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Kein Pufferstreifen an Wohnzonen

16. Juni 2016
Blühende Pflanzen in der Nähe von Feldern fördern Nützlinge und Insekten, welche die Kulturen bestäuben.

Blühende Pflanzen in der Nähe von Feldern fördern Nützlinge und Insekten, welche die Kulturen bestäuben.

Pufferstreifen für Pflanzenschutzmittel (PSM) und Dünger sind zum Schutze der Artenvielfalt und des Wassers vorgeschrieben, und zwar entlang von Hecken, Feld- und Ufergehölzen, Waldrändern und oberirdischen Gewässern. Solche naturnahen Lebensräume sind reich an Nützlingen. Marienkäfer überwintern z.B. in der Streuschicht am Waldrand. Untersuchungen zeigen, dass die Förderung von Nützlingen den Ertrag von Ackerkulturen erhöhen kann, weshalb Forschungsinstitutionen 2014 zusammen mit dem Schweizer Bauernverband eine Plattform „Blühende Lebensräume“ geschaffen haben, siehe Agrarforschung Heft 6, Juni 2016.

Regelung Wohnzonen

Heidi wundert sich schon lange, ob es auch Einschränkungen gegenüber Wohnzonen, Spielplätzen usw. gibt, denn sie sieht da und dort einen Acker, der direkt an einen Hausgarten grenzt. Der Abstand ist kaum 50 cm und die Kultur jeweils offensichtlich bis zum Feldrand mit PSM behandelt und gedüngt. Heidis Nachfragen haben ergeben, dass kein Pufferstreifen zu Wohnzonen vorgeschrieben ist. Dies obwohl im Pflanzenschutzmittelverzeichnis des Bundesamts für Landwirtschaft zahlreiche PSM folgende Hinweise enthalten: „Kann vermutlich das Kind im Mutterleib schädigen“, „Kann vermutlich die Fruchtbarkeit beeinträchtigen“ oder „Kann vermutlich Krebs erzeugen“.

Für Abstandsforderungen zum Schutze vor schädlichen Belastungen des Nachbargrundstücks durch Abdrift oder Abschwemmung kommt also einzig Art. 684 des Zivilgesetzbuches, das Nachbarrecht, in Frage – ein schwieriger Weg, wenn der Bauer nicht einsichtig ist.

Ausnahme: Helikopter-Sprühflüge

Die einzige konkrete Regelung besteht für Helikopter-Sprühflüge: 60 m. Das  Bundesamt für Umwelt hat das Reglement für PSM-Luftapplikation überarbeitet; es wird im Laufe des Sommers in Kraft treten. Vorgesehen ist für einen Grossteil der zugelassenen PSM ein zur bisherigen Regelung verkleinerter Abstand von nur 30 m zu Wohnzonen. Unter diesen PSM befinden sich auch sehr schädliche. Heidi meint: „Ein schlechtes Omen für den Pestizid-Aktionsplan, welcher demnächst in Vernehmlassung geht.“

Neuauflage Merkblatt Pufferstreifen

Die dritte Auflage des Merkblatts „Pufferstreifen – richtig messen und bewirtschaften“ ist erschienen und kann bei Agridea bezogen werden, Download pdf gratis, Druckversion 5 Franken.

Französische Gemeinde schützt die EinwohnerInnen

Die französische Gemeinde Saint Jean führt einen Pufferstreifen zu Wohnzonen von 50 m ein, La commune de Saint-Jean (Haute Garonne) repousse les pesticides à 50 mètres des habitations, France 3, Midi-Pyrénées, 21.5.16

Deutschland: Pestizidaktionsplan ist ein Papiertiger

Deutschland hat bereits Erfahrung mit einem Pestizid-Aktionsplan. Eine Allianz aus Umwelt-, Imker- und Verbraucherverbänden informierte gestern in einer Medieninformation über den mangelnden Erfolg. Trotz der massiven Belastung von Gewässern, des alarmierenden Rückgangs der Artenvielfalt sowie der Zerstörung und Kontaminierung von Lebensräumen und Lebensmitteln durch Herbizide, Fungizide und Insektizide enthalte der Pestizid-Plan der Bundesregierung keine wirksamen Massnahmen, um Menschen, Natur und Umwelt zu schützen, bemängeln die Verbände. Der Inlandabsatz von Pestiziden sei von 2001 bis 2014 um einen Drittel gestiegen.

„Der Nationale Aktionsplan hinterlässt in der landwirtschaftlichen Praxis bisher keinerlei Spuren und unterbietet damit unsere ohnehin schon geringen Erwartungen. Eine Verbesserung der Rahmenbedingungen für unsere Bienen wird mit viel Papier, aber ohne praxisrelevante Massnahmen nicht zu erreichen sein“, so Walter Haefeker, Präsident des Verbandes Deutscher Berufsimker. Zwei Drittel aller Vögel der Agrarlandschaft stehen auf der Liste der bestandsbedrohten Tierarten“, sagte Lars Lachmann, NABU-Vogelschutzexperte.

Keine Abkehr von der Pestizid-Abhängigkeit
Traurige Halbzeitbilanz des Pestizid-Aktionsplans der Bundesregierung, Gemeinsame Pressemitteilung von BUND, PAN Germany, Greenpeace e.V., DBIB, DNR und NABU.

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Bahnhofplatz Landquart: Design verlockt zum Gifteinsatz

16. September 2014

Thomas Mann nannte Landquart in seinem Roman Der Zauberberg „eine windige und wenig einladende Umsteigestation“. Daran hat sich bis heute nichts geändert, ausser die Szenerie. Etwa der Bahnhofplatz. Ein grosser leerer Platz, belegt mit fugenlosem Terraton aus Ziegelbruch der Landquarter Ziegelei.

Zwischen Strasse und Platz wachsen auf einem Betonsockel etwa 20 Bäume, siehe 2. Foto unter Impressionen Ortsteil Landquart, Bahnhof mit Hochhaus Amba; Heidi hat leider noch kein eigenes Foto. Der Boden ist makellos. Und so steril, wie er bei der Einweihung war, so soll er offenbar bleiben. Denken Landschaftsarchitekten über den späteren Unterhalt ihrer Kreationen nach? Eher nicht.

Heidi hätte heute die wenige Zentimeter hohen Pflänzchen nicht beachtet, wäre da nicht ein Arbeiter gewesen. Mit dem Giftfass auf dem Rücken und der Spritze in der Hand war er unter den Bäumen unterwegs, bespritzte sorgsam jedes grüne Fleckchen. Nach getaner Arbeit wusch er sich die Hände am Brunnen, welcher von Fremden kaum als solcher wahrgenommen wird. Verstecktes Wasser, wo doch Touristen heute gerne an einladenden Brunnen ihre Flaschen füllen statt teures Flaschenwasser am Kiosk zu kaufen.

Schon bald werden Kinder auf dem Herbizid-befleckten Boden spielen oder auf vier Beinen herumkrabbeln, Reisende auf dem Betonsockel ihren Picknick verzehren. Wie häufig wird dieser Platz mit Gift versehen?

Auch in Landquart scheint das Herbizid-Verbot auf Plätzen nicht bekannt zu sein, oder es wird einfach ignoriert. Für Projektwettbewerbe und den Bau von Strassen und Plätzen gibt es immer Geld, der Unterhalt aber muss billig sein, auch wenn es auf Kosten des Wassers, der Natur oder der Gesundheit geht.

Mit Gift gegen Unkraut am Strassenrand, Herbizideinsatz einer Prättigauer Gemeinde.

Nachtrag 28.10.14: Das Amt für Natur und Umwelt schrieb heute, dass die Gemeinde Landquart tatsächlich „in Ausnahmefällen Herbizide kleinflächig oder punktuell eingesetzt“ hatte und dass sie künftig öffentliche Plätze ohne den Einsatz von Herbiziden unterhalten und pflegen wird.

Nachtrag 18.10.14: Fotos

Der erhöhte Platz mit den Bäumen auf dem Bahnhofplatz Landquart -  wo Kinder spielen und Durchreisende picknicken - wird mit Herbiziden unkrautfrei gehalten, obwohl dies strengstens verboten ist.

Der erhöhte Platz mit den Bäumen auf dem Bahnhofplatz Landquart – wo Kinder spielen und Durchreisende picknicken – wird mit Herbiziden unkrautfrei gehalten, obwohl dies strengstens verboten ist.

Ein Monat nach dem Gifteinsatz: Hier und da noch Reste der vergifteten Pflanzen.

Ein Monat nach dem Gifteinsatz: Hier und da noch Reste der vergifteten Pflanzen.

 

16.9.14 HOME


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