
Solche Bilder sind in der Schweiz selten geworden. Bisher galt die Wachtel noch als nicht gefährdet, mittlerweile muss der Charaktervogel des extensiv bewirtschafteten Kulturlands als verletzlich eingestuft werden, da die Intensivierung der Landwirtschaft weiter voranschreitet. Foto © Markus Varesvuo
Katharina Loupal von BirdLife Österreich: „In den heimischen Wäldern und auf den Wiesen erleben wir einen dramatischen Vogelschwund. Seit 1998 sind zwei von fünf Vögeln aus diesem Lebensraum verschwunden“. Denn den Vögeln würden Nahrung und Brutplätze fehlen. Letzteres liege daran, „dass wir immer mehr Spritzmittel ausbringen und dass wichtige Elemente in der Landschaft wie Brachen, Hecken oder Bäume fehlen“, so Loupal.
Die Bilanz: Grauammer minus 92%, Girlitz minus 87%, Rebhuhn minus 81%. „Diese drei Feldvogelarten führen das traurige Ranking jener Vögel an, deren Bestand in den letzten 25 Jahren am stärksten einbrach“, berichtet Gábor Wichmann, Geschäftsführer der Vogelschutzorganisation.
Schweiz in Europa auf einem der letzten Plätze
Die neue Rote Liste der Brutvögel sorgt für Ernüchterung: Noch immer gelten rund 40% der 205 in der Schweiz brütenden Vogelarten als gefährdet, dreimal mehr als im europaweiten Vergleich. Damit rangiert die Schweiz auf einem der letzten Plätze in ganz Europa. In den letzten 20 Jahren hat sich die Situation insgesamt sogar leicht verschlechtert, weil immer mehr Arten als «potenziell gefährdet» eingestuft werden mussten. Der Anteil der Vogelarten in dieser als «Vorwarnliste» geltenden Kategorie stieg auf 20%. Die Schweiz ist also bei weitem keine Musterschülerin in Sachen Vogelschutz.
Der Zustand der Vögel ist stets auch ein Abbild der Lebensraumqualität. Heile Welt herrscht offensichtlich nirgends, denn in allen Lebensräumen sind gefährdete Arten zu verzeichnen. Besonders prekär ist die Situation nach wie vor in den Feuchtbiotopen, wo 64% der Vogelarten auf der Roten Liste stehen, und im Kulturland. Hier ist mit 48% fast die Hälfte der Vogelarten bedroht, darunter auch viele einstige «Allerweltsarten» wie Feldlerche und Wachtel.
Der Rückgang vieler Kulturlandarten ist eine Folge der weiterhin anhaltenden Intensivierung der Landwirtschaft.
Beunruhigende Tendenzen zeigen sich auch in den Bergen. Mittlerweile gelten 38% der Bergvögel als bedroht, was unter anderem mit der Klimaerwärmung sowie der zunehmenden Freizeitnutzung zusammenhängen dürfte.
Zahl der Vögel drastisch gesunken. noe.ORF.at 4.5.22
Keine heile Welt. Medieninformation Vogelwarte Sempach 22.2.22
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