Ein Brief aus Deutschland beginnt wie folgt:
„Viele Befragte des Radar Test Panel entscheiden sich häufiger für Bio – „Verbraucher sind besorgt über Pestizidrückstände auf Obst und Rosinen“. 95 Prozent der mehr als 27’000 vom Radar Test Panel befragten Verbraucher sind besorgt über giftige Rückstände auf Obst und Rosinen. Teilweise können auf einem Produkt Rückstände von bis zu fünfzehn verschiedenen Pestiziden gefunden werden. Die Untersuchung zeigt, dass die Verbraucher Massnahmen, auch von Supermärkten, für weniger Gift in ihren Lebensmitteln fordern.“
Weiter heisst es:
„Foodwatch startet Kampagne zur Reduzierung von Pestiziden
Laut dem Lebensmittelwächter Foodwatch, der wiederholt auf Pestizidrückstände unter anderem auf Obst und Rosinen aufmerksam gemacht hat, müssen Supermärkte ihre Kaufkraft einsetzen, um den Einsatz von Pestiziden bereits während des Anbaus zu reduzieren. Sie starten deshalb eine neue, internationale Kampagne, die diese Woche mit Fragen zu den Zukunftsplänen von Supermärkten im Bereich der Pestizidpolitik startete.“
Brief an Cem Özdemir
Heidi hat bei Foodwatch nachgeschaut und ist auf den Aufruf zum Unterschreiben eines Briefs an Cem Özdemir, Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, gestossen, der wie folgt beginnt:
„Hundertfünfzig Pestizide wurden alleine dieses Jahr in Deutschland zugelassen, einige davon ohne Risikoprüfung, teils hochgiftig – und das unter dem grünen Agrarminister Cem Özdemir. Damit tötet er nicht nur Bienen und Insekten, sondern gefährdet auch unsere Gesundheit und das Leben in Flüssen und Böden. Fordern Sie den Minister auf, die gefährlichen Produkte sofort vom Markt zu nehmen!“
Hier sind die Forderungen:
- Alle Pestizide, die keine abgeschlossene Risikobewertung haben1, müssen sofort vom Markt genommen werden!2
- Der fortpflanzungsgefährdende Wirkstoff, Dimethomorph, muss umgehend verboten werden.
- Das BMEL muss jetzt eine wirksame Ausstiegsstrategie für Pestizide entwickeln. Das Ziel sollte eine pestizidfreie Landwirtschaft bis 2035 sein.
1. Risikobewertung der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit nach den in der Verordnung 1107/2009/EG festgelegten Kriterien.
2. Dazu gehören: Deltamethrin, Flufenacet, Fosthiazate, Chlorotoluron, Daminozide, MCPA, MCPB, Mecoprop-P, Mepanipyrim, Milbemectin, Phenmedipham, Pyraclostrobin, S-Metolachlor, Ziram.
Dimethomorph
Heidi hat im Pflanzenschutzmittelverzeichnis des Bundesamts für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) nachgeschaut. Das Fungizid Forum von BASF enthält den Wirkstoff Dimethomorph, sieht im Vergleich zu anderen aber relativ harmlos aus, obwohl Augenschäden … Es gibt weitere 18 Fungizide, die nur diesen Wirkstoff enthalten. Die H-Gefahrenkennzeichnung, abgerufen am 2.5.23, lautet:

Fungizid Forum von BASF. Gefahrenkennzeichnung im Pflanzenschutzmittelverzeichnis des BLV, abgeruffen am 2.5.23
Die European Chemicals Agency (ECHA) sieht das anders als die Schweiz. Dort steht unter den Gefahren „Toxic to Reproduction“. Wie kommt es, dass die Schweiz verharmlost?
Heidi hat dann das Fungizid Banjo Forte von Cemag Handels AG aufgerufen, das zusätzlich zu Dimethomorph den Wirkstoff Fluazinam enthält. Diese H-Gefahrenkennzeichnung ist:

Fungizid Banjo Forte von Cemag Handels AG, H-Gefahrenkennzeichnung gemäss Pflanzenschutzmittelverzeichnis BLV, abgerufen am 2.5.23
Nun hat Heidi noch ein Pestizid nachgeschlagen, das nur den Wirkstoff Fluazinam enthält, nämlich Tisca von Bayer. Als Gefahrenkennzeichnung ist aufgeführt:

Fungizid Tisca von Bayer. Gefahrenkennzeichnung im Pflanzenschutzmittelverzeichnis des BLV, abgerufen am 2.5.23
Epoque von Syngenta Agro AG ist ein weiteres Fungizid mit Fluazinam. Es enthält zusätzlich Metalaxyl-M. Heidi schaute nach … siehe da! Heidi ist immer wieder erstaunt, dass solche Giftstoffe im Handel sind. Stört das eigentlich niemanden, ausser Heidi?

Fungizid Epoque von Syngenta Agro AG. Gefahrenkennzeichnung gemäss Pflanzenschutzmittelverzeichnis des BLV, abgerufen am 2.5.23
Pestizide ohne Risikobewertung
Heidi hat die weiteren Wirkstoffe, die im Brief an Cem Özdemir aufgeführt sind und offenbar keine Risikobewertung der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit durchlaufen haben, im Schweizer Pflanzenschutzmittelverzeichnis des BLV nachgeschlagen. Die Produkte sind teilweise Parallelimporte; dort sind die Gefahrenkennzeichnungen nicht aufgeführt, man muss die Originaletikette konsultieren. Das ist intransparent und eine Zumutung!
11 Produkte mit Deltamethrin sind registriert, 23 Flufenacet, 0 Fosthiazate, 20 Chlorotoluron, 3 Daminozide, 43 MCPA, 7 MCPB, 45 Mecoprop-P, 1 Mepanipyrim, 5 Milbemectin, 15 Phenmedipham, 15 Pyraclostrobin, 16 S-Metolachlor, 1 Ziram. Also zusammen mit den 19 Dimetamorph-Produkten total 224 Produkte, die beanstandet werden!
Es gibt Leute, die schauen Krimis, Heidi liest das spannende Pflanzenschutzmittelverzeichnis des BLV.
Gifresten op fruit en rozijnen: consument wil (en krijgt) actie voor minder pesticiden. Radar AVROTROS 28.4.23
Ungeprüfte Pestizide: Augen auf, Cem Özdemir! Foodwatch, Ation am 16.12.22 gestartet
dimethomorph (ISO); 4-(3-(4-chlorophenyl)-3-(3,4-dimethoxyphenyl)acryloyl)morpholine. European Chemicals Agency ECHA