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Hohe Ammoniak-Belastung in der Ostschweiz

6. Juli 2022
Quelle: Ammoniak – Die Situation in ausgewählten Schweizer Kantonen, Studie von WWF, Pro Natura, BirdLife und Ärztinnen und Ärzte für Umwelt

Quelle: Ammoniak – Die Situation in ausgewählten Schweizer Kantonen, Studie von WWF, Pro Natura, BirdLife und Ärztinnen und Ärzte für Umwelt

Die Ammoniak-Belastung der Luft ist nicht nur im Kanton Appenzell Ausserrhoden hoch, wie Heidi gestern 5.7.22 berichtet hat, sondern auch in der Ostschweiz allgemein. Der Bericht Ammoniak – Die Situation in ausgewählten Schweizer Kantonen, eine Studie von WWF, Pro Natura, BirdLife und Ärztinnen und Ärzte für Umwelt gibt auch darüber ausführlich Auskunft. Heidi zitiert im Folgenden nur kleine Teile aus dem Kapitel II. Kanton Zürich, Seite 33:

„Die Ostschweizer Kantone (darunter der Kanton Zürich) und das Fürstentum Liechtenstein messen die Ammoniakimmissionen seit 2000 mit Passivsammlern (OSTLUFT 2021a: 2). Im Kanton Zürich sind zudem acht aktive Messpunkte eingerichtet (Ibid.: 34).

«Die Belastung der Luft mit Ammoniak (NH3) [in der Ostschweiz] bewegt sich seit 20 Jahren auf hohem Niveau ohne einheitliche Tendenz» (OSTLUFT 2021b). An den meisten Messstandorten des Ostschweizer Messnetzes liegt der Jahresmittelwert von Ammoniak in der Nähe oder über dem kritischen Wert (Critical Level) von 3 μg/m3, der für höhere Pflanzen (Gräser und Wälder) gilt. Er liegt deutlich über dem kritischen Wert (Critical Level) von 1 μg/m3, der für Moose und Flechten festgelegt wurde. In Gebieten mit hoher Viehdichte liegen die Werte deutlich über den Werten aus den Gebieten mit höherem Anteil an Acker und Gemüsebau (Ibid.). «Seit Messbeginn von 2001 wird […] der Critical Load für Wald andauernd überschritten, ohne eine klare Verbesserungstendenz» (OSTLUFT 2020). Die Zürcher Messstellen zeigen zwar im Schnitt deutlich tiefere Werte als die Thurgauer Messstellen, aber auch im Kanton Zürich weisen zwei von acht Messstellen Überschreitungen der Critical Levels für höhere Pflanzen auf und alle Messstellen Überschreitungen der Critical Levels für Moose und Flechten.“

Ammoniak-Belastung und Kosten für Massnahmen

Kanton Zürich

Quelle: Ammoniak – Die Situation in ausgewählten Schweizer Kantonen, Studie von WWF, Pro Natura, BirdLife und Ärztinnen und Ärzte für Umwelt, Seite 30

Quelle: Ammoniak – Die Situation in ausgewählten Schweizer Kantonen, Studie von WWF, Pro Natura, BirdLife und Ärztinnen und Ärzte für Umwelt, Seite 30

Die effektiven Gesamtkosten des Ammoniak-Programms für Bund und Kanton beliefen sich auf CHF 17281293. Das Programm hat das Ziel nicht erreicht, nur 41%!

Kanton St. Gallen

Quelle: Ammoniak – Die Situation in ausgewählten Schweizer Kantonen, Studie von WWF, Pro Natura, BirdLife und Ärztinnen und Ärzte für Umwelt, Seite 56

Quelle: Ammoniak – Die Situation in ausgewählten Schweizer Kantonen, Studie von WWF, Pro Natura, BirdLife und Ärztinnen und Ärzte für Umwelt, Seite 56. Der Kanton St. Gallen hat seine Ammoniakemissionen nicht geschätzt.

Bisher kein Ressourcenprogramm. Aufgrund eines Postulats wird dieser Schritt in Betracht gezogen.

Kanton Thurgau

Quelle: Ammoniak – Die Situation in ausgewählten Schweizer Kantonen, Studie von WWF, Pro Natura, BirdLife und Ärztinnen und Ärzte für Umwelt, Seite 51

Quelle: Ammoniak – Die Situation in ausgewählten Schweizer Kantonen, Studie von WWF, Pro Natura, BirdLife und Ärztinnen und Ärzte für Umwelt, Seite 51

Der Kanton Thurgau verabschiedete 2020 einen Massnahmenplan Ammoniak aus der Landwirtschaft 20212030 (gemäss Art. 44a USG und Art. 3134 LRV). Dieser Plan enthält Reduktionsziele für Ammoniakemissionen, jedoch keine Umsetzungsfrist. Die Gesamtkosten des Massnahmenplans für den Bund, den Kanton und die Thurgauer Landwirtschaft belaufen sich bis 2030 auf CHF 26900000 bis CHF 32100000.

Kanton Appenzell Innerrhoden

Quelle: Ammoniak – Die Situation in ausgewählten Schweizer Kantonen, Studie von WWF, Pro Natura, BirdLife und Ärztinnen und Ärzte für Umwelt, Seite 63

Quelle: Ammoniak – Die Situation in ausgewählten Schweizer Kantonen, Studie von WWF, Pro Natura, BirdLife und Ärztinnen und Ärzte für Umwelt, Seite 63

Zur Zeit gibt es weder ein Reduktionsziel noch einen Massnahmenplan. Von 2010 bis 2015 profitierte der Kanton Appenzell Innerrhoden von einem Ressourcenprogramm (gemäss Art. 77a und 77b LwG). Die effektive Gesamtkosten des Ressourcenprojekt zur Verminderung der Ammoniakverluste im Kanton Appenzell Innerrhoden beliefen sich für den Bund auf CHF 2037851. Die kantonalen Kosten werden nicht ausgewiesen. Die Wirkung des Projekts wurde weder gemessen noch geschätzt.

Kanton Appenzell Ausserrhoden

Quelle: Ammoniak – Die Situation in ausgewählten Schweizer Kantonen, Studie von WWF, Pro Natura, BirdLife und Ärztinnen und Ärzte für Umwelt, Seite 59

Quelle: Ammoniak – Die Situation in ausgewählten Schweizer Kantonen, Studie von WWF, Pro Natura, BirdLife und Ärztinnen und Ärzte für Umwelt, Seite 59

Die effektiven Gesamtkosten des Ressourcenprojekts zur Verminderung der Ammoniakverluste im Kanton Appenzell Ausserrhoden für den Kanton und den Bund beliefen sich auf CHF 3194314.

Heidi meint: „Messen, forschen, archivieren und v.a. finanzieren … aber es fehlen die zielführenden Handlungen zu einem befriedigenden Ergebnis. Und wäre es nicht Aufgabe der Behörden, solche Missstände zu dokumentieren und zu beheben?“

Ammoniak – Die Situation in ausgewählten Schweizer Kantonen. Studie von WWF, Pro Natura, BirdLife und Ärztinnen und Ärzte für Umwelt, 6.5.22

OSTLUFT-Jahresbericht 2019

OSTLUFT-Jahresbericht 2020

Ressourcenprojekt zur Verminderung der Ammoniakverluste im Kanton Appenzell Ausserrhoden. Irene Mühlemann 2016

Wer ist schuld an der Gülle in der Sitter? Heidis Mist 4.7.22

Teilrevision der Vollzugshilfe Umweltschutz in der Landwirtschaft zum Umgang mit Gülle. Bundesamt für Landwirtschaft, Stand 29.11.21

Heidis Artikel mit dem Stichwort Ammoniak

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Ammoniakemissionen im Kanton Appenzell Ausserrhoden – kein Grund zur Freude!

5. Juli 2022
Ammoniak – Die Situation in ausgewählten Schweizer Kantonen, Studie von WWF, Pro Natura, BirdLife und Ärtinnen und Ärzte für Umwelt

Quelle: Ammoniak – Die Situation in ausgewählten Schweizer Kantonen, Studie von WWF, Pro Natura, BirdLife und Ärztinnen und Ärzte für Umwelt

Die Schuld für die Verschmutzung der Sitter (Fluss in der Ostschweiz) mit Gülle schiebt der Kanton Appenzell teilweise dem Bund zu. Wie sieht es mit den Ammoniakemissionen aus? In einer am 6.5.22 veröffentlichten Studie der Umweltorganisationen WWF, Pro Natura, BirdLife und Ärztinnen und Ärzte für Umwelt wurden die Daten des Kantons AI zusammengetragen. Zusammenfassend heisst es:

  • Die AmmoniakImmissionsmessungen zeigen, dass die Grenzwerte (Critical Levels & Loads) für sensible Ökosysteme teils überschritten werden;
  • die Entwicklung der Immissionen zeigt keine einheitliche Tendenz;
  • die Ammoniakemissionen (Stand: 2015) müssen noch um ca. 36% (240 t NH3N/a) reduziert werden, damit der Kantonsbeitrag zur Einhaltung der Critical Loads (Umweltziele Landwirtschaft) auf nationaler Ebene geleistet wird;
  • der Kanton hat sich zum Ziel gesetzt, die Ammoniakemissionen aus der Tierhaltung um ca. 9% zu reduzieren (ggb. Referenzjahr 2008), er hat aber keine Umsetzungsfrist gesetzt;
  • der Rückgang der Ammoniakemissionen (9% Emissionsreduktion in 6 Jahren) folgt dem Rückgang des Nutztierbestands, wobei die Emissionen etwas schneller zurückzugehen scheinen wahrscheinlich aufgrund der Massnahmen des Ressourcenprojekts.

Von 2010 bis 2015 profitierte der Kanton Appenzell Ausserrhoden von einem Ressourcenprogramm (gemäss Art. 77a und 77b LwG) für die Umsetzung der Massnahme LW1 («Entwicklung eines Ressourcenprojektes Ammoniak») des MassnahmenplanLuftreinhaltung Aktualisierung 2008. Die effektiven Gesamtkosten des Ressourcenprojekts zur Verminderung der Ammoniakverluste im Kanton Appenzell Ausserrhoden für den Kanton und den Bund beliefen sich auf CHF 3194314 (Mühlebach 2016: 6).

Wir zahlen also laufend mit Steuergeldern Massnahmen zur Reduktion der Luftverschmutzung, aber es geht nur sehr, sehr langsam voran. Offensichtlich braucht es wesentlich mehr! Und wer bezahlt?

Wer ist schuld an der Gülle in der Sitter? Heidis Mist 4.7.22

Ammoniak – Die Situation in ausgewählten Schweizer Kantonen. Studie von WWF, Pro Natura, BirdLife und Ärztinnen und Ärzte für Umwelt, 6.5.22

Ressourcenprojekt zur Verminderung der Ammoniakverluste im Kanton Appenzell Ausserrhoden. Irene Mühlemann 2016

Heidis Artikel mit dem Stichwort Ammoniak

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Konstant hohe Ammoniak-Emissionen: Lieber Asche auf den sauren Waldboden statt Taten

19. Februar 2017
Überschreitung der kritischen Belastungsgrenze für Stickstoffeinträge, 2010 (<a href="http://www.ekl.admin.ch/de/dokumentation/uebersicht/" target="_blank">Eidgenössische Kommission für Lufthygiene 2014</a>). Dargestellt sind alle Ökosysteme, d.h. Wälder, naturnahe Wiesen, Moore. Quelle: <a href="https://www.newsd.admin.ch/newsd/message/attachments/47185.pdf" target="_blank">Optionen zur Kompensation der Versauerung von Waldböden und zur Verbesserung der Nährstoffsituation von Wäldern - Darstellung und Bewertung</a>, 15.2.17.

Überschreitung der kritischen Belastungsgrenze für Stickstoffeinträge, 2010 (Eidgenössische Kommission für Lufthygiene 2014). Dargestellt sind alle Ökosysteme, d.h. Wälder, naturnahe Wiesen, Moore. Quelle: Optionen zur Kompensation der Versauerung von Waldböden und zur Verbesserung der Nährstoffsituation von Wäldern – Darstellung und Bewertung, 15.2.17.

Die Ammoniak-Emissionen pro Hektare landwirtschaftlicher Nutzfläche betrugen im Durchschnitt der Jahre 2012/14 in der Schweiz 45 kg N pro Hektare oder total 47’500 Tonnen N. Dies ist im europäischen Vergleich der zweithöchste Wert, nach Holland. Auch im weltweiten Vergleich sind sie hoch. Die grössten Verluste entstehen bei der Hofdüngerausbringung: 46%.

Die Stickstoffeinträge überschreiten heute auf 95% der Waldfläche die kritischen Eintragswerte, oberhalb derer langfristig mit negativen Beeinträchtigungen zu rechnen ist. Dies führt zur Versauerung der Waldböden und damit zur Nährstoffverarmung. Zwei Drittel der Stickstoffeinträge stammen aus der Landwirtschaft. Ammoniakverlust ist auch Düngerverlust. Ammoniak schadet zudem unserer Gesundheit.

Die Stickstoffverbindungen aus dem Strassenverkehr und anderen Verbrennungsprozessen gingen dank verbesserter Technologien nach dem Maximum Mitte der 1980er Jahre zurück. Der damalige Bundesrat setzte sich tatkräftig für die Umwelt ein und erliess im Rahmen des „Waldsterbens“ wirksame Gesetzte. Hingegen waren die Ammoniak-Emissionen nur leicht rückläufig und stagnieren seit dem Jahr 2000 auf hohem Niveau. Sie stammen vorwiegend aus der Tierhaltung. Es besteht also dringender Handlungsbedarf, dies besonders deshalb, weil Massnahmen zeitlich stark verzögert wirken.

„Um die Ökosysteme vor übermässigen Stickstoffeinträgen zu schützen, müssen die Ammoniak-Emissionen aus der Landwirtschaft erheblich reduziert werden. Das entsprechende zeitlich nicht terminierte Umweltziel von jährlich maximal 25 000 t NH3-N/ha (BAFU/BLW 2008) und das Etappenziel von 41 000 t NH3-N/ha in der Botschaft zur Agrarpolitik 2014-2017 kann nur mit weiteren Anstrengungen zur Emissionsreduktion erreicht werden.“ Ammoniakemissionen, Agrarbericht 2016, Bundesamt für Landwirtschaft.

Asche als Walddünger?

Basensättigung für Waldböden, 0-40 cm Tiefe. Liegt die Basensättigung im Boden unter 40% (in der Farblegende dargestellt mit gestrichelter Linie), so ist mit negativen Beeinträchtigungen für das Ökosystem Wald zu rechnen. Quelle: swisstopo GK500, BLW (BEK).

Basensättigung für Waldböden, 0-40 cm Tiefe. Liegt die Basensättigung im Boden unter 40% (in der Farblegende dargestellt mit gestrichelter Linie), so ist mit negativen Beeinträchtigungen für das Ökosystem Wald zu rechnen. Quelle: swisstopo GK500, BLW (BEK).

Mit dem Postulat 13.4201 „Rückführung von Asche in den Wald als Sofortmassnahme gegen Bodenversauerung“ von Erich von Siebenthal vom 12.12.13 wurde der Bundesrat aufgefordert, gesetzliche Anpassungen zu prüfen und darüber Bericht zu erstatten, wie saubere Asche aus Holzheizungen, die unbehandeltes Holz verbrennen, in den Wald zurückgeführt werden können.

Viele Punkte sprechen gegen dieses Vorgehen. Die Fachleute beurteilen Asche als Walddünger wie folgt:

  • Umweltwirkung: problematisch
  • Volkswirtschaftliche Auswirkungen: negativ
  • Umsetzbarkeit: schwierig

Dies weil auch Aschen aus unbehandeltem Holz oft mit Fremdstoffen oder Schwermetallen belastet sind, welche sich im Waldboden akkumulieren könnten. Um dies zu vermeiden, müsste bei einer Ausbringung in den Wald ein hoher Kontrollaufwand betrieben werden. Wegen dieser Nachteile und des zu erwartenden hohen Vollzugsaufwandes wird von einer Holzascheausbringung im Wald abgeraten.

Detaillierte Information siehe Bericht des Bundesrates in Erfüllung des Postulats von Siebenthal.

Was sagen die Gesetze?

In der Dünger-Verordnung (DüV) ist Asche zu Recht nicht als Dünger aufgeführt. Dünger unterstehen einer Zulassungspflicht, um unannehmbare Nebenwirkungen für Mensch, Tier und Umwelt verhindern zu können. Die Prüfung der Dünger schützt besonders die Bauern vor unwirksamen und bedenklichen Produkten. Vielleicht gibt es tatsächlich einen sehr kleinen Anteil an Asche, welcher im Wald entsorgt werden könnte, denn viel mehr als das Loswerden von lästigem Abfall ist es in der Regel nicht. Der Aufwand dafür, diese „gute“ Asche zu finden, wäre in keinen Verhältnis zum Ertrag.

Asche gilt gemäss der Verordnung über die Vermeidung und die Entsorgung von Abfällen (VVEA) als Abfall und muss entsprechend gehandhabt werden: Deponie, Sammelstelle, Kehrichtsack. Doch immer wieder wird Asche illegal in der Natur entsorgt, auch grosse Mengen. Da und dort „düngen“ Bauern mit Asche ihre Wiesen.

Reduktion an der Quelle hat hohe Priorität

Massnahmen zur Reduktion von Ammoniak-Emissionen müssen dort greifen, wo die Schadstoffe entstehen. Die gesetzlichen Grundlagen und Zielwerte sind vorhanden, z.B. Umweltziele Landwirtschaft. Der Vollzug des Umweltrechts durch die Kantone ist effektiver zu gestalten und die möglichen Massnahmen sind konsequenter umzusetzen.

Steuerzahler zahlt und zahlt …

Bis zum Jahr 2014 hat der Bund für Ressourcenprojekte zur Minderung von Ammoniak-Emissionen 78 Millionen Franken ausgegeben. Die Kantone unterstützten die Projekte mit weiteren 21 Millionen. Die Massnahmen gehen auf Kosten der Steuerzahlenden. Korrekterweise müssten sie bei der Berechnung der Preise für Fleisch und Milch berücksichtigt werden. Vollkostenrechnung ist aber in der Landwirtschaft ein Fremdwort.

Symptombekämpfung

Waldbauliche Massnahmen könnten die Probleme entschärfen, z.B. der Verzicht auf Vollbaumernte, da in der Grünmasse überproportional viel Phosphor enthalten ist. Wenn im Unterboden noch Nährstoffe vorhanden sind, dann ist das Pflanzen von tiefwurzelnden Baumarten sinnvoll. Fehlen diese aber im gesamten Wurzelraum und ist der Boden sauer, dann könnten die Bodenverhältnisse mit Kalk verbessert werden. Die Basensättigung ist denn auch im Jura hoch, siehe Abbildung 2.

„In erster Linie gilt es, das Problem grundsätzlich anzugehen, und zwar mit klaren verbindlichen Vorschriften“, meint Heidi.

Die Natur steckt im Würgegriff der Ignoranten, Beatrix Mühlethaler, Infosperber, 17.2.17.

Bauern sind Umweltschützer. Wirklich? Heidis Mist 17.3.15.

Problematische Nährstoffverarmung und Versauerung der Waldböden, Medieninformation, Der Bundesrat, 15.2.17.

Optionen zur Kompensation der Versauerung von Waldböden und zur Verbesserung der Nährstoffsituation von Wäldern – Darstellung und Bewertung, Bericht des Bundesrates vom 15.2.17

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Bauern sind Umweltschützer. Wirklich?

17. März 2015
Güllen mit dem Schleppschlauchverteiler: Die Bauern wollen den Fünfer und das Weggli - zulasten der Umwelt.

Güllen mit dem Schleppschlauchverteiler: Die Bauern wollen den Fünfer und das Weggli – zulasten der Umwelt.

„Die Ammoniak-Emissionen sind seit 1990 nur leicht zurückgegangen. Die aktuellen Konzentrationen verursachen Schäden an der Vegetation und den Böden. Massnahmen zur Senkung der Ammoniak-Emissionen sind deshalb nötig, z.B. konsequente Anwendung emissionsarmer Techniken beim Ausbringen von Hofdünger (z.B. Schleppschlauch, Injektion), konsequente Ausrüstung von Hofdüngerlagern mit festen Abdeckungen, Berücksichtigung emissionsmindernder Techniken beim Stallbau und Einsatz von Abluftreinigungsanlagen.

Die Reduktion von Ammoniak Emissionen ist ein aktuelles und zentrales Thema im Bereich Landwirtschaft und soll durch die Umsetzung der Umweltziele Landwirtschaft betreffend Luft in der Agrarpolitik realisiert werden.“ Quelle: Bundesamt für Umwelt (BAFU) Indikator Ammoniak-Emissionen.

Stickstoffhaltige Luftschadstoffe schädigen unsere Gesundheit, überdüngen Moore, artenreiche Wiesen, Wälder, versauern alpine Bergseen, Flüsse, verschmutzen das Grundwasser usw. „Rund zwei Drittel der Stickstoffeinträge in empfindliche Ökosysteme haben heute in der Schweiz ihren Ursprung in Ammoniak-Emissionen der Landwirtschaft.“ Quelle BAFU Stickstoffhaltige Luftschadstoffe beeinträchtigen auch die Biodiversität.

Ammoniak-Emissionen Landwirtschaft: Wo stehen wir?

Thurgauer Bauern nahmen am sechsjährigen Pilotprojekt Güllen mit Schleppschlauch teil; am Schluss war es die Hälfte. Ziel der Fördergelder: Die Ammoniak-Emissionen senken. Pro Gülleaustrag und Hektare erhielten sie 45 Franken, was bei 5 Wiesennutzungen 225 Franken pro Hektare und Jahr ausmacht bzw. 4’500 Franken für einen Betrieb mit 20 Hektaren „Güllefläche“. Im überbetrieblichen Einsatz der Schleppschlauchverteiler decken die „Anreize“ die Mehrkosten, siehe ART-Bericht 739, Schleppschlauch- und Breitverteiler im Vergleich.

Das Pilotprojekt lief 2013 aus. Neu können die Thurgauer Bauern – wie alle andern Bauern auch – am Bundesprojekt teilnehmen, erhalten allerdings nur noch 30 Franken pro Hektare und Gülleaustrag. Das haben die Bauern gerade noch geschluckt, doch die zweite Neuerung nicht. In Zukunft wird ihnen der Stickstoff, welcher vor Anwendung der Schleppschlauchtechnik die Luft verschmutzte, in der Düngerbilanz angerechnet, d.h. 3 kg Stickstoff pro Hektare und Gabe. Dagegen laufen sie jetzt Sturm. Nur noch ein Viertel der Fläche im Thurgau wird zur Zeit mit Schleppschläuchen begüllt.

Der Kanton Thurgau ist in dieser Grafik leicht zu finden (viel rot im Nordosten).

Der Kanton Thurgau ist in dieser Grafik leicht zu finden (viel rot im Nordosten).

Sind Bauern Umweltschützer?

Der Regierungsrat solle beim Bundesamt für Landwirtschaft vorstellig werden, fordern die Bauern. „Will man mehr Ammoniak in der Luft oder erlaubt man eine noch stärkere Düngung des Bodens, das ist die Frage.“ schrieb die Thurgauer Zeitung am 3.3.15 unter dem Titel Bauern stinkt der Schleppschlauch.

Rückblickend heisst das, dass die Pilotprojekt-Bauern wesentliche mehr düngen durften als die übrigen, nämlich bei 5 Güllegaben 15 kg pro Hektare. Wie viel davon sickerte ins Grundwasser oder wurde in Bäche geschwemmt? Gülle ist im Kanton Thurgau in grossen Mengen vorhanden, deshalb vermutet Heidi, dass der „Anreiz“ bei zahlreichen Bauern das Mehrdüngen nicht etwa die Reduktion der gesundheits- und umweltschädigenden Ammoniak-Gase war. So fliessen viele Bundesgelder in falsche Kassen.

Die Zahl der „Anreize“ steigt, die Steuergelder für die Landwirtschaft ebenfalls. Geht es uns und der Umwelt im gleichen Ausmass besser? Nimmt die Artenvielfalt zu? Viele unklare Regelungen, viele Schlupflöcher, Zielkonflikte, ein unberechenbares System: Unsere Agrarpolitik.

Ein informativer Bericht über die Geschichte von Gülle und Mist und den Thurgauer Schleppschlauch-Protest von Jürg Hotz:
Gülle liegt in der Luft – es wird Frühling

Wie viel Stickstoff ist zuviel?, Stickstoffeinträge aus der Luft sind in der Schweiz zu hoch und schädigen naturnahe Ökosysteme, Medieninformation BAFU vom 17.2.15

Ammoniak-Immissionen und Stickstoffeinträge, Abklärungen der Eidgenössische Kommission für Lufthygiene (EKL), 2014, 62 Seiten.

17.3.15 HOME


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