Südtiroler Politik gefordert Massnahmen zu setzen».

Der Malser Weg

6.10.18 HOME

Datenschutzerklärung

Amerikanisches Gericht ordnet Chlorpyrifos-Verbot an

31. August 2018

Chlorpyrifos ist in der Schweiz für viele Kulturen zugelassen, z.B. Spinat.

Chlorpyrifos ist in der Schweiz für viele Kulturen zugelassen, z.B. Spinat.

Seit einem Jahrzehnt streben Umwelt- und Gesundheitsschützer in den USA ein Verbot von Chlorpyrifos an. Das Pestizid wird grossflächig in vielen Kulturen eingesetzt, allein in Kalifornien auf 250’000 Hektaren. Eigentlich hatte die Umweltschutzbehörde (Environmental Protection Agency, EPA) bereits ein Verbot für Chlorpyrifos terminiert, als Präsident Trump Scott Pruitt als Leiter der EPA einsetzte; dieser stoppte das Vorgehen.

Am 4.8.18 hat nun ein Appelationsgericht des Bundes die EPA angewiesen, das breit verwendete Pestizid innert 60 Tagen zu verbieten. Chlorpyrifos wirkt sich negativ aus auf die Entwicklung des Gehirns von Kindern, ist neurotoxisch und stört das Hormonsystem.

Chlorpyrifos ist in der Schweiz zugelassen, jedoch nicht in Deutschland. Die EU-Genehmigung läuft am 31.1.19 aus. Das Gefährdungspotenzial von Chlorpyrifos wurde auch in der Schweiz erkannt. Das Bundesamt für Umwelt beabsichtigt deshalb, den Grenzwert für eine chronische Belastung um den Faktor 217 zu senken. Heidi meint: „Sind die Schweizer immer die letzten Europäer, die ein besonders schädliches Pestizid verbieten?“

Das gemeinsame Faktenblatt von HEAL, Génération Futures, PAN Europe und PAN Germany (in Englischer Sprache) liefert Hintergrundwissen über das Insektizid, erläutert die gesundheitlichen Auswirkungen und fordert, basierend auf den Fakten, ein EU-Verbot von Chlorpyrifos.

Court Orders E.P.A. to Ban Chlorpyrifos, Pesticide Tied to Children’s Health Problems. New York Times vom 9.8.18.

Gefahr von Hirnschäden – NGOs fordern Verbot von Chlorpyrifos. PAN Germany 9.8.18.

NGO factsheet – EU should ban brain-harming Chlorpyrifos. Download.

Forscher fordern gezielte Verbote von Pestiziden. Christoph Aebischer, Tagesanzeiger vom 10.7.18.

31.8.18 HOME

Datenschutzerklärung

Teilsegen der EU für „Malser Weg“

27. Mai 2016

Herausgeber ist Hans Perting. Copyright Hans Perting Buchwerkstatt

Herausgeber ist Hans Perting. Copyright Hans Perting Buchwerkstatt

Der EU-Kommissar für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Vytenis Andriukaitis, hat eine Anfrage von PAN-Italia und PAN-Europa offiziell beantwortet. Danach besteht die Möglichkeit, dass Staaten, Regionen oder Gemeinden zusätzliche Pestizid-Regelungen einführen können. Voraussetzung ist, dass die Regeln z.B. verhältnismässig und notwendig sind. Der Kommissar weist etwa auf den Schutz der Gesundheit der Bürger und den Schutz der Biodiversität hin.

Der Bürgermeister der pestizidfreien Gemeinde Mals, Ulrich Veith, ist für den Schutze der Gesundheit laut staatlicher Gesetzgebung zuständig. Er sieht sich in der bisherigen Vorgehensweise bestätigt. Veith bezieht sich auf die möglichen Gesundheitsrisiken, welche von gewissen Pflanzenschutzmitteln ausgehen können. Zudem mache der Wind rund um Mals samt Thermik das abdriftfreie Ausbringen von Pestiziden unmöglich. „Die Malser haben einen wichtigen Trend in Landwirtschaft und Gesundheit früh erkannt.“ PAN-Europe.

Heidi vermisst ähnliche Töne aus den Berner Amtstuben. In der Schweiz geht halt alles etwas länger, besonders wenn es sich um lukrative Geschäfte wie Pestizide handelt und starke Lobbyisten wie der Schweizer Bauernverband. Ob dies ändert, falls Syngenta an China verkauft wird? Es besteht im Moment wenig Hoffnung, aber der Druck von unten steigt.

27.5.16 HOME

Glyphosat-Zulassung EU: Umweltorganisationen erstatten Anzeige

2. März 2016

Heute, am 2. März 2016, erstatten sechs Umweltorganisationen aus fünf europäischen Ländern Strafanzeigen gegen die Verantwortlichen im Genehmigungsprozess von Glyphosat wegen deren Leugnung der krebserregenden Wirkung des Wirkstoffs. Es sind dies: Global 2000, Natur et Progrès Belgique, Générations Futures, PAN UK, PAN Europe und Wemove.EU. Die Klage richtet sich gegen Monsanto, das Bundesamt für Risikobewertung (BfR) und die Europäische Lebensmittelbehörde (EFSA).

Im März 2015 stufte die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) Glyphosat als wahrscheinlich krebserregend ein. Das Europäische Pestizidrecht (EU Verordnung 1107/2009) schließt die Zulassung von nachweislich krebserregenden Wirkstoffen aus. Doch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), in seiner Rolle als Berichterstatter für die EU-weite Wiedergenehmigung von Glyphosat, und die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA), haben den Wirkstoff als „nicht krebserregend“ bewertet und stimmen somit einer erneuten Zulassung von Glyphosat zu.

Glyphosat-Zulassung: Wir zeigen Monsanto, BfR und EFSA an, Industrie-Studien verschleiern Krebseffekte – BfR und EFSA liefern irreführende Bewertungen, Medieninformation, Global 2000, 2.3.16

2.3.16 HOME


%d Bloggern gefällt das: