Posts Tagged ‘Phosphor’

Zurück an den Phosphat-reichen Zugersee!

29. September 2022
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NaNa: „Das neue Wappen ist da!“

Heidi meint: „Nicht nur der Kanton Zug braucht ein neues Wappen … der Vollzug Gewässerschutz ist in zahlreichen Kantonen im Argen, und sogar das Trinkwasser an vielen Orten verschmutzt!“

Mit Phosphor verschmutzte Seen, z.B. Zugersee. Heidis Mist 15.9.22

Dazu passen die Gewässerschutzprojekte, Heidis schon etwas ältere Beiträge (1) bis (6) sind hier verlinkt:

Gewässerschutzprojekte: Sind sie nachhaltig? (6) Nitratprojekt Wohlenschwil. Heidis Mist 26.11.16

30 Jahre Sempachersee-Sanierung. Heidis Mist 28.12.13

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Mit Phosphor verschmutzte Seen, z.B. Zugersee

25. September 2022

Am 19.7.21 berichtete Heidi über die verschmutzten Flüsse in Grossbritannien Es stinkt: Landwirtschaft und Abwasser verschmutzen ALLE Flüsse in Grossbritannien. Heute früh eine Meldung in The Guardian: Chicken farm giant linked to River Wye decline was sued over water blight in US. Der Hühnerfarm-Riese Cargill, der mit der Abnahme der Qualität des Flusses Wye in Verbindung gebracht wird, wurde in den USA wegen Wasserverschmutzung verklagt, und zwar wegen des gleichen Verschmutzungsproblems, mit dem er jetzt im Vereinigten Königreich in Verbindung gebracht wird. Es wird behauptet, dass grosse Mengen an Dung von Hühnerfarmen in den Fluss Wye gespült werden und das Wasser mit einem übermässigen Phosphatgehalt verseuchen. Phosphor fördert das Wachstum von Algenblüten.

Das erinnert Heidi an die verschmutzten Seen in der Innerschweiz, die seit Jahrzehnten mit Phosphor überdüngt sind wegen der hohen Tierbestände: Schweine und Rindvieh. Sie werden zum Teil ebenso lange auf Kosten der Steuerzahlenden belüftet, was keine wirklich nachhaltige Massnahme ist.

Zugersee: Jahrzehntelanger Bauernwiderstand gegen die Sanierung

SRF berichtete am 14.9.22: Hohe Phosphorbelastung Zu viel Gülle im Zugersee – Kanton nimmt Bauern in die Pflicht. Der Titel tönt zwar zielorientiert, aber die Geschichte ist lange, lange lange… viel zu lange! Weiter heisst es: „Der Zugersee ist überdüngt. Das ist schlecht für den See und tödlich für die Fische. Jetzt greift der Kanton Zug durch. Von den grossen Schweizer Seen ist der Zugersee der nährstoffreichste…  Das Problem ist schon lange bekannt, doch griffige Lösungen fehlten. Bis jetzt: Vor Kurzem hat der Kanton Zug mitgeteilt, was zu tun ist. Bauern, die ihre Felder rund um den Zugersee haben, erhalten strengere Vorschriften, wie viel Gülle sie ausbringen dürfen.“ Die Bauern reagieren genervt. „… Auch mit den neuen Regeln für die Bauern dauert es noch lange, bis der Zugersee wieder gesund ist. «Das ist ein Generationenprojekt», so Michael Vogel vom Amt für Umwelt. Als Zeithorizont nennt er das Jahr 2070.“

Es gab griffige Lösungen!!!!

Heidi weiss, dass die folgende Aussage nicht stimmt: „doch griffige Lösungen fehlten“.

  • Der Zuströmbereich hätte seit 1999 bezeichnet werden müssen.
  • 2016 lag ein Sanierungskonzept vor, an dem eine Mitarbeiterin des Amts für Umwelt ein ganzes Jahr gearbeitet hatte.
  • Flugs wurde das Konzept von Bauernseite gekippt.
  • 2016 hatte der Kanton einen Zuströmbereich bezeichnet; dieser wurde kurz darauf aufgehoben, auf Druck der politisch mächtigen Bauernschaft.
  • Danach wurde dem Zuger Bauernverband der AUFTRAG erteilt, ein (schmerzloses) Projekt (ausserhalb des Bundesrechts) zu erarbeiten.
  • Weitere fünf Jahre vergingen bis man im Kanton Zug erkannte, dass ein solches Projekt nicht möglich ist.
  • Auch merkte man im Kanton Zug, dass der Kanton längst hätte dafür sorgen müssen, die notwendigen Massnahmen zur Sanierung des Zugersees zu ergreifen gemäss Art. 47 der Gewässerschutzverordnung, der da lautet:
    Art. 47 Vorgehen bei verunreinigten Gewässern
    1
     Stellt die Behörde fest, dass ein Gewässer die Anforderungen an die Wasserqualität nach Anhang 2 nicht erfüllt oder dass die besondere Nutzung des Gewässers nicht gewährleistet ist, so:
    a. ermittelt und bewertet sie die Art und das Ausmass der Verunreinigung;
    b. ermittelt sie die Ursachen der Verunreinigung;
    c. beurteilt sie die Wirksamkeit der möglichen Massnahmen;d. sorgt sie dafür, dass gestützt auf die entsprechenden Vorschriften die erfor­derlichen Massnahmen getroffen werden.
    2 Sind mehrere Quellen an der Verunreinigung beteiligt, so sind die bei den Verur­sachern erforderlichen Massnahmen aufeinander abzustimmen.
  • Seit 2008 hätte die Düngungs-Einschränkung nach Direktzahlungsverordnung (DZV) umgesetzt werden müssen, wenn der Kanton nicht auf Amtsverweigerung gemacht hätte. Die Bauern hätten also – wenn es rechtmässig zugegangen wäre – seit 15 Jahren die P-Düngung gemäss DZV-Vorschrift auf 80% einschränken müssen. Sie haben somit vom Kanton 15 Jahre lang ein Geschenk erhalten, das dem Ökologischen Leistungsnachweis (ÖLN) widerspricht. Und weil das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) im Kanton Luzern bis heute seine eigene DZV, Anhang 1 Ziffer 2.1.6 nicht korrekt anwendet, gilt die Düngungseinschränkung bis 2026 nur auf 90% und nicht auf 80%. Erst ab 2026 will das BLW die DZV gemäss dem effektiven Wortlaut anwenden. Also noch einmal ein Zusatzgeschenk.
  • Und wenn Anhang 2.6 Ziffer 3.1 Absatz 1 Buchstabe a der Chemikalien-Risiko-Reduktions-Verordnung (ChemRRV) effektiv umsetzen würde (Berücksichtigung der im Boden vorhandenen Nährstoffe bei der Düngung), dann müsste auf mit P überversorgten Böden sogar die P-Düngung auf Null gesenkt werden. Also noch ein Zusatzgeschenk an die Verursacher von überdüngten Böden bzw. Seen.
  • Stattdessen durften die Bauern im Einzugsgebiet des Zugersees während 25 Jahren (seit Einführung der DZV) ganz offiziell selbst auf überversorgten Böden jedes Jahr bis zu 110% des P-Bedarfs düngen gemäss dem erlaubten 10%-Fehlerbereich, der selbstverständlich nur gegen oben gilt. Jahr für Jahr Fortsetzung der Überdüngung während 25 Jahren erlaubt, so dass offiziell mit „ökologischem Leistungsnachweis“ seit 1997 die P-Überversorgung dieser Böden um bis zu 250% eines jährlichen P-Bedarfs weiter ansteigen durfte. Geschenk über Geschenk… von den Behörden.

Nach 25 Jahren Nicht-Vollzug des Umweltrechts …

… finden die Bauern die Massnahmen eine Zumutung. Dies obwohl das Umweltrecht jetzt nur teilweise zum Vollzug kommt. Was sagen wir betroffene Steuerzahlende dazu?

Oh du heiliger Mist!

7. September 2022
Naturschutzgebiet Ibergeregg: Heidis Misthaufenblick hat sofort weiter oben am Weg ...

Naturschutzgebiet Ibergeregg: Heidis Misthaufenblick hat sofort weiter oben am Weg …

... den Misthaufen entdeckt, an wunderschöner Aussichtslage.

… den Misthaufen entdeckt, an wunderschöner Aussichtslage.

Wieder einmal sind die geöffneten Tabs in Heidis Browser so zahlreich, dass sie fast nicht weiss wo anfangen. Eigentlich wollte sie das Drama des ausgetrockneten UNESCO-Naturerbes Coto de Doñana thematisieren und den Marche funèbre von Chopin verlinken. Seit mehr als zehn Jahren schreibt sie immer wieder über die wasserverschleissenden Erdbeeren, Himbeeren usw., bio und konventionell, die wir aus diesem Gebiet auch mitten im Winter beziehen, angeblich nachhaltig.

Am Sonntag sind Fotos von einem illegal gelagerten Misthaufen im Naturschutzgebiet Ibergeregg SZ eingetroffen und am Tag darauf ein Blog-Beitrag von Martin Sager, Direktor des Schweizerischen Vereins des Gas- und Wasserfaches (SVGW), mit dem Titel Heiliger Mist.

Auch wenn die Zahl der illegal gelagerten Misthaufen stark rückläufig ist, so ist es die Menge der umweltschädlichen Dünger nicht. Ammoniak-Emissionen belasten nicht nur unsere Gesundheit, sondern auch den Wald, Naturschutzgebiete, naturnahe Flächen … und Stickstoff und Phosphor verschmutzen Gewässer und Grundwasser. So ist es denn an der Zeit, dieses leide Thema in den Vordergrund zu stellen. Hinzu kommen die Pestiziden und deren Metaboliten im Wasser.

Über Misthaufen hat Heidi schon viel geschrieben, sie sind selbstredend. Das Verschmutzungsproblem Dünger ist weiterhin ungelöst.

Hier sei nur der Lead von Sagers Blog-Beitrag veröffentlicht, den vollständigen Kurzbeitrag lesen Sie am besten bei Aqua & Gas:

„Obwohl seit 1998 mit Artikel 62a des Gewässerschutzgesetzes substanzielle Mittel in Massnahmen der Landwirtschaft zur Senkung von übermässigen Gewässerbelastungen durch Nitrat, Phosphor und Pflanzenschutzmittel fliessen, ist die Verunreinigung des Grundwassers mit Nährstoffen kaum zurückgegangen. Gleichzeitig werden alle konkreten Massnahmen, die den Einsatz von Gülle und Dünger reduzieren wollen, im Parlament torpediert.“

Heiliger Mist. Martin Sager, SVGW, Aqua & Gas

Wie moderne Lebensmittel ihre Nährstoffe zurückgewinnen können

7. Mai 2022
Heidis Spinat

Heidis Spinat

Rachel Lovell schrieb für BBC einen aufschlussreichen Beitrag über unser Ernährungssystem: How modern food can regain its nutrients. Heidi hat daraus ein paar Abschnitte mithilfe von DeepL übersetzt. Wenn Sie Zeit haben, lesen Sie den ganzen wichtigen Beitrag auf Englisch.

Die Grundnahrungsmittel im Supermarkt sind grösser, saftiger und attraktiver geworden. Aber ihr Nährstoffgehalt hat damit nicht Schritt gehalten. Um die gesündesten Lebensmittel anzubauen, müssen wir erst einmal verstehen, was wir in sie hineinstecken.

Geringerer Nährwert seit 1950

Der Nährwert einiger beliebter Gemüsesorten, von Spargel bis Spinat, ist seit 1950 erheblich gesunken. Eine US-Studie aus dem Jahr 2004 ergab, dass der Gehalt an wichtigen Nährstoffen in einigen Gartenkulturen um bis zu 38% niedriger ist als noch Mitte des 20. Jahrhundert. Im Durchschnitt der 43 untersuchten Gemüsearten sank der Kalziumgehalt um 16%, der Eisengehalt um 15% und der Phosphorgehalt um 9%. Bei den Vitaminen Riboflavin und Ascorbinsäure war ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen, während der Proteingehalt leicht zurückging. Ähnliche Rückgänge wurden auch bei den Nährstoffen in Weizen beobachtet. Was ist passiert?

Während die Grüne Revolution dazu beitrug, den Hunger in der Welt zu bekämpfen, haben wir es heute mit einem globalen Lebensmittelsystem zu tun, das in einigen Fällen darauf ausgelegt ist, Kalorien und kosmetische Perfektion zu liefern, aber nicht unbedingt Nährstoffe. Dies trägt zu einem Phänomen bei, das als „versteckter Hunger“ bekannt ist: Die Menschen fühlen sich satt, sind aber möglicherweise nicht gesund, weil ihr Essen viele Kalorien, aber wenig Nährstoffe enthält. Es mag zunächst widersinnig klingen, aber übergewichtige Menschen können einen Nährstoffmangel aufweisen. Kann man also die Nährstoffqualität unserer Lebensmittel wiederherstellen?

Bodengesundheit fördern

Forschungsresultate deuten darauf hin, dass je mehr Pilze und Mikroben im Boden aktiv sind, desto besser können die Nährstoffe in die Pflanzen und in unsere Lebensmittel gelangen. Mit anderen Worten: Ein Boden, in dem es von Pilzen und Bakterien nur so wimmelt, ist besser in der Lage, Nährstoffe in eine Form aufzuspalten, welche die Pflanzen leichter aufnehmen können.

Der Einfluss von Mykorrhizapilzen ist so gross, dass er kommerziell genutzt wird, um die Produktivität von Pflanzen zu verbessern. Wenn dieses kommerziell hergestellte Pulver zur Beschichtung von Wurzeln oder Saatgut verwendet wird, haben die daraus resultierenden Auswirkungen auf die Ernteerträge einige Landwirte dazu veranlasst, diese bemerkenswerten Pilze künstlichen Agrochemikalien vorzuziehen.

Der US-amerikanische Landwirt Cory Atley bewirtschaftet 8’000 Hektar Mais- und Sojabohnenanbaufläche in Ohio und hat den Einsatz von Inokulanzien getestet: „Wir versuchen wirklich, uns auf die Bodengesundheit zu konzentrieren, und wenn man den Aspekt der Bodengesundheit in den Griff bekommt, wird sich das auf die Pflanzengesundheit auswirken. Wir verwenden immer noch synthetischen Dünger, aber immer weniger, etwa 25% weniger. Wir versuchen, mehr von dem aufzubrechen, was bereits in unserem Boden vorhanden ist, anstatt dem Boden ständig mehr hinzuzufügen.“

Landwirte für Nährstoffertrag bezahlen

Was wir brauchen, ist ein Lebensmittelproduktionssystem, das den Nährstoffgehalt von Lebensmitteln überwacht und allgemein vergleichbar macht, und ein Handelsmodell, das den Nährstoffgehalt über alles andere stellt. „Die Landwirte müssen für den tatsächlichen Nährstoffertrag bezahlt werden, nicht nur für die Masse der Produkte. Das derzeitige Modell, bei dem pro Tonne Getreide bezahlt wird, ist aus Sicht der menschlichen Gesundheit nicht sinnvoll“, sagt McGrath, Professor für Boden- und Pflanzenwissenschaften bei Rothamsted Research in England.

Der Beitrag schliesst mit dem Hinweis, dass Zusammenhänge zwischen Ernährung und Landwirtschaft komplex sind und vieles noch nicht vollständig verstanden ist. Es brauche noch mehr Forschung. Aber angesichts von mehr als zwei Milliarden Menschen weltweit, die von Mikronährstoffmangel betroffen sind, könnte die Verfolgung der Spur der Nährstoffe sehr viel Gutes bewirken.

Weitere Verluste in der Lebensmittelindustrie

Heidi meint: „Zusätzlich zu diesem Verlust gehen bei der Herstellung von verarbeiten Lebensmittel weitere Nährstoffe verloren, z.B. Backwaren. Heidi kauft Getreidekörner und mahlt sie unmittelbar vor dem Brotbacken. Solches Brot ist aromatischer und nährstoffreicher. Wenn die nährstoffreichen Keimlinge in einer industriellen Mühle auch vermahlen würden, dann wäre das Mehl nicht lange haltbar.“

Mykorrhiza in der Schweiz

Etwa 80% aller Landpflanzen können mit arbuskulären Mykorrhiza-Pilzen in Symbiose leben und so z.B.  ihre Versorgung mit Phosphor sichern. Das ist besonders wichtig, da weltweit die Phosphorvorräte am Versiegen sind.

Im Schweizer Biolandbau sind Mkorrhiza längst ein Thema, genauso wie die Bodengesundheit. Das ist wichtig, da keine Mineraldünger eingesetzt werden dürfen. Auf der Hilfsmittelliste 2022 für den biologischen Landbau in der Schweiz sind drei Mykorrhiza-Produkte aufgeführt.

Ein Anwendungsbeispiel zeigt das Forschungsinstitut für Biologischen Anbau (FiBL): Vielerorts sind Hochstammobstbäume im besten Ertragsalter mit abgestorbenen Ästen und Trieben, wenig Zuwachs oder abgehende Bäume anzutreffen. Die Ursachen sind vielfältig. Eine oberflächliche Düngung ist für Bäume oft wenig zielführend. 2018 wurden in einem Versuch mit einem Bodenrevitalisierungsgerät spezifische Mykorrhiza-Pilzsporen und Bakterienstämme zugeführt, kombiniert mit einer physikalischen Bodenlockerung durch Einpumpen von Luft in den Wurzelraum der Bäume. Mit der Erhöhung der Artenvielfalt an Mykorrhizen und Bakterien, welche sich gegenseitig positiv beeinflussen, soll die Nährstoffverfügbarkeit erhöht und das Wurzelwachstum verbessert werden.

Andermatt Biocontrol, der Schweizer Pionier im biologischen Pflanzenschutz, schreibt über die Wirkungsweise von Lalrise Max, einem Produkt, das keimfähige Sporen von Arbuskulären Mykorrhiza-Pilzen enthält: Mykorrhiza-Pilze (Glomus intraradices) gehen mit der Pflanzenwurzel eine symbiotische Beziehung ein. Dies ermöglicht eine bessere Erschliessung der Nährstoffe und des Wassers im Boden und beeinflusst die Bodenstruktur. Der positive Einfluss auf das Pflanzenwachstum ist vor allem bei mehrjährigen Kulturen sichtbar. Die stressbedingte Schwächung von Kulturpflanzen an Extremstandorten kann deutlich reduziert werden.

Schweizerischen Sammlung von Mykorrhizapilzen

Das Interesse an diesen Pilzen hat von Seiten der Forschung sowie der Industrie und der Öffentlichkeit in den letzten Jahren stark zugenommen. Aus diesem Grund ist die landwirtschaftliche Forschungsanstalt Agroscope am Aufbau einer schweizerischen Sammlung von Mykorrhizapilzen, um Anwender, Produzenten und Forscher mit verschiedensten Mykorrhizapilzen bedienen zu können.

Das Agroscope-Service-Center für Mykorrhizapilze bietet eine Reihe von Dienstleistungen an:

  1. Bestimmung der Mykorrhiza-Arten und der Sporendichten
  2. Qualitätskontrolle von kommerziellem Mykorrhiza-Inokulum
  3. Bestimmung des Wurzelbesiedlungsgrads und des Infektionspotentials der Kulturpflanzen mit Mykorrhizapilzen.
  4. Verkauf von Mykorrhizainokulur

Die landwirtschaftliche Beratungszentrale Agridea hat ein Merkblatt über Mykorrhiza herausgegeben: Bauer sucht Pilz – Eine fruchtbare Beziehung. Die Bedeutung der Mykorrhizapilze für die Landwirtschaft verstehen – Massnahmen zur Förderung kennenlernen.

HobbygärtnerInnen setzen ebenfalls Mykorrhiza-Pilze ein.

Mykorrhiza in Deutschland und Österreich

Auch in Deutschland und Österreich werden Mykorrhizapilze erforscht. Die Resultate sind erfolgversprechend. Ein Beispiel: 2014 konnten Wissenschaftler der Universität für Bodenkunde Wien (BOKU) eher per Zufall einen Zusammenhang zwischen dem Befall von Blattläusen und dem Vorhandensein von Regenwürmern nachweisen. Blattläuse stehen demnach in funktioneller Beziehung zu Regenwürmern im Boden. Die Forscher sehen dabei auch einen Zusammenhang mit den Mykorrhizapilzen, wobei die Pflanze als eine Art Vermittler zwischen der Ober- und Unterwelt fungiert.

How modern food can regain its nutrients. Rachel Lovell, BBC

Die Geschichte vom aromatischen Brot. Heidis Mist 26.5.21

Landwirtschaft mit der Natur. Regenerative Landwirtschaft Diese Bauern produzieren ohne Pestizide. Netz Natur vom 10.12.20

Baumrevitalisierung mit Mykorrhizapilzen und Bakterien. BIOaktuell 24.6.19

Soziales Netzwerk im Boden. Medienmitteilung Agroscope 3.12.9

Schweizerische Sammlung für Arbuskuläre Mykorrhizapilze (SAF). Agroscope

Faszination Regenwurm. Bodenfruchtbarkeitsfonds

Symbiose sorgt für Phosphor – Ein Pilz wirft pflanzliche Protonenpumpe an. Pflanzenforschung.de 4.6.14

Frühling ??????? ??????? ??????? ??????? ??????? ??????? ??????? ??????? ??????? ?

Dear Scientist and Friend in Kyiv. While the war continues in your country, the first daffodils are blooming in some places here. There are meadows full of gentian and daffodils. I wish you peace. Heidi

Dear Scientist and Friend in Kyiv. While the war continues in your country, the first daffodils are blooming in some places here. There are meadows full of gentian and daffodils. I wish you peace. Heidi

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Luzern verweigert dringende Schritte für die Umwelt

13. März 2021
Schilfgürtel am Sempachersee. Seit Jahrzehnten wird der See mit Steuergeldern künstlich am Leben gehalten. Die Landwrtschaft "darf" weiterhin ungestraft verschmutzen.

Schilfgürtel am Sempachersee. Seit Jahrzehnten wird der See mit Steuergeldern künstlich am Leben gehalten. Die Landwrtschaft „darf“ weiterhin ungestraft verschmutzen.

52’830’427 Franken Bundesgelder für Luzerner Seen

Im Rahmen der „Gewässerschutzprojekte“ nach Art. 62a des Gewässerschutzgesetzes zahlten wir von 1999 bis 2019 über die Bundessteuern an die „Sanierung“ der drei Luzerner Seen Sempachersee, Hallwilersee und Baldeggersee Ökologische Direktzahlungen (!!!) von total 52’830’427 Franken.

Auch die Luzerner SteuerzahlerInnen haben viel Geld in die „Nichtsanierung“ der Seen gesteckt. Hinzu kommen Gemeindebeiträge. Wie viele Steuergelder hat Agroscope für die Überdüngungsforschung an den innerschweizer Seen ausgegeben? Sogar das BLW wollte das Gülleregime längst verschärfen. Aber es geschieht einfach nix! Einfach nix! Wozu sind Gesetze da? Und Direktzahlungen fliessen, fliessen, fliessen … Wie unendlich geduldig sind wir? Zahlen, zahlen, zahlen …

Medieninformation BirdLife Luzern, Pro Natura Luzern und WWF Luzern vom 11.3.21:

Die Luzerner Regierung weist die Aufsichtsbeschwerde der Umweltorganisationen zurück und entscheidet sich damit bewusst dafür, weiterhin Umweltgesetze zu verletzen, Lebensräume zu zerstören und die Gesundheit der Bevölkerung aufs Spiel zu setzen. «Wir sind fassungslos, dass der Kanton noch immer nicht erkennt, dass er dringend handeln muss», sagt Katja Dürst von Pro Natura Luzern.

Die beschwerdeführenden Organisationen prüfen nun weitere Schritte. Im Kanton Luzern gelangen seit Jahrzehnten viel zu viel Ammoniak und  Phosphor aus der Landwirtschaft in die Umwelt. Dennoch setzt das zuständige Bau-, Umwelt- und Wirtschaftsdepartement BUWD nicht genügend griffige Massnahmen durch. Die vom Departement verabschiedeten Ziele zur Ammoniak- und Phosphor-Reduktion reichen bei weitem nicht aus, um die Umwelt zu entlasten und die auf Bundesebene gesetzlich verankerten Umweltziele zu erreichen. Die kantonalen Verbände von Pro Natura, WWF und BirdLife sowie Ärztinnen und Ärzte für Umweltschutz AefU hatten deshalb im August zusammen mit ihren nationalen Organisationen beim Gesamtregierungsrat eine Aufsichtsbeschwerde gegen das BUWD eingereicht. Die Organisationen forderten, dass der Kanton weitere Massnahmen ergreift oder allenfalls zusammen mit dem Bund einen Notfallplan zwecks Gesetzesvollzug erarbeitet.

Heute (11.3.21) hat der Regierungsrat als Antwort auf die Aufsichtsbeschwerde kommuniziert, dass die definierten Ziele ausreichen würden. Dass die Chance nicht genutzt wird, um gegenüber der Gesamtbevölkerung sicherzustellen, dass die gesetzlichen Rahmenbedingungen eingehalten werden, bedauern wir sehr», sagt Tamara Diethelm vom WWF Luzern. Die Umweltorganisationen prüfen deshalb weitere Schritte.

Der Status Quo ist fatal für Mensch und Umwelt

«Die Auswirkungen der Landwirtschaft auf die Umwelt sind sehr ernst, betont Maria Jakober von BirdLife Luzern: «Die Biodiversität etwa ist nicht zuletzt aufgrund negativer Auswirkungen der Landwirtschaft bereits besorgniserregend zurückgegangen.» Die Probleme sind im Kanton Luzern noch gravierender als in anderen Regionen der Schweiz (siehe Fakten unten). Deshalb wäre ein entschiedeneres Handeln der Regierung angezeigt. «Die Massnahmen, die der Kanton für die nächsten Jahre in Aussicht stellt, reichen nicht», bilanziert Daniel Ess von Ärztinnen und Ärzte für Umweltschutz: «Der Kanton gefährdet damit die Umwelt, unsere Gesundheit und das Leben künftiger Generationen.»

Die Fakten

97% des Ammoniaks, das im Kanton Luzern in die Umwelt gelangt, stammt aus der Landwirtschaft. Die Grenzwerte von Ammoniak, das über die Luft Wälder und ökologisch wertvolle Lebensräume überdüngt, werden gebietsweise um einen Faktor zwei bis drei überschritten. Die mit Phosphor überversorgten Böden sind einerseits eine auf die Landwirtschaft zurückzuführende Altlast, andererseits eine Folge der ungenügend eingeschränkten Düngevorgaben. Mit jedem Regen wird das übermässig vorhandene Phosphor ausgewaschen und in die Mittellandseen geschwemmt. Diese Probleme sind im Kanton Luzern besonders ausgeprägt, da hier seit Jahrzehnten überdurchschnittlich viele Nutztiere gehalten werden – mehr, als der Boden und die Umwelt ertragen. Die Umweltverbände fordern deshalb seit Jahren auch eine Reduktion der Nutztierbestände.

Die Folgen der Emissionen sind gravierend: Die durch das Ammoniak über die Luft gedüngten Wiesen und Weiden verarmen, Magerwiesen und Moore werden schleichend zerstört, die Biodiversität nimmt ab. Die Wurzeln von Bäumen werden geschwächt, gleichzeitig wachsen die Bäume schneller. Die Wälder verlieren so ihre Stabilität und Schutzfunktion. Ammoniak in der Luft ist nicht zuletzt auch für den Menschen gesundheitlich bedenklich, Asthma oder Lungenkrankheiten über Feinstaubbildung sind die Folgen.

Die hohen Phosphor-Einträge belasten den Sempachersee, den Baldeggersee und den Hallwilersee seit Jahrzehnten. Algenwachstum, Sauerstoffmangel und Fischsterben sind die Folgen. Die Seen müssen deshalb seit bald 40 Jahren «beatmet» werden, finanziert mit Steuergeldern.

BirdLife Luzern

Pro Natura Luzern

WWF Luzern

Aufsichtsbeschwerde der Umweltorganisationen gegen den Kanton Luzern. Heidis Mist 31.8.20

30 Jahre Sempachersee-Sanierung

Gewässerschutzprojekte: Sind sie nachhaltig? (1) Nitratprojekte Kanton Aargau, Heidis Mist 20.6.15

Gewässerschutzprojekte: Sind sie nachhaltig? (2) Nitratpilotprojekt Gäu Kanton Solothurn, Heidis Mist 24.7.15

Gewässerschutzprojekte: Sind sie nachhaltig? (3) Phosphorprojekte Sempachersee & Co., Heidis Mist 30.7.15

Gewässerschutzprojekte: Sind sie nachhaltig? (4) TOTAL Bundesbeiträge bis Ende 2014, Heidis Mist 6.8.15

Gewässerschutzprojekte: Sind sie nachhaltig? (5) Pflanzenschutzmittel, «le Boiron des Morges» (VD), Heidis Mist 2.10.15

Gewässerschutzprojekte: Sind sie nachhaltig? (6) Nitratprojekt Wohlenschwil. Heidis Mist 26.11.16

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Schweizer Landwirtschaft ohne Saatgut und Pestizide?

29. Dezember 2020
Heidis Versuch, das Suisse Garantie Signet zu aktualisieren.

Heidis Versuch, das Suisse Garantie Signet zu aktualisieren.

Wenn es um Saatgut geht, dann dominieren die gleichen Firmen wie bei den Pestiziden: Syngenta (China) und Bayer (Deutschland), hinzu kommt CORTEVA (USA). CORTEVA agriscience entstand im Frühling 2019 durch Abspaltung des Bereichs Landwirtschaft von DowDupont. Der Name leitet sich ab von „Herz“ und „Natur“ (kohr-‚teh-vah), wie CORTEVA in der Medieninformation vom 6.3.19 erklärt.

Betrachtet man die „Zutaten“ bzw. die Basis, die es braucht, um Schweizer Landwirtschaft zu betreiben, dann ist der Selbstversorgungsgrad der Schweiz fast vernachlässigbar klein. Zur Saatgut-Abhängigkeit von den Weltfirmen kommt das aus den Niederlanden oder Nordafrika importierte Pflanzgut hinzu. Auch ein wesentlicher Teil der Pestizide und Dünger werden importiert, nicht zu reden vom Auslaufmodell-Phosphor!

Über diese Abhängigkeiten wurde seit Jahren informiert, nur hört es niemand und ein wesentlicher Teil der Landwirtschaft, Industrie und Politik versteckt sich aktuell hinter der Mär der nötigen Pestizide statt sich um die wirklichen Probleme zu kümmern wie Auslandabhängigkeit, Umweltverschmutzung, Biodiversitätsverlust, Gesundheit …

Schweizer Landwirtschaft ohne Pestizide? Heidis Mist vom 28.12.20

Die Schweiz ist den Saatgut-Konzernen ausgeliefert. Kurt Marti, Infosperber vom 1.8.18.

Die Saatgut-Konzerne diktieren unsern Speisezettel. Kurt Marti, Infosperber vom 20.9.18.

CONCENTRATION OF MARKET POWER IN THE EU SEED MARKET. IVAN MAMMANA, STUDY COMMISSIONED BY THE GREENS/EFA GROUP IN THE EUROPEAN PARLIAMENT. Januar 2014

Corteva™ Separates from DowDuPont to Form Leading Pure-Play Agriculture Company. Medieninformation CORTEVA vom 6.3.19

29.12.20 HOME

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Tierhaltung: Ziemlich beschissen!

11. Dezember 2020

Mag sein, dass das Thema „Ammoniak, Feinstaub …“ regelmässige LeserInnen von Heidis Mist fast etwas langweilt, aber es ist so wichtig, dass man nicht genug darüber berichten kann. Bereits zwei Monate nach Blog-Start am 24.7.10 titelte Heidi Ammoniak-Emissionen reduzieren. Und was ist heute? Keine Besserung in Sicht! NaNa hat Heidi mit einem Cartoon und Links einen Stups gegeben … also hier gibt es neue Informationen.

In der Schweiz gelangt nach wie vor zu viel Stickstoff und Phosphor in die Umwelt. Kritische Belastungsgrenzen für Stickstoffeinträge in die Umwelt sind vielerorts deutlich überschritten. Vor allem die Stickstoff- und Phosphorüberschüsse der Landwirtschaft und die Stickstoffemissionen des Verkehrs belasten die Umwelt und beeinträchtigen die Biodiversität, die Luft, die Gewässer- und Trinkwasserqualität sowie die Waldfunktionen stark. Zudem verstärken sie den Klimawandel und beeinträchtigen die menschliche Gesundheit.

Ursachen wie auch Auswirkungen der übermässigen Einträge sind wissenschaftlich seit Jahrzehnten gut dokumentiert. Allerdings ist kaum eines der diesbezüglichen vom Bundesrat verabschiedeten Reduktionsziele erreicht. Sollen die negativen Effekte auf die Biodiversität und Ökosystemleistungen verringert werden, sind die Ursachen für die übermässigen Einträge dringend anzugehen. Dieses Faktenblatt zeigt hierzu Handlungsansätze auf.

Seit Jahrzehnten scheitert unsere Landwirtschaft daran, ihre Stickstoffüberschüsse zu senken.

… Was Pflanzen und Böden nicht aufnehmen können, landet in der Umwelt. Als Ammoniak in der Luft zum Beispiel, wo er Feinstoff bildet, der Menschen krank machen kann.

Der Wind bläst den Stickstoff in natürliche Ökosysteme und sogar Naturschutzgebiete: 90 Prozent der Waldflächen, fast alle Hochmoore sowie ein Drittel aller Trockenwiesen sind mit Stickstoff überdüngt.

Ammoniak – Alptraum ohne Ende, SRF ECO vom 7.12.20

Die Schweizer Landwirtschaft produziert zu viel Ammoniak. Erlaubt wären 25’000 Tonnen pro Jahr, tatsächlich sind es über 40’000. Ammoniak schädigt die Umwelt massiv und kostet die Allgemeinheit jedes Jahr hunderte Millionen von Franken. Die neue Agrarpolitik «AP22+», will den Missstand abschaffen. Doch das Parlament klemmt.

Heidi meint: „Viel wurde schon über dieses Problem geschrieben, gesagt, gefilmt, doch die Politik hört nichts, sieht nichts Substantielles und will nichts am zerstörerischen System ändern. Wir müssen sie zwingen!“

11.12.20 HOME

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Kanton St. Gallen: Die Gewässerqualität ist häufig ungenügend

18. August 2020
Gewässerprobe: Von 119 untersuchten Spurenstoffen wurden in den vier Bächen insgesamt 72 Stoffe nachgewiesen. Pestizide machten dabei die grösste Gefahr aus. Copyright: AWE

Gewässerprobe, siehe Video Kanton St. Gallen: Von 119 untersuchten Spurenstoffen wurden in den vier Bächen insgesamt 72 Stoffe nachgewiesen. Pestizide machten dabei die grösste Gefahr aus. Copyright: AWE

Medienmitteilung Kanton St. Gallen vom 18.8.20.

Zahlreiche kleine Fliessgewässer im Kanton St.Gallen sind in einem schlechten Zustand. Besonders betroffen sind stark verbaute Bäche sowie Bäche deren Einzugsgebiet in einem intensiv genutzten Landwirtschaftsgebiet liegt oder durch Industrie, Siedlungs-, und Verkehrsflächen beeinflusst wird. Die aktuellen Untersuchungen des kantonalen Amtes für Wasser und Energie (AWE) zeigen, dass die Belastung vor allem bei Pestiziden über den Grenzwerten liegt.

Kleine Bäche, die den Kanton durchziehen, machen einen Grossteil des feinverästelten Fliessgewässernetzes aus. Sie erfüllen wichtige ökologische Funktionen. Viele kleine Bäche liegen in Gebieten, die zum Teil stark genutzt werden. Das wirkt sich negativ auf die Gewässerqualität aus. Für funktionierende Ökosysteme und den Erhalt der Biodiversität ist der Schutz der Bäche zentral.

Das Amt für Wasser und Energie (AWE) untersuchte deshalb 2019 in einer Messkampagne Bäche detailliert auf Mikroverunreinigungen. Bereits in sehr tiefen Konzentrationen können sie die Gewässerlebewesen schädigen. Mikroverunreinigungen stammen aus Rückständen von unter anderem Pestiziden, Medikamenten oder Industriechemikalien. Bei Regen werden sie direkt in die Bäche eingeschwemmt oder gelangen über die Abwasserreinigungsanlagen (ARA) in die Gewässer. Bisher sind erst wenige ARA dafür ausgerüstet, Mikroverunreinigungen zu eliminieren. Deshalb gelangen mit dem gereinigten Abwasser, das in die Flüsse eingeleitet wird, auch problematische Rückstände in die Gewässer.

Rückstände überschreiten Grenzwerte

In der Messkampagne 2019 wurden vier Bäche untersucht: der Albertswilerbach (Gossau), der Kirchtobelbach (Waldkirch), die Länderenaach (Widnau) und der Loobach (Niederbüren). Die Fachleute des AWE wählten diese Bäche aus, da bei ihnen aufgrund von Voruntersuchungen eine erhöhte Belastung vermutet wird. In allen Bächen zeigte sich ein erhöhtes oder gar ein sehr hohes chronisches Risiko für die Gewässerorganismen. Bei drei von vier Bächen hielt diese Situation während mehr als 40 Prozent der gesamten Beobachtungszeit an, die von April bis Oktober dauerte. Von 119 untersuchten Spurenstoffen wurden in den vier Bächen insgesamt 72 Stoffe nachgewiesen. Pestizide machten dabei die grösste Gefahr aus. Von zehn Stoffen, die die ökotoxikologisch basierten Grenzwerte überschritten, waren neun Pestizide und einer die Industriechemikalie PFOS. Diese Ergebnisse bestätigen eine Untersuchung, die 2018 in fünf anderen kleinen Fliessgewässern im Kanton durchgeführt wurde. Im laufenden Jahr wird eine weitere Messkampagne mit dem Schwerpunkt auf Mikroverunreinigungen durchgeführt.

In die Bäche wird kein Abwasser eingeleitet, aber ihre Einzugsgebiete sind von landwirtschaftlicher Nutzung geprägt. Die Analysen zeigten zum Teil schwerwiegende ökologische Defizite. Die Untersuchungen sollen dazu beitragen, im Dialog mit den Landwirten die Situation zu verbessern. Das AWE will die Landwirte mithilfe dieser Messkampagnen für einen sehr sorgsamen Umgang mit Pflanzenschutzmitteln sensibilisieren. Der Handlungsbedarf ist gross. Dank der Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft zeichneten sich erste Erfolge ab.

Gewässer zeigen biologische Defizite

Das AWE richtet sein Augenmerk seit 2011 verstärkt auf die kleinen Fliessgewässer. Bei den regelmässigen Untersuchungen kommen auch biologische Methoden zum Einsatz. Der Zustand der Gewässer lässt sich unter anderem am Vorkommen von wirbellosen Tieren in den Bächen messen. Manche dieser wirbellosen Tiere reagieren besonders empfindlich auf Belastungen des Wassers und sind eine wichtige Lebensgrundlage für viele Fische. Rund 60 Prozent der bisher über 70 biologisch beurteilten Bäche befanden sich nicht in einem guten Zustand. Sie erfüllten die ökologischen Anforderungen der Gewässerschutzverordnung nicht.

Belastung durch Nährstoffe hat abgenommen

Positiv entwickelt hat sich der Zustand der grösseren Flüsse. Dank des kontinuierlichen Ausbaus der Kläranlagen sank der Eintrag von Nährstoffen wie Stickstoff und Phosphor deutlich. 2002 waren die Phosphatkonzentrationen an den 14 langfristig beobachteten Gewässern noch in 28 Prozent der Messungen zu hoch. 2019 wurden sie nur noch bei acht Prozent überschritten. Auch die Nitratkonzentration in den grossen Flüssen hat in den letzten Jahren abgenommen. «Unsere Sorgenkinder», erklärt Vera Leib, «sind derzeit die kleinen Fliessgewässer. Die Belastung mit Mikroverunreinigungen macht ihnen zu schaffen. Die Ergebnisse unserer Untersuchungen sind ernst und erfordern Massnahmen.»

Gewässerqualität ist häufig ungenügend. Video auf youtube, Kanton St. Gallen

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Glyphosat fördert Phosphor-Überdüngung

24. März 2019

Ein Verbot von Glyphosat, dem weitweit am häufigsten eingesetzten Unkrautvernichtungsmittel, wird schon lange diskutiert und das Herbizid ist Gegenstand von Prozessen. Gestreitet wird über die Eigenschaft „vermutlich krebserregend“. Doch es gibt noch einen weiteren Grund, der Sorge bereitet: Die Überdüngung mit Phosphor.

Marie-Pier Hébert und ihre Kollegen von der kanadischen McGill University erklären: „Glyphosat enthält 18,3 Massenprozent Phosphor. Damit repräsentiert seine Ausbringung einen Einstrom anthropogenen Phosphors in die Umwelt.“ Das zunehmend in Böden und Gewässern vorkommende Herbizid trägt also auch zur Überdüngung bei.

Lesen Sie den interessanten Artikel auf scinexx, das wissensmagazin:

Glyphosat: Unterschätzte Phosphorschleuder, Herbizid setzt ähnlich viel Phosphor frei wie Tenside – und fördert so die Überdüngung.

The overlooked impact of rising glyphosate use on phosphorus loading in agricultural watersheds, Frontiers in Ecology and the Environment (esa), 5.12.18

24.3.19 HOME

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Lesestoff für heisse Tage: Wasser, Sauerstoff und Gülle

3. August 2018
Die Idylle trügt: In vielen Schweizer Seen mangelt es an Sauerstoff. Rund um den Sempachersee z.B. werden mehr Tiere gehalten als vor Beginn der Sanierung vor 35 Jahren.

Die Idylle trügt: In vielen Schweizer Seen mangelt es an Sauerstoff. Rund um den Sempachersee z.B. werden mehr Tiere gehalten als vor Beginn der Sanierung vor 35 Jahren.

Zur Zeit beklagen sich Leute bei Heidi über Ammoniak-Emissionen durch Gülleaustrag oder monieren, dass jetzt gegüllt statt bewässert wird. Man schliesst die Fenster und – wer kann – flüchtet z.B. an einen See.

Badefreudige geniessen das warme Wasser, doch in vielen Seen leiden die Fische unter dem tiefen Sauerstoffgehalt des Wassers. Das Problem ist alt. Der Wille zum Handeln fehlt. Man belüftet lieber auf Kosten der Steuerzahlenden Seen und lässt Gülle abtransportieren statt das Problem der hohen Tierbestände anzugehen.

In den 1960er Jahren wurden Abwasserreinigungsanlagen gebaut, in den 1980er Phosphor in Waschmitteln verboten … Wissenschaftler forderten damals schon, dass nun die Landwirtschaft dran sei. Viel ist seither nicht geschehen. Der Bauernverband lenkt vom Problem ab, also geschieht nichts Nennenswertes. Soll dies ewig so bleiben? Die Fraktionschefin der Grünliberalen, Tiana Moser will das Problem an den Wurzeln packen: Der hohe Tierbestand in der Schweiz. Wie Heidi immer wieder schreibt, ist dieser auch für die zweithöchsten Ammoniak-Emmissionen in Europa verantwortlich.

Lesen Sie den vollständigen Artikel von Roger Braun im St. Galler Tagblatt vom 29.7.18: Umweltschützer nehmen Gülle ins Visier: „In vielen Schweizer Seen finden die Fische nur noch mit Mühe genügend Sauerstoff zum Leben. Schuld daran sind die Bauern, die zu viel düngen, sagt der Bund. Der hohe Viehbestand der Landwirte kommt zunehmend unter Beschuss.“

30 Jahre Sempachersee-Sanierung, Heidis Mist vom 28.12.13

Konstant hohe Ammoniak-Emissionen: Lieber Asche auf den sauren Waldboden statt Taten, Heidis Mist vom 19.2.17

3.8.18 HOME

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