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Zum Unesco Welttag des Audiovisuellen Kulturerbes vom 20.10.21: Aus der Geschichte von Flachs und Baumwolle

18. Oktober 2021
Fabrikant Huldreich Ottiker, Besitzer der damaligen Weberei Ottiker in der Waldau, erwarb die Liegenschaft "Feldegg" im Jahre 1882, baute sie um und nannte sie fortan "Lindengut". Das Lindengut ging später in den Besitz der Habis Textil AG über. Anlässlich ihres 125-jährigen Jubiläums schenkte die Firma, damals die grösste Arbeitgeberin von Flawil, unter der Führung von Inhaber Rolf Schiess das Lindengut der neu errichteten "Stiftung Lindengut" als Ort der Begegnung und für kulturelle Zwecke, insbesondere für die Einrichtung eines Ortsmuseums.

Fabrikant Huldreich Ottiker, Besitzer der damaligen Weberei Ottiker in der Waldau, erwarb die Liegenschaft „Feldegg“ im Jahre 1882, baute sie um und nannte sie fortan „Lindengut“. Das Lindengut ging später in den Besitz der Habis Textil AG über. Anlässlich ihres 125-jährigen Jubiläums schenkte die Firma, damals die grösste Arbeitgeberin von Flawil, unter der Führung von Inhaber Rolf Schiess das Lindengut der neu errichteten „Stiftung Lindengut“ als Ort der Begegnung und für kulturelle Zwecke, insbesondere für die Einrichtung eines Ortsmuseums.

Zitat aus Der landwirtschaftliche Pflanzenbau, 1965, von Rudolf Koblet, damals Professor für Pflanzenbau an der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich (ETHZ):

Der Flachs (Linum usitatissimum L.) zählt seit der Zeit der Pfahlbauer zu den Ackergewächsen unseres Landes. Die Leinwandweberei, die vom 13. Jahrhundert an in St. Gallen und in seinem Hinterland blühte, stützte sich zum Teil auf den einheimischen Flachsbau, ebenso die im 18. Jahrundert stark hervortretende Heimindustrie der Berner Landschaft. Als Folge des Umschwungs zugunsten der Baumwolle war die flachsverarbeitende Industrie in der Ostschweiz schon in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts fast völlig verschwunden …“

Dieser Umschwung erfolgte schlagartig. Grund dafür waren die neuen Transportmöglichkeiten. Zudem war Leinwand nicht mehr modern und teurer. Darunter litten die auf Flachs spezialisierten Bauern. Hingegen profitierte die Ostschweizer Textilindustrie, besonders die St. Galler Stickereibetriebe. Die St. Galler Spitzen waren vor dem Ersten Weltkrieg das wichtigste Exportgut der Schweiz. Anfang der 1920er Jahre änderte sich die Mode, Spitzen waren nicht mehr gefragt, sondern funktionale Kleidung. Die Weltwirtschaftskrise 1929 führte zu einem drastischen Rückgang der Nachfrage nach Spitzen und somit zu Entlassungen, verbunden mit Auswanderungen.

Während des Zweiten Weltkriegs wurde vermehrt Flachs angebaut. Kobelt: „Die Verknappung an Textilien während der Kriegszeit führte dazu, dass sich bis 1943 10’910 Betriebe dem Anbau von Flachs zuwandten. Die Anbaufläche betrug in diesem Jahr 225 ha. Nach 1945 setzte erneut ein rascher Rückgang ein.“

Die Textilindustrie in der Ostschweiz hingegen profitierte von der Hochkonjunktur nach dem Zweiten Weltkrieg. Automation verhalf zu einem vorübergehenden Aufschwung. Ab Mitte der 1950er Jahre wurden vermehrt auch billige GastarbeiterInnen aus Italien und Spanien beschäftigt. Aber schon bald kam trotzdem für die meisten Betriebe das Ende. Textilien und Kleider wurden immer mehr in Billiglohnländern produziert, wo es auch geringere oder keine Umweltauflagen gibt. Viele Gewässer werden heute noch durch ungeklärte Abwässer von Textilfabriken massiv verschmutzt.

In der Schweiz wehrte sich noch Anfang der 1970er Jahre ein Textilunternehmen mit Hilfe weiterer CEOs aus anderen Branchen vehement gegen neue Abwasservorschriften. Doch das Amt in St. Gallen blieb hart. Der zuständige Beamte schrieb den Herren am Schluss eines abschliessenden Briefes: „Ich habe zwei Ordner mit Zuschriften zu ihrem Fall. Einer mit positiven. Dieser ist voll. Der andere Ordner mit negativen ist fast leer. Ich lege jetzt Ihren Brief in den fast leeren Ordner ab.“ Somit war der Fall erledigt, die verlangten Gewässerschutzmassnahmen mussten erfüllt werden.

Nicht ganz vergessen darf man, dass auch die Schweizer Textilindustrie vom Kolonialismus profitiert hatte. Eindrücklich geschildert wird die Geschichte der Baumwolle im Buch King Cotton von Sven Beckert. Eine Geschichte des globalen Kapitalismus, erschienen bei C.H. Beck.

Zum Unesco Welttag des Audiovisuellen Kulturerbes vom 20.10.21

Auch dieses Jahr präsentiert das Lichtspiel zum Welttag des Audiovisuellen Kulturerbes Schätze aus seinem Archiv, die im Verlauf der letzten 12 Monate eingelangt sind und gesichert werden konnten. Dieses Mal begeben wir uns in die Ostschweiz, genauer nach Flawil, denn dort machte um 1905 das Wanderkino von Alexander Dahlmann-Fasold Station und filmte die Menschen, die die damalige Weberei Ottiker verlassen. Die Nachfahren der Familien Habisreutinger-Ottiker und Schiess haben die Restaurierungen finanziert. In den Filmen aus den 1920er Jahren dokumentieren die damaligen Besitzer die Fabrik und das Familienleben. Dank der umsichtigen Aufbewahrung können wir die Filme heute in aller Pracht sehen.

Parallel zu unserer analogen Filmvorführung finden Sie ab 20.10.2021 zusätzliche Informationen in unserer Rubrik „Kinogeschichten“.

Die Vorführung wird eingeführt durch Urs Schärli vom Ortsmuseum in Flawil und musikalisch live begleitet von Wieslaw Pipczynski.

Wir präsentieren das Programm im Saal und strahlen es auch als Live-Stream aus

Liebe Leserinnen und Leser, blicken Sie zurück in eine andere Zeit, in die Blütezeit der Schweizer Textilindustrie!

Ortsmuseum Flawil

Wieslaw Pipczynski

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Von Cocain, Palmöl und Raps

23. September 2015

„1.000 Hektar Torfregenwald wurden hier verbrannt“, so Umwelt-Aktivist Feri Irawan im TV-Interview. „Doch noch können wir den größten Teil des Waldes retten.“ Kalimantan/Indonesien, Foto: Rettet den Regenwald e.V.

„1.000 Hektar Torfregenwald wurden hier verbrannt“, so Umwelt-Aktivist Feri Irawan im TV-Interview. „Doch noch können wir den grössten Teil des Waldes retten.“ Kalimantan/Indonesien, Foto: Rettet den Regenwald e.V.

Kolumbien: Abholzung für das „Recht auf billige Seife“

„Never mind cocain – big farming is far worse.“ sagt Liliana M. Dávalos, Assistenzprofessorin an der Stony Brook University in New York in einem Interview im New Scientist vom 8.8.15. Sie ist in den Llanos in Kolumbien aufgewachsen, einem von Wäldern durchsetzten natürlichen Weidegebiet. „Die Llanos werden mit Lichtgeschwindigkeit in eine riesige Plantage verwandelt für – ich weiss nicht – unser Recht auf billige Seife.“ Die Abholzung für den illegalen Anbau von Coca sei um Grössenordnungen kleiner als die Zerstörung durch die boomende legale industrielle Landwirtschaft. Die Wälder in den Llianos seien grösstenteils verschwunden zugunsten des Weltmarkts: Palmöl, Soja, Zuckerrohr usw. Die Produkte liegen auch in unseren Läden.

Revision Umweltschutzgesetz: Resultat ernüchternd

Die Grünen, allen voran Maya Graf, setzten sich im Rahmen der Revision des Umweltschutzgesetzes (Gegenvorschlag zur Grünen Wirtschaft) dafür ein, dass nur Palmöl importiert werden darf, welches nach ökologischen und sozialen Mindeststandards produziert wurde. Sie versuchten bäuerliche Parlamentarier für diese Gesetzesänderung zu gewinnen. Das Resultat ist ernüchternd. Der Bauernverbandspräsident, Markus Ritter, stimmte zwar zu, doch bei der Gesamtabstimmung zur Änderung des Umweltschutzgesetzes fehlten am 14.9.15 drei Stimmen, drei bäuerliche Stimmen! Viele Bauernvertreter haben sich enthalten (BDP, CVP) oder dagegen gestimmt (alle SVP), siehe Abstimmungsliste Nationalrat. Hier das Faktenblatt Palmöl.

Maya Graf reichte am 6.5.15 ein Postulat ein für Mehr Engagement der Schweiz für den Tropenwald und am 19.6.15 eine Interpellation Palmöl. Freihandelsabkommen mit Malaysia und Indonesien. Und das sind die Forderungen der Grünen zur Umweltschutzgesetz-Revision.

Indonesien: So schlimm wie noch nie!

In Borneo ist die Lage schlimmer als man denkt, die Grundnahrungsmittel werden knapp! Auf den abgebrannten Feldern könnten Trockenreis und andere Lebensmittel angebaut werden, wenn Saatgut vorhanden wäre. Bei traditioneller Pflege der Felder würde wieder ein Sekundärwald entstehen. Der ehemals grösste zusammenhängende Regenwald wird bald gänzlich verschwunden sein. Im Gegensatz zu Sumatras Vulkan- und Schwemmböden sind die Böden auf der Insel Borneo extrem unfruchtbar. Der Dünger- und Herbizideinsatz ist gewaltig und schädigt auch die Bevölkerung, die über die Gefahren der zum Teil bei uns verbotenen Herbizide kaum Bescheid weiss. Siehe auch Borneo: Palmöl und Kautschuk statt Lebensmittel, Heidis Mist, 8.7.15.

Ein Hilferuf mit Bitte zum Unterschreiben und Weiterleiten der Petition an die indonesische Regierung von Rettet den Regenwald.

Liebe Leute

Es ist so schlimm wie noch nie…

Vor ein paar Tagen war die Luft in Medan, Nordsumatra, schlechter als in Peking!! Auch hier im Gayo-Hochland von Aceh können wir dem dichten Qualm, der das Sonnenlicht verdüstert, nicht entrinnen.

Die Waldbrände im Osten und Süden der Insel gefährden nicht nur die Gesundheit der Menschen, sondern verursachen auch einen immensen wirtschaftlichen Schaden. Die Kaffeeernte hier im Hochland ist bereits verspätet, denn die Kaffeebeeren brauchen Sonnenlicht um zu reifen.

Der Präsident Indonesiens hat den Kampf gegen die Brandstifter aufgenommen. Schon über hundert Menschen sind im Gefängnis und mehrere Firmen stillgelegt. Er ist aber dringend auf ausländische Unterstützung angewiesen.

Bitte unterstützt diese Petition und verbreitet sie weiter!

Herzlichen Dank!

Heidi empfiehlt ihren LeserInnen, die Petition sofort zu unterschreiben, damit sie nicht vergessen geht!

Petition von Rettet den Regenwald an die indonesische Regierung.

Wenn Brandrodung Sport und Tourismus schädigt …

… dann ist die Umweltverschmutzung rasch einmal ein Medienthema: «Haze» bedroht Formel 1 in Singapur, NZZ vom 16.9.15. Doch, dass die lokale Bevölkerung in Indonesien extrem leidet, wird ignoriert; schliesslich dienen die Brände dem globalen Handel und somit auch uns.

Das folgende Video über die Torfbrände in Riau (Sumatra) ist zwar auf Indonesisch, die Bilder sprechen aber für sich:
Berita Terkini – Kebakaran Lahan Gambut Di Riau

Wer bei Google Kebakaran Lahan Gambut Di Riau eingibt, findet 227’000 Links und eindrückliche Bilder, z.B. Lahan yang terbakar ‚akan diambil alih‘ pemerintah, BBC 21.9.15.

Ein Leser schrieb Heidi: „Unglaublich traurig und deprimierend,  tausende von Hektaren Urwald  und Land gehen unwiederruflich verloren!!! Später in der Regenzeit dringt an diesen flachen Küsten das Wasser bei einer normalen Flut bis 100 und mehr Kilometer ins Landesinnere! Das Problem mit den gefälschten Abgastesten bei VW ist dagegen ein Klacks, nicht desto trotz auch unglaublich, was die gemacht haben.“

Rapsanbau: Die Höhen und Tiefen

„Palmöl droht Rapsöl zu verdrängen. Steigender Marktanteil, zunehmende Beliebtheit: Rapsöl ist eine Erfolgsgeschichte der Schweizer Land- und Ernährungswirtschaft. Freihandelsabkommen könnten nun den Import von billigerem Palmöl anheizen – und den hiesigen Rapsanbau unter Druck setzen.“ Bauernzeitung vom 14.7.15.

Der Raps war schon Anfang des 19. Jahrhunderts eine begehrte Kultur, denn sie lieferte den Brennstoff für Öllampen. Petroleum und importierte pflanzliche Öle verdrängten das einheimische Öl, so dass der Anbau bis 1870 auf bescheidene Flächen schrumpfte. Der Erste Weltkrieg brachte einen kurzen Aufschwung, der Zweite Weltkrieg einen grossen. Dank staatlicher Förderung wurde auch nach dem Krieg vermehrt Raps angebaut. (Quelle: Der landwirtschaftliche Pflanzenbau, Rudolf Koblet, 1965, Birkhäuser Verlag).

Die Züchtung von Sorten mit geringeren Anteilen an Erucasäure und Bitterstoffen ermöglichte ab den 1980er Jahren eine Ausdehnung der Rapsfläche. Heute werden acht Prozent der offenen Ackerfläche mit Raps bebaut, Bundesamt für Statistik/SBV.

Nachtrag 2.10.11: Hintergrundartikel von Peter Achten auf Infosperber: Umwelt-Frevel für neue Palmöl-Plantagen, Giftiger Qualm vernebelt derzeit weite Teile Südostasiens. Die Ursache des Übels: verbotene Brandrodungen in Indonesien. Peter Achten arbeitet seit Jahrzehnten als Journalist in China.

23.9.15 HOME


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