Posts Tagged ‘Tabakwerbung’

Irreführende Shell-Werbung

25. Oktober 2022

Quelle: Shell loses appeal against Dutch advertising watchdog. The claim that offsets “compensate” emissions is misleading. Chris Lang, REDD-Monitor 24.10.22

Shell hat seine Berufung gegen die Entscheidung der niederländischen Werbeaufsichtsbehörde verloren, wonach seine Anzeigen zur Kompensation von Kohlenstoffemissionen irreführend sind und zurückgezogen werden müssen.

Im Juni 2022 entschied die niederländische Kommission für den Werbekodex (zum vierten Mal im Jahr 2022!), dass die Anzeigen von Shell irreführend sind. In den Anzeigen wird erklärt, dass die Kunden beim Kauf von Benzin einen Aufpreis zahlen können, der angeblich die bei der Verbrennung des Benzins entstehenden Treibhausgase „kompensiert“.

Bei dieser jüngsten Werbekampagne handelt es sich um eine Neugestaltung einer „CO2-neutralen“ Kampagne, die von der Kommission für den Werbekodex ebenfalls als irreführend eingestuft wurde.

Im August 2021 entschied die niederländische Werbeaufsichtsbehörde, dass die „CO2-neutrale“ Werbung von Shell irreführend war. Die Kommission für den Werbekodex entschied, dass Shell nicht nachweisen konnte, dass es die Treibhausgasemissionen, die beim Autofahren entstehen, vollständig ausgleicht.

In einer Erklärung vom Juni 2022 erklärte der Ausschuss für den Werbekodex:

„Genau wie CO2-neutral ist die CO2-Kompensation eine absolute Umweltbehauptung, und absolute Umweltbehauptungen unterliegen einer strengen Beweislast. Shell hat keine Möglichkeit nachzuweisen, dass die CO2-Kompensation durch den Schutz von Wäldern oder das Pflanzen von Bäumen die Klimaschäden des Benzins beseitigt.“

Shell legte gegen die Entscheidung Berufung ein. Und verlor. Im Anschluss an das jüngste Urteil erklärte der Ausschuss für den Werbekodex:

„Es gibt keine oder nur unzureichende Beweise dafür, dass die Waldprojekte, in die Shell investiert, tatsächlich in der Lage sind, die durch die Kohlenstoffgutschriften umgewandelte Absorption von CO2 in einer Weise zu realisieren, die die CO2-Emissionen von Shells fossilem Treibstoff vollständig kompensiert.“

Zu den REDD-Ausgleichsprojekten von Shell gehören unter anderem das Cordillera Azul National Park REDD+ Project in Peru, das Southern Cardamon REDD+ Project in Kambodscha und das Katingan Peatland Restoration and Conservation Project in Indonesien.

Abgesehen von der Tatsache, dass Shell bei diesen Projekten Emissionszertifikate kauft, um seine anhaltende Umweltverschmutzung zu verschleiern, sind alle diese Projekte problematisch. Bei den ersten beiden Projekten werden die Rechte der indigenen Völker und lokalen Gemeinschaften, deren Wälder für den Verkauf an die Ölkonzerne genutzt werden, nicht respektiert. Bei beiden Projekten handelt es sich um eine Art von Festungsschutz.

Das dritte Projekt stützt sich, wie alle Kompensationsprojekte, auf eine kontrafaktische Ausgangssituation – eine Geschichte darüber, was ohne das Projekt geschehen wäre. Wie alle kontrafaktischen Ausgangssituationen kann auch diese Geschichte nicht verifiziert werden, da das Projekt tatsächlich durchgeführt wurde.

Shell-Werbung Schweiz

Heidi hat auf der Homepage von Shell Schweiz nachgeschaut und folgende Shell News vom 4.2.20 gefunden Shell macht Angebot für klimaneutrales Fahren; darin sind die gleichen Kompensationsprojekte aufgeführt, die von der niederländischen Werbeaufsichtsbehörde als irreführend bezeichnet wurden:

„… Kompensieren: Ab Frühjahr will Shell im Schweizer Markt ein CO2-Ausgleichs-Programm anbieten, damit jeder Autofahrer seinen persönlichen CO2-Ausstoss beim Fahren ausgleichen kann.

Hierfür hat Shell internationale Projekte der Erhaltung und Aufforstung von Flora und Fauna-Flächen ausgesucht, deren CO2-Kompensation unter strengen Auflagen geprüft und zertifiziert werden. Dazu zählen das Cordillera Azul National Park Project in Peru sowie das Katingan Peatland Restoration and Conservation Project in Indonesien.

Die Kosten der CO2-Kompensation pro Liter Treibstoff werden für den Kunden, der sich entschliesst mitzumachen, einen Rappen/Liter betragen. Wichtig ist: Der Kunde bezahlt nur die Kompensation des CO2, welches bei der Verbrennung des Treibstoffs entsteht. Shell übernimmt die Kompensation für die Herstellung, den Transport und den Vertrieb (Tankstelle) des Treibstoffs, dessen Fussabdruck kompensiert werden soll.“

Aus der Shell-Homepage – Kleiner Beitrag, grosse Wirkung: Jetzt gemeinsam CO₂ ausgleichen: Für nicht vermiedene CO₂-Emissionen bietet Shell den CO₂-Ausgleich an: Für 1 Rp. pro Liter getanktem Shell Benzin- oder Diesel-Treibstoff können Sie die CO₂-Emissionen, die bei der Fahrt mit dem Auto durchschnittlich entstehen, ausgleichen¹.

Hier finden Sie die „Shell-Kompensationsprojekte“. Sie werden als „Klimaschutzprojekte“ bezeichnet, was irreführend ist. Shell unterstützt auch Schweizer Waldprojekte. Greenwashing ist halt Mode!

Heidi meint: „In der Schweiz wird wohl kaum jemand gegen Shell klagen, basiert die Klimapolitik doch stark auf Kompensationen. Schaut man da wirklich genau hin?“

Lesen Sie den ausführlichen Bericht hier: Shell loses appeal against Dutch advertising watchdog. The claim that offsets “compensate” emissions is misleading. Chris Lang, REDD-Monitor 24.10.22

Grösste Risikofaktoren für Krebs basieren auf landwirtschaftlichen Produkten

21. August 2022

Rebberge auf dem Weinwanderweg im Wallis

Rebberge auf dem Weinwanderweg im Wallis

Am 20.8.22 veröffentlichte The Lancet den Bericht The global burden of cancer attributable to risk factors, 2010–19: a systematic analysis for the Global Burden of Disease Study 2019.

Diese Studie ist vermutlich die bisher grösste Anstrengung, um die globale Belastung durch Krebs, der auf Risikofaktoren zurückzuführen ist, zu bestimmen, und sie trägt zu einer wachsenden Zahl von Erkenntnissen bei, die darauf abzielen, die risikoabhängige Belastung für bestimmte Krebsarten auf nationaler, internationaler und globaler Ebene zu schätzen.

Die führenden Risikofaktoren auf der detailliertesten Ebene weltweit für risikozuschreibbare Krebstodesfälle und verlorene gesunde Lebensjahre (disability-adjusted life years/DALY) im Jahr 2019 für beide Geschlechter zusammen waren Rauchen, gefolgt von Alkoholkonsum und hohem Body-Mass-Index (BMI), d.h. Leute, die übergewichtig sind.

Die Autoren der Studie schreiben: „Viele Risikofaktoren für Krebs sind seit Jahrzehnten gut bekannt, aber es bedarf eines stärkeren politischen Engagements für die Umsetzung von Massnahmen zur Krebsprävention.“

Blick auf die Schweiz

In der Schweiz wird der Anbau von Tabak und Pflanzen für die Produktion von alkoholischen Getränken subventioniert und die Agrarpolitik ist eigentlich keine „Ernährungspolitik“. Lebensmittelindustrie und Handel sind umsatz- und gewinnorientiert. Viele verarbeitete Produkte kommen der Bequemlichkeit der KonsumentInnen entgegen, sind aber allzu oft nicht gesund und fördern die Fettleibigkeit.

Tabakfreundliche Schweizer Politik

Das Schweizer Volk nahm am 13.2.22 die Initiative für ein Verbot von Tabakwerbung an. Die Schweiz war eines der europäischen Länder, die am wenigsten entschieden gegen Rauchen und Tabakkonsum vorgehen. Zudem ist die Schweiz das einzige Land in Europa, das das Rahmenübereinkommen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zur Eindämmung des Tabakgebrauchs nicht ratifiziert hat. Eine mögliche Erklärung: Die grössten Zigarettenproduzenten der Welt haben in der Schweiz eine Niederlassung.

Schweiz nimmt Initiative für ein Verbot von Tabakwerbung an. SWI swissinfo.ch 13.2.22

Alkohol und Alkoholprävention

Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) schreibt: „Die meisten Menschen in der Schweiz trinken Alkohol in unproblematischer Weise. Jede fünfte Person übertreibt es aber – gelegentlich oder immer wieder. Und davon sind alle betroffen, denn beeinträchtigt werden sowohl die Gesundheit wie auch das soziale Umfeld.

Alkohol und Alkoholprävention. Bundesamt für Gesundheit

Schweizer Behörden und Übergewicht

In der Schweiz sind 42% der erwachsenen Bevölkerung übergewichtig. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) schreibt: „Übergewicht und Adipositas (Fettleibigkeit) haben sich in der Schweiz wie in vielen anderen Ländern zu einer Volkskrankheit entwickelt. Die Verbreitung stellt eine grosse Herausforderung für das Gesundheitssystem und die Prävention dar.“

Übergewicht und Adipositas. Bundesamt für Gesundheit

Recherche von Public Eye zur Seco-Intervention für Nestlé & Co. in Südamerika

Quelle: Recherche von Public Eye

Quelle: Recherche von Public Eye

Der folgende Bericht im Infosperber vom 13.8.22 enthüllt wie wenig Gewicht Schweizer Behörden einer gesunden Ernährung geben: „Drei von vier Mexikanerinnen und Mexikanern sind übergewichtig und jede Dritte und jeder Dritte sogar fettleibig (Body-Mass-Index von 30 und darüber). Diabetes ist in Mexiko längst die Todesursache Nummer 1. Deshalb besteuert die Regierung das weit verbreitete Junk-Food. Seit 2020 warnen schwarze Warnhinweise vor ungesunden Lebensmitteln. Dagegen wehrte sich Nestlé mit allen Mitteln. Die Schweizer Behörden halfen dem Konzern tatkräftig dabei. Das zeigen vertrauliche E-Mails zwischen Nestlé und dem Staatssekretariat für Wirtschaft Seco unter SVP-Bundesrat Guy Parmelin, welche Public Eye Anfang Juli publik machte. Weil grosse Medien nur spärlich darüber berichteten, veröffentlichen wir hier die Recherche von Public Eye.“

In weiteren Südamerikanischen Staaten grassiert die Fettleibigkeit und Schweizer Ämter intervenieren im Sinne der Schweizer Lebensmittelkonzerne gegen Massnahmen zur Reduktion ungesunder Lebensmittel.

Mexiko: Nestlé ist mitverantwortlich für Todesursache Nr. 1. Timo Kollbrunner, PublicEye, Infosperber 13.8.22

Heidis Frage: „Bezahlen wir die Behörden für das Volkswohl oder für die Gewinne der Konzerne?“


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