Posts Tagged ‘Schweiz’

Vom Wald-Traum zur Pestizid-Realität

12. Mai 2022
20 Metaboliten sind von Chlorothalonil, einem Fungizid, bekannt.

20 Metaboliten sind von Chlorothalonil, einem Fungizid, bekannt, das nach Jahrzehnten Anwendung verboten wurde.

Am 10.5.22 war ein sonniger Frühlingstag. Heidi spazierte stundenlang durch einen grossen Buchenwald im Unterland. Dieses helle Grün! Dann die Bodenpflanzen, blühende gelbe Taubnessel, weisse feine Waldmeisterblüten. Ausser dem Vogelgesang von allen Seiten war es einfach still, nur einzelne Jogger und Fussgänger waren unterwegs. Heidi genoss diese Stimmung. Auf einer Bank sitzend fragte sie sich: „Wenn die ganze Schweiz wie früher von Wald bewachsen wäre? Was dann? Sicher wäre sie dann pestizidfrei – ein Traum!“

Schon auf dem Heimweg erhielt der Traum einen Dämpfer. Ein Bauer war unterwegs auf einem Acker mit der Spritze. Der breite Balken aus dessen Düsen die Flüssigkeit spritzte, wurde über die Erde geführt – Herbizid!

Als Heidi zuhause das Mail-Programm öffnete, da erwachte sie noch ganz aus ihrem Wald-Traum: Pestizide hier und dort, z.B. im St. Galler Trinkwasser. Nein, nicht die Bauern! Dieses Mal ist die Ursache des mit Chlorothalonil verschmutze Trinkwasser das Fussballstadion bzw. dessen „Pfleger“; weit über dem Grenzwert seien die Grundwasserproben.

Das meiste Trinkwasser bezieht St. Gallen aus dem Bodensee. Der Blick berichtete: „Wenn der Bodensee aber kontaminiert wäre oder der Strom ausfallen würde, hätte die Ostschweizer Stadt ein Problem, da die Versorgung mit Grundwasser in der Stadt ausfällt. Doch es gibt bereits erste Lösungsansätze.“ Aber das wird kosten. Wer bezahlt? Wohl kaum die Verschmutzer und erst recht nicht die Produktions- oder Handelsfirma.

Syngenta hat gegen das Chlorothalonil-Verbot in der Schweiz geklagt; das Verfahren ist noch beim Verwaltungsgericht hängig. Ziemlich uneinsichtig sind die Chemie-Leute.

Heidi meint: „Wäre es nicht an der Zeit, eine Volksinitiative zu starten mit der Forderung Bioland Schweiz? Wir, das reiche Land im Herzen Europas, Wasserschloss Europas, könnten ein Vorbild sein.“

Wegen Fussballstadion und Einkaufszentrum – St. Gallen hat ein Trinkwasser-Problem. Blick 9.5.22

Chlorothalonil, Wikipedia

Quelle: Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Versicherungen (IFA), GESTIS-Datenbank.

Gefahrenhinweise für Chlorothalonil. Quelle: Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Versicherungen (IFA), GESTIS-Datenbank. Klicken Sie auf das Bild für weitere Informationen.

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Mini-Rückblick mit Zahlen und Fakten

31. Dezember 2014
Zur Erinnerung: Sauberes Grundwasser ist eine Voraussetzung für sauberes Trinkwasser, denn 80% unseres Trinkwassers stammen aus dem Grundwasser.

Zur Erinnerung: Sauberes Grundwasser ist eine Voraussetzung für sauberes Trinkwasser, denn 80% unseres Trinkwassers stammen aus dem Grundwasser.

Eigentlich hatte Heidi das Blog-Jahr 2014 abgeschlossen, doch dann traf der WordPress-Rückblick 2014 für Heidis Mist ein. Drei Rubriken und Erinnerungen haben sie zurück an den Computer gelockt.

Einmal mehr hat es kein einziger Artikel über Gewässerschutz auf die ersten drei Plätze der am häufigsten gelesenen Artikel geschafft. Gemäss üblicher Medien-Marketing-Strategie müsste Heidi mehr über Tierschutz, Urban Farming und Architektur schreiben. Doch wer kümmert sich dann um die ganz kleinen Tierchen in Bächen, Seen und im Grundwasser?

Die USA haben Österreich von der dritten Stelle der Leserzahlen verdrängt, was insofern nicht erstaunt, als Heidis Mist mehr AbonnentInnen in den USA hat als im Nachbarland Österreich. An erster Stelle ist nach wie vor mit Abstand die Schweiz, gefolgt von Deutschland. Hingegen wurden 83% der Kommentare von AusländerInnen verfasst.

Vieles hat sich 2014 verändert, etwas ist Heidi besonders in Erinnerung. Sie suchte im Sommer die Sektion Grundwasserschutz des Bundesamts für Umwelt, doch diese war verschwunden, einfach weg! Recherchen ergaben, dass die oberste Hüterin unserer wichtigsten Trinkwasser-Ressource aufgelöst und auf zwei neue Sektionen verteilt worden war: Gewässerschutz und Wasserqualität.

Das ist aber noch nicht alles. Der Chef der ehemaligen Sektion Grundwasserschutz, Daniel Hartmann, und sein Stellvertreter, Benjamin Meylan, gingen in Pension, eine willkommene Gelegenheit für das BAFU, zwei Stellen zu streichen. So hat das Grundwasser nicht nur zwei erfahrene Schützer verloren, sondern auch die Zahl der Schützer hat abgenommen, was in einer so kleinen Gruppe von Fachleuten ins Gewicht fällt. Ein solches Vorgehen ist beim Bund eine gängige Praxis: Man spart dort, wo es am reibungslosesten geht. Wird es den Newsletter Grundwasserschutz in Zukunft noch geben? Wohl kaum! Heidi wird ihn vermissen.

Noch zu finden sind viele Informationen über das Grundwasser, Spuren der grossen Leistungen dieser Sektion. Zahlreiche der Errungenschaften werden auch in Zukunft helfen, das Grundwasser zu schützen: Gesetzte, Verordnungen, Wegleitungen, Vollzugshilfen, digitale Schweizer Gewässerschutzkarte usw. sowie das legendäre NAQUA (Nationale Grundwasserbeobachtung), welches von der Sektion Hydrologie betreut wird. Heidi kann sich gut vorstellen, gegen welche Widerstände die Leute zu kämpften hatten. Herzlichen Dank für die hervorragende Arbeit!

Heidi hofft, dass der Grundwasserschutz seinen verkleinerten und zerstückelten Platz halten kann, wünscht viel Erfolg und freut sich auf die Arbeit der übrig gebliebenen Grundwasserschützer. Sie wünscht sich auch, dass die zwei neuen Chefs des Grundwasserschutzes am gleichen Strick zugunsten des unsichtbar in der Tiefe liegenden Schatzes ziehen werden.

Zum Schluss noch etwas Positives: Heidis Mist wird es auch 2015 geben! Das ist nötig, denn z.B. im Bündnerland liegen jetzt schon wieder Misthaufen im Feld über dem Grundwasser (auch Bio-Knospe-zertifizierter Mist); sie werden erfahrungsgemäss monatelang dort bleiben, eine Verschmutzungsgefahr für das Grundwasser. Das ist nicht weiter erstaunlich, weil es nicht nur bei Bauern, sondern auch bei Bündner Ämtern an Einsicht und Vollzugswille mangelt. Also Prosit Neujahr … und auf Wiedersehen oder -lesen im 2015!

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Antibiotika: Wird das Parlament auf die Fachleute hören?

24. November 2014
Kühe, die den Grossteil ihrer Nahrung auf der Weide selber holen, sind gesünder. Trotzdem werden Antibiotika eingesetzt, z.B. wenn sie vor der Galtzeit trocken gestellt werden.

Kühe, die den Grossteil ihrer Nahrung auf der Weide selber holen, sind gesünder. Trotzdem werden Antibiotika eingesetzt, z.B. wenn sie vor der Galtzeit trocken gestellt werden.

Der Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung wird in der Schweiz nicht kontrolliert, viele Bauern haben die problematischen Arzneimittel im Schrank; und es gibt keine Datenbank, die den Verbrauch detailliert erfasst. Zudem wird die Durchseuchung der Bevölkerung mit antibiotikaresistenten Keimen statistisch nicht erfasst. Im Gegensatz zu den umliegenden Ländern sind wir diesbezüglich eine Daten-Wüste.

Antibiotikaresistenz kann man sich auch in einem Spital holen; das Problem ist in der Schweiz gross, da die Hygiene in zahlreichen Spitälern heute noch ungenügend ist, dies obwohl Hygiene eine der grössten Errungenschaften der Medizin ist.

„… Eine Fachkommission des Bundes fordert nun, dass in der Schweizer Nahrungsmittelproduktion ganz auf Antibiotika verzichtet werden soll…“ heisst es im interessanten Beitrag Krankheitsrisiko Antibiotika , SRF 23.11.14. Danke lieber Leser für den Hinweis. „… Mehrere Bundesämter erarbeiten derzeit eine nationale Strategie, die bis Ende 2015 vorliegen soll…“ heisst es weiter und „… Für Wissenschaftler sind sie bereits die «grösste biologische Bedrohung für die Gesundheit der Bevölkerung»: Bakterien, die nicht mehr mit Antibiotika bekämpft werden können.“ Ein lesenswerter Beitrag.

Heidi ist gespannt auf die Strategie des Bundes. Wird die Wissenschaft siegen oder, wie üblich, die Politik?

Zeit Online, 24.11.14: Patienten und Ärzte kämpfen verzweifelt gegen multiresistente Keime, die sich durch Antibiotikamissbrauch in Tierställen und mangelnde Hygiene ausbreiten. Die Agrarlobby wiegelt ab.

24.11.14 HOME

4 Jahre Heidis Mist

14. Mai 2014
Heidibrunnen oberhalb Maienfeld

Heidibrunnen oberhalb Maienfeld

Zufällig ist der Jubiläumsartikel der 300. Beitrag. Ein kleiner Rückblick mit ausgewählten Bildern!

Heidis Lieblingsartikel

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Zweimal täglich Milchzimmerabwasser im Bächlein.

Meistgelesene Beiträge

 

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ausgewaschener „alter Mist“, neuer dunkler Mist

Höchste Zahl der Seitenaufrufe pro Tag immer noch 333

Mitte November 2010 stiegen die Seitenaufrufe rasant an. Ein Kommentar vom 30.11.10 zur Diaschau Misthaufen im Feld 2010/11 liess dann erahnen was los war: „Ich glaube Sie haben effektiv zu langweilig. Suchen Sie sich eine richtige Arbeit und hängen Sie nicht an öffentlichen Geldern! Was Sie hier veröffentlichen und erzählen ist wirklich reiner Mist! Mich interessiert auf welchem Misthaufen Ihre Dummheit entstanden ist?!“ Jemand hatte eine passende e-Mail-Adresse eingerichtet: misthock@… Das Ziel ist klar: Einschüchterung und Verwerfen der Informationen als „falsch“. Hinzuzufügen sei noch, dass Heidis Mist nur Kosten verursacht.

Am 1.12.10 erreichten die Seitenaufrufe das Maximum von 333. Viele Leute schauten sich die Misthaufen-Diaschaus an, lasen Heidis Gülle- und Mist-Artikel sowie Winteranfang in den Bergen. Offensichtlich war Unruhe in der Bauernschaft. Wohin mit Gülle und Mist? fragte sich auch das Amt für Landwirtschaft und Geoinformation und schrieb einen Artikel für den Bündner Bauern mit eben diesem Titel.

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Löwenzahn-Bergwiesen in Klosters mit Sunnibergbrücke von Christian Menn

In welchen Ländern wird Heidis Mist gelesen?

67%  Schweiz
22%  Deutschland
5%  Österreich
2%  USA
4%  übrige

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Viel zu schmaler Pufferstreifen zwischen Maisfeld und Bach, „Kleines Seezli“ zwischen Flums und Walenstadt.

Grosse Zunahme der Abonnements

Besonders freut sich Heidi über die zweistellige Abo-Zuwachsrate; im letzten Jahr betrug sie 27%. AbonnentInnen erhalten jeden neuen Artikel gratis per e-Mail ins Haus geliefert. Herzlichen Dank liebe Abonnentinnen und Abonnenten in nah und fern (Indien, Kanada …) für die Treue.

Heidi im Wallis oder Tessin?

Ein Leser möchte, dass Heidi ins Wallis zieht, denn – so argumentiert er – dort sei alles noch viel schlimmer. Diesen Wunsch kann Heidi leider nicht erfüllen. Auch im Tessin ist sie gefragt: Eine Leserin hat Heidi Fotos versprochen, zum Publizieren natürlich! So ist es denn immerhin beruhigend zu wissen, dass auch andere Leute die Augen offen haben.

Gerade richtig zum Jubiläum traf folgender Brief ein: „Ich wünsche Heidi weiterhin viel Energie – und eine grosse Leserschaft.“

Das Interesse an Heidis Mist ist ungebrochen.

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Ausländerin erntet Erdbeeren im Churer Rheintal

Ausgewählte Kommentare von LeserInnen

  • Gemeinsam sind wir stark…
  • It’s quite astonishing what has been happening to the bees. Let’s hope some common sense in government prevails. This is a lovely post, Heidi.
  • Was in der Schweiz gilt, trifft leider auch für die gesamte EU zu. Trefflich verstehen die Agrarfunktionäre, Subventionen zu sichern, teils mit so interessanten Bezeichnungen wie “Ausgleichszahlungen”.
    Der Sektor Agrarwirtschaft muss schlicht wie Kommunen, Gewerbe und Industrie seinen Beitrag zur Minderung von Nährstoffaustrag in die Welt (Wasser, Boden, Luft !) mindern.
    Wie Heidi leider zutreffend schreibt, ändert sich das bisherige, ungesunde System aber offenbar erst, wenn der Zahler erwacht. Politik scheint allzu verflochten. Das wiederum kann der Wähler beeinflussen. – Wunsch für 2014: Wähler/(Steuer)Zahler erwache!
  • Ich kenne das Problem gut. Wenn die Behörden nicht energisch einschreiten, dann glauben die Bauern, dass sie im Recht sind und wehren sich gegen Sanierungsmassahmen. Mich ärgert das nicht nur weil ich mir Mühe gebe, korrekt zu wirtschaften, sondern weil die Umwelt darunter leidet und mit ihr wir alle.
  • Schönes Bild, dem kalbert sogar der Miststock… Schon krass, wie amateurhaft da vielerorts gewirtschaftet wird. Danke für Deine offenen Augen, Heidi, das Grundwasser wirds Dir danken, die Blacken-Community weniger. Herzlicher Gruss aus dem Unterland.
  • Mich überrascht eigentlich gar nichts mehr, wir in unserer kleinen Ortschaft haben das gleiche Problem, Verursacher ist ein “Einmann-Betrieb”, gefördert von der EU, der wahrscheinlich gar nicht weiss, wieso er gefördert wird, dem Typen müsste seitens der Behörde genauer auf die Finger geschaut werden, doch die zuständige Behörde ist gegen diesen Typen ziemlich machtlos, weil er sehr gute Verbindungen hat …
Glückwunsch zum Geburtstag!

14.5.14 HOME

Wem gehört der Mond?

10. Februar 2014

Die NASA bietet „mining trips to the moon“ an. Public-private partnerships hätten sich auf der Erde bewährt, jetzt sei dies ein Schritt in die richtige Richtung, soll Mike Gold, Direktor der Bigelow Aerospace in Las Vegas gesagt haben. Es stellt sich die Frage Wem gehört der Mond (New Scientist No 2955 vom 8.2.14, Seite 14). Gleichzeitig gefährdet der weltweite Hunger nach Gold, Zink, Kupfer und anderen Mineralien eine der letzten grossen unberührten Landschaften Nordamerikas: Yukon, Kanadas Wilder Westen, demnächst eine Mondlandschaft? (Yukon, Canada’s Wild West, National Geographic, February 2014. Das „register“-Feld kann man einfach wegklicken!).

Es wird eng auf der Erde, die Ressourcen werden knapp. Eng wird’s auch in der Schweiz. Das haben die StimmbürgerInnen an diesem Abstimmungssonntag mit dem JA zur Volksinitiative gegen Masseneinwanderung zum Ausdruck gebracht (Abstimmungsergebnis vom 9.2.14). Kopfschütteln vermag die Zukunftsprobleme der Schweiz nicht zu lösen. Ewiges Wachstum auch dann nicht, wenn es immer grüner angestrichen wird.

Was Heidi dazu einfällt, zum Wasser? Vieles! Doch nur eines sei erwähnt. Der Kanton Graubünden dürfte der einzige Kanton in der Schweiz sein, der die Bewilligung von Neubauten davon abhängig macht, ob die Abwasserentsorgung der betreffenden Gemeinde in Ordnung ist. Entspricht die Qualität des Wassers, das von der Abwasserreinigungsanlage (ARA) in die Gewässer geleitet wird, den Anforderungswerten nicht, gibt es keine Baubewilligungen.

10.1.14 HOME


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