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Ammoniak-Emissionen, Ammoniak-Emissionen … eine neue Studie!

17. Mai 2022

Die Schweiz ist, je nach Quelle, an erster oder zweiter Stelle der Ammoniak-Verursacher in Europa mit den entsprechenden Schäden.

Die Schweiz ist, je nach Quelle, an erster oder zweiter Stelle der Ammoniak-Verursacher in Europa mit den entsprechenden Schäden.


Zu viele Tiere, zu viel Fleisch, zu viel Exkremente!

Zu viele Tiere, zu viel Fleisch, zu viel Exkremente!


Die Auswirkungen sind enorm!

Die Auswirkungen sind enorm!


In der Agrarpolitik sind die Nutztiere eine Heilige Kuh.

In der Agrarpolitik sind die Nutztiere eine Heilige Kuh.

 

Nicht einmal der Vollzug der Gesetze funktioniert!

Nicht einmal der Vollzug der Gesetze funktioniert!

Wer auf Heidis Mist „Ammoniak“ sucht, findet 39 Beiträge und mehrere Cartoons von NaNa. Zuerst das Schöne: Cartoons von NaNa, anschliessend die gemeinsame Medienmitteilung WWF, Pro Natura, BirdLife und Ärztinnen und Ärzte für Umwelt von heute:

StickstoffÜberschüsse: Bund soll zukunftsgerichtete Betriebe unterstützen

Stickstoffverluste schädigen die Biodiversität, die Luft und das Wasser und damit unsere Lebensgrundlage. Zudem wirken sie sich negativ auf das Klima und die Gesundheit von Menschen und Tieren aus. Die heute im Auftrag der Umweltverbände veröffentlichte Studie “Ammoniak die Situation in ausgewählten Kantonen” zeigt, wie wichtig entschlossenes Handeln ist. Eine standortangepasste Landwirtschaft kann die AmmoniakEmissionen wirksam senken. Dafür muss die Agrarpolitik kohärent ausgestaltet und zukunftsgerichtete Betriebe müssen gezielt unterstützt werden.

  • Die AmmoniakEmissionen verharren auf einer Höhe, welche für die Umwelt untragbar ist. Das zeigt die im Auftrag der Umweltverbände erstellte AmmoniakStudie. Sie untersucht die AmmoniakSituation in neun Kantonen, in denen die Tierproduktion besonders intensiv ist (ZH, LU, BE, ZG, FR, TG, SG, AR, AI). Obwohl das Problem in den meisten untersuchten Kantonen erkannt und teilweise teure Massnahmenpläne erarbeitet wurden, werden die kantonalen und nationalen Reduktionsziele in keinem der untersuchten Kantone (auch nur annähernd) erreicht.
  • Um die AmmoniakEmissionen wirksam zu verringern, müssen die Kantone ihre Rolle als Vollzugsorgane konsequenter wahrnehmen. Es gilt ausserdem die Produktion und den Konsum von pflanzlichen Proteinen zu fördern. Der Bund soll einen Unterstützungsfond für Landwirtschaftsbetriebe schaffen, welche aus der Tierhaltung aussteigen oder ihre Viehdichte reduzieren und vermehrt auf die Produktion pflanzenbasierter Kalorien für die menschliche Ernährung setzen. Zudem müssen staatliche Subventionen abgeschafft oder umgestaltet werden, welche direkt oder indirekt StickstoffÜberschüsse fördern, z.B. Abschaffung der Absatzförderung für Fleisch, Milchprodukte und Eier.

Zitate:

Kurt Eichenberger, Projektleiter interkantonaler AmmoniakVergleich, WWF Schweiz:

«Der Bericht zeigt, dass fast alle Kantone in der Reduktion von Ammoniak kaum Fortschritte machen, dies trotz vom Bund bezahlten, teuren Ressourcenprogrammen. Bund und Kantone sollten das Problem an der Wurzel packen und Betriebe unterstützen, die von Viehhaltung auf Pflanzenproduktion umstellen wollen.»

Marcel Liner, Verantwortlicher Agrarpolitik, Pro Natura:

«Wir begrüssen, dass der Bundesrat die Dringlichkeit erkannt und im April ernsthafte Reduktionsziele bei den DüngerÜberschüssen festgelegt hat. Diese sollen nun in den Kantonen mit griffigen Massnahmen umgesetzt werden.»

Patrik Peyer, Projektleiter Landwirtschaft, BirdLife Schweiz:

«Die Düngewirkung des Ammoniaks hat eine schleichende und zerstörerische Auswirkung auf den Wald und andere Lebensräume, die für Menschen und Tiere lebensnotwendig sind. Das Ammoniak schadet damit der Biodiversität und ist mitverantwortlich für das massive Insektensterben.»

Martin Forter, Ärztinnen und Ärzten für Umweltschutz AefU:

«Ammoniak verursacht unter anderem Asthma und andere Lungenkrankheiten.»

Die Zeit ist reif für griffige Massnahmen

Die Umweltorganisationen begrüssen, dass der Bund die äusserst schädlichen AmmoniakEmissionen nun ernsthaft reduzieren will. Diese Ziele sind zu erreichen, wenn wir eine standortangepasste und ressourceneffiziente Landwirtschaft setzen, wie sie in Artikel 104a der Bundesverfassung eigentlich schon seit Herbst 2017 verlangt wird.

Voraussetzung dafür ist, dass wir die Agrarpolitik kohärent ausgestalten. Subventionen, welche direkt oder indirekt StickstoffÜberschüsse sowie emissionen verursachen, müssen beseitigt werden. Das Schweizer Grasland lässt sich sinnvoll nutzen. Dies aber nur mit so vielen Tieren, wie mit dem regional vorhandenen Futter auch ernährt werden können. Unsere Äcker sollten wir effizienter nutzen, und zwar für die direkte Produktion von menschlichen Nahrungsmitteln. So erhöhen wir auch die Ernährungssicherheit.

Unser Fleisch soll vorwiegend von Wiederkäuern stammen, die graslandbasiert gehalten und gefüttert wurden ohne Importfutter. Zudem gilt es zukunftsgerichtete Betriebe zu unterstützen. Dazu könnte der Bund einen Unterstützungsfond für Landwirtschaftsbetriebe schaffen, welche aus der Tierhaltung aussteigen oder die Viehdichte reduzieren und vermehrt auf die Produktion pflanzenbasierter Kalorien für die menschliche Ernährung setzen.

Steuermillionen versanden

In den letzten Jahren sind auf Ebene Bund und Kantone Hunderte Millionen an Steuerfranken in technische Massnahmen zur Behebung und Vermeidung von Umweltschäden aus den hohen Tierbeständen geflossen. So etwa in die Finanzierung des SchleppschlauchEinsatzes, Finanzhilfen für die Anpassung von Ställen oder der Abdeckung von Güllelagern. Diese Massnahmen hatten durchaus positive Effekte wie das Beispiel des Kantons Zug zeigt. Doch zugleich wurden diese Anstrengungen zunichte gemacht durch agrarpolitische Fehlanreize wie zum Beispiel die Absatzförderung von Milch, Fleisch und Käse oder Zollerleichterungen für Importkraftfutter etc. Diese Fehlanreize wirken sich ammoniakfördernd aus es erstaunt deshalb wenig, dass es bei der Reduktion seit Jahren keine nennenswerten Fortschritte mehr gibt. Dabei ist zu betonen, dass es sich bei dieser Aufgabe um eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe handelt, die nicht alleine der Landwirtschaft angelastet werden darf. Es braucht also Massnahmen, die auch beim Handel und beim Konsum ansetzen.

Glossar

Stickstoff: Stickstoff ist ein unentbehrlicher Nährstoff für alle Lebewesen. Der Einsatz mineralischer und organischer Stickstoffdünger zur Steigerung von Erträgen ist gängige Praxis in der Landwirtschaft. Entscheidend ist der sorgsame, bedarfsgerechte und standortangepasste Einsatz. Denn Stickstoffverluste in Form von Ammoniak führen zu Emissionen, welche Klima, Luftqualität und die Biodiversität beeinträchtigen. Stickstoffverluste in Form von Nitrat belasten das Grundwasser und damit unser Trinkwasser.

Ammoniak: Ammoniak entsteht vor allem in der Tierhaltung. Dies weil Gülle und Mist Harnstoff und Eiweiss enthalten, die in Ammoniak umgewandelt werden. Hauptquelle ist die Rinderhaltung, insbesondere Milchvieh, aber auch Mastrinder. Besonders viel Ammoniak entweicht bei der Ausbringung von Gülle, Festmist und Gärresten in die Luft. Über die Luft wird Ammoniak in empfindliche Ökosysteme eingetragen, wo es eine eutrophierende und versauernde Wirkung hat und die Artenvielfalt schädigt.

Ammoniak -_Die Situation in ausgewählten Schweizer Kantonen. WWF, Pro Natura, BirdLife, Ärztinnen und Ärzte für Umweltschutz Mai 2022

Stickstoffreduktion: Weitergehende Massnahmen verlangt. Echo der Zeit, 16.5.22

Heidis Artikel mit Stichwort Ammoniak

17.5.22 HOME

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30 Jahre Sempachersee-Sanierung

28. Dezember 2013
Sempacher- und Baldeggersee: Viel Wirbel um neues Güllenregime des Bundes

Sempacher- und Baldeggersee: Viel Wirbel um neues Güllenregime des Bundes

Das Jubiläumsjahr geht zu ende, die Probleme bleiben. Gegen 100 Millionen Franken haben die Steuerzahlenden bisher für die Sanierung des Sempacher– und Baldeggersees ausgegeben. Doch die natürliche Zirkulation des Wassers muss im Sempachersee noch heute mit 1 Million Kubikmeter Druckluft pro Jahr unterstützt werden, was Stromkosten von jährlich fast 50’000 Franken verursacht. Trotzdem herrscht am Seegrund Sauerstoffmangel, eine natürliche Verlaichung der Felchen ist nicht möglich. Zwar hat die Phospor-Konzentration im Wasser markant abgenommen, doch die Tierbestände, v.a. Schweine, in den Seeanstösser-Gemeinden sind heute sogar grösser als vor Beginn der Sanierung. Unglaublich!

Wie ist das möglich? Drei Viertel der Bauern in den Seegebieten haben mit dem Kanton Luzern auf freiwilliger Basis einen Seevertrag abgeschlossen; sie erhalten für vermindertes Ausbringen von Gülle jährlich sechs Millionen Franken, d.h. durchschnittlich 11’000 Franken pro Bauernbetrieb. Was geschieht mit der Gülle? Sie wird in andere Kantone transportiert.

Der Bund verschärft jetzt das Güllenregime, damit die Seen endlich rasch gesunden. „Der Bund hat bisher die Betriebe sehr eng unterstützt, um strukturelle Anpassungen vorzunehmen. Dieses Angebot wurde leider auch zu wenig genutzt …“ sagte der Leiter Ökoprogramme im Bundesamt für Landwirtschaft (BLW), Victor Kessler, an einer Orientierung Ende Juni 2013. Als ehemaliger Bauer und Direktzahlungs-Insider gab er den an privilegierter Lage am See wirtschaftenden Bauern ein paar persönliche Tipps. Die Luzerner Dienststelle für Landwirtschaft und Wald (Lawa) wehrt sich gegen die Neuerungen; sie glaubt, dass mit freiwilligen Massnahmen bessere Ergebnisse erzielt würden. Und der Luzerner Bauernverband bezeichnet die Verschärfung des Güllenregimes gar als diskriminierend für die Bauern rund um Sempacher- und Baldeggersee, sieht einen Wettbewerbsnachteil für diese Bauern. Die Opposition ist gross, die SteuerzahlerInnen schweigen mehrheitlich.

Auch der Baldeggersee muss belüftet werden. Er gehört Pro Natura. Die Verschärfungen beim Güllenregime seien zu zaghaft, sagte Marcel Liner, Projektleiter Landwirtschaftspolitik bei Pro Natura, und fordert eine stärkere Reduktion der Phosphordüngung. Sein Kommentar zu den 100 Millionen Steuergeldern: „Das ist viel Geld für ein offensichtlich ungenügendes Resultat.“

Im Agrarbericht 2012 waren die Gesamtkosten der schweizweit projektierten Beiträge für den Gewässerschutz auf 64 Millionen Franken beziffert (32 Projekte in 11 Kantonen); bei jedem einzelnen Projekt wurden die Gesamtkosten ausgewiesen, die im Laufe der ganzen Projektzeit anfallen. Im Agrarbericht 2013 fehlt diese Rubrik. Die 2012 ausbezahlten Beiträge belaufen sich auf 7 Millionen Franken, die Hälfte davon entfällt auf die drei Luzerner Problemseen Baldegger-, Sempacher- und Hallwilersee. Die Beiträge für den Gewässerschutz machen 1 Prozent der „Ökologischen Direktzahlungen“ aus; als solche werden sie denn auch vom BLW verbucht, was im Klartext heisst: Je grösser die Gewässerverschmutzungen, desto mehr Ökologie!?

Heidi meint: Bewirtschaftungsfehler kann es geben und Beiträge für deren Behebung sind im Einzelfall diskussionswürdig. Mit Subventionen ist das Problem aber nicht gelöst. Was es braucht, das ist eine Anpassung der Nutzung an den Standort. Konkret: Eine See-Parzelle kann, bedingt durch die natürlichen Gegebenheiten, nicht gleich intensiv genutzt werden wie eine ebene Fläche mit tiefgründigem Boden fernab von Gewässern. Punkt.

Ausführlicher Bericht siehe Der Bund will das Güllenregime verschärfen, Sempacher- und Baldeggersee, Online Zentral+ vom 28.6.13

Weitere Informationen:

28.12.13 HOME


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