Posts Tagged ‘Rapsöl’

Warum füttern wir unsere Autos mit Nutzpflanzen, wenn Menschen hungern müssen?

30. Juni 2022

Diese Frage stellt George Monbiot heute (30.6.22) in seiner Kolumne in The Guardian.

Monbiot schreibt:

„Moderne Biokraftstoffe werden als Segen für das Klima angepriesen. In grossem Massstab eingesetzt, sind sie jedoch nicht nachhaltiger als Walöl.

Was kann man über Regierungen sagen, die sich inmitten einer weltweiten Nahrungsmittelkrise dafür entscheiden, stattdessen Maschinen zu füttern? Man könnte sagen, sie seien verrückt, gefühllos oder grausam. Aber diese Worte reichen kaum aus, um die Verbrennung von Nahrungsmitteln zu beschreiben, während Millionen Menschen verhungern.“

Lesen Sie hier weiter: Why are we feeding crops to our cars when people are starving? George Monbiot, The Guardian 30.6.22

Und in der Schweiz?

Wenigstens machen wir das in der Schweiz „nur indirekt“ über Biogas aus Hofdünger der zu zahlreichen Nutztiere und teilweise vermeidbaren Lebensmittelabfällen aus Industrie, Handel, Haushalt und Gastronomie, zu Deutsch „Food waste“. Die Biomasse stammt teilweise von importierten Futter- und Lebensmitteln aus meist ärmeren, armen oder sehr armen Ländern. Ein Teil der Abfälle könnte gut auch direkt als Dünger aufbereitet werden.

Doch früher träumte man auch hierzulande vom Einsatz von Pflanzen als Rohstoff für Energie. Es wurde gepröbelt etwa mit Chinaschilf und mit Rapsöl. So heisst es im FAT-Bericht Nr. 427 von 1993 der Vorgängerorganisation von Agroscope in Tänikon (TG):

„In der Landwirtschaft sind bei stagnierendem Verbrauch die Erträge so angestiegen, dass in den nächsten Jahren in der Schweiz nach Schätzung der Experten etwa 80’000 Hektaren Produktionsflächen frei werden. Neben der Einführung extensiver Produktionsformen und der Ausscheidung ökologischer Ausgleichsflächen könnten auf einem Teil dieser freiwerdenden Wiesen und Äcker Nachwachsende Rohstoffe produziert werden.

Es ist hinlänglich bekannt, dass die Erdölvorräte zwar noch riesig, aber doch nicht unerschöpflich sind. Es müssen daher alle Möglichkeiten erneuerbarer Energien untersucht werden.“

Weiter wird der Erfinder des Dieselmotors, Rudolf Diesel, zitiert. Um das Jahr 1900 sei die Verfügbarkeit von fossilem Treibsstoff so schlecht gewesen, dass er für seine Motorenversuche Pflanzenöl benutzt habe.

Die FAT machte Versuche mit Traktoren und Mercedes-Bussen. Im praktischen Einsatz mit Rapsmethylester (RME) waren fünf Busse der Verkehrsbetriebe Zürich (VBZ) im normalen Linienverkehr während eines Jahres.

Die Experten haben sich getäuscht. Der Landverschleiss dauert bis heute an, das Wachstum der Bevölkerung, der Fahrzeuggrösse, der Siedlungen und der Infrastrukturen auch. Dass Nachwachsende Rohstoffe Ackerflächen, Wald usw. benötigen ist einigen inzwischen klar geworden!

FAT-Bericht Nr. 427, 1993. Rapsmethylester als Treibstoff für Dieselmotoren

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Rapsöl oder Palmöl?

13. September 2018

Am kommenden Samstag, 15. September 2018, findet im Zentrum Paul Klee in Bern ein Agri-Kultur-Tag zur Frage „Rapsöl oder Palmöl?“ statt. Der Anlass dauert von 14.00 bis 16.30 Uhr.

Die Veranstalter schreiben: „Kaltgepresstes Rapsöl gilt als äusserst gesund und ideal für die kalte Küche. Es ist reich an ungesättigten Fettsäuren und weist zudem ein besonders günstiges Verhältnis von Omega-3- zu Omega-6-Fettsäuren auf. Neue sogenannte HOLL-Rapssorten eignen sich zum Braten und Frittieren.

Wie unterscheiden sich Raps- und Palmöl in der Qualität und in der Nachhaltigkeit? Solche Fragen diskutieren wir mit Ernährungs- und Landwirtschaftsfachleuten.

Speziellen Einblick erhalten wir in die sozialen und ökologischen Folgen des Palmölanbaus. Zudem ergründen wir wie nachhaltig die Produktion von Schweizer Rapsöl im Vergleich zum umstrittenen Palmöl ist und ob Rapsöl oder andere Öle das Palmöl ersetzen können.

Mit:
Dominik Imhof, Leiter Kunstvermittlung ZPK
Katrin Kopf, Lebensmittelwissenschafterin, Berner Fachhochschule, HAFL
Sabine Lerch, Biologin, Biovision
Harald Menzi, Agrarökologe und FRUCHTLAND-Berater ZPK

Ausstellungseintritt.

Hier finden Sie Fruchtland.

Flyer zum Ausdrucken: Agri-Kultur-Tag, Samstag 15. September 2018

Zentrum Paul Klee: Ein Kunstmuseum mit Acker, Bienen, Biodiversität…, Heidis Mist vom 10.7.16

Heidis 22 Artikel über Palmöl

13.9.18 HOME

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Von Cocain, Palmöl und Raps

23. September 2015
„1.000 Hektar Torfregenwald wurden hier verbrannt“, so Umwelt-Aktivist Feri Irawan im TV-Interview. „Doch noch können wir den größten Teil des Waldes retten.“ Kalimantan/Indonesien, Foto: Rettet den Regenwald e.V.

„1.000 Hektar Torfregenwald wurden hier verbrannt“, so Umwelt-Aktivist Feri Irawan im TV-Interview. „Doch noch können wir den grössten Teil des Waldes retten.“ Kalimantan/Indonesien, Foto: Rettet den Regenwald e.V.

Kolumbien: Abholzung für das „Recht auf billige Seife“

„Never mind cocain – big farming is far worse.“ sagt Liliana M. Dávalos, Assistenzprofessorin an der Stony Brook University in New York in einem Interview im New Scientist vom 8.8.15. Sie ist in den Llanos in Kolumbien aufgewachsen, einem von Wäldern durchsetzten natürlichen Weidegebiet. „Die Llanos werden mit Lichtgeschwindigkeit in eine riesige Plantage verwandelt für – ich weiss nicht – unser Recht auf billige Seife.“ Die Abholzung für den illegalen Anbau von Coca sei um Grössenordnungen kleiner als die Zerstörung durch die boomende legale industrielle Landwirtschaft. Die Wälder in den Llianos seien grösstenteils verschwunden zugunsten des Weltmarkts: Palmöl, Soja, Zuckerrohr usw. Die Produkte liegen auch in unseren Läden.

Revision Umweltschutzgesetz: Resultat ernüchternd

Die Grünen, allen voran Maya Graf, setzten sich im Rahmen der Revision des Umweltschutzgesetzes (Gegenvorschlag zur Grünen Wirtschaft) dafür ein, dass nur Palmöl importiert werden darf, welches nach ökologischen und sozialen Mindeststandards produziert wurde. Sie versuchten bäuerliche Parlamentarier für diese Gesetzesänderung zu gewinnen. Das Resultat ist ernüchternd. Der Bauernverbandspräsident, Markus Ritter, stimmte zwar zu, doch bei der Gesamtabstimmung zur Änderung des Umweltschutzgesetzes fehlten am 14.9.15 drei Stimmen, drei bäuerliche Stimmen! Viele Bauernvertreter haben sich enthalten (BDP, CVP) oder dagegen gestimmt (alle SVP), siehe Abstimmungsliste Nationalrat. Hier das Faktenblatt Palmöl.

Maya Graf reichte am 6.5.15 ein Postulat ein für Mehr Engagement der Schweiz für den Tropenwald und am 19.6.15 eine Interpellation Palmöl. Freihandelsabkommen mit Malaysia und Indonesien. Und das sind die Forderungen der Grünen zur Umweltschutzgesetz-Revision.

Indonesien: So schlimm wie noch nie!

In Borneo ist die Lage schlimmer als man denkt, die Grundnahrungsmittel werden knapp! Auf den abgebrannten Feldern könnten Trockenreis und andere Lebensmittel angebaut werden, wenn Saatgut vorhanden wäre. Bei traditioneller Pflege der Felder würde wieder ein Sekundärwald entstehen. Der ehemals grösste zusammenhängende Regenwald wird bald gänzlich verschwunden sein. Im Gegensatz zu Sumatras Vulkan- und Schwemmböden sind die Böden auf der Insel Borneo extrem unfruchtbar. Der Dünger- und Herbizideinsatz ist gewaltig und schädigt auch die Bevölkerung, die über die Gefahren der zum Teil bei uns verbotenen Herbizide kaum Bescheid weiss. Siehe auch Borneo: Palmöl und Kautschuk statt Lebensmittel, Heidis Mist, 8.7.15.

Ein Hilferuf mit Bitte zum Unterschreiben und Weiterleiten der Petition an die indonesische Regierung von Rettet den Regenwald.

Liebe Leute

Es ist so schlimm wie noch nie…

Vor ein paar Tagen war die Luft in Medan, Nordsumatra, schlechter als in Peking!! Auch hier im Gayo-Hochland von Aceh können wir dem dichten Qualm, der das Sonnenlicht verdüstert, nicht entrinnen.

Die Waldbrände im Osten und Süden der Insel gefährden nicht nur die Gesundheit der Menschen, sondern verursachen auch einen immensen wirtschaftlichen Schaden. Die Kaffeeernte hier im Hochland ist bereits verspätet, denn die Kaffeebeeren brauchen Sonnenlicht um zu reifen.

Der Präsident Indonesiens hat den Kampf gegen die Brandstifter aufgenommen. Schon über hundert Menschen sind im Gefängnis und mehrere Firmen stillgelegt. Er ist aber dringend auf ausländische Unterstützung angewiesen.

Bitte unterstützt diese Petition und verbreitet sie weiter!

Herzlichen Dank!

Heidi empfiehlt ihren LeserInnen, die Petition sofort zu unterschreiben, damit sie nicht vergessen geht!

Petition von Rettet den Regenwald an die indonesische Regierung.

Wenn Brandrodung Sport und Tourismus schädigt …

… dann ist die Umweltverschmutzung rasch einmal ein Medienthema: «Haze» bedroht Formel 1 in Singapur, NZZ vom 16.9.15. Doch, dass die lokale Bevölkerung in Indonesien extrem leidet, wird ignoriert; schliesslich dienen die Brände dem globalen Handel und somit auch uns.

Das folgende Video über die Torfbrände in Riau (Sumatra) ist zwar auf Indonesisch, die Bilder sprechen aber für sich:
Berita Terkini – Kebakaran Lahan Gambut Di Riau

Wer bei Google Kebakaran Lahan Gambut Di Riau eingibt, findet 227’000 Links und eindrückliche Bilder, z.B. Lahan yang terbakar ‚akan diambil alih‘ pemerintah, BBC 21.9.15.

Ein Leser schrieb Heidi: „Unglaublich traurig und deprimierend,  tausende von Hektaren Urwald  und Land gehen unwiederruflich verloren!!! Später in der Regenzeit dringt an diesen flachen Küsten das Wasser bei einer normalen Flut bis 100 und mehr Kilometer ins Landesinnere! Das Problem mit den gefälschten Abgastesten bei VW ist dagegen ein Klacks, nicht desto trotz auch unglaublich, was die gemacht haben.“

Rapsanbau: Die Höhen und Tiefen

„Palmöl droht Rapsöl zu verdrängen. Steigender Marktanteil, zunehmende Beliebtheit: Rapsöl ist eine Erfolgsgeschichte der Schweizer Land- und Ernährungswirtschaft. Freihandelsabkommen könnten nun den Import von billigerem Palmöl anheizen – und den hiesigen Rapsanbau unter Druck setzen.“ Bauernzeitung vom 14.7.15.

Der Raps war schon Anfang des 19. Jahrhunderts eine begehrte Kultur, denn sie lieferte den Brennstoff für Öllampen. Petroleum und importierte pflanzliche Öle verdrängten das einheimische Öl, so dass der Anbau bis 1870 auf bescheidene Flächen schrumpfte. Der Erste Weltkrieg brachte einen kurzen Aufschwung, der Zweite Weltkrieg einen grossen. Dank staatlicher Förderung wurde auch nach dem Krieg vermehrt Raps angebaut. (Quelle: Der landwirtschaftliche Pflanzenbau, Rudolf Koblet, 1965, Birkhäuser Verlag).

Die Züchtung von Sorten mit geringeren Anteilen an Erucasäure und Bitterstoffen ermöglichte ab den 1980er Jahren eine Ausdehnung der Rapsfläche. Heute werden acht Prozent der offenen Ackerfläche mit Raps bebaut, Bundesamt für Statistik/SBV.

Nachtrag 2.10.11: Hintergrundartikel von Peter Achten auf Infosperber: Umwelt-Frevel für neue Palmöl-Plantagen, Giftiger Qualm vernebelt derzeit weite Teile Südostasiens. Die Ursache des Übels: verbotene Brandrodungen in Indonesien. Peter Achten arbeitet seit Jahrzehnten als Journalist in China.

23.9.15 HOME


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