Posts Tagged ‘Spargeln’

Fräulein Rottenmeier gratuliert den Schweizer Bauern

21. Januar 2023
Copyright: Axel Schulz, Konstanz

Copyright: Axel Schulz, Konstanz

Der Pöstler schwenkt den Brief, den er in seiner Hand hält, hin und her. Heidi strahlt, denn sie vermutet, dass Klara endlich geschrieben hat. Sie hatte sich in letzter Zeit gefragt: „Ist Klara krank?“ Dankend nimmt Heidi den Brief entgegen und wünscht dem Pöstler einen schönen Tag. Der Alpöhi hat schon den Brieföffner bereitgelegt. Die Schrift auf dem Umschlag ist unverkennbar: Fräulein Rottenmeier! Rasch öffnet Heidi den Umschlag und liest dem Alpöhi vor:

„Liebe Heidi, lieber Öhi

Klara lässt sich für das lange Schweigen entschuldigen, sie muss viel lernen für die Prüfungen Anfang Februar.

Ein Geschäftsfreund von Herrn Sesemann hat uns das beiliegende Foto geschickt, worüber wir uns sehr freuen. Wir alle gratulieren euch, dass eure Bauern es in so kurzer Zeit geschafft haben, den Selbstversorgungsgrad von nur 50 Prozent zu verdoppeln. Und es tönt wunderbar: Die Schweizer Bauern stellen sicher, dass immer von allem genug da ist! Axel Schulz, der Fotograf der Werbung, freut sich auch, denn in diesem Falle wird er nicht mehr in seinem Lebensmittelladen in Konstanz Schlange stehen müssen, weil so viele SchweizerInnen dort einkaufen, auch der Stau wird kein Problem mehr sein.

Herr Sesemann hat sich nur gefragt, wie und wo denn die Trauben produziert werden. Ihn würde auch die Zucht von Froschschenkeln und die Gänselebermast interessieren, da diese Importe bei uns regelmässig kritisiert werden. Die Spargeln kommen bei uns jetzt aus Peru, wo Wassermangel herrscht; Sebastian möchte daher wissen, ob eure Bauern allenfalls welche nach Frankfurt exportierten. Sicher freut sich eure Wirtschaft über die Infrastrukturen, die gebaut werden konnten, etwa Gewächshäuser für Bananen, Ananas, Mangos, Kakao und Kaffee. Gerne würde Klara die Kokospalmenplantagen besichtigen, denn sie studiert im Nebenfach tropische Landwirtschaft.

Wie ihr seht, haben wir grosses Interesse an der Entwicklung der Schweizer Landwirtschaft. Deutschland exportieren z.B. Fleisch, aber wir müssen im Moment Erdbeeren aus Südspanien importieren und Palmöl sowieso aus verschiedenen Ländern, Bohnen kommen aus Afrika und Edamame tiefgefroren aus Japan in einem Restaurant in Zürich, das ein Geschäftsfreund von Herrn Sesemann kürzlich besucht hat. Natürlich machen sich unsere Bauern auch Sorgen darüber, dass sie die Schweiz als Abnehmerland offenbar verlieren.

Wenn wir das nächste Mal bei euch Ferien machen, dann möchten wir ein paar fortschrittliche Bauern besuchen. Der Geissenpeter kann sicher eine Exkursion für uns vorbereiten.

Morgen kommt die Grossmutter zu Besuch, also muss ich jetzt noch vieles organisieren. Ich wünsche euch schöne Wintertage, hoffentlich mit Schnee.

Freundliche Grüsse

Euer Fräulein Rottenmeier, Klara, Herr Sesemann und Sebastian

Selbstversorgungsgrad 100% ist möglich

Eric Meili, Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) schrieb im Zürcher Bauer No. 49 vom 9.12.22 unter dem Titel Die Selbstversorgung und der Biolandbau:

„Was ich in diesem Beitrag diskutieren will, ist die Möglichkeit der Schweiz, sich zu 100 Prozent selber zu ernähren. Was hat der Biolandbau dabei für eine Rolle? Es wird viele erstaunen, es ist möglich, aber wie? Basis der Betrachtung ist der Bericht des Bundesamtes für wirtschaftliche Landesversorge (BWL) aus dem Jahre 2020, so zu sagen der aktualisierte Plan Wahlen. Das ist eine Analyse einer optimierten Inlandproduktion im Falle einer schweren Mangellage. Die rechtliche Grundlage ist der Verfassungsartikel 102. 

In der Analyse werden bei den Erträ­gen generell 10 Prozent Sicherheitsmarge abgezogen. Bei fehlendem Dünger und Pflanzenschutz würden die heutigen Erträge im konventionellen Landbau deutlich mehr einbrechen als die 20 Prozent im Biolandbau.

Fazit: Der Biolandbau hätte in einer schweren Krise und Mangellage gute Karten. Auch im Biolandbau müssten in der Tierhaltung wesentliche Anpassungen (Mutterkuhhaltung, Schweine, Geflü­gel) vorgenommen werden. Der Biolandbau ist aber robuster oder modern gesagt resilienter als die konventionelle Landwirtschaft, falls die Vorleistungen auch tangiert wären. Um noch robuster zu werden, müssen wir in der Schweiz die kleinen Traktoren auf elektrisch umstellen und die grossen auf Wasserstoff.

Dafür braucht es aber Strom. Auch hier kann die Landwirtschaft auf den grossen Scheunendächern mit PV-­Anlagen eine Vorreiterrolle spielen. Krisen sind auch immer Chancen und öffnen uns die Augen. Frei nach Obama: Yes we can.“

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21.1.23 HOME

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Spargelflut in den Läden – Heidis erste Spargeln

6. Mai 2022
Bio-Spargeln aus Ungarn zum Schleuderpreis 50%. Copyright: Valentina

Bio-Spargeln aus Ungarn zum Schleuderpreis, 50%. Copyright: Valentina

Zugegeben, Heidis Spargel-Portion auf dem Teller war klein, aber fein und frisch aus dem Garten. Die ersten Spargeln! Gelb neben Rüebli-Schibli und gebratenen Zucchetti-Würfeln vom letzten Gartenjahr mit Safran-Nudeln von Gran Alpin. Übrigens heute hat Heidi den Kuckuck zum ersten Mal gehört.

In den Läden werden Spargeln schon lange angeboten. Am 23.4.22 offerierte Coop Bio-Spargeln aus Ungarn, abgepackt in der Slowakei. Heidis Frage an die Fotografin, ob das wirklich so auf dieser Packung war, beantwortete Valentina mit JA, denn auch sie war erstaunt, hat die Verpackung deshalb fotografiert. Heute hat Luca im Coop weisse Bio-Spargeln aus Deutschland und grüne aus Spanien gesehen.

In jeder der letzten vier Migros-Aktions-Broschüren wurden Spargeln angeboten. Als Herkunft wird einmal Italien, dann Italien/Spanien oder Italien/Spanien/Ungarn angegeben. Camions mit Spargeln kommen also von Osten, Süden und Südwesten angefahren.

Wer solche Importe kauft, hilft mit, im Ausland Produktionskapazitäten aufzubauen, auch an Orten, wo Wassermangel herrscht. Wie lange dieses Umherschieben von Produkten möglich ist, das weiss niemand. Die gegenseitigen Abhängigkeiten sind gross. Wer global saisonal propagiert, ist auf den Holzweg.

Die zunehmenden Transporte für Lebensmittel, die weder saisonal noch regional sind, brauchen nicht nur Energie, sie benötigen und beanspruchen Infrastrukturen, verursachen Umweltschäden und Lärm. Der Strassenverkehr ist die grösste Lärmquelle in der Schweiz. Erst gerade hat der Bundesrat einen Kredit von 52 Millionen Franken bewilligt zur Unterstützung der Kantone für Massnahmen.

Im Winter ist Heidis Eigenversorgung mit Salat zeitweise nicht möglich, also kauft sie zwischendurch z.B. Chicorée. Im VOLG gibt es nur welche aus konventionellem Anbau, deshalb versuchte sie es kürzlich bei Coop. Als sie zuhause die Bio-Zapfen aus dem Plastik nahm, sah sie die Herkunft: Niederlande!

Es braucht schon einen gewissen Aufwand, um einigermassen vernünftig einzukaufen. Oft gibt es sogar mehrere Labels auf derselben Verpackung. Drum, wer kann, baut so viel wie möglich selber an, wo auch immer – auf dem Balkon, im eigenen Garten, auf einem Stück Land bei einem Bauern – oder engagiert sich bei einer Organisation wie Vertragslandwirtschaft.

Schutz vor Strassenlärm: Bundesrat verstärkt Unterstützung für die Kantone. Medienmitteilung des Bundesrats vom 27.4.22.

50% auf Bio-Spargeln aus Ungarn, abgepackt in der Slowakei. Copyright Valentina

50% auf Bio-Spargeln aus Ungarn, abgepackt in der Slowakei. Copyright Valentina

Grüne Bio-Spargeln aus Spanien. Copyright: Luca.

Grüne Bio-Spargeln aus Spanien. Copyright: Luca.

Biospargeln aus Deutschland. Copyright: Luca

Biospargeln aus Deutschland. Copyright: Luca

Frühling ??????? ??????? ??????? ??????? ??????? ?????? ??????? ??????? ???????

Zwei Mails täglich von Heidi sind für Leute, die viele Mails erhalten, etwas viel, also wird Heidi künftig den Ukraine-Beitrag an einen normalen Artikel anhängen. Vielen Dank für das Verständnis jener, die das gerne separat hätten. Hoffentlich geht der Krieg bald zu Ende.

Dear Scientist and Friend in Kyiv. I sometimes imagine what it would be like if every tadpole developed into a frog. I wish you peace. Heidi

Dear Scientist and Friend in Kyiv. I sometimes imagine what it would be like if every tadpole developed into a frog. I wish you peace. Heidi

6.5.22 HOME

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Eigentlich würde 1 Label genügen

23. Februar 2022
Spargeln aus Mexiko. Copyright: Ferdinand

Spargeln aus Mexiko. Copyright: Ferdinand

Der Label-Salat wird immer grösser. Wie soll man sich da zurechtfinden? Heidi hat eine Idee: Nur 1 Label bitte! Alle sagen ja, was sie verkaufen sei nachhaltig. Grossverteiler erhalten sogar Auszeichnungen für Nachhaltigkeit. Auch die Bauernschaft besteht darauf, dass ihre Produkte nachhaltig seien.

Also nehmen wir sie alle doch beim Wort, schaffen wir ein einziges Label, eines, das ECHT Nachhaltigkeit zertifiziert, ECHT zertifiziert! Natürlich müssten dann auch die importierten Waren ECHT nachhaltig sein. So könnte man mit dem Label einfach unterscheiden was aus der Schweiz kommt und was importiert wird. Also Transparenz und keine Qual der Wahl. 1 Label und 1 WIRKSAME Kontrolle.

Die neueste Schnapsidee∗ stammt von Agroscope: Ein Klima-Label! Das heisst, wir KonsumentInnen wüssten endlich, wie stark wir mit unserem Kaufverhalten das Klima und somit uns selber schädigen, sofern die Bewertung korrekt ist. Dann hätten wir die Wahl, Produkte, die mehr oder weniger schlecht für das Klima sind, zu wählen und das bei mehreren Produktionsarten wie Bio oder Bio-Knospe oder IP Suisse oder konventionell oder Demeter usw., denn die Produktionsart sagt zu wenig aus über die Klimawirkung.

Die viel gelobte, nicht funktionierende Eigenverantwortung müsste in erster Linie für Händler gelten, besonders für unsere Grossverteiler, die z.B. im Winter viele klimaschädlichen Gemüse und Früchte aus aller Welt verkaufen. Dann würden die Spargeln aus Peru, die Heidelbeeren aus Südafrika, die Himbeeren aus Spanien usw. rasch aus den Ladengestellen verschwinden – vielleicht.

Doch Halt! Was macht Ferdinand künftig? Er ernährt sich jetzt fast ausschliesslich von all den 50-Prozent-Aktionen „VERWENDEN statt VERSCHWENDEN“ für leicht verderbliche Produkte, die meist mit dem Flugzeug transportiert werden; ob mit oder ohne CO2-Kompensation spielt keine Rolle, denn die Zertifikate bringen in der Regel dem Klima wenig oder sogar nichts, nur den Verkäufern viel Geld. Armer Ferdinand! Er müsste einen fairen Preis für Saisongerechtes zahlen.

∗ Schnapsidee war Heidi gerade zuvorderst, weil SRF am Morgen in 100 Sekunden Wissen die Entstehung der Schnapsidee erklärte.

Nachtrag 23.2.22 – oder vom Humbug von Bewertungen!

Im saldo 3/2022 vom 15.2.21: «M-Check»-Sterne der Migros sagen wenig aus. „… Laut Migros mache der «M-Check» ­transparent, «wie nachhaltig das  ­bezeichnete Produkt ist». Ausschlaggebend sei, wie viel CO2 durch Herstellung, Transport und Verpackung ausgestossen werde … Mangos, Bananen, Erdbeeren und anderes Obst und Gemüse erhalten im «M-Check» die Bestnote von 5 Sternen – egal, wo und wie sie hergestellt, verpackt und transportiert wurden. Nur eingeflogene Produkte erhalten lediglich zwei Sterne … Die Migros bewertet die Produkte nicht einzeln, sondern fasst sie zu Gruppen wie «Äpfel» oder «Schokolade» zusammen. Deren Durchschnittswerte vergleicht sie dann mit der Klimabilanz des restlichen Sortiments. Es sei zu aufwendig, jedes Produkt einzeln zu bewerten, schreibt die Migros.“

Spargeln aus Peru«Muss Gemüse von so weither in die Schweiz importiert werden?» 20minuten 22.2.22

Spargeln aus Mexiko. Margreth Rinderknecht

Eingeflogen: Erdbeeren aus Spanien, Spargel aus Mexiko. Kochwerte

Warum sind Spargeln so teuer? Juckerfarm 18.4.17

23.2.22 HOME

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Heugümper auf Jungfer im Grünen

4. Juli 2021
Heidis Lieblingstier auf ihrer Lieblingsblume an diesem sonnigen Sonntagmorgen.

Heidis Lieblingstier auf ihrer Lieblingsblume an diesem sonnigen Sonntagmorgen.

Zugegeben, die Jungfer im Grünen hat das Spargelfeld etwas gar stark erobert, aber dem Heugümper scheint’s zu gefallen. Bald wird sich die erste Knospe öffnen und die zauberhafte Blüte wird in ihrer ganzen Schönheit erstrahlen.

4.7.21 HOME

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Pestizide und Dünger im Gewässerraum?

27. August 2014

Die Chemikalien-Risikoreduktions-Verordnung schreibt an Gewässern einen 3 m breiten Pufferstreifen für Dünger und Pflanzenschutzmittel vor. Bezieht der Rebbauer Direktzahlungen, dann darf er einen 6 m breiten Streifen nicht mit Pestiziden bespritzen. Wird der Pufferstreifen eingehalten.

Die Chemikalien-Risikoreduktions-Verordnung schreibt an Gewässern einen 3 m breiten Pufferstreifen für Dünger und Pflanzenschutzmittel vor. Bezieht der Rebbauer Direktzahlungen, dann darf er einen 6 m breiten Streifen nicht mit Pestiziden bespritzen. Wird der Pufferstreifen eingehalten?

Heidi musste sich einen Schubs geben und hat jetzt – den Wasserlebewesen zuliebe – wieder einmal den Gewässerraum-Rechts-Dschungel betreten. Was haben sie uns versprochen? Keine Dünger und keine Pestizide im Gewässerraum. So steht’s in der Gewässerschutzverordnung (GSchV SR 814.201, 7. Kapitel, 1. Abschnitt, Artikel 41c, Absatz 3): „Im Gewässerraum dürfen keine Dünger und Pflanzenschutzmittel ausgebracht werden. Einzelstockbehandlungen von Problempflanzen sind ausserhalb eines 3 m breiten Streifens entlang des Gewässers zulässig, sofern diese nicht mit einem angemessenen Aufwand mechanisch bekämpft werden können.“

Gesetze und Verordnungen versprechen oft etwas, was dann in den Ausführungsbestimmungen verwässert wird. So gilt es, diese aufzuspüren und zu studieren. In diesem Falle ist es das Merkblatt Gewässerraum und Landwirtschaft vom 20.5.2014, erarbeitet von den Bundesämtern für Umwelt (BAFU), Landwirtschaft (BLW) und Raumentwicklung (ARE) in Zusammenarbeit mit den Kantonen. Im Kapitel 4.2 Umgang mit bestehenden Dauerkulturen im Gewässerraum steht:

„Dauerkulturen nach Artikel 22 Absatz 1 Buchstaben a-c, e und g-i LBV (Reben, Obstanlagen, mehrjährige Beerenkulturen, Hopfen, gärtnerische Freilandkulturen wie Baumschulen und Forstgärten, gepflegte Selven von Edelkastanien mit höchstens 100 Bäumen je Hektare sowie mehrjährige Kulturen wie Christbäume und Chinaschilf) gelten als Anlagen im Sinne von Artikel 41c GSchV. Sie erfordern i.d.R. Investitionen, die nur längerfristig amortisiert werden können. Sofern sie rechtmässig erstellt und bestimmungsgemäss genutzt werden, sind sie in ihrem Bestand gemäss Artikel 41c Absatz 2 GSchV geschützt. Bereits heute dürfen sie im Pufferstreifen entlang der Gewässer nicht mit PSM und Düngern behandelt werden (3 m-Abstand gemäss ChemRRV). Bezieht ein Betrieb Direktzahlungen, so ist der Pufferstreifen breiter (6 m-PSM-Verbot gemäss DZV). Die Festlegung des Gewässerraumes ändert daran nichts. Ausserhalb dieses Streifens dürfen die Kulturen mit Dünger und PSM behandelt werden, auch wenn sie im Gewässerraum liegen. Dies aber nur, soweit es für den Weiterbestand der Kulturen zwingend notwendig ist.“

Dauerkulturen: Dünger und Pestizide im Gewässerraum erlaubt

Das heisst konkret, dass an breiteren Flüssen (etwa 7 bis 15 m Gerinnesohle) Dauerkulturen im Gewässerraum gedüngt und mit Pestiziden gespritzt werden dürfen. Wie interpretiert man „Dies aber nur, soweit es für den Weiterbestand der Kulturen zwingend notwendig ist.“? Das Ziel des Bauern ist es, einen möglichst hohen Ertrag an einwandfreien, gesunden Produkten zu ernten, z.B. tadellose Äpfel. Allein der Weiterbestand der Kulturen dürfte ihn kaum interessieren. Die VerfasserInnen des Merkblatts werden argumentieren: „Das betrifft nur kleine Flächen.“ Heidi meint: „Eine solche Ausnahmeregelung wäre dann gar nicht nötig.“ Und der Pufferstreifen gemäss ChemRRV? Auch hier ist eine marktgerechte Produktion der meisten Kulturen ohne Hilfstoffe nicht denkbar, meint Heidi. Eine diesbezügliche Kontrolle gibt es nicht.

Falls die Pufferstreifenregelung erst nach dem Pflanzen der Kultur erlassen worden ist, dann hätte man trotzdem einen gebührenden Abstand zum Gewässer einhalten müssen, dies aufgrund der Sorgfaltspflicht gemäss Gewässerschutzgesetz Art. 3 (GSchG, SR 814.20): „Jedermann ist verpflichtet, alle nach den Umständen gebotene Sorgfalt anzuwenden, um nachteilige Einwirkungen auf die Gewässer zu vermeiden.“ Die meisten Kulturen dürften wesentlich jünger sein als das GSchG.

Recht zur Erweiterung von Dauerkulturen im Gewässerraum

„Rechtmässig erstellte und bestimmungsgemäss nutzbare Anlagen im Gewässerraum sind in ihrem Bestand grundsätzlich geschützt.“ So steht’s in der Gewässerschutzverordnung (GSchV SR 814.201, 7. Kapitel, 1. Abschnitt, Artikel 41c, Absatz 2). Und was bietet das Merkblatt Gewässerraum und Landwirtschaft den Bauern an? „Solche Dauerkulturen dürfen ersetzt, erneuert, geändert oder erweitert werden, soweit dem keine überwiegenden Interessen entgegenstehen.“ Es ist klar, dass man von den Bauern nicht verlangen kann, dass sie die Kulturen roden, doch all die Möglichkeiten gehen eindeutig zu weit, besonders das Erweitern. Aber offenbar stört’s niemanden, ausser Heidi natürlich.

Landwirtschaftliche Nutzung im Gewässerraum gemäss GSchV

GSchV, 7. Kapitel, 1. Abschnitt, Artikel 41c, Absatz 4: „Der Gewässerraum darf landwirtschaftlich genutzt werden, sofern er gemäss den Anforderungen der Direktzahlungsverordnung vom 23. Oktober 2013 als Streuefläche, Hecke, Feld- und Ufergehölz, Uferwiese entlang von Fliessgewässern, extensiv genutzte Wiese, extensiv genutzte Weide oder als Waldweide bewirtschaftet wird. Diese Anforderungen gelten auch für die entsprechende Bewirtschaftung von Flächen ausserhalb der landwirtschaftlichen Nutzfläche.“ Auch dieser Absatz suggeriert „extensiv“, wo auch „intensiv“ sein darf.

Was macht der Geissenpeter mit seiner an den Rebberg grenzenden Wiese am Bach? Er hat es Heidi als vertraulich ins Ohr geflüstert.

28.8.14 HOME

Import-Heu nur aus der EU – Spargeln aus Mexiko

30. März 2012

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Ökologie in der Küche: Wer saisongerecht kocht, kauft keine Spargel aus fernen Landen, sondern wartet bis die ersten Schweizer Spargeln geerntet sind, das ist etwa Mitte April. Vorfreude ist die schönste Freude!

Wer arbeitet macht Fehler, wer viel arbeitet macht viele Fehler. Heidi war zwar skeptisch, als sie die Artikel in der Südostschweiz und der Aargauer Zeitung betreffend Heuimport aus Eritrea, Kirgistan, Peru und Kamerun las, aber dem Unsinn sind keine Grenzen gesetzt, und die Schweizer Bauern kaufen auch immer mehr ennet der Grenze ein. Ein Leser war aber kritischer, glaubte dies nicht und erkundigte sich bei der Sektion Statistik der Oberzolldirektion. Das Ergebnis: Beim Erfassen der Ländercodes wurde ER (Eritrea) anstatt FR (Frankreich), PE (Peru ) anstatt DE (Deutschland) und CM (Camerun) anstatt (CH) Schweiz eingegeben. Was CH-Heu mit dem Zoll zu tun hat, bleibt Heidi schleierhaft. Vielen Dank Christoph Good für die Korrektur! Auch für den Link zur Meldung des Bauernverbands Aargau (BVA), wo unter dem Titel Kein Heu aus Eritrea: zu lesen ist: „… Die Schweiz ist und bleibt ein Grasland. Das bestätigt auch, dass über 97 % des Heus selber produziert wird. Der Rest wird insbesondere als Ergänzung aus dem Süddeutschen Raum, aus Frankreich und Italien importiert. Trotzdem muss das Ziel der neuen Agrarpolitik sein, diese wenigen Importe zu reduzieren…“ Wird „der Rest“ tatsächlich nur aus der EU importiert? Das stimmt so nicht, siehe Nachtrag vom 31.3.12. Über die massiven Futtermittel-Importe schweigt sich der BVA aus. Heidi entschuldigt sich bei ihren LeserInnen für diese Fehlmeldung.

Christoph Good meint: „Es war schon interessant, wie diese Futterimporte für einen Aufschrei in der Presse gesorgt haben. Bei den Lebensmitteln (Bohnen sind standardmässig über den Winter aus dem hungergeplagten Kenia, div. Gemüse kommen aus Südafrika, sehr vieles aus Almeria/Spanien und auch aus Kriegsgebieten wie Israel). Aber das interessiert fast niemanden, Hauptsache der Preis stimmt.“ Der Gemüsebaubetrieb Good in Mels SG bietet saisongerechtes Gemüse an, weshalb Heidi hier einen kleine Werbespot anbringt. Auf dem Internet präsentiert er sich wie folgt: „… Das grosse Gemüsesortiment wird hauptsächlich direkt vermarktet. Karotten, Spinat und Chicoréewurzeln produzieren wir zusätzlich für den Grosshandel. Unsere Philosphie ist es, unserer Kundschaft frisches, möglichst ökologisch produziertes Saisongemüse von unserem Betrieb anzubieten. Deshalb vermarkten wir ausschliesslich selbst produziertes Gemüse, es wird kein Gemüse zur Sortimentserweiterung zugekauft… “ Der Lindenhof führt einen Hofladen und bietet seine Produkte von Mai bis November auf dem Melser Dorfmarkt an. Die Internetseiten werden zur Zeit überarbeitet, neuer Auftritt Anfang Mai.

Nachtrag 31.3.12: Ein anderer Leser zweifelt daran, dass nur aus nächster Nachbarschaft Heu importiert worden war, denn in der Statistik der Zollbehörden sind folgende „gesicherte“ Importe aufgeführt: 2011 elf Tonnen Heu aus den USA, 2004 350 Tonnen aus Kanada, 2003 und 2004 50 Tonnen aus den USA; 17 kg wurden 2006 aus China importiert, eine Mustersendung? Heidi meint: Es besteht nicht nur die Gefahr der Verfälschung der einheimischen Pflanzenwelt durch Importheu. Zum Beispiel werden im Berggebiet bei der Begrünung von kahlen Flächen (Weg-, Strassen-, Skipistenbau) immer noch exotische Pflanzen gesät: amerikanische Gräser, Strandgräser aus Nordeuropa, Klee aus Schweizer Züchtung für intensive Ansaatwiesen usw.

30.3.12 HOME


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