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Das Grundwasser lebt

22. Februar 2013
Der Brunnenkrebs „Parabathynella badenwuerttembergensis“, ist ein sehr altes, urtümlich und skurril anmutendes Tier aus einer Zeit, die über 200 Millionen Jahre zurückliegt.  Foto A. Fuchs IGÖ

Der Brunnenkrebs „Parabathynella badenwuerttembergensis“, ist ein sehr altes, urtümlich und skurril anmutendes Tier aus einer Zeit, die über 200 Millionen Jahre zurückliegt. Foto A. Fuchs IGÖ

„Ich begrüsse den neu entdeckten Mitbewohner im Land, den Brunnenkrebs Parabathynella badenwuerttembergensis“, sagte der Umweltminister von Baden-Württemberg, Franz Untersteller, anlässlich des Symposiums zur Grundwasserökologie, das heute, 22.2.13, im Naturkundemuseum Karlsruhe stattfindet. Es sei das erste Tier überhaupt, das nach Baden-Württemberg benannt sei. „Die gute Qualität des Grundwassers hat für mich eine sehr grosse Bedeutung, denn bei uns werden 72% des Trinkwassers aus Grund- und Quellwasser gewonnen“, heisst es in der gemeinsamen Medienmitteilung der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg, der Universität Koblenz-Landau und des Instituts für Grundwasser Ökologie GmbH (IGÖ).

Sie sind klein, die Lebewesen im Grundwasser. Nie sehen sie die Sonne oder spüren ihre Wärme. Karg ist meist die Nahrung. Kein Wunder, dass sie eher träge sind und meist keine grossen Ansammlungen bilden. Bakterien sind es, Urbakterien, Urtierchen und verschiedene Kleinsttiere wie der Brunnenkrebs Parabathynella badenwuerttembergensis.

Das langsame Leben beschert ihnen ein beträchtliches Alter. Viele Arten haben sich im Verlauf von Millionen von Jahren kaum verändert, sind lebende Fossilien. Manche sind vielleicht die einzigen ihrer Art in einer kleinen Nische des Grundwasser; wenn sie sterben, ist die Art ausgestorben. Die Vielfalt der Bakterien und Tierchen ist gewaltige und widerspiegelt die Vielfalt der Grundwasser-Lebensräume. Unzählige Kleinstlebewesen bauen im dunklen Untergrund Stoffe ab, die eingetragen wurden, etwa ausgewaschene organische Substanz aus Ackerböden; sie reinigen das Wasser.

Die Schweizer Grundwasserschützer haben die Bedeutung dieser unscheinbaren Helfer erkannt; sie sind sich auch der Gefahren bewusst, denen sie ausgesetzt sind: Schadstoffe aus Industrie, Haushalt und Landwirtschaft. Daher sind in der Gewässerschutzverordnung (GSchV SR 814.201) nicht nur Vorschriften für den Schutz des Grundwassers enthalten, sondern in Anhang 1 (Art. 1) auch ökologische Ziele für unterirdische Gewässer: Die Biozönose (Lebensraum) unterirdischer Gewässer soll naturnah und standortgerecht sein sowie typisch für nicht oder nur schwach belastete Gewässer.

Biozönosen im Grundwasser, Bundesamt für Umwelt, 2006

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