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Das hochgiftige Insektizid Sulfurylfluorid wird zum Klimaproblem

13. Mai 2023
Seit 2018 stieg die im Hamburger Hafen eingesetzte Menge von SF sehr stark an. Quelle: Der Hamburger Energietisch 20.1.20

Seit 2018 stieg die im Hamburger Hafen eingesetzte Menge von Sulfurylfluorid sehr stark an. Quelle: Der Hamburger Energietisch 20.1.20

Stoppen Sie das Klimagift! Mit diesem Titel ruft das Umweltinstitut München am 12.5.23 zum Senden eines Briefs auf an Steffi Lemke, Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz, Cem Özdemir, Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, sowie Robert Habeck, Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz:

„Sulfurylfluorid ist über den Zeitraum von 100 Jahren rund 5000 Mal so klimawirksam wie CO2.

Ende Oktober läuft die Genehmigung für den Wirkstoff aus, doch der Hersteller hat eine erneute Zulassung beantragt. Auf EU-Ebene wird daher in den nächsten Monaten über eine Zulassungsverlängerung abgestimmt. Eine Verlängerung der Genehmigung von Sulfurylfluorid wäre jedoch fatal in dem Jahrzehnt, in dem wir alles daransetzen müssen, um unsere Treibhausgasemissionen radikal zu reduzieren…“

Dies war der Anstoss für Heidi den folgenden Artikel aus dem Ordner „Entwurf“ zu holen und endlich fertigzuschreiben.

Wie sieht es in der Schweiz aus?

Quelle: CLIMGAS-CH. Kontinuierliche Messung der Nicht-CO2-Treibhausgase auf dem Jungfraujoch und in Beromünster, Schlussbericht Juli 2022

Quelle: CLIMGAS-CH. Kontinuierliche Messung der Nicht-CO2-Treibhausgase auf dem Jungfraujoch und in Beromünster, Schlussbericht Juli 2022. EMPA

Heidi hat beim Bundesamt für Umwelt (BAFU) nach der Bedeutung von Sulfurylfluorid bei uns gefragt. Die Antwort:

„In der Schweiz ist Sulfurylfluorid sowohl als Pflanzenschutzmittel als auch als Biozidprodukt noch zugelassen, wird aber nach unserem Wissen heute nicht mehr verwendet.

Als Pflanzenschutzmittel wurde dieser Stoff in der Schweiz zwischen 2008 und 2020 nicht verkauft. Verkaufszahlen für Sulfurylfluorid als Biozidprodukt liegen noch nicht vor, da erst die im März 2021 vom Parlament beschlossene Änderung des Chemikaliengesetzes die nötige Grundlage für deren Erhebung schaffte. Nach unserem Kenntnisstand wird aber Holz in der Schweiz nicht mit Sulfurylfluorid behandelt.

Messungen der EMPA im Auftrag des BAFU von Sulfurylfluorid auf dem Jungfraujoch deuten darauf hin, dass dessen Emissionsquellen ausserhalb der Schweiz liegen.“

Es scheint, dass das BAFU die Probleme der Exportbranche noch nicht kennt.

Schweizer Exporte?

Im Bericht über die Folgen des Klimawandels im Kanton Basel-Stadt (2011) steht Seite 18 in der Tabelle Übersicht über die Treibhausgase, Verweildauer und GWP, unter dem Zwischentitel Neue klimaaktive Substanzen: Sulfurylfluorid, Schädlingsbekämpfungsmitte „In Abklärung“.

Für die Fracht AG ist das Sulfuryfluorid aber inzwischen längst ein Thema, denn auch die Schweizer Transporteure sind verpflichtet, Exporte z.B. nach Australien, Neuseeland, China usw. gegen Schädlinge zu behandeln. Die Fracht AG schreibt in ihrem Newsletter vom Herbst 2019: „Die australische Regierung (Department of Agriculture and Water Resources) und die neuseeländische Regierung (Ministry of Primary Industries) haben beschlossen, dass Seefrachtsendungen mit bestimmten Warengruppen, die zwischen dem 1. September 2019 (Abfahrtsdatum) und dem 30. April 2020 nach/via Australien und Neuseeland importiert/verladen werden, begast oder hitzebehandelt werden müssen. Die Marmorierte Baumwanze („brown marmorated stinkbug“) soll damit aus Australien und Neuseeland ferngehalten werden, da sie die dortige Landwirtschaft stark beeinträchtigen könnte. Diese Regelung wurde bereits in früheren Jahren für einen begrenzten Zeitraum erlassen. Auf der Liste der Ursprungsländer, die von der Massnahme betroffen sind, war die Schweiz bisher nicht vermerkt. Neu ist nun aber die Schweiz auf die Liste der kritischen Abgangsländer aufgenommen worden.“

Die drei zugelassenen Behandlungsoptionen sind Wärmebehandlung (Heat Treatment) und Begasung (entweder mit Sulfurylfluorid oder mit Methylbromid). Methylbromid ist in der Schweiz verboten. Je nach Ware ist Hitzebehandlung nicht möglich. Bei der Durchführung der geforderten Massnahmen für Seefracht nach Australien und Neuseeland zwischen 1. September 2019 und 30. April 2020 gab es noch offene Fragen. Eine Anfrage von Heidi über die aktuelle Regelung blieb unbeantwortet.

Heidi vermutet, dass auch bei uns die Verwendung von Sulfurylfluorid zunimmt, denn die Schweiz exportiert Holz z.B. nach China.

Hamburger Hafen

Erst durch eine Schriftliche Kleine Anfrage des LINKEN-Abgeordneten Stephan Jersch scheint die Hamburger Umweltbehörde (BUE) auf den sehr stark gestiegenen Einsatz des extrem klimaschädlichen Insektizids Sulfurylfluorid (SO2F2, kurz SF) aufmerksam geworden zu sein, mit dem im Hamburger Hafen, aber wohl ebenso in anderen Häfen, vor allem Holzexporte begast werden. Bei den Berechnungen der BUE zum viel diskutierten neuen Hamburger Klimaplan blieb SF völlig unberücksichtigt. Das berichtete der Hamburger Energietisch am 20.1.20.

Bei 203,65 Tonnen SF geht es im Jahr 2019 daher um 1’418 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente. Das ist mehr als der Ausstoss des Hamburger Steinkohle-Heizkraftwerks Tiefstack von 1,21 Millionen Tonnen CO2 im Jahr 2017. Doch auch die Einsatzmenge von 51,20 Tonnen SF im Jahr 2018 entspricht schon 357’000 Tonnen CO2-Äquivalenten. Das ist ungefähr so viel, wie beim geplanten Ersatz des Heizkraftwerks Wedel an CO2 pro Jahr eingespart werden soll. Beim damals vorgelegten neuen Hamburger Klimaplan wurde bisher überhaupt nur CO2 berücksichtigt, nicht dagegen alle anderen klimaschädlichen Stoffe wie Sulfurylfluorid, aber auch Methan.

Deutschland verbraucht mehr Holz, als es selbst erzeugt. Dass nun auch in den zuständigen Behörden die Frage auftaucht, warum überhaupt Holz, noch dazu insektenbefallenes, in grossen Mengen um den halben Erdball geschickt werden muss – ob der freie globale Handel in jedem Fall wichtiger ist als globaler Klimaschutz – das sei positiv, das schreiben die Leute vom Hamburger Energietisch. Man dürfe gespannt sein auf Ergebnisse.

Die Schuld an diesem krassen Klimaschutz-Versagen wird nun hin und her geschoben. Von den Behörden zum Hafen und weiter.

„Es wird Zeit“, so meint Heidi, „ernsthaft und schnell an der Lösung solcher Probleme zu arbeiten.

Stoppen Sie das Klimagift! Umweltinstitut München 12.5.23

CLIMGAS-CH. Kontinuierliche Messung der Nicht-CO2-Treibhausgase auf dem Jungfraujoch und in Beromünster, Schlussbericht Juli 2022. EMPA

Bericht über die Folgen des Klimawandels im Kanton Basel-Stadt, 2011

Exporte von Holz. Verband Holzwerkstoffe Schweiz

Der extensive Einsatz des Klimakillers Sulfurylfluorid in Hamburg wirft viele Fragen auf. Der Hamburger Energietisch 20.1.20

Sulfurylfluorid: Der Stoff, aus dem Albträume sind. Global Magazin 3.4.23

Sulfurylfluorid, Wikipedia

Ozonschicht: Werte von fünf verbotenen FCKW steigen. Heidis Mist 6.4.23

Sulfurylfluorid: Dieses Klimagift muss verboten werden. Heidis Mist 5.4.23

Sulfurylfluorid ist Ersatzgift für den Ozonkiller Methylbromid. Heidis Mist 4.4.23

Sulfurylfluorid: starkes Treibhausgas und giftiger Luftschadstoff. Heidis Mist 2.4.23

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Sulfurylfluorid: Dieses Klimagift muss verboten werden

5. April 2023
Quelle: Umweltinstitut München, Facebook.

Quelle: Umweltinstitut München, Facebook.

So wie der Frühling jetzt in der Luft liegt … übrigens flog der Turmfalke gestern vor Heidis Fenster … so scheint das Sulfurylfluorid aktuell zu sein. Heidi ist am Recherchieren für einen dritten Artikel zum Thema. Dabei ist sie auf den obigen Facebook-Eintrag des Umweltinstituts München gestossen. Sie sagen es klar: „Dieses Klimagift muss verboten werden und der richtige Zeitpunkt, um aktiv zu werden, ist genau jetzt!“ Sulfurylfluorid ist giftig und schädigt das Klima – also darf es nicht weiter die Umwelt verschmutzen.

Wie das Umweltinstitut in seinem Newsletter schrieb, läuft die Zulassung der EU am 31. Oktober diesen Jahres aus. Das bietet die Möglichkeit, den Klimakiller Sulfurylfluorid vom Markt zu bekommen. Mit einer Mitmach-Aktion wollen die Münchner Druck auf die Bundesregierung machen, gegen die Verlängerung der Zulassung zu stimmen und sich für schonende Alternativen einzusetzen.

Der Spiegel schrieb am 31.3.23: „Allein im Hamburger Hafen wurden 2019 rund 200 Tonnen eingesetzt, im vergangenen Jahr waren es schon 230 – das entspricht, was die klimaschädigende Wirkung angeht, umgerechnet allein für 2020 fast einer Million Tonnen CO₂. Zusammen mit den Emissionen aus anderen Häfen wie Bremerhaven entspricht die schädliche Gesamtmenge ungefähr den jährlichen Kohlendioxid-Emissionen des innerdeutschen Flugverkehrs. Im grössten europäischen Hafen Rotterdam, wo ein Grossteil der deutschen Holzexporte abgewickelt wird, wird noch viel mehr Sulfurylfluorid eingesetzt…

… Viele Waldbesitzer müssen geschädigte und kranke Bäume nach mittlerweile drei trockenen Jahren loswerden. Da der deutsche Markt längst gesättigt ist, verkaufen viele ihr Holz zu niedrigen Preisen ins Ausland.“

Umweltinstitut München e.V. Facebook vor 4 Tagen. Spiegel 31.3.23

Sulfurylfluorid: Der Stoff, aus dem Albträume sind. Global 3.4.23

3. Die zur Behandlung von Holz eingesetzte Chemikalie Sulfurylfluorid hat als Klimakiller eine ähnlich schädliche Wirkung wie der gesamte innerdeutsche Flugverkehr. Spiegel

Sulfurylfluorid ist Ersatzgift für den Ozonkiller Methylbromid. Heidis Mist 4.4.23

Sulfurylfluorid: starkes Treibhausgas und giftiger Luftschadstoff. Heidis Mist 2.4.23

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Sulfurylfluorid ist Ersatzgift für den Ozonkiller Methylbromid

4. April 2023
Quelle: Wikipedia, Gefahrenkennzeichnung Monophosphan

Das Deutsche Umweltbundesamt prüft Monophosphan als Ersatzstoff für Sulfurylfluorid für die Begasung von Containern. Quelle Gefahrenkennzeichnung Monophosphan: Wikipedia. H220: Extrem entzündbares Gas. H280: Enthält Gas unter Druck; kann bei Erwärmung explodieren. H330: Lebensgefahr bei Verschlucken. H314: Verursacht schwere Verätzungen der Haut und schwere Augenschäden. H400: Sehr giftig für Wasserorganismen. EUH071: Wirkt ätzend auf die Atemwege.

Sulfurylfluorid findet etwa seit dem Jahr 2000 breite Anwendung als Pflanzenschutzmittel und Biozid. Dabei dient es als Ersatz für das ozonschichtschädigende Methylbromid (Brommethan), dessen Verwendung durch das Montrealer Protokoll weltweit stark begrenzt und in der Schweiz verboten wurde.

Zwar wirken sich Emissionen von Sulfuryldifluorid im Gegensatz zu Methylbromid nicht schädigend auf die Ozonschicht aus, aber Sulfurylfluorid verfügt über ein hohes Treibhauspotenzial. Atmosphärenmessungen zeigen, dass seit dem Jahr 2000 mit der Abnahme der Konzentration an Methylbromid gleichzeitig eine stetige Zunahme des Ersatzstoffes Sulfuryldifluorid einhergeht. Heidi meint: „Einmal mehr den Teufel mit dem Belzebub austreiben!“

Behandlung von Lebensmitteln

Auch für die Behandlung von Lebensmitteln ist das gesundheitsschädliche Sulfurylfluorid zugelassen, zwar nicht in der Schweiz, aber in der EU und z.B. in Deutschland: Unter dem Handelsnamen ProFume erhielt Dow AgroSciences die Zulassung für Sulfurylfluorid durch das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL). Dieses erlaubte 2007 zunächst nur die Anwendung bei Trockenobst sowie zur Desinfektion leerer Mühlen und Räume.

Eine zweite Zulassung 2009 umfasste auch die Behandlung von Nüssen, Walnüssen und Schalenfrüchten sowie für verschiedene Getreidearten, die in Lagern oder unter gasdichten Planen bis zur Weiterverarbeitung gelagert werden. 2012 erfolgte die Zulassung zur Schädlingsbekämpfung für die Behandlung von Laub- und Nadelholz, Holzpaletten und Packholz.

Lösungsansätze Überseecontainer

Das Umweltbundesamt Deutschland sieht zwei Lösungsansätze für die Begasung von Überseecontainern, denn diese müssen für den Export nach Australien, Neuseeland, China … gegen Schädlinge behandelt werden: die Entwicklung von Gasabscheidern, welche die Abluft nach der Begasung von Sulfuryldifluorid reinigen, sowie die Zulassung international anerkannter Ersatzverfahren.

Doch dies ist nicht einfach. Zum Beispiel wird die Eignung der giftigen und brennbaren Gase Monophosphan (PH3) oder Ethandinitril (Dicyan) geprüft. Monophosphan ist ein sehr starkes Nerven- und Stoffwechselgift, das nicht nur bei Säugetieren, sondern auch bei Insekten schon bei niedriger Konzentration hochwirksam ist. Beim Menschen löst es Blutdruckabfall, Erbrechen, Lungenödeme und Koma aus. Ausserdem ist Monophosphan durch Spuren von Diphosphan an der Luft selbstentzündlich, so dass bei Handhabung strenge Sicherheitsvorkehrungen notwendig sind. Dicyan ist ein farbloses und giftiges, stechend-süsslich riechendes Gas mit einem Siedepunkt von −21 °C.

Eine weitere Möglichkeit wäre die thermische Behandlung von Stammholz in Wärmekammern, was mit einem hohen Energieverbrauch verbunden ist. Ersatzverfahren können aber nur zum Einsatz kommen, wenn die Einfuhrländer diese anerkennen.

Heidi meint: „Einmal mehr sind die Lösungsvorschläge eigentlich keine gute Lösung.“

Containerbegasung mit Sulfuryldifluorid, Umweltbundesamt Deutschland

Sulfurylfluorid, Wikipedia

Begasung von Lebensmitteln bei der Lagerung und dem Transport. Die wichtigsten Fakten zu Ethylenoxid, Methylbromid, Phosphan und Sulfurylflourid. Eurofins

Sulfurylfluorid: starkes Treibhausgas und giftiger Luftschadstoff. Heidis Mist 2.4.23

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Sulfurylfluorid: starkes Treibhausgas und giftiger Luftschadstoff

2. April 2023
Gefahrenkennzeichnung von Sulfurylfluorid, abgerufen am 1.4.23 im Pflanzenschutzmittelverzeichnis des Bundesamts für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV)

Gefahrenkennzeichnung von Sulfurylfluorid, abgerufen am 1.4.23 im Pflanzenschutzmittelverzeichnis des Bundesamts für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV)

Sulfurylfluorid ist in der Schweiz zugelassen für die Behandlung von Holzpaletten, Packholz und Stammholz gegen Quarantäneschädling sowie gegen Vorratsschädlinge in leeren Lagerräumen. Wie die Gefahrenkennzeichnungen zeigen, handelt es sich um ein hochgiftiges und gesundheitsschädigendes Produkt, zudem kann der Behälter explodieren.

Unter den Auflagen liest Heidi das Folgende:

4. Die Sulfurylfluoridkonzentrationen in der Luft der Troposphäre sollen überwacht werden. Der Zulassungsinhaber hat die Berichte über die Überwachung alle fünf Jahre, beginnend am 12. Juli 2010, der Bewilligungsstelle zu übermitteln.

Sulfurylfluorid ist ein starkes Treibhausgas

Viele Berichte und Studien beleuchten den weltweiten Anstieg der Sulfurylfluorid-Konzentrationen und -Emissionen. Die globalen troposphärischen Hintergrundkonzentrationen von Sulfurylfluorid sind weltweit exponentiell gestiegen. Darüber hinaus stellte der Bericht des Zwischenstaatlichen Ausschusses für Klimaänderungen von 2008 fest, dass die Emissionen von Sulfurylfluorid „schnell ansteigen“.

Zunahme von Sulfurylfluorid in der Troposphäre. Gemessen wurde auch beim Jungfraujoch. Quelle: Petition to Regulate Sulfuryl Fluoride to Reduce the Use of the High Global Warming Potential Pesticide

Zunahme von Sulfurylfluorid in der Troposphäre. Gemessen wurde auch beim Jungfraujoch. Quelle: Petition to Regulate Sulfuryl Fluoride to Reduce the Use of the High Global Warming Potential Pesticide

In Kalifornien haben das Center for Biological Diversity und Californians for Pesticide Reform eine Petition zur Regulierung von Sulfurylfluorid eingereicht, um die Verwendung des Pestizids mit hohem Treibhauspotenzial zu senken. Sie beantragen, dass das California Air Resources Board (CARB) ein Regelwerk und andere geeignete Massnahmen einleitet, um Sulfurylfluorid in das Treibhausgasinventar des CARB aufzunehmen und die Verwendung von Sulfurylfluorid in Kalifornien auslaufen zu lassen.

Diese Massnahme sei aufgrund des hohen Treibhauspotenzials von Sulfurylfluorid notwendig. Sulfurylfluorid bindet 4’800-mal mehr Wärme als Kohlendioxid und trägt somit zum Klimawandel bei und ist eine Gefahr für die öffentliche Gesundheit. Sulfurylfluorid verbleibt ausserdem 36 Jahre in der Atmosphäre, achtmal länger als die Lebensdauer, die angenommen wurde, als CARB das letzte Mal die Regulierung von Sulfurylfluorid als Treibhausgas in Betracht zog.

Sulfurylfluorid schädigt die Gesundheit

Sulfurylfluorid ist ein extrem giftiges Pestizid und ein Neurotoxin, das Krankheiten, Behinderungen und Tod verursacht. Sulfurylfluorid wird beim Einatmen schnell absorbiert und zerfällt in mehrere Komponenten, die über den Blutkreislauf in die Lunge, die Nieren, die Milz, das Nasengewebe und das Gehirn gelangen. Personen mit einer chronischen Atemwegserkrankung in der Vorgeschichte haben ein erhöhtes Risiko, durch Sulfurylfluorid gesundheitliche Beeinträchtigungen zu erfahren. Das Gas wirkt sich besonders auf Arbeiter aus, die mit Begasungen zu tun haben. Epidemiologische Studien in Kalifornien zeigen, dass Arbeiter, die mit Sulfurylfluorid arbeiten, neurologische Auswirkungen aufweisen, einschliesslich einer verminderten Leistung bei kognitiven und Gedächtnistests und einer verminderten Geruchsfunktion.

Die Giftkontrolldatenbank zu Sulfurylfluorid des Department of Pesticide Regulation (DPR) verzeichnete zwischen 2010 und 2016 insgesamt 1’291 Anrufe zu Sulfurylfluorid. Darüber hinaus wurden zwischen 1992 und 2017 204 Expositionsfälle gemeldet. Die 204 Expositionsberichten zeigen, dass 27 Personen, die Sulfurylfluorid ausgesetzt waren, ins Krankenhaus eingeliefert wurden oder aufgrund von Erkrankungen und Verletzungen durch die Exposition nicht in der Lage waren, ihren normalen Tätigkeiten nachzugehen. Die Exposition gegenüber Sulfurylfluorid kann auch zum Tod führen. In den 204 Berichten über Expositionsfälle wurden 16 Todesfälle gemeldet. Die Todesursache war in erster Linie Lungenstauung und Ödeme, d. h. Flüssigkeitsansammlungen in der Lunge, durch die der Körper nicht genügend Sauerstoff erhält.

Nach Angaben der DPR kann die Exposition zu Hautbrennen, Nesselsucht, Hautausschlägen, Augenschwellungen und -brennen, Brennen, Schwellungen und Schmerzen im Hals, Kurzatmigkeit, Keuchen, Asthma und Hyperventilation, Schmerzen, Brennen und Engegefühl in der Brust, Erbrechen, Bauchschmerzen und Durchfall führen; Kopfschmerzen, Schwindel, Schwäche, Erschöpfung, Taubheitsgefühl in Gesicht, Händen, Füssen und Mund, Lungenstauung und -ödem, Zittern, Taumeln, Angst und Unruhe und schliesslich unregelmässiger Herzschlag und erhöhter Blutdruck.

Trotz der Sicherheitsvorschriften für Begasungen komme es nach wie vor zu Vergiftungen durch Sulfurylfluorid bei baulichen Begasungen. Die Regulierung von Sulfurylfluorid als Treibhausgas und die Verringerung seiner Verwendung würden die damit verbundenen Gesundheitsrisiken verringern. Dies sei besonders wichtig angesichts der zunehmenden Verwendung von Sulfurylfluorid, schreiben die Petitionssteller.

Einsatz von Sulfurylfluorid in der EU

Anfrage E-002886/2021 vom 1.6.21 von Pascal Arimont:

Das Insektizid Sulfurylfluorid (SF) ist über 4’000 Mal so klimaschädlich wie CO2. Dennoch wird der Stoff in grossen Mengen unter anderem bei der Begasung von Containern für den Holztransport (zur Bekämpfung von Holzschädlingen) eingesetzt. Einige Einfuhrländer, z. B. China oder Australien, verlangen den Einsatz. Der Anstieg des Einsatzes in der EU ist laut Experten mit dem aktuellen Anstieg der Holzausfuhren aus der EU verbunden.

  1. Beabsichtigt die Kommission im Rahmen des Grünen Deals, den Einsatz des Stoffes zu untersagen und der Wirtschaft praxistaugliche und umweltschonende Alternativen anzubieten bzw. die Wirtschaft für diese Alternativen zu sensibilisieren, damit SF nicht mehr in die Umwelt gelangt?
  2. Hat die Kommission einen Überblick über den Einsatz des Stoffes (Menge und Grund für den Einsatz) innerhalb der EU und die daraus folgenden Auswirkungen auf das Klima?

Antwort von Exekutiv-Vizepräsident Frans Timmermans im Namen der Europäischen Kommission vom 1.9.2021:

Der Kommission sind die Verwendung von Sulfuryldifluorid (SO2F2) bei der Begasung und die darauf zurückzuführenden Emissionen bekannt. Dieser Stoff ist im Rahmen der Pflanzenschutzmittelverordnung bis 2023 zur Verwendung genehmigt. Die Risikobewertung für die Erneuerung der Genehmigung über das Jahr 2023 hinaus läuft derzeit. Die Kommission überprüft derzeit auch die F-Gas-Verordnung. In der zugehörigen Folgenabschätzung wird die Möglichkeit geprüft, die Herstellung und Einfuhr dieses Stoffes zu überwachen und vorzuschreiben, dass technisch und wirtschaftlich durchführbare Masssnahmen ergriffen werden, um das Austreten klimaschädlicher Emissionen dieses Gases zu minimieren.

Und die Schweiz?

Da sich die Schweiz an die Entscheide der EU anlehnt, ist nicht so schnell mit Einschränkungen oder gar einem Verbot zu rechnen. Schön wäre es, wenn die Schweiz einen mutigen Schritt in Richtung Verbot machen würde!

Petition to Regulate Sulfuryl Fluoride to Reduce the Use of the High Global Warming Potential Pesticide. Center for Biological Diversity, Californians for Pesticide Reform, 27.10.22

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Der Wettlauf um die Umwandlung von CO2 in Kraftstoffe, Beton …

31. März 2022
Klicken Sie auf das Schema für Vergrösserung! Quelle: Nature 603, 780-783 (2022)

Quelle: Nature 603, 780-783 (2022)

Quelle: nature 29.3.22, übersetzt von Heidi mit DeepL.

Unternehmen bemühen sich, das Treibhausgas CO2 in nützliche Produkte zu verwandeln – aber wird das den Klimawandel aufhalten?

Die Idee ist verlockend: Die CO2-Emissionen der Industrie erwärmen das Klima, und viele Länder arbeiten daran, das Gas abzufangen und unterirdisch zu speichern. Aber warum sollte man es nicht zu Produkten recyceln, die sowohl tugendhaft als auch profitabel sind? Solange der Recyclingprozess keine weiteren Kohlenstoffemissionen verursacht – durch die Nutzung erneuerbarer Energien oder überschüssiger Ressourcen, die sonst verschwendet würden – kann er den CO2-Ausstoss der Industrie in die Atmosphäre reduzieren und die Nachfrage nach fossilen Brennstoffen für die Herstellung senken. Das ist ein doppelter Gewinn für das Klima, sagen die Befürworter.

Diese Art des Recyclings (manchmal auch Upcycling genannt) ist ein zunehmend überfülltes Feld, da grosse und kleine Unternehmen darum wetteifern, eine verwirrende Reihe von Produkten auf den Markt zu bringen, die aus CO2 hergestellt werden. Einige davon sind Boutique-Produkte für klimabewusste Käufer – Wodka oder Diamanten zum Beispiel -, aber die meisten sind „Grundnahrungsmittel“ der Weltwirtschaft: Kraftstoffe, Polymere, andere Chemikalien und Baumaterialien.

Mehr als 80 Unternehmen arbeiten an neuen Ansätzen zur Nutzung von CO2, so ein Bericht von Lux Research, einem Marktforschungsunternehmen in Boston, Massachusetts, aus dem Jahr 2021. Der Markt für diese Produkte ist heute noch winzig und beläuft sich auf weniger als 1 Milliarde US-Dollar – Lux prognostiziert jedoch, dass er bis 2030 auf 70 Milliarden US-Dollar anwachsen wird und bis 2040 sogar 550 Milliarden US-Dollar erreichen könnte.

Angetrieben wird diese Entwicklung durch den Rückgang der Kosten für erneuerbare Energien sowie durch steigende Kohlenstoffsteuern und andere Klimaanreize, die Unternehmen dazu bewegen, CO2-Emissionen zu vermeiden. Gleichzeitig haben die Chemiker die Effizienz der zugrunde liegenden Technologien verbessert.

Es ist jedoch fraglich, ob das CO2-Recycling dem Klima wirklich nützt. Viele der auf diese Weise hergestellten Produkte verzögern den Weg des Kohlenstoffs in die Atmosphäre nur kurz – Brennstoffe werden verbrannt, aus Chemikalien hergestellte Produkte werden abgebaut und das bei ihrer Herstellung verbrauchte CO2 wird wieder freigesetzt.

Lesen Sie den ausführlichen Artikel hier: The race to upcycle CO2 into fuels, concrete and more. Nature 603, 780-783 (2022)

doi: https://doi.org/10.1038/d41586-022-00807-y

31.3.22 HOME

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Zuviel Nitrat im Grundwasser: Deutschland und die Schweiz

15. Januar 2015
In der Schweiz enthält das Grundwasser an 15 bis 20% der Messstellen der Nationalen Grundwasserbeobachtung (NAQUA) zuviel Nitrat. Im Ackerbaugebiet sind es gar 50%.

In der Schweiz enthält das Grundwasser an 15 bis 20% der Messstellen der Nationalen Grundwasserbeobachtung (NAQUA) zuviel Nitrat. Im Ackerbaugebiet sind es gar 50%.

“Die zu hohen Stickstoffverbindungen sind eines der grossen ungelösten Umweltprobleme unserer Zeit”, leitet der deutsche Sachverständigenrat für Umweltfragen sein am 14. Januar vorgestelltes über 560 Seiten starkes Gutachten mit dem Titel “Stickstoff: Lösungsstrategien für ein drängendes Umweltproblem” ein. Zitat aus Nitrate: Wenn die Politik wartet, müssen Natur und Wasserkunden bezahlen, Bericht von Siegfried Gendries, Lebensraum Wasser, 14.1.15. Zeit Online titelte Landwirtschaft. Im Düngewahn. Bericht des Sachverständigenrats für Umweltfragen, Kurzfassung sowie detaillierter Bericht.

Und wie sieht es in der Schweiz aus? Wir profitieren davon, dass viel relativ sauberes Wasser aus den Bergen ins Grundwasser sickert und Verschmutzungen verdünnt. Gemäss Agrarbericht 2014 des Bundesamts für Landwirtschaft (BLW), Seite 90, ist der Verbrauch von Stickstoffdünger 2013 leicht gesunken, während der Import von Kraftfutter (ist auch Dünger!) einen Höchststand von einer Million Tonnen erreicht hat.

Das Bundesamt für Umwelt (BAFU) bewertet den Kernindikator Nitrat im Grundwasser wie folgt:
Bewertung des Zustandes     negativ   negativ
Bewertung Entwicklung     neutral   neutral

Heidi ist gespannt, ob diese optimistische Voraussage sich bewahrheitet. Wie werden die Zahlen des nächsten Agrarberichts aussehen? Hat die Agrarpolitik 2014-17 etwas bewirkt oder bleibt alles beim Alten (wie ein informierter Leser befürchtet)?

Es zeigt sich immer wieder, dass gut gemeinte Massnahmen unerwünschte Effekte zeitigen z.B. das Pilotprojekt des BLW zur Senkung von Ammoniak-Emissionen schafft falsche Anreize. Eveline Dudda hat am 5.1.15 im Infosperber darüber berichtet, siehe Statt Tierbeiträge gibt’s Beiträge pro Kuh. „Paradox: Für Bauern, die Ammoniak-Gase reduzieren, lohnt es sich, möglichst viele Kühe zu halten.“ Bezahlt haben wir Steuerzahlenden bisher 900’000 Franken, das Resultat ist zweifelhaft. Die Einflussfaktoren sind vielfältig der „Anreiz“ fördert zudem den Kraftfutterverbrauch, d.h. im Klartext den Futtermittelimport. Das dürfte zwar nicht das vom BLW angestrebte Ziel sein, jedoch der einfachste Weg für die Bauern, den Harnstoffgehalt in der Milch zu senken.

Eigentlich müsste aber die ganze Kette Dünger-Futterbau-Rationsgestaltung optimiert werden, meint Annelies Bracher von Agroscope Posieux. Die Art und Weise wie nach Milchharnstoff bezahlt wird, entspricht nicht ihren Vorstellungen, denn Bauern die es bis jetzt gut gemacht haben, fallen aus dem Raster. Kommentar von Peter Kunz vom HAFL zum Projekt: „Ich bin der Meinung, das Ganze ist nicht durchdacht.“

Möglichkeiten zur Reduktion von Ammoniakemissionen durch Fütterungsmassnahmen beim Rindvieh (Milchkuh):
Ausführlicher Bericht, Annelies Bracher, SHL (heute: Berner Fachhochschule, Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL), 3052 Zollikofen und Agroscope
Präsentation an der ALP-Tagung 2011.

Segen und Fluch des Düngers, Heidis Mist vom 24.5.13

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Grundwasser: Widersprüchliche Politik

19. April 2014
Das meiste Wasser, welches wir trinken oder das unsere Brunnen speist, stammt aus dem Grundwasser.

Das meiste Wasser, welches wir trinken oder das unsere Brunnen speist, stammt aus dem Grundwasser.

Das Grundwasser lebt. Kleinstlebewesen – wie Bakterien und Krebse – bilden Lebensgemeinschaften, welche noch wenig erforscht sind. Ihre Vielfalt ist gross und typisch für einen Standort. Die Tierchen gelangen bei der Entnahme von Grundwasser in die Trinkwasserversorgung. Wer sie kennt, kann aufgrund der Artenzusammensetzung und Dichte auf die Qualität des Trinkwassers schliessen. Die Grundwasser-Lebensgemeinschaften sind auch Frühwarnsysteme für Veränderungen des Wasserhaushalts in Feuchtgebieten, denn wenn man feststellt, dass sich die oberirdischen Lebensgemeinschaften verändert haben, dann sind die Feuchtgebiete bereits nachhaltig geschädigt. Am 22. Mai 2014 findet das Landauer Fachtreffen Tiere im Trinkwasser statt, Universität Koblenz-Landau, Institut für Grundwasserökologie IGÖ GmbH; es richtet sich an Vertreter der Wasserwirtschaft, mehr über Grundwasserökologie.

Der Brunnenkrebs „Parabathynella badenwuerttembergensis“ lebt im Grundwasser; ein uraltes Tier aus einer Zeit, die über 200 Millionen Jahre zurückliegt. Foto: PD

Der Brunnenkrebs „Parabathynella badenwuerttembergensis“ lebt im Grundwasser; ein uraltes Tier aus einer Zeit, die über 200 Millionen Jahre zurückliegt. Foto: PD

Es ist daher nicht verwunderlich, dass in der Gewässerschutzverordnung (GSchV SR 814.201) nicht nur Vorschriften zum Schutz des Grundwassers enthalten sind, sondern in Anhang 1 (Art. 2) auch ökologische Ziele für unterirdische Gewässer formuliert wurden: Die Biozönose (der Lebensraum) unterirdischer Gewässer soll naturnah und standortgerecht sein sowie typisch für nicht oder nur schwach belastete Gewässer.

Der Druck auf das Grundwasser ist heute gross. Weil die Lebewesen im Grundwasser rasch auf Veränderungen ihres Lebensraums reagieren, stellt sich die Frage nach der Erreichbarkeit der Ziele bzw. der künftigen Qualität unseres Trinkwassers.

Die Politik fördert Wasserkraftwerke ... längst nicht alle Projekte sind sinnvoll. Historisches Wasserrad beim Rheinfall

Die Politik fördert Wasserkraftwerke … längst nicht alle Projekte sind sinnvoll. Historisches Wasserrad beim Rheinfall.

Zum Beispiel: Damit die wachsende Nachfrage nach Energie befriedigt werden kann (Wirtschaftswachstum und Energiewende!), wird der Ausbau der Wasserkraftwerke gefördert. Wenn Wasser in Druckstollen, statt in Gewässern fliesst, dann sickert auch weniger Wasser in den betreffenden Grundwasserstrom; das Niveau sinkt. Dies wiederum bewirkt weniger Wasser im Boden und, je nach Standort, leiden die darauf wachsenden Pflanzen an Wassermangel, d.h. landwirtschaftliche Kulturen oder Golfrasen … müssen (mit Grundwasser) bewässert werden, was die Kosten und den Wasserverbrauch erhöht sowie den Grundwasserspiegel weiter senkt. Der Klimaerwärmung wegen (Vermindern der Emission von Treibhausgasen) fördert die Politik den Stromverbrauch, z.B. durch Elektroautos. Auch Energieministerin Doris Leuthard, ist elektromobil. Und: Kommt das Fracking, eine weitere Gefahr für das Grundwasser? Schiefergas – Wissenswertes zum Hydraulic Fracturing (Fracking), EAWAG, April 2013. Am 22.11.13 wurde die Initiative „Keine Vergiftung unserer Böden durch Erdgasförderung“ lanciert: Stopp Fracking.

Mehr Einwohner - mehr Bauten. Höhere Ansprüche - grössere Wohn- und versiegelte Aussenflächen. Zunehmender Grundwasserverbrauch.

Mehr Einwohner – mehr Bauten. Höhere Ansprüche – grössere Wohn- und versiegelte Aussenflächen. Zunehmender Grundwasserverbrauch.

Weitere Beispiele der Veränderung des Grundwassers durch die Politik: Der Wasserverbrauch und somit das Heraufpumpen von Grundwasser nimmt mit dem Bevölkerungswachstum zu, auch mit der intensiven Tourismusförderung durch das Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) und die Kantone. Durch den grassierenden Bau von Häusern und Strassen (4,20 m breite Kantonsstrassen in die entlegendsten Berggebiete) fliesst mehr Niederschlagswasser direkt in Fliessgewässer statt über den Boden ins Grundwasser (wenn Land für den Gewässerraum benötigt wird, dann schreien die Bauern Zeter und Mordio, wenn es um Verbreiterung der Strassen für den Transport von Baumaterial, Futter, Vieh und Touristen geht, dann herrscht Stille; eine Stille wie man sie sonst kaum mehr in der Schweiz erleben kann). Allgemein sind Massnahmen gegen die Klimaerwärmung stark auf grünes Wirtschaftswachstum (Fotovoltaik, Gebäudeisolation, Energieeffizienz, Biogas usw.) und Freiwilligkeit ausgerichtet; Aufrufe zum Sparen bringen kaum Wählerstimmen.

Auch Coca Cola hat das Geschäft mit dem Leitungswasser entdeckt: Wasserdispenser und Cola-Kapseln.http://lebensraumwasser.com/2014/02/11/coca-cola-plant-den-vertrieb-von-wasserspendern/

Auch Coca Cola hat das Geschäft mit dem Leitungswasser entdeckt: Wasserdispenser und Cola-Kapseln. http://lebensraumwasser.com/2014/02/11/coca-cola-plant-den-vertrieb-von-wasserspendern/

Klimaerwärmung und Grundwasser? Wenn Gletscher schmelzen, die Schneefallgrenze in höhere Lagen klettert, weniger Schnee und Regen fällt, mehr Wasser verdunstet, mehr Wasser für Bewässerung, zum Durstlöschen, für wohltuendes Duschen … gebraucht wird, dann sinkt der Grundwasserspiegel und, nicht zu vergessen, auch das Grundwasser wird wärmer. Gelangt weiterhin die gleiche Menge an Schadstoffen ins Grundwasser, so nimmt ihre Konzentration zu, d.h. dort, wo die Verschmutzung heute schon hoch ist, müssen Trinkwasserfassungen geschlossen werden oder zumindest fallen hohe Aufbereitungskosten an.

Auch die Agrarpolitik hilft fleissig beim Anheizen des Klimas, indem sie einseitig die Tierproduktion mit den entsprechenden Treibhausgasen fördert; daran ändert auch die Abschaffung der Tierhalterbeiträge wenig. Gegen verbesserten Schutz des Trinkwassers vor Pestiziden haben sich die Bauern 1999 erfolgreich gewehrt, und beim Bundesamt für Landwirtschaft ist niemand bereit, dieses heisse Eisen aufzunehmen. So dürfen in der Grundwasserschutzzone S2, welche fast bis zur Entnahmestelle für Trinkwasser reicht, weiterhin Pestizide ausgebracht werden, obwohl der Bundesrat einmal die gute Absicht hatte, dies zu verbieten, siehe Bundesrat gewichtet Freiheit der Bauern höher als Trinkwasserqualität, Heidis Mist, 6.2.13. Brachliegende Felder im Winter bergen weitere Gefahren sowie Ausbringen von Düngern und Pflanzenschutzmitteln, vor allem wenn die Menge hoch ist oder der Zeitpunkt schlecht gewählt (z.B. im Kanton Graubünden werden regelmässig abgeerntete Felder, etwa Maisfelder, im Herbst mit Mist und/oder Gülle gedüngt, obwohl keine Pflanzen den Dünger aufnehmen können und der Mais erst im darauffolgenden Sommer die Nährstoffe aufnehmen könnte, ja könnte, denn dann ist ein grosser Teil ausgewaschen). Die Berglandwirtschaft wird noch stärker als bisher gefördert, obwohl die Energieffizienz sehr schlecht ist.

Gefahr der Grundwasserverschmutzung durch monatelange Lagerung von ungedecktem Mist im Feld in Graubünden, und zwar durch die Behörden offiziell toleriert!

Gefahr der Grundwasserverschmutzung durch monatelange Lagerung von ungedecktem Mist im Feld in Graubünden, und zwar durch die Behörden offiziell toleriert!

Weitere Gefahren sind Verkehr, Industrie, alte Deponien, Schadstoffe aus der Luft, welche durch den Boden sickern, Abwasser aus lecken Leitungen oder ungenügender Abwasserreinigung, undichten Güllegruben und nicht ordnungsgemäss gelagerter Mist (z.B. in den Kantonen Graubünden und Tessin werden die Hofdüngeranlagen auch heute noch nicht von Amtes wegen kontrolliert, obwohl das Gesetz dies schon lange vorschreibt), Abbau von Kies und Sand, unsachgemässe Tiefenbohrungen usw.

Gewisse Behörden sind – trotz der allgegenwärtigen Gefahren für das Grundwasser – offensichtlich nicht bereit, im Interesse der Bevölkerung und der Grundwasserlebewesen die Probleme zu lösen. Gesetze sind zum Teil vorhanden, doch der Vollzug funktioniert oft nicht. So gaukeln uns die Regierenden und ihre VerwalterInnen vor, dass sie den Durchblick hätten und uns vor Gefahren schützen wollten, doch in Tat und Wahrheit ziehen sie an jenen Fäden unseres vernetzten Systems besonders stark, die den Faktor Geld näher bringen, ohne allzu viele Gedanken an die allfälligen Folgen ihres Tuns zu verschwenden. Völlig überrascht stehen sie dann vor der Kamera, wenn „unerwartete“ Nebeneffekte „zuschlagen“, selbst dann, wenn vorausschauende Geister in den Ämtern davor gewarnt hatten. Was, wenn es ihnen mit dem herbeigewünschten Geld so erginge wie Midas mit dem Gold? Alles, was sie berühren wird zu Geld, auch das Essen …

Pete Seeger, Folksänger und Aktivist sang an seinem letzten Auftritt im vergangenen Herbst 2013 beim Farm Aid Festival zugunsten der amerikanischen bäuerlichen Familienbetriebe zusammen mit Wille Nelson und Neil Young das Lied von Woody Guthrie  This Land is Your Land; am Schluss des Lieds (2:25) sang er eine neue Strophe gegen die Fracking-Vorhaben im Bundesstaat New York:
New York is my home,
New York is your home
From the upstate highway to the ocean foam
With all kinds of people
Yes, we’re polychrome
New York was meant to be frack free.

Was Switzerland meant to be frack free?

Seien wir wachsam und aktiv, denn auf jene, die wir dafür bezahlen, dass sie uns schützen, ist kein Verlass! Heidi jedenfalls wird sich weiterhin für die Lebewesen im Grundwasser einsetzen.

Schema Grundwasserbildung, aus Wegleitung Grundwasserschutz BAFU

Schema Grundwasserbildung, aus Wegleitung Grundwasserschutz BAFU

Grundwasserschutz, Bundesamt für Umwelt (BAFU)

Gefahren für das Grundwasser, BAFU

Wegleitung Grundwasserschutz

19.4.14 HOME

24. Dezember 2012: Güllen

27. Dezember 2012

Das schöne Wetter lockte ins Freie. Heidi spazierte durch die Bündner Herrschaft. Zum Glück hatte sie die Kamera eingepackt, denn der Ausflug war kein reines Vergnügen: Misthaufen im Feld da und dort, Siloballen und Misthaufen auf Pufferstreifen, zwei Bauern am Güllen, also Material für mehrere Artikel. Um 16 Uhr läuteten in Malans die Glocken den Weihnachtsgottesdienst ein, Kinder und Erwachsene strömten von allen Seiten zur Kirche. Zuhause angelangt, fand Heidi folgende e-Mail: „Darf man am 24. güllen?“ Heidi meint, dass die Bauern allein schon aus Rücksicht auf die überwältigende Mehrheit der SteuerzahlerInnen, die jetzt frei haben, nicht güllen sollten. Auch Silvester ist ein beliebter Bündner Gülletag, wie Heidi im Artikel Silvester ist Gülletag berichtet hatte; damals war es kalt.

In der EU ist das Güllen im Winter, also auch an Weihnachten verboten, es gibt Sperrfristen für das Düngen. Desgleichen im Fürstentum Liechtenstein, wo die Sperrfrist für Lagen unter 800 m ü.M. vom 15. Dezember bis 15. Februar dauert, für Lagen über 800 m ü.M. vom 15. November bis 15. März, d.h. es ist auch im Fürstentum Liechtenstein verboten, an Weihnachten zu güllen. Die Schweiz hingegen setzt diesbezüglich auf Vielfalt der Regelungen und Eigenverantwortung der LandwirtInnen. Jeder Kanton (bzw. dessen Landwirtschaftsamt) kann selber entscheiden, ob er Sperrfristen will oder nicht.

Unmittelbar vor Weihnachten haben das Bundesamt für Umwelt (BAFU) und das Bundesamt für Landwirtschaft die neue Vollzugshilfe Nährstoffe und Verwendung von Düngern in der Landwirtschaft herausgegeben, welche die Wegleitung für den Gewässerschutz in der Landwirtschaft von 1994 ersetzt. Heidi hat darin nachgeschlagen. Stickstoffhaltige Dünger (wie Gülle und Mist) dürfen gemäss Chemikalien-Risikoreduktions-Verordnung vom 18. Mai 2005 (ChemRRV) weiterhin nur zu Zeiten ausgebracht werden, in denen die Pflanzen den Stickstoff aufnehmen können. Explizit erwähnt ist das Ausbringverbot auf brachliegende Felder bis zwei Wochen vor der voraussichtlichen Ansaat bzw. dem Anpflanzen der Folgekultur, ein Verbot, das häufig übertreten wird, siehe Heidis Diaschau Nach der Maisernte Gülle für die Stoppeln! Zudem ist das Ausbringen von flüssigen Düngern auf wassergesättigten, gefrorenen, schneebedeckten oder ausgetrockneten Boden nach wie vor ein massiver Verstoss gegen die ChemRRV.

Was spricht für Sperrfristen?
Heidi liest in der neuen Vollzugshilfe, Seite 18: „… In den meisten Regionen der Schweiz kann somit davon ausgegangen werden, dass zumindest in den Monaten Dezember und Januar grundsätzlich Vegetationsruhe herrscht, d. h. dass die Pflanzen den Stickstoff nicht in genügendem Mass aufnehmen können. Da dies aber nicht überall der Fall ist, kann gesamtschweizerisch kein allgemeingültiger Zeitraum der Vegetationsruhe definiert werden…“ Wegen der wenigen Ausnahmen nimmt man die grosse Gefahr der Umweltverschmutzung durch Düngen im Winter in Kauf:

  • Gewässer- oder Grundwasserverschmutzung mit Stickstoff, Phoshor, Schwermetallen, Pflanzenschutzmittel-Rückständen, Tierarzneimitteln und Krankheitserregern durch Abschwemmung oder Versickern
  • Lachgas-Emissionen aus wassergesättigten Böden, gedüngten Ackerflächen oder bei einem Kälteeinbruch nach dem Düngen. Lachgas ist ein Treibhausgas dessen Treibhauswirksamkeit 298-mal so gross ist wie die von CO2; es trägt somit zur Klimaerwärmung bei. Zudem ist Lachgas an der Zerstörung der Ozonschicht beteiligt.

Was spricht gegen Sperrfristen?
Der Druck der Bauernschaft, der stärker ist als Worte der Vernunft. Der Schweizerische Bauernverband hat es im Rahmen der Agrarpolitik 2014-17 klar gesagt: Wir wollen produzieren, die Ökologie interessiert uns nicht. Wie stellt sich der SBV landwirtschaftliche Produktion OHNE Ökologie vor? Die Schweizer Behörden werden sich also weiterhin auf Kosten der SteuerzahlerInnen um Winter-Gülle-Fälle und Winter-Mist-Fälle kümmern müssen, wobei beim geringsten Zweifel für den Angeklagten entschieden wird. Wegen der mangelnden Verankerung des Gewässerschutzes in der Direktzahlungsverordnung sind die finanziellen Konsequenzen eines Vergehens klein im Verhältnis zum Geldsegen aus Bern. Klarheit fehlt allgemein beim Festlegen von Landwirtschaftsregeln. Die Vorschriften sind meist vage, Ausnahmen gibt es viele, so dass man sich nach dem Lesen verwirrt fragt: „Ist das jetzt verboten oder erlaubt?“

Können die Bauern die Umweltgefahr im Winter richtig einschätzen?
Das folgende Beispiel lässt grosse Zweifel aufkommen.  „Die Spitze des Zürcher Bauernverbandes staunte an einem Anlass Mitte Januar nicht schlecht: Rund um den Strickhof in Winterthur, dem kantonalen Ausbildungszentrum für Landwirte, lag grosszügig Mist auf den Feldern – es wurde heftig diskutiert, und sogar die Polizei überprüfte den Frevel…“ Politohr, Sonntagszeitung vom 12. Februar 2012. Selbst „Vorbilder“ irren sich bisweilen gewaltig. Weitere Beiträge zum Thema auf Heidis Mist:

Im Januar hat der Weinbauer Zeit

Sorglos güllen im Sommer und Winter

Das Grönland-Eis schmilzt immer schneller; 97 Prozent der Eisdecke sind von der Schmelze betroffen.

Das Grönland-Eis schmilzt immer schneller; 97 Prozent der Eisdecke sind von der Schmelze betroffen.

Am 28.12.12 eingetroffen: Neueste Zahlen zur Schmelze der Grönland-Eis-Decke von James Hansen, dem Klimaforscher der ersten Stunde. Weil das Eis immer rascher schmilzt, stellt sich die Frage: Ist die Abnahme exponentiell? Ausführliche Informationen auf Jims Homepage, Dec. 26, 2012, Update of Greenland Ice Sheet Mass Loss

31.12.12 HOME


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