
Ernst Bromeis am Baikalsee © Maurice Haas
Ernst Bromeis will bewusst machen, dass Wasser endlich ist. Es dürfe nicht sein, dass 2 Milliarden Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser hätten. Als Wasserbotschafter setzt er sich mit Aktionen dafür ein, dies zu ändern: Unter anderem durchquerte Bromeis zweihundert Seen in seinem Heimatkanton Graubünden, die grössten Schweizer Seen eines jeden Kantons, die rund 1200 Kilometer von der Quelle bis zur Mündung des Rheins.
2019 startete er seine globale Wasserkampagne in den archaischen Weiten und Tiefen Sibiriens. Den grössten Süsswassersee der Welt, den Baikalsee, wollte er durchschwimmen. Aufgrund von Herzrhythmusstörungen musste er die Expedition vorzeitig abbrechen.
Heidis Fragen
Wie und wann bist du auf die Idee gekommen, dich für das Wasser und das Recht auf Wasser einzusetzen?
Ich wollte schon immer etwas Eigenes kreieren. Es wagen, einen neuen Weg zu gestalten. Bergsteigerlegende Reinhold Messner hat mich inspiriert es zu tun. Ich dachte mir, wenn es mit den Bergen geht, wird es auch mit meiner Passion Wasser gehen. Die Sinnhaftigkeit, die Mission kam mit dem Tun. Beim Projekt in Graubünden ging es mir primär um unser Quellglück in den Alpen. Das Engagement für das Menschenrecht auf Wasser kam bei mir erstmals richtig mit dem Projekt im Rahmen der Weltausstellung in Milano 2015 auf.
Du schriebst 2016 in deinem Buch Jeder Tropfen zählt – Schwimmen für das Recht auf Wasser: „Wir haben das Wissen und die Zahlen, doch unser Verhalten bleibt.“ Es müsse uns gelingen, den Zahlen eine Seele, ein Gesicht zu geben, eine persönliche Geschichte, denn auch Maschinen könnten Zahlen sammeln. Es müsse das Herz treffen und Leidenschaft, Nächstenliebe und Empathie wecken. Seither wurden viele weiteren Zahlen gesammelt. Sind wir in diesen vier Jahren näher ans Herz gekommen?
Ich glaube schon. Greta und die jüngere Generation haben eine neue Sprache in die Welt gebracht. Die Diskussionen über Klima, Wasser, Nachhaltigkeit im Allgemeinen sind anders geworden. Emotionaler. Direkter. Betroffener. Empathischer. Corona hat uns zusätzlich unsere eigene Vulnerabilität ins Bewusstsein gerufen. Die Endlichkeit und Verletzlichkeit von allem Leben wird durch die Covid-Krise allen aufgezeigt. Diese Sprache verstehen wir alle, denn wir sind global davon betroffen.
Du spielst manchmal zu deinen Bildern oder Filmen Klavier. Ich finde das eindrücklich. Wie reagiert das Publikum?
Überrascht. Das Publikum rechnet nicht damit. Die Überraschung kann unerwartete Emotionen auslösen. Manchmal sind die Menschen so berührt, dass sie weinen müssen. Nicht vor Trauer. Die Musik ist die Kunst, die unsere menschliche Seele direkt berührt. Eine Sprache, die alle verstehen.
Welche Musik wählst du für das Wasser aus?
Es sind meine Improvisationen. Die Seen in Graubünden klingen anders als die Rheinmündung in Hoek van Holland. Der Baikalsee hat eine eigene Melodie. Manchmal spiele ich die Stücke meinen Kindern vor. Sie sagen dann intuitiv, wo die Musik ihren Platz auf der Wasserkarte hat.
Spielst du für junge Leute dasselbe wie für ältere?
Ja. Mensch bleibt Mensch.
Ernst Bromeis hat spontan für Heidi eine kleine Improvisation als Hommage an Ludovico Einaudi gespielt und aufgenommen. Sie sei nicht perfekt. Heidi gefällt sie. Leider kann Heidi mit der aktuellen Programm-Version von WordPress keine Audiodateien hochladen.
Ludovico Einaudi – Einaudi: Between Us (Live Session), youtube

Ernst Bromeis während seiner Expedition Baikalsee. © Maurice Haas
Wie sieht dein Leben als Wasserbotschafter aus?
Es gibt das Daily Business. Training, Mails beantworten, Haushalt, etc. – Regelmässig halte ich Vorträge. Schreibe Artikel. Bin engagiert für eine Wasser-Initiative in Graubünden und für ein Projekt der DEZA, der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit. Ich versuche, anderen Menschen mitzuhelfen in der Gründung und Gestaltung von Stiftungen oder Foren. Und plane nächste Schwimm-Expeditionen. Ein neues Engagement ist die Mitwirkung und Gründung vom Swiss Water and Climate Forum.
Was empfiehlst du Leuten, die Wasserbotschafter/in werden möchten?
Alle Menschen empfinden richtig, was es als Wasserbotschafter/in zu tun gilt. Wenn man vom Wasser berührt ist, folgen automatisch die richtigen Schritte. Als Hilfe und Inspiration hab ich fünf Basispunkte notiert: https://www.dasblauewunder.ch/ueber-mich/#wasserbotschafteri. Die Herausforderung ist, es zu TUN. Täglich. Immer wieder. Es ist eine Frage der Haltung. Vor allem im Gespräch mit Jugendlichen merke ich immer wieder – und das gilt für Jugendliche in Camerun, USA, Frankreich, Lenzburg, etc. genau gleich – wie sie motiviert sind. Sie wollen anpacken und gestalten. Sie spüren die Dringlichkeit.
Planst du eine weitere Expedition?
Ja. Damit habe ich noch nicht abgeschlossen. Der Drang einzutauchen, vielleicht auch abzutauchen, für eine längere Zeit, ist immer noch da.
Du warst schon bei der Lancierung der Trinkwasserinitiative dabei. Was sind die Gründe für dein Engagement?
Als Initiantin Franziska Herren mir auf die Combox geredet hat, konnte ich gar nicht anders. Dieses politische Tun ist enorm wichtig. Ich bin überzeugt, dass dies der richtige Weg ist. Das abnormale wurde zum normalen Wirtschaften in den letzten Jahrzehnten. Wir haben es in der Hand, dies zu ändern. Zum natürlichen Ursprung zurück – oder eben vorwärts. Der Status Quo ist eine Sackgasse und das Gegenteil einer anzustrebenden Kreislaufwirtschaft.
Angenommen der Bundesrat lädt dich ein. Welche Geschichte würdest du ihm erzählen?
Herrn Bundesrat Parmelin würde ich vom Mut erzählen. Vom Mut es zu wagen mit den Konventionen zu brechen. Er würde politische Geschichte schreiben, wenn er für sauberes Wasser einstehen würde. Die Angst, die Gewohnheiten zu verlassen, lähmt nicht nur den Bundesrat, sondern oft uns alle.
Welchen Traum möchtest du verwirklichen?
Meinen Traum noch konsequenter zu leben – und eines Tages aufzuwachen, und realisieren, dass alles Leben auf diesem Planeten Zugang zu sauberem Wasser hat. Denn nur so ist Träumen und Leben möglich.
Erfahren Sie mehr über Ernst Bromeis hier: Willkommen in der Welt des blauen Wunders
Swiss Water and Climate Forum
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