Posts Tagged ‘Schafe’

Schweizer Kälbermärkte: Drama in drei Akten – Zweiter Akt: Bankkälber

16. Mai 2017
Für Kälber ist das Transportieren und Vorführen auf dem Markt stressig. Direkt in den Schlachthof oder zum Metzger ist die bessere Lösung. © Proviande

Für Kälber ist das Transportieren und Vorführen auf dem Markt stressig. Direkt in den Schlachthof oder zum Metzger ist die bessere Lösung. © Proviande

Der Bauer trennt ein schlachtreifes Kalb von seinen „Mitmastkälbern“, nimmt es aus seiner gewohnten Umgebung heraus und schubst es in einen Viehanhänger. Darin transportiert er es zum Viehmarkt, oft über grosse Strecken. Angebunden an einer Stange steht es in Reih und Glied zusammen mit ihm unbekannten künftigen Fleischstücken. Wenn das Kalb Glück hat, dann geht die stressige Reise anschliessend weiter direkt in den Schlachthof oder zum Metzger.

Mehrere Importkontingente für ein einziges Bankkalb dank Viehmärkten

Doch es gibt ein Hindernis: das Importkontingent. Ein Bankkalb generiert ein Importkontingent. Wenn das Kalb anschliessend auf einem zweiten Markt angeboten wird, oh Wunder, klingelt die Kasse erneut: ein zweites Importkontingent! So kann ein Händler mit einem einzigen Kalb mehrere Importkontingente ergattern.

Oft wird das Kalb gar nicht ersteigert, was eigentlich der Sinn solcher Märkte wäre, sondern direkt beim Bauern gekauft und nur mit einem Ziel vorgeführt: Importkontingente! Diese sind begehrt und werden gehandelt. Besonders die Grossverteiler (Bell und Micarna) sind daran interessiert.

Paolo Bianchi von der Bianchi AG nennt das System eine Black Box, und es sei korrupt. Undurchsichtig ist auch die Rolle von Proviande, welche einen Leistungsauftrag des Bundes (von uns!) hat.

Abgeschafft und wiedereingeführt

Mit der Agrarpolitik 2007 wollte man die Importkontingente abschaffen, um den Wettbewerb unter den Importeuren zu verschärfen. Der Schweizer Fleischfachverband machte diesen Entscheid aber rückgängig. Seit 2015 werden 40% der Kontingentsanteile für Fleisch von Rindern, Schafen, Ziegen und Pferden nach der Zahl der geschlachteten Tiere zugeteilt.

Der Bund fördert die Viehmärkte mit z.B. 80 bis 110 Franken pro Kuh plus Transportentschädigung von 20 bis 30 Franken.

Es zeigt sich einmal mehr, dass Transparenz in der Agrarpolitik kein Thema ist. Auch Heidi hat in diesem Geschäft mehr eine Ahnung als glasklaren Durchblick. Solche Systeme ermöglichen es den Beteiligten zu profitieren, auch von Mechanismen, welche nicht würdig sind, gefördert zu werden.

Fleischmarkt: Importkontingent für Bauern, Schweizer Bauer vom 21.5.14

Schlachtviehmarkt in Bern: Das Schweigen der Rinder, Sylviane Chassot, NZZ vom 15.7.16

Nachtrag 16.5.17: Etwas präziser formuliert ein Leser das Auslösen von Importkontingenten auf Märkten: „Ein Importkontingent löst jedes Tier aus, das auf einem von der Proviande überwachten Schlachtviehmarkt verkauft wird, auch wenn es nicht geschlachtet wird! Und wenn das Tier geschlachtet wird noch einmal eines. Das gilt für alle geschlachteten Tiere auch kleine Kälber.“ Ein anderer Leser schreibt (was zutreffen dürfte), dass es nur Kontingente gibt für Tiere ab 161 kg. Es ist eben kompliziert!

Heidi ergänzt: „Ein Bauer, der das Fleisch seiner Tiere selber vermarktet, erhält ebenfalls (lukrative) Importkontingente, die er verkaufen kann.

Dass die Importkontingente begehrt sind, zeigt auch Folgendes: „Auf Märkten werden Ausmastkühe bis zu einem Franken je Kilo lebend übersteigert. Auch mit der Absicht ein Importkontingent zu lösen.“ Osterhasen statt Schweinefleisch, Hans Rüssli, Schweizer Bauer 7.4.17.

16.5.17 HOME

Glückliche Schweine, Ziegen, Schafe…?

31. Oktober 2014
Die Grossverteiler zeigen uns Woche für Woche Bilder von paradiesischen Zuständen in der Fleischproduktion, während der Bund seinen Verpflichtungen zur Information über die Tatsachen nicht nachkommt. Foto Heidi: Coopzeitung vom 28.10.14.

Die Grossverteiler zeigen uns Woche für Woche Bilder von paradiesischen Zuständen in der Fleischproduktion, während der Bund seinen Verpflichtungen zur Information über die Tatsachen nicht nachkommt. Foto Heidi: Coopzeitung vom 28.10.14.

Der Schwarze Peter wird regelmässig herum geschoben, wenn es um das Wohl bzw. mangelnde Wohl von Nutztieren geht. Die KonsumentInnen sind schuld, die Direktzahlungen, die ProduzentInnen, die Gesetze, der Vollzug … „Gemäss Artikel 5 Absatz 2 des Tierschutzgesetzes ist der Bund verpflichtet, die Bevölkerung über Tierschutzfragen zu informieren. Dennoch weiss sie nachweislich wenig darüber, wie Tiere gehalten werden.“ heisst es in der Interpellation 14.3822 von Bastien Girod vom 25.9.14: Schweine-Report. Welche Konsequenzen ziehen?

Wer weiss schon, dass Schweine, Kälber und Rinder gemäss Tierschutzverordnung keinen Auslauf ins Freie haben müssen? Und Schafe und Ziegen? Sie verschwinden oft über Winter in dunklen Ställen.

Der Schweizer Schweine-Report von tier-im-fokus.ch (TIF) zeigt Missstände im Vollzug und auf Gesetzesebene. Bedenklich ist, dass sich auch ein Vorstandsmitglied von Suisseporcs nicht an das Tierschutzgesetz hält und seine Käufer erst noch betrügt, zu lesen in folgendem Leserbrief von Hansuli Huber, Schweizer Tierschutz (STS):

Suisseporcs Vorstandsmitglied verurteilt

Wenn in der Vergangenheit Tierschutzverstösse auf Schweinebetrieben aufgedeckt wurden, wiegelte die Suisseporcs-Geschäftsführung stets ab. Die Schweizer Schweineschutzvorschriften seien sehr streng und bei den Verstössen handle es sich um bedauerliche Einzelfälle.

Diese Tierschutz-Defensivtaktik des Verbandes ist nun einem Vorstandsmitglied zum Verhängnis geworden. In dessen 1’200er Maststall wurde den Tieren offenbar die gesetzlich vorgeschriebene Beschäftigung über Jahre hinweg verweigert, und mit der Hygiene war es nicht zum Besten gestellt. Zudem wurden die Schweine widerrechtlich zu einem höheren Preis als QM vermarktet. Missachtung des Tierwohls und Betrug an Abnehmern und Konsumenten sind keine Kavaliersdelikte.

Es ist zu hoffen, dass die Suisseporcs nun einen internen Reinigungsprozess durchführt. Wir wünschen uns eine starken Verband, der in Zukunft beim Tierschutz nicht permanent auf der Bremse steht, sondern aus eigener Einsicht und Verantwortung gegenüber den Tieren sich endlich stark macht für eine zeitgemässe, ethisch vertretbare und artgemässe Schweinehaltung in unserem Land!“

Ob Gewässerschutz oder Tierschutz, immer wieder sind es nichtstaatliche Organisationen oder Privatpersonen, welche Missstände aufdecken und Druck für Veränderungen ausüben müssen. Das wäre doch Aufgabe der Behörden, findet Heidi.

Bekannter Schweinezüchter verurteilt, Zuger Verbandsfunktionär betrog beim Schweinepreis, Zentral+ vom 31.10.14. „Er nennt sich selbst den «Schweinepapst der Zentralschweiz». Der Mann ist Käser und hält Mastschweine, denen er Molke verfüttert. Nun aber musste er sich vor dem Zuger Strafgericht wegen Widerhandlungen gegen das Tierschutzgesetz, Betrugs und Urkundenfälschung verantworten…“

31.10.14 HOME

.

Höchste Zeit zum Leeren der Güllegrube

14. Oktober 2013
Am Heidiweg zwischen Heidibrunnen und -dörfli grasen jetzt viele Schafe. Die warme Herbstsonne hat am Sonntag Spaziergänger in grosser Zahl auf den Weg gelockt.

Am Heidiweg zwischen Heidibrunnen und -dörfli grasen jetzt viele Schafe. Die warme Herbstsonne hat am Sonntag Spaziergänger in grosser Zahl auf den Weg gelockt.

Der Winter hat sich letzte Woche angekündigt; viel nasser Schnee ist bis in die Niederungen gefallen, hat Maispflanzen geknickt, Wiesenpflanzen zu Boden gedrückt, Äste gebrochen … Immer spärlicher werden die Tage, an welchen Gülle umweltschonend ausgebracht werden kann. Wichtig ist, dass diese dazu genutzt werden, die Güllegrube vor Wintereinbruch zu leeren, denn niemand weiss, wann der Winter beginnt.

Vorbeugen: ohne Gülle-Notfall durch den Winter, Heidis Mist, 10.9.10

Heidibrunnen oberhalb Maienfeld

Heidibrunnen oberhalb Maienfeld

Heidihaus: traditionelle Hausabwasseranlage

Heidihaus: traditionelle Hausabwasseranlage

14.10.13 HOME

Bauern kontrollieren Bauern

7. November 2012
DSC05183alterStallneuerMistAK

Bündner Rindviehstall mit traditioneller „Mistgrube“, wie es im Amtsjargon heisst; Heidi hat die „grube“ vergebens gesucht, Foto 7.11.12.

DSC05265alterStallneuerMist121113AK
Foto 13.11.12

Selbst im bauernhörigen Nationalrat hat man bemerkt, dass die Kontrolle der landwirtschaftlichen Betriebe mangelhaft ist, siehe Motion Daniel Jositsch Keine Alibi-Kontrollen auf Landwirtschaftsbetrieben vom 14.9.11. Heidi hat schon viel über das Thema geschrieben, etwa Das BLW verteilt jedes Jahr fast 3 Milliarden Franken Steuergelder gutgläubig an die Bauern. Im Bundesamt für Landwirtschaft ist das Problem bekannt, aber auch der Druck des Schweizerischen Bauernverbands gross.

Das Amt für Landwirtschaft und Geoinformation (ALG) Graubünden schrieb über einen Bauern und den abgebildeten Stall: „… Dieser Landwirt war es gewohnt, die Gülle erst im Herbst auszubringen; das Jungvieh hielt er in einem Nebenstall mit traditioneller Mistgrube ohne Güllekasten. Aus diesem Grund veranlasste das ALG kurz darauf, dass der Betrieb saniert wurde…“, „kurz darauf“ bezieht sich auf Heidis Gülle-Schock im November 2007. Ein neuer Rindviehstall mit Güllegrube wurde zügig gebaut, das bringt zusätzliche Direktzahlungen (BTS und RAUS). Diese Massnahme hat keinen logischen Zusammenhang mit der vollen Güllegrube Anfang Winter 2007, denn im Nebenstall versickerte die „Gülle“ von 20 Rindern einfach in den Untergrund. Der Grund für den Stallbau war bekannt: mangelnder Vollzug Tier- und Gewässerschutzgesetz. Bei der Sanierung „übersah“ man beim Hauptstall den direkten Ablauf des Mistsickersafts und des Milchzimmerabwassers in Heidis Bächlein (Im Land wo Milch und Cola fliesst) sowie das zu kleine Mistlager. Dem Abwasser des Rinderauslaufs verpasste man eine Weiche zum Umstellen „Güllegrube“ oder „Bächlein“. Praktisch! Nach fünf Jahren Arbeit hat Heidi jetzt erwirkt, dass (eventuell) wirklich saniert wird. Hartnäckig muss man sein; viele Leute haben Heidi gesagt: „Ich habe einen Missstand nach Chur gemeldet aber nie eine Antwort erhalten.“

DSC01415Schafmist110115K

Schafmist vor Nebenstall am 15.1.11

Item, nach dem Umzug der Rinder vom Nebenstall in die neue Behausung belebte der Bauer den Nebenstall mit etwa gleich vielen Schafen. Anfang Dezember 2010, im zweiten „Schaf-Winter“, verschwanden die Schafe plötzlich spurlos. Zu diesem Zeitpunkt hatten die Bauern Heidis Mist entdeckt. Zufall oder nicht, danach stand der Stall zwei Winter lang leer. Vom Stall heisst es: „Dort darf er keine Tiere mehr halten.“ Und welche „Untiere“ produzieren jetzt wieder Mist und brauchen längere Betreuung morgens und abends? Siehe erstes Foto vom 7. November 2012: links neuer Mist, rechts liegt noch ein kleiner Rest des vielen Mists der Schafe, zusammengesunken und überwachsen.

Auf dem zweiten Foto sieht man unten den Schafmist des Winters 2009/10 (dunkler) und oben jenen bis Dezember 2010; beide lagen monatelang ungedeckt auf dem nackten Boden bzw. „in der traditionellen Mistgrube“, Regen und Schnee ausgesetzt. Wie das letzte Foto zeigt, ist das Mistlager zu klein, und der Schnee des Auslaufs wird zusammen mit dem darauf liegenden Mist in die Wiese ob Heidis Bächlein geschoben.

Und wie sagt doch Heidi jeweils: Tier- und Gewässerschutz fallen in gewissen Kantonen durch alle Kontroll-Maschen, auch bei Bio und IP. In diesem Fall ein neuer IP-Suisse-Bauer, seit Ende August 2012!

DSC03437_Mistlager_MistK

Das Mistlager beim Hauptstall ob Heidis Bächlein ist zu klein, Foto 28.3.12.

... 12.3.13, randloses Mistlager für Schafmist

… 12.3.13, randloses MIstlager für Schafmist

7.11.12 HOME

Sorgen der Frau eines Fischers

8. August 2010
Tote Fische in einem Luzerner Gewässer, Foto: Fischereiverband Luzern

Tote Fische in einem Luzerner Gewässer, Foto: Fischereiverband Luzern

Heidi hat die Frau eines Fischers getroffen und ihr von den Bemühungen um sauberes Wasser erzählt. Da flossen ihr die Worte nur so aus dem Mund: „Viele toten Fische hat mein Mann schon gesehen. Einer seiner Kollegen hat 1000 Fische an einem Tag verloren wegen Gülle im Bach. Jetzt möchte mein Mann ein Haus mit eigener Quelle.“ „Seid aber vorsichtig bei der Suche. Viele Quellen sind nicht mehr sauber. Ich kenne mehrere Fälle, wo im Haus Gülle statt Wasser floss: Gülle aus der Duschbrause, Gülle in der Küche, böse Überraschungen! Nur, weil der Bauer auf gefrorenen Boden gegüllt hatte.“ warnt Heidi und rät den Fischern: „Macht es doch wie die Bauern, wenn der Bär oder der Wolf  Schafe gerissen hat, bringt es an die Öffentlichkeit, schreit Zeter und Mordio, schreit so laut bis man es auch im Bundeshaus hört. Mit den Fischen sterben unzählige Kleinlebewesen.“

200’000 Schafe weiden in den Bergen oberhalb der Waldgrenze ohne Hirten. Sie sind sich selbst überlassen. Im Laufe des Alpsommers sterben 10’000, weil sie abstürzen oder krank werden und verenden. Nur etwa 100 pro Jahr werden von Wölfen und Bären gerissen, und nur diese Fälle werden in den Medien breit gewalzt, siehe Postenlauf: Alpen Geografische und Biologische Inhalte, A) Der Wolf kehrt zurück

Wer ist der Wolf?, NETZ NATUR-Sendung vom 09.09.2010

KORA, Die Aufgabe des Programms KORA ist, zu aktuellen Problemen im Zusammenhang mit der Erhaltung oder dem Management von Raubtieren die wissenschaftlichen Grundlagen für umsetzbare Lösungen zu erarbeiten.

8.8.10   HOME


%d Bloggern gefällt das: