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Pestizide in der Landwirtschaft – Notwendiger Pflanzenschutz oder Umwelt- und Gesundheitsgefahr?

10. November 2020
Pestizide in der Landwirtschaft: Notwendiger Pflanzenschutz oder Umwelt- und Gesundheitsgefahr? Diese Fragen diskutierten Vertreterinnen und Vertreter von Fachverbänden, Unternehmen und Verwaltung bei acatech am Dienstag. (© acatech HORIZONTE)

Pestizide in der Landwirtschaft: Notwendiger Pflanzenschutz oder Umwelt- und Gesundheitsgefahr? Diese Fragen diskutierten Vertreterinnen und Vertreter von Fachverbänden, Unternehmen und Verwaltung bei acatech am Dienstag. (© acatech HORIZONTE)

Am 1.11.20 machte Heidi auf die Veranstaltung Pestizide in der Landwirtschaft: Notwendiger Pflanzenschutz oder Umwelt- und Gesundheitsgefahr? vom 3.11.20 aufmerksam, welche online stattfand. Hier nun der Bericht der Veranstalter Deutschen Akademie der Technikwissenschaften (acatech):

„Für die einen sind Pestizide notwendiger Pflanzenschutz, für die anderen giftige Chemikalien. Doch was wissen wir genau über die Risiken für Mensch und Umwelt, die mit dem Einsatz von Agrochemie einhergehen können? Wo kann der Einsatz sinnvoll sein und wo nicht? Was muss auf politischer Ebene in Deutschland, aber auch in Europa passieren? Diese Fragen diskutierten VertreterInnen von Fachverbänden, Unternehmen und Verwaltung bei acatech am Dienstag, 2.11.20. Die Veranstaltung fand in Zusammenarbeit mit dem oekom e.V. statt.

Das Thema ist hochaktuell: nachdem die EU mit der „Farm to Fork“-Strategie kürzlich das Ziel ausgegeben hat, den Einsatz von Pestiziden mit höherem Risiko bis 2030 zu halbieren, sind Industrie, Politik und Landwirtschaft nun gefordert. Ebenso macht die am 3.11.20 veröffentlichte Publikation des WBGU (Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen) mit dem Titel „Landwende im Anthropozän“ deutlich, dass ein Umdenken im Agrarsektor notwendig ist.

Die richtige Balance zwischen Industrie, Landwirtschaft und Gesetzgebung auf der einen und gesellschaftlichen Anforderungen auf der anderen Seite nahm Martin Schäfer von der BASF in seinem Vortrag in den Blick. Zunächst stellte er heraus, dass ein gezielter Einsatz von Pflanzenschutzmitteln es Landwirten ermögliche, die Produktivität in ihren Betrieben zu erhöhen. Dies bringe sie in die Lage auf dem globalen Markt konkurrenzfähig zu sein. Später ging Martin Schäfer auf Kritik am Pestizideinsatz ein und verwies auf die hohen Zulassungsanforderungen: neben einer hohen Wirkungssicherheit müssten Pestizide unter anderem ein günstiges toxikologisches Profil besitzen und schnell abbaubar sein. Durch zahlreiche Zulassungsschritte und Überprüfungen dauere es deswegen etwa elf Jahre, bis ein neuer Wirkstoff auf dem Markt kommt.

Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln trage nicht zur weltweiten Hungerbeseitigung bei, war die zentrale Aussage von Peter Clausing, Toxikologe und Experte für das Pestizid Aktions-Netzwerk PAN. Dies habe das Grossexperiment der „Alliance for a Green Revolution in Africa“ gezeigt. Ein auf den Einsatz von Pestiziden verzichtender, agrarökologischer Anbau sei daher eine sinnvolle Alternative. Allerdings könne auch mit diesem Modell die Welternährung nur dann sichergestellt werden, wenn bei den Ernährungsgewohnheiten angesetzt und das Wegwerfen von Lebensmitteln verhindert werde. Peter Clausing ging in seinem Vortrag auch auf die gesundheitlichen Risiken des Pestizideinsatzes ein: Neben akuten Vergiftungen könnten auch chronische Krankheiten die Folge sein. Ein Problem bei der Risikobewertung sei, dass das Zusammenspiel verschiedener Wirkstoffe unzureichend erfasst werde und die Zulassungsverfahren nicht transparent genug seien.

In einer anschliessenden Podiumsdiskussion fügte Martha Mertens vom Institut für Biodiversität hinzu, dass auch die ökologischen Auswirkungen von Pestiziden beachtet werden müssten. Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln trage zum Rückgang der Biodiversität bei. Klaus Gehring von der Landesanstalt für Landwirtschaft Bayern unterstrich die Rolle der Konsumenten für die Wende hin zu einer pestizidfreieren Landwirtschaft: Nur wenn diese mehr ökologisch produzierte Produkte nachfragen würden, sei es für Landwirte wirtschaftlich sinnvoll, ihren Betrieb umzustellen.

In der abschliessenden Diskussion mit dem Publikum wurde der Einsatz von Pestiziden weiter kritisch beleuchtet. Zudem wurde auf die Notwendigkeit hingewiesen, kleinbäuerliche regionale Landwirtschaft zu stützen. Auch die westlichen Ernährungsgewohnheiten (viel Fleisch und die dafür global angebauten und transportierten Futtermittel, lokal normalerweise nicht verfügbares Gemüse und Obst usw.) waren ein weiteres Thema. In diesem Zusammenhang wurde problematisiert, dass beispielsweise Pestizide in Südamerika eingesetzt werden, um Soja für den europäischen Markt in der Nutztierhaltung zu produzieren. Zuletzt wurden auch die Folgen des Klimawandels für den Einsatz von Pestiziden diskutiert, der wegen veränderter Wetter- und Anbaubedingungen extensiver ausfallen könnte. In seinem Schlusswort lobte acatech Präsident Dieter Spath den guten Austausch verschiedener Stakeholder und betonte die Wichtigkeit der fachlich fundierten Zusammenarbeit unterschiedlicher Interessensgruppen.“

Pestizide in der Landwirtschaft: Notwendiger Pflanzenschutz oder Umwelt- und Gesundheitsgefahr? Deutschen Akademie der Technikwissenschaften (acatech) vom 9.11.20

Heute noch anmelden für Online-Tagung „Pestizide in der Landwirtschaft – Notwendiger Pflanzenschutz oder Umwelt- und Gesundheitsgefahr?“, Heidis Mist vom 1.11.20

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Heute noch anmelden für Online-Tagung „Pestizide in der Landwirtschaft – Notwendiger Pflanzenschutz oder Umwelt- und Gesundheitsgefahr?“

1. November 2020

Für die Online-Tagung Pestizide in der Landwirtschaft – Notwendiger Pflanzenschutz oder Umwelt- und Gesundheitsgefahr? gilt eine Anmeldefrist bis 1.11.20. Der Hinweis eines Lesers kam etwas spät und Heidi hat die Dringlichkeit nicht sofort erkannt. Für Raschentschlossene reicht es noch! Das Programm verspricht eine interessante Veranstaltung. Sie ist gratis.

Organisiert wird die Tagung von der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften (acatech). Der einleitende Text lautet:

„Für die einen sind Pestizide notwendiger Pflanzenschutz in Zeiten gesteigerter Anforderungen durch Dürreernten und Schädlinge, für die anderen sind es giftige Chemikalien, welche die menschliche Gesundheit und die Balance von Ökosystemen durch den Verlust an Artenvielfalt und Bodenqualität gefährden. Die Beschreibungen könnten kaum unterschiedlicher sein und deswegen möchte acatech am Dienstag in Zusammenarbeit mit dem oekom e.V. an diesem Abend das Spannungsfeld rund um den Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft zusammen mit Vertreterinnen und Vertretern von Fachverbänden, Unternehmen und Wissenschaft beleuchten.

Fragen zum Thema sind unter anderem: Was wissen wir über Gefahren für Mensch und Umwelt, die mit dem Einsatz dieser Agrochemie einhergehen können? Was sind die Alternativen und deren Vor- oder Nachteile? Wo kann der Einsatz sinnvoll sein und wo nicht? Was muss auf politischer Ebene in Deutschland aber auch in Europa passieren, etwa bei der Gestaltung der Zulassungsverfahren?“

Datum: 3. November 2020 von 19.30 bis 21.00 Uhr
online via Zoom

Programm

Begrüssung:

  • Prof. Dr. Martina Schraudner, Mitglied des Vorstands acatech

Impulse/Podium:

  • Dr. Peter Clausing, Toxikologe und Experte für das Pestizid Aktions-Netzwerk PAN
  • Dr. Martha Mertens, Biologin, stv. Vorsitzende des wissenschaftlichen Beirats des BUND
  • Dr. Klaus Gehring, Arbeitsbereich Pflanzenschutz, Landesanstalt für Landwirtschaft Bayern
  • Dr. Martin Schäfer, Issue Management Agricultural Solutions, BASF

Moderation:

  • Dr. Manuel Schneider, oekom e.V.
  • Benjamin Zilker, acatech Geschäftsstelle

Pestizide in der Landwirtschaft – Notwendiger Pflanzenschutz oder Umwelt- und Gesundheitsgefahr? acatech

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Buchempfehlung: DAS GIFT und WIR

23. Oktober 2020
Kapitel 3 "Zukunft" des Buches DAS GIFT und WIR.

Kapitel 3 „Das Zukunftsbild“ des Buches DAS GIFT und WIR.

Auf dem Umschlag des Fachbuchs «DAS GIFT und WIR» steht: Wie der Tod über die Äcker kam und wie wir das Leben zurückbringen können. Beim Lesen dieses Satzes erinnerte ich mich an meine Kindheit. Wir füllten im Herbst die Hurden im Keller mit Äpfeln, Birnen und Kartoffeln. Diesen Vorrat kauften wir bei den Bauern nebenan. Gemüse und Beeren bauten die Eltern im Hausgarten an. Alles war giftfrei, ohne dass wir das «biologisch» genannt hätten. Und das saubere Trinkwasser für Haus, Stall und Dorfbrunnen kam von der Quelle im nahen Wald, für die schon mein Grossvater verantwortlich war. Ja, was ist geschehen? Und was können wir heute tun, um das Gift aus den Lebensmitteln, Böden, Gewässern und der Luft herauszuholen?

Der Umweltzustand und die Verschmutzung unserer Lebensgrundlagen mahnen uns, andere Wege einzuschlagen. Es gibt berechtigte Hoffnung, dass diese erfolgreich sein werden.

Grundlegende Veränderungen sind nötig

Im Buch «DAS GIFT und WIR» zeigen Fachleute aus Forschung und Praxis auf, wie die Landwirtschaft sich verändern muss, damit wir zusammen mit Flora und Fauna leben (überleben) können. Viele wertvollen Diskussionen laufen heute. Die Erkenntnis, dass eine rasche und grundlegende Veränderung stattfinden muss, ist aber noch nicht in der Politik ankommen. Dieses Buch kann dabei helfen.

Die Herausgeber Mathias Forster, Stiftungsrat und Geschäftsführer der Bio-Stiftung Schweiz, und Christopher Schümann, Mitinitiator des Bodenfruchtbarkeitsfonds, haben 450 Seiten mit wertvollen Informationen gefüllt. Mehr als 30 Fachleute beteiligten sich an diesem Buch, welches den BäuerInnen, GärtnerInnen und WinzerInnen gewidmet ist, die gelernt haben, wie man ohne synthetische Pestizide qualitativ hochwertige Lebensmittel erzeugen kann, und jenen, die gerade erst anfangen, das Bisherige in Frage zu stellen und nach neuen Wegen zu suchen.

Von der Gift-Realität in die Zukunft

Das Buch beginnt mit einem dreiteiligen Prolog, geschrieben von Corinne Lepage, Mathias Forster/Christopher Schümann und Eva Inderwildi.

Im ersten Teil „Das vergiftete Leben“ werden die bereits entstandenen Schäden sowie die bekannten und unbekannteren Risiken beschrieben. Autoren bzw. Gesprächspartner sind: Johann G. Zaller, Lars Neumeister, Joseph Amberger, Tanja Busse, Christian Stamm, Kurt Seiler, Peter Clausing, F. Hofmann/U.Schlechtriemen/N. Kohlschütter/R. Vögel, Martin Forter, André Leu und Edward Mitchell.

Im zweiten Teil „Das Panorama“ werden politische, rechtliche, wirtschaftliche und gesellschaftliche Aspekte des Einsatzes von synthetischen Pestiziden beleuchtet. Die folgenden Fachleute berichten über diese Themen: Helmut Burtscher-Schaden, Christopher J. Portier, Angeliki Lyssimachou/Martin Dermine, Ulrike Bickel, L. Gaberell/G. Viret/C. Hoinkes, Volkert Engelsmann und Rainer Weisshaidinger/Adrian Müller.

Im dritten Teil „Das Zukunftsbild“ kommen Praktiker zu Wort, bei denen Landwirtschaft ohne synthetische Pestizide bereits seit Jahren Alltag ist. Ihre Erfahrungen zeigen, dass auf Ackergift gut verzichtet werden kann, wenn die Bereitschaft vorhanden ist, von der Natur, von FachkollegInnen und ForscherInnen zu lernen, welche alternative Methoden der Schädlingsregulierung kennen und bei der Umstellung helfen können. Geschrieben oder Auskunft gegeben haben: Felix zu Löwenstein, Claudia Daniel, Andreas Bosshard, Bernd Kiechle, Christopher Schümann, Hans Braunwalder/Martin Ott, Roland Lenz, Peter Kunz, Bernward Geier, Vandana Shiva, Pawan Chamling, Urs Brändli, Sepp Braun, Peter Grossenbacher, Martin Ott, Martin von Mackensen, Sascha Damaschun, Bernward und Marin Geier, Bernward Geier, Hans Rudolf Herren, Martin Ott.

Verlustanzeigen

Bereichert werden die Fachinformationen durch zweiseitige Beschreibungen von Lebewesen, welche von der heutigen Landwirtschaft besonders betroffen sind. Sie sind aus den Wiesen und Feldern veschwunden, wurden durch Gifte getötet oder ihrer Beute beraubt. Die Lebensweise und die Gründe für die massive Abnahme dieser Arten zeigen exemplarisch das Verschwinden von Arten auf. 13 Beispiele: Der Baumweissling, der Rotkopfwürger, die Heideschrecke, die Bachforelle, die Feldlerche, der Schwalbenschwanz, die Felchen, der Rote Apollo, die Westliche Honigbiene, der Rote Scheckenfalter, die Turteltaube, die Grauschuppige Sandbiene und die Schwarze Mörtelbiene.

Weitere Informationen

Renate Künast, ehemalige Landwirtschaftsministerin in Deutschland, Buchpatin des Buches "Das Gift und wir".

Renate Künast, ehemalige Landwirtschaftsministerin in Deutschland, Buchpatin des Buches „Das Gift und wir“.

„Wir müssen ins Ende des Pestizidzeitalters einsteigen. Warum? Weil wir mit den Pestiziden und der Agrarindustrie einen Raubbau betreiben. Wir verschlechtern das Klima, wir reduzieren die Bodenfruchtbarkeit, wir haben massive Verluste der Artenvielfalt, so dass der natürliche Kreislauf, der ja Landwirtschaft ermöglicht, zerstört wird. Und deshalb: Dies Buch! Mit der Sprengkraft wie Der stumme Frühling von Rachel Carson. Ein Durchritt durch alle Implikationen des Pestizideinsatzes. Und danach weiss man, warum man regenerativ arbeiten muss und Agrarökologie das Stichwort ist.“

Video mit Renate Künast, Buchpatin von „Das Gift und wir“

Video: Das Gift und wir – Mathias Forster im Gespräch mit Florian Schwinn

„Sie finden sich überall: im Trinkwasser, im Gemüse, im Obst, im Getreide, in der Milch, im Bier – in vielen unserer Lebensmittel. Und in uns selbst: im Gewebe, im Urin, in der Muttermilch. Überall da, wo sie nicht hingehören und nicht hingelangen sollen, finden wir die giftigen Hinterlassenschaften der industrialisierten Landwirtschaft, die Rückstände der synthetischen Pestizide. Ihr weltweiter Einsatz ist zu einem gewaltigen Vernichtungsfeldzug geworden, der vielen Pflanzen und Tieren auf dem Land das Überleben unmöglich gemacht hat. Es ist höchste Zeit, das Gift von den Äckern zu verbannen und wieder mit der Natur und dem Leben zusammenzuarbeiten. Dieses Buch zeigt auf, wie die synthetischen Pestizide zur Bedrohung wurden und wie es ohne sie weiter gehen kann und muss.“

Weitere Informationen zum Buch und Leseprobe.

Aktivitäten der Bio-Stiftung Schweiz zur Bewusstseinsbildung für eine Landwirtschaft ohne synthetische Pestizide, Vortragsreihe.

Bestellung

Das Buch ist im Buchhandel erhältlich oder kann direkt bei der Bio-Stiftung bestellt werden:

Preis: 35,- CHF | 29,95 EUR plus Versandkosten
ISBN: 978-3-86489-294-3

info@bio-stiftung.ch

Heidi meint: «DAS GIFT und WIR» ist ein schön gestaltetes Fachbuch für alle, die sich „Zukunft“ wünschen. Eigentlich schade, dass so viel Geld in Gift-Forschung und -Monitoring sowie Produktion mit Giften fliesst.

23.10.20 HOME

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