Posts Tagged ‘Trinkwasser’
14. Dezember 2022

Diese Botschaft ist noch nicht bei den Bauern und ihren Hörigen angelangt: Die Tierbestände MÜSSEN gesenkt werden und zwar rasant.
Quelle: Keystone-SDA
Das Parlament will mit Rücksicht auf Viehhalter das Ziel bei den Nährstoffverlusten aus der Landwirtschaft tiefer setzen, als es der Bundesrat in einer Verordnung vorsieht. Der Nationalrat hat als Zweitrat eine Motion von Johanna Gapany (FDP/FR) angenommen.
Der Entscheid am Mittwoch fiel mit 93 zu 90 Stimmen bei 7 Enthaltungen. Im Ständerat war der Vorstoss mit 25 zu 18 Stimmen erfolgreich. Mit dem Ja beider Räte ist nun der Bundesrat am Zug.
Die noch nicht in Kraft getretene Verordnung sieht vor, dass die Stickstoff- und Phosphor-Verluste in der Landwirtschaft bis 2030 um je mindestens 20 Prozent zurückgehen. Ausgangsbasis sind gemäss der für Anfang 2023 geplanten Verordnungsänderung die Mittelwerte der Jahre 2014 bis 2016. Dies Ziele muss der Bundesrat nun noch einmal überdenken.
Stickstoffziel „nicht umsetzbar“
Das Reduktionsziel beim Stickstoff würde eine Reduktion des Tierbestandes in der Landwirtschaft erfordern, sagte Marcel Dettling (SVP/SZ) im Namen der Wirtschaftskommission des Nationalrats (WAK-N). In der Vernehmlassung habe eine Mehrheit für eine Reduktion um 10 Prozent bevorzugt. Mehr sei „nicht umsetzbar“.
Der Bundesrat habe mit der Verordnung überstürzt gehandelt, so der Tenor im landwirtschaftsaffinen Kreis im Parlament. In der Branche gebe es Unsicherheiten. Viele Bauern hätten sich in den arbeitsintensiven Sommermonaten noch nicht richtig informiert können über die geplanten Neuerungen.
Die Ratslinke setzte sich zusammen mit der GLP und dem Bundesrat für ein Nein ein. Sie argumentierten mit der Glaubwürdigkeit des Parlaments. Die Räte dürften ihre Zusagen im Zusammenhang mit den zwei Pestizid-Initiativen nach dem Nein an der Urne nun nicht wieder infrage stellen.
Heidi meint: „Unsere PolitikerInnen haben die Zeichen der Zeit immer noch nicht erkannt – nur auf die Bauern hören, das löst die grossen Probleme nicht!“
Parlament will Ziel für Stickstoffverlust tiefer setzen. Swissinfo.ch 14.12.22
Ein Weihnachtsgeschenk für Heidi. Heidis Mist 14.12.22
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Schlagwörter:FDP, Gewässerverschmutzung, Marcel Dettling, Motion Johanna Gapany, Nationalrat, Phosphorüberschüsse, Reduktionsziel Stickstoff, Stickstoffüberschüsse, Tierbestand, Trinkwasser, Trinkwasserinitiative, Volksinitiative für eine Schweiz ohne synthetische Pestizide, WAK-N, Wirtschaftskommission des Nationalrats
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10. Dezember 2022

Karstgebiete sind blau eingefärbt.
25% der Schweizer Oberfläche sind Karstgebiete. Sie liefern das Trinkwasser für 20% der Haushalte. In der Nordwestschweiz ist der Anteil von Karstwasser am Trinkwasser relativ hoch.
Der Untergrund in Karstgebieten ist zerklüftet. Daher kann Wasser – und eben auch Gülle – rasch ins Grundwasser gelangen. Aus diesem Grunde wurden besondere Schutzzonen definiert. Stark heterogene Karst- oder Kluft-Grundwasserleiter müssen gemäss Gewässerschutzverordnung seit 2016 zusätzlich zu den Zonen S1 und S2 durch die Zonen Sh und Sm geschützt werden.
Güllen in Tramelan

beige Karsteinzugsgebiete, blau (teilweise von beige überdeckt) Karstwasservorkommen
Ein Gemeinderat von Tramelan güllt regelmässig im Winter. Manchmal auf Schnee, aktuell auf gefrorenen Boden. Heidi hat am 26.11.19 ausführlich darüber berichtet: Traumhafte Winterlandschaft im Berner Jura – doch was soll die Gülle auf dem Schnee?
Gewässerschutz: Weshalb sind Bussen und Direktzahlungskürzungen so selten?
Wieso kann ein Bauer über längere Zeit so wirtschaften? Fällt das keinem Amt auf? Keinem Beamten, keinem guten Bauern, der hier durchfährt? Solche Missstände muss man abstellen!
Folgende Gründe können für die Missstände verantwortlich sein:
- Niemand zeigt die Vergehen an.
- Mangelnde Kenntnis der Gewässerschutzgesetzgebung.
- Mangelnde Integration der Vorschriften im Unterricht der landwirtschaftlichen Schulen bzw. der Polizeischulen.
- Der Bauer ist eine „wichtige“ Person, z.B. erzählte mir eine Beamtin, dass sie einen Bauern wegen Güllen zur Unzeit verzeigt hatte. Was sie nicht wusste, das war: Der Bauer ist Alt-Nationalrat. Dieser wusste sehr wohl sich zu wehren. Er ging zum Kollegen Regierungsrat und schwups war die Anzeige im Eimer und die Beamtin frustriert.
- Ein weiteres Hindernis ist die Feststellungsverfügung. Ich habe dies ausführlich erklärt im Artikel Ein Teufelskreis behindert den Gewässerschutz-Vollzug: Die Feststellungsverfügung! Eine Feststellungsverfügung oder Strafanzeige ist eine aufwändige Angelegenheit. Mehrere Fälle können ein Amt regelrecht lahmlegen. Die Ressourcen der Kantone sind knapp, werden immer knapper, d.h. die BeamtInnen gehen solchen Fällen oft gar nicht erst nach.
Was sagt das Gesetz?
Die Chemikalien-Risikoreduktions-Verordnung (ChemRRV) verbietet in Anhang 2.6 klar das Ausbringen von Gülle auf Schnee. Wenn es nur ganz wenig Schnee gewesen wäre oder eine kleine Fläche, dann hätte man ein Auge zudrücken können.
1 Stickstoffhaltige Dünger dürfen nur zu Zeiten ausgebracht werden, in denen die Pflanzen den Stickstoff aufnehmen können. Erfordern besondere Bedürfnisse des Pflanzenbaus ausserhalb dieser Zeiten dennoch eine Düngung, so dürfen solche Dünger nur ausgebracht werden, wenn keine Beeinträchtigung der Gewässer zu befürchten ist.
2 Flüssige Dünger dürfen nur ausgebracht werden, wenn der Boden saug- und aufnahmefähig ist. Sie dürfen vor allem dann nicht ausgebracht werden, wenn der Boden wassergesättigt, gefroren, schneebedeckt oder ausgetrocknet ist.
Traumhafte Winterlandschaft im Berner Jura – doch was soll die Gülle auf dem Schnee? Heidis Mist
SO: Trinkwasserquelle oder Güllesenke? Das ist die Frage! Heidis Mist 1.1.20
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Schlagwörter:Chemikalien-Risikoreduktions-Verordnung, Feststellungsverfügung, Güllen im Winter, Gewässerschutzgesetz, Karsteinzugsgebiet, Karstgebiet, Karstwasservorkommen, Sh, Sm, Stickstoffhaltige Dünger, Tramelan, Trinkwasser
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21. November 2022
Eigentlich wollte Heidi ja einen Beitrag fertigschreiben, nochmals über Lobby, aber nun hat sie den Brief des Vereins „Sauberes Wasser für alle“ gelesen. Es zeigt sich einmal mehr, dass in unserem Parlament zuhauf Leute sitzen, die von der Welt, von naturwissenschaftlichen Erkenntnissen, von Zusammenhängen usw. keinen blassen Dunst haben, um es höflich auszudrücken.
So seien hier die Motionen des Rechtsanwalts und Notars aus dem Wallis (Beat Rieder) und der Betriebsökonomin FH aus dem Kanton Fribourg (Johanna Gapany) präsentiert bzw. die Intentionen der SVP in Sachen Landwirtschaft.
Heidi lässt Franziska Herren und ihr Team sprechen, denn sie sind in dieser Sache kompetent.
Die Wirtschaftskommission des Nationalrats bricht Versprechen an die Stimmbevölkerung.
Diesmal braucht es ein 2x Nein vom Nationalrat. Für sauberes Trinkwasser und für unsere Ernährungssicherheit.
Die Wirtschaftskommission des Nationalrats hat die Annahme der Motion Gapany empfohlen. Sie will damit die Reduktion der Nährstoffüberschüsse (20 Prozent bis 2030) streichen, die der Bundesrat kurz vor der Abstimmung zur Trinkwasserinitiative als Massnahme «für sauberes Wasser» dem Volk versprochen hatte.
Die Wirtschaftskommission bricht damit ein zentrales Versprechen an die Stimmbevölkerung – ein grosser Vertrauensmissbrauch.
Bei Annahme der Motion gehen die Überdüngung von Böden, Wäldern und Gewässern, die Zerstörung der Biodiversität, die Schädigung des Klimas durch die überintensive Tierproduktion ungebremst weiter. Diese wird weiter gefördert mit Milliarden an Steuergeldern: 82% der Agrarsubventionen fliessen in die Tierproduktion. Nur gerade 18% in den Pflanzenbau. Produktion und Konsum von tierischen Lebensmitteln werden durch diese Subventionspolitik stark gelenkt und gefördert, eine klima- und umweltbewusste pflanzliche Ernährungsweise bleibt auf der Strecke.
Doch damit nicht genug: eine weitere Motion will mit dem Segen der Wirtschaftskommission des Nationalrats die vom Bundesrat zusätzlich geplanten Biodiversitätsflächen im Ackerland von 3,5% ersatzlos streichen.
Die beiden Motionen sind perfekt ausgerichtet auf eine vorangekündigte Initiative der SVP: Sie will noch mehr Tierproduktion dafür noch weniger Ökologie. All dies gut verpackt unter dem Deckmantel der «Ernährungssicherheit». Bei Annahme der Motionen würde die SVP natürlich auf ihre Initiative verzichten. Sie wäre ja durch die Hintertüre schon umgesetzt – ohne Berücksichtigung der Stimmbevölkerung. Mehr dazu in diesem Artikel der Aargauer Zeitung.
Dabei liegt klar auf der Hand, was für unsere Ernährungssicherheit und der dafür zentrale Netto-Selbstversorgungsgrad der Schweiz zu tun wäre: Weniger tierische dafür mehr pflanzliche Nahrungsmittel produzieren und konsumieren. Dafür muss auf unseren Ackerflächen – die heute zu 60% für den Futtermittelanbau genutzt werden – vermehrt Nahrung für die direkte menschliche Ernährung angebaut werden. So lassen sich pro Hektare weit mehr Kalorien erzeugen und viel mehr Menschen ernähren. Und dies im Einklang mit der Biodiversität, die die Erträge in der Landwirtschaft zusätzlich steigert.
Gewusst? Weltweit werden für die Tierproduktion 80% der Landwirtschaftsflächen gebraucht und damit nur 11% der benötigten Kalorien für die Menschheit erzeugt.
Am 14. Dezember – fast genau 18 Monate nach der Abstimmung zur Trinkwasserinitiative – wird der Nationalrat über die beiden Motionen abstimmen. Diesmal braucht es ein 2x Nein. Für die direkte Demokratie, für sauberes Trinkwasser und für eine nachhaltige, klimabewusste Ernährungssicherheit.
Wir bleiben dran. Denn die heutige Agrarpolitik können wir uns nicht leisten. Und werden sie auch so nicht hinnehmen..
- Unterstützen Sie unser Wirken mit einer Spende
- Werden Sie Mitglied beim Verein „Sauberes Wasser für alle“
Mit grossem Dank und herzlichen Grüssen
Franziska Herren & Team
Heidi: „Wie wir von Fachleuten immer wieder hören, muss der Tierbestand um etwa zwei Drittel auf ein Drittel reduziert werden. Dies ist nur durch rasche langfristige Planung möglich, denn die betroffenen Bauern müssen ihre Infrastrukturen amortisierren können! Auch gegen die rasante Abnahme der Biodiversität muss dringend etwas getan werden; die Landwirtschaft ist zu einem wesentlichen Teil daran schuld, aber auch davon betroffen.“
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21.11.22 HOME
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Schlagwörter:Agrarsubventionen, Artenvielfalt, Ökologie, Beat Rieder, Biodiversität, Biodiversitätsflächen im Ackerland, Boden, Bundesrat, Ernährungssicherheit, Futtermittelanbau, Gewässer, Grundwasser, Johanna Gapany, Landwirtschaftsflächen, Motion, Nährstoffüberschüsse, Parlament, Pflanzenbau, Sauberes Wasser für alle, Selbstversorgungsgrad, Ständerat, Steuergelder, SVP, Tierprodution, Trinkwasser, Trinkwasserinitiative, Verein "Sauberes Wasser für alle", Wälder, Wirtschaftskommission des Nationalrates
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22. Oktober 2022
Unsere Grossverteiler fördern Coca-Cola durch wöchentliche Aktionen. In Automaten, Bäckereien, auf Aushängeschildern usw. wird diesem Getränk bevorzugt Raum geschenkt und am nächsten Klimagipfel COP27 ist Coca-Cola Sponsor.
Wikipedia informiert ausführlich über Folgen für die Gesundheit. Übergewicht, Fettleibigkeit und Zuckerkrankheit sind in der Zucker-Problem-Kategorie aufgeführt, aber auch andere Inhaltsstoffe, z.B. Süssstoffe sind bedenklich. Und das Valser-Wasser gehört – ja wem?
Auch wenn in grossen Teilen des Schweizer Mittellands das Trinkwasser Stoffe enthält, die da nicht sein dürften, wie Pestizide, Nitrat, PFAS usw., ist es nicht sinnvoll auf Coca-Cola auszuweichen. Wenn es unbedingt Mineralwasser sein muss, dann gibt es weniger schädliche Produkte.
Wir müssen unserem Trinkwasser Sorge tragen – dann haben wir das billigste Getränk direkt aus dem Hahnen!
Beispiel Sénégal
Nach der Scheidung des amerikanischen Riesen von der Castel-Gruppe wurde die Industries des boisons du Sénégal (IBS) im Juli zum exklusiven Abfüller im Land.
Die kohlensäurehaltigen Getränke der Marke Africa Star werden im Senegal nicht mehr vertrieben. Dasselbe wird bald auch für die Uno-Saftdosen und den Energydrink Black Power gelten. Als die Senegalesische Getränkeindustrie (IBS) im Juli zum exklusiven Abfüller von The Coca-Cola Company im Land wurde, musste sie ihre eigenen Marken aufgeben und sich auf die Marken des amerikanischen Riesen konzentrieren – nämlich Coca-Cola, Fanta, Sprite, Minute Maid und Schweppes. „Es war nicht einfach“, räumt Rouda El Sahili, ihr Generaldirektor, ein, den Jeune Afrique am Sitz des 2013 gegründeten Unternehmens im Industriegebiet Hann Bel-Air in Dakar getroffen hat.
Boissons : au Sénégal, IBS en effervescence avec Coca-Cola. Jeune Afrique 20.10.22
Coca-Cola als Sponsor der COP27 entfernen! Heidis Mist 14.10.22
Mexiko: Schmutziges Trinkwasser aus dem Fluss – sauberes Grundwasser für die Coca-Cola-Produktion. 12.10.21
Der Alpöhi auf Weltreise. 8.5.22
Verschmutztes Trinkwasser? Kein Problem! 22.8.20
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Schlagwörter:Africa Star, Übergewicht, Black Power, Coca Cola, COOP, COP27, Energydrink, Fettleibigkeit, Gesundheit, Grundwasser, IBS, Industries des boisons du Sénégal, Migros, Nitrat, Pestizide, PFAS, Sénégal, Trinkwasser, Uno-Saftdosen, Valser, Zuckerkrankheit
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11. Oktober 2022
Heidi ist erstaunt, dass sich die Geschäftsprüfungskommission des Nationalrates (GPK) plötzlich besorgt über den Zustand des Grundwassers zeigt. Bereits am 30.6.22 verschickte sie offenbar eine Medieninformation Grundwasserschutz: Angesichts der Vollzugsdefizite erwartet die GPK-N aktiveres Eingreifen des Bundesrates. Und im 10vor10 SRF vom 4.10.22 Bundesrat will besserer Schutz des Grundwassers werden die Pestizide, die (fehlenden) Schutzzonen, das Vollzugsdefizit bei den Kantonen und die mangelnde Oberaufsicht des BAFUs … angesprochen.
Die Überschreitungen der Nitrat-Werte, besonders im Mittelland, sind seit Jahrzehnten bekannt, die Konzentration von Pestiziden und ihrer Abbauprodukte kennt man auch schon lange. Doch Chlorothalonil hat mit den vielen Höchstwertüberschreitungen die Diskussionen über die Pestizidverschmutzungen erst recht entfacht.
Heidi hat das Alp-Orakel gefragt: „Was meinst du, was hat die GPK dazu bewegt, plötzlich mehr Grundwasserschutz zu fordern?“
Alp-Orakel:
Chlorothalonil: Entscheid Bundesverwaltungsgericht
Syngenta hat das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) eingeklagt, da dieses Chlorothalonil als „wahrscheinlich krebserregend“ und seine Metaboliten als „toxikologisch relevant“ eingestuft hatte, analog zur EU. In einem Zwischenentscheid hat das Bundesverwaltungsgericht vorläufig dem BLV untersagt, die Abbauprodukte öffentlich als „relevant“ zu bezeichnen. Was zu grosser Verunsicherung bei den Trinkwasserversorgern geführt hat: „Muss ich jetzt sanieren oder nicht?“
Viele Trinkwasserversorger haben ein ernsthaftes Problem mit Höchstwertüberschreitungen. Diese sind zum Teil massiv. Werden die Abbauprodukte vom Bundesverwaltungsgericht als „relevant“ bezeichnet, dann müssen die Trinkwasserversorger tief in die Tasche greifen, damit ihr Trinkwasser innert nützlicher Frist wieder rechtskonform wird. Es steht also viel Geld auf dem Spiel. Einige Trinkwasserversorger haben bereits gehandelt, viele aber warten zu. Dies verärgert die Kunden, denn es ist ihnen nicht einfach egal, ob sie Wasser trinken oder Wasser mit Chlorothalonil und seinen Metaboliten drin.
Das Bundesverwaltungsgericht hat die Akten beisammen. Der Entscheid wird demnächst erwartet, sicher noch dieses Jahr. Aufgrund der wissenschaftlichen Publikationen zu Chlorothalonil & Co. wage ich, dein Alp-Orakel, eine Prognose: Die Metaboliten werden als „relevant“ eingestuft werden. Sauberes Trinkwasser ist wichtig, daher MUSS es so kommen. Ich bin aber NUR ein Orakel und kann mich täuschen. Ich meine aber, dass es so nicht weitergehen kann. Schlimmstenfalls müsste das Urteil ans Bundesgericht weitergezogen werden.
Ich vermute, dass die GPK auch ein „relevant“ für die Chlorothalonil-Metaboliten befürchtet und daher energisch für mehr Trinkwasserschutz wirbt – ENDLICH!
Vernachlässigte Zuströmbereiche
Die GPK pocht auf den Grundwasserschutzzonen, die längst überall hätten ausgeschieden werden sollen, d.h. ab 1972. Damit lenkt sie von einem weiteren Problem ab, nämlich den Zuströmbereichen, die zwar einmal definiert wurden im Art. 29 der Gewässerschutzverordnung, aber jetzt ist das Parlament daran, etwas anderes zu basteln. Das folgende Vorgehen ist durchaus üblich: Man stellte fest, dass die alte Regelung nicht umgesetzt wird, also versucht man eine neue Regelung. Das ist kein sauberes Handeln, denn man müsste zumindest abklären wieso die Regelung NICHT funktioniert. Im Moment findet ein Hickhack im Parlament statt. Die 20.3625 Motion: Wirksamer Trinkwasserschutz durch Bestimmung der Zuströmbereiche von Roberto Zanetti vom 16.6.20 wurde vom Bundesrat am 2.9.20 zur Ablehnung empfohlen, aber dann vom Stände- und Nationalrat mit kleinen Änderungen gutgeheissen.
Bis zu einer definitiven Regelung wird es noch Jahre dauern und der Vollzug wird weitere Jahre beanspruchen. Diese Prognose kann ich, dein Alp-Orakel, mit grosser Sicherheit aussprechen.
Vorschläge GPK
Ich, dein Alp-Orakel, wage noch eine weitere Aussage: Es wird für die Umsetzung der vorgeschlagenen Massnahmen viel länger dauern als von der GPK gefordert.

BAFU: Chlorothalonil-Metaboliten im Grundwasser, abgerufen am 10.10.22
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Schlagwörter:BAFU, Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen, Bundesamt für Umwelt, Bundesgericht, Bundesverwaltungsgericht, Chlorothalonil, Chlorothalonil R417888, Chlorothalonil R471811, GPK, Grundwasser, Grundwasserschutz, NAQUA, Nitrat, Pestizide, Pflanzenschutzmittel, Roberto Zanetti, Syngenta, toxikologisch relevant, Trinkwasser, Trinkwasserversorger, Vollzug, wahrscheinlich krebserregend, Zuströmbereich
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10. Oktober 2022

Quelle: Bundesamt für Umwelt, abgerufen am 9.10.22
Der Bundesrat hatte anno 1999 in der Grundwasserschutzzone S2 ein allgemeines Verbot für Pestizide erlassen. Und wie es im „Normalfall“ so geht, die Bauern haben das Verbot postwendend gekippt. So dürfen auch heute Pestizide bis fast an die Trinkwasserfassungen gespritzt werden. Ausgenommen sind etwa zwei Dutzend Wirkstoffe, welche als problematisch eingeschätzt werden.
Wir wissen inzwischen, dass bei Pestiziden Überraschungen häufig auftreten, denn die Daten beruhen fast ausschliesslich auf Angaben der entsprechenden Herstellern. «Ein zugelassenes Pflanzenschutzmittel ist daher ein Wirkstoff dessen negative Wirkstoffe lediglich NOCH nicht verstanden wurden», so Walter Haefeker, von 2008 bis 2020 Präsident, von 2005 bis 2008 Vizepräsident der European Professional Beekepers Association. Quelle: Das Wunder von Mals, Film und Buch von Alexander Schiebel. Hinzu kommt, dass in Karstgebieten ein Pestizidverbot zwingend wäre, da dort das Wasser rasch versickert und mit ihm Verunreinigungen leicht in Quellfassung gelangen können.
Die Geschichte über die Einführung des Pestizidverbots in der S2 durch den Bundesrat und den darauf folgenden Bauernwiderstand hat Heidi am 6.2.13 aufgeschrieben: Bundesrat gewichtet Freiheit der Bauern höher als Trinkwasserqualität.
Der Schweizerische Verein des Gas- und Wasserfachs (SVGW) forderte bereits 2014 die Wiedereinführung des Pestizidverbots in der Grundwasserschutzzone S2. Heidi berichtete am 29.5.14 darüber: SVGW fordert Verbot von Pestiziden in der Grundwasserschutzzone S2, In diesem Beitrag ist zu lesen „SBV-Präsident, Markus Ritter, glaubt, dass das geforderte PSM-Verbot in der S2 bereits grösstenteils umgesetzt sei. Der SVGW solle diesbezüglich mit den Kantonen Kontakt aufnehmen, um allfälligen Handlungsbedarf abzuklären. Heidis Frage: Wieso will der SBV kein Verbot, wenn doch das PSM-Verbot grösstenteils umgesetzt ist? Oder vielleicht doch nicht?“
Geradezu ein Wunder ist es, dass keine Gülle in der S2 ausgebracht werden darf, wenigstens theoretisch, denn auch hier hapert es beim Vollzug.
Nicht nur die Landwirtschaft!
Für Risiken aller Art gilt in der Grundwasserschutzzone S2 die Null-Toleranz. Wenigstens theoretisch! So gibt es unzählige Schutzzonen, in denen diese missachtet wird: Strassen, Eisenbahnen, Häuser, Abwasserleitungen, Trafo-Stationen usw. Es sind dies nicht nur „Altlasten“, sondern solche Bauten werden erneuert oder gar neue werden gebaut. Die Kantone nehmen ihre Vollzugsverantwortung nicht ernst und der Bundesrat schaut weg!
Heidi meint: „Ein Pestizidverbot in der Grundwasserschutzzone S2 und im Karstgebiet ist dringend nötig sowie Vollzug, Vollzug, Vollzug!“
Bauern verhindern Trinkwasserschutz: 20-Jahr-Jubiläum (2). Heidis Mist 22.7.21: „Der Bundesrat muss dringend handeln und das bereits 1999 verhängte Pestizidverbot in der Grundwasserschutzzone S2 aus der Bauern-Versenkung hervorholen und erneut erlassen. Dieses Mal darf er aber nicht mehr allein auf die Bauern hören und schwach werden!“
Bauern verhindern Trinkwasserschutz: 20-Jahr-Jubiläum. Heidis Mist vom 28.11.19: „Heidi meint: 20 Jahre Missachtung des Vorsorgeprinzips sind genug! Ein allgemeines Pestizidverbot für die Grundwasserschutzzone S2 ist überfällig, und zwar sofort, denn die Pestizidinitiativen sehen eine lange Übergangsfrist vor.“
SVGW fordert allgemeines PSM-Verbot in der Grundwasserschutzzone S2. Heidis Mist 10.2.16: „… Der SVGW fordert ein vollständiges Verbot von Pflanzenschutzmitteln in der Grundwasserschutzzone S2. Mit ein Grund für diese Forderung ist, dass die Überprüfungen der Pflanzenschutzmittel im Nachhinein immer wieder neue Risiken aufzeigen…“ Nur Teilrückzug aus Schutzzone S2, SVGW vom 3.2.15.
Keine Pestizide in der Grundwasserschutzzone S2. Heidis Mist 7.4.15: „Beim Ausbringen von Pflanzenschutzmitteln (PSM) innerhalb der Zone S2 ist die Gefahr gross, dass diese, besonders bei Starkniederschlängen, auf direktem Weg in die Trinkwasserfassung gelangen. Wie schon früher fordert der SVGW daher eine Erweiterung des Verbots für den Einsatz von PSM in der S2 und gezielte Einschränkungen in der S3.“
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Schlagwörter:Alexander Schiebel, Bsuernwiderstand, Bundesrat, Das Wunder von Mals, European Professional Beekepers Association, Gülle, Grundwasserschutzzone S2, Karstgebiet, Markuns Ritter, Pestizide, Pflanzenschutzmittel, PSM, Quellfassungen, SBV, Schweizerischer Verein des Gas- und Wasserfachs, SVGW, Trinkwasser, Trinkwasserschutz, Vollzug, Walter Haefeker
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9. Oktober 2022

Die Trinkwasserinitiative meldet sich (zum Glück) immer wieder zu Wort! TWI auf Twitter.
Jahrzehntelang durften die Kantone die Gewässerschutzgesetzgebung zum Schutze der Bauern, zum Schaden der Umwelt, unserer Gewässer und unseres Trinkwassers im Archiv lassen. Einzelne Kantone taten etwas, andere nichts bis gar nichts. Heidi kann davon ein Liedchen singen! Es hat sie nicht nur viel Zeit, sondern auch Geld gekostet.
Nun hat die Geschäftsprüfungskommission des Nationalrats den Grundwasserschutz entdeckt. Die in vielen Kantonen bestehenden Defizite seien schnell zu beheben. Es müsse ein besserer Schutz der Trinkwasserressourcen gewährleistet sein. Und – oh Wunder – der Bundesrat schliesst sich dieser Meinung an! Zur Beschleunigung des Vollzugs stimmt er verbindlichen Umsetzungsfristen und einer Pflicht zur Berichterstattung über den Stand der Umsetzung bei.
Wann folgt der Schutz der Oberflächengewässer?
Heidis Vollzugs-Forderung ist schon alt
Vor mehr als sieben Jahren, anlässlich der Tagung Aktionsplan Pflanzenschutzmittel vom 8.9.15, drückte Heidi der damaligen Vize-Direktorin des Bundesamts für Landwirtschaft, Eva Reinhard, einen eigens für die Tagung verfassten Flyer in die Hand, worauf u.a. steht: „Unsere Gesetzte zum Schutz der Gewässer sind zielführend, aber es fehlt am Vollzug…“ Was ist seither geschehen? Sehr wenig! Die Pestizid-Initiatvien hätten geholfen, wurden aber mithilfe vieler Fake-News gebodigt.
Der letzte oberste Schweizer Grundwasserschützer
Am 31.12.14 schrieb Heidi im Beitrag Mini-Rückblick in Zahlen und Fakten: „Vieles hat sich 2014 verändert, etwas ist Heidi besonders in Erinnerung. Sie suchte im Sommer die Sektion Grundwasserschutz des Bundesamts für Umwelt, doch diese war verschwunden, einfach weg! Recherchen ergaben, dass die oberste Hüterin unserer wichtigsten Trinkwasser-Ressource aufgelöst und auf zwei neue Sektionen verteilt worden war: Gewässerschutz und Wasserqualität.
Das ist aber noch nicht alles. Der Chef der ehemaligen Sektion Grundwasserschutz, Daniel Hartmann, und sein Stellvertreter, Benjamin Meylan, gingen in Pension, eine willkommene Gelegenheit für das BAFU, zwei Stellen zu streichen. So hat das Grundwasser nicht nur zwei erfahrene Schützer verloren, sondern auch die Zahl der Schützer hat abgenommen, was in einer so kleinen Gruppe von Fachleuten ins Gewicht fällt. Ein solches Vorgehen ist beim Bund eine gängige Praxis: Man spart dort, wo es am reibungslosesten geht. Wird es den Newsletter Grundwasserschutz in Zukunft noch geben? Wohl kaum! Heidi wird ihn vermissen.“
Die bereits veröffentlichten Newsletter wurden auf dem BAFU-Server definitiv gelöscht. Heidi konnte einen einzigen aus einer Amtsstube retten. Er wird fast täglich abgerufen, manchmal sogar mehrmals! Hier ist der 3. Newsletter Grundwasserschutz, verlinkt im Beitrag Was ist Grundwasser? Quell-, Trinkwasser…?
Im Wissen, dass dringend etwas geschehen muss, hat Hartmann tatkräftig die Trinkwasserinitiative unterstützt. Als Kommentar zum neuesten Vorstoss des Bundesrates schreibt er auf Twitter: „Grundwasser besser schützen – das wollte ich während rund 30 Jahren ebenfalls. Mal schauen, ob der Bundesrat mehr Erfolg hat…“
Los, Kantone, an die Arbeit! Nach 30 Jahren Vollzugsnotstand muss es rasch vorwärts gehen! Ohne (sauberes) Wasser kein Leben.

Heidi widmet diese Pfingstrose, zwar nicht saisongerecht, aber von Herzen, den beiden Grundwasserschützern Daniel Hartmann und Benjamin Meylan.
Bundesrat will besserer Schutz des Grundwassers. SRF 10vor10 4.10.22
Bund verlangt von den Kantonen besseren Gewässerschutz. SRF 4.10.22
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Schlagwörter:Benjamin Meylan, Bundesamt für Umwelt, Daniel Hartmann, Grundwasser, Pestizide, Pestizidinitiativen, Pflanzenschutzmittel, PSM, Sektion Grundwasserschutz, Trinkwasser, Trinkwasserinitiative
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7. September 2022

Naturschutzgebiet Ibergeregg: Heidis Misthaufenblick hat sofort weiter oben am Weg …

… den Misthaufen entdeckt, an wunderschöner Aussichtslage.
Wieder einmal sind die geöffneten Tabs in Heidis Browser so zahlreich, dass sie fast nicht weiss wo anfangen. Eigentlich wollte sie das Drama des ausgetrockneten UNESCO-Naturerbes Coto de Doñana thematisieren und den Marche funèbre von Chopin verlinken. Seit mehr als zehn Jahren schreibt sie immer wieder über die wasserverschleissenden Erdbeeren, Himbeeren usw., bio und konventionell, die wir aus diesem Gebiet auch mitten im Winter beziehen, angeblich nachhaltig.
Am Sonntag sind Fotos von einem illegal gelagerten Misthaufen im Naturschutzgebiet Ibergeregg SZ eingetroffen und am Tag darauf ein Blog-Beitrag von Martin Sager, Direktor des Schweizerischen Vereins des Gas- und Wasserfaches (SVGW), mit dem Titel Heiliger Mist.
Auch wenn die Zahl der illegal gelagerten Misthaufen stark rückläufig ist, so ist es die Menge der umweltschädlichen Dünger nicht. Ammoniak-Emissionen belasten nicht nur unsere Gesundheit, sondern auch den Wald, Naturschutzgebiete, naturnahe Flächen … und Stickstoff und Phosphor verschmutzen Gewässer und Grundwasser. So ist es denn an der Zeit, dieses leide Thema in den Vordergrund zu stellen. Hinzu kommen die Pestiziden und deren Metaboliten im Wasser.
Über Misthaufen hat Heidi schon viel geschrieben, sie sind selbstredend. Das Verschmutzungsproblem Dünger ist weiterhin ungelöst.
Hier sei nur der Lead von Sagers Blog-Beitrag veröffentlicht, den vollständigen Kurzbeitrag lesen Sie am besten bei Aqua & Gas:
„Obwohl seit 1998 mit Artikel 62a des Gewässerschutzgesetzes substanzielle Mittel in Massnahmen der Landwirtschaft zur Senkung von übermässigen Gewässerbelastungen durch Nitrat, Phosphor und Pflanzenschutzmittel fliessen, ist die Verunreinigung des Grundwassers mit Nährstoffen kaum zurückgegangen. Gleichzeitig werden alle konkreten Massnahmen, die den Einsatz von Gülle und Dünger reduzieren wollen, im Parlament torpediert.“
Heiliger Mist. Martin Sager, SVGW, Aqua & Gas
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Schlagwörter:Aqua & Gas, Coto de Doñana, Dünger, Erdbeeren, Gülle, Gewässerschutzgesetz, Grundwasser, Heiliger Mist, Himbeeren, Martin Sager, Mist, Misthaufen, Naturschutzgebiet Ibergeregg, Nitrat, Pestizide, Pflanzenschutzmittel, Phosphor, PSM, Schweizerischer Verein des Gas- und Wasserfaches, Stickstoff, SVGW, Trinkwasser, UNESCO-Naturerbe
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8. August 2022

Brunnen gibt es in den Schweizer Dörfern viele, nur ist das Wasser, das aus ihren Röhren fliesst, längst nicht mehr überall sauber.
Wir wissen es: In intensiv landwirtschaftlich genutzten Gebieten ist das Trinkwasser nicht sauber. Besonders Nitrat, Pflanzenschutzmittel und deren Abbauprodukte bereiten den Trinkwasserversorgern Sorge. Metaboliten des Fungizids Chlorothalonil belasten das Grundwasser grossflächig mit mehr als 0,1 Mikrogramm pro Liter. In mehr als der Hälfte aller Kantone treten Metaboliten in diesen Konzentrationen auf. Das Bundesamt für Umwelt schreibt auf seiner Homepage: „Da sich Grundwasser relativ langsam erneuert und die Metaboliten von Chlorothalonil ausgesprochen langlebig sind, ist davon auszugehen, dass diese Verunreinigungen die Grundwasser-Qualität noch während Jahren in grösserem Ausmass beeinträchtigen werden.“
Was tun die Trinkwasserversorger? Viele warten. Worauf? Auf den Gerichtsentscheid. Wie es halt so läuft, die Verursacherin des Übels, die Syngenta, klagte gegen das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV). Die Richter brüten noch über dem Aktenberg, werden darüber entscheiden, ob die Metaboliten von Chlorothalonil „relevant“ sind oder nicht. Je nach dem ist ein Höchstwert einzuhalten oder nicht. Ein Entscheid wird im Herbst oder spätestens Ende 2022 erwartet. Und die Bauern? Sie pochen darauf, dass sie das heute verbotene Chlorothalonil korrekt gespritzt hatten.
Die Seeländische Wasserversorgung (SWG) in Worben hat eine Pilotanlage zur Umkehrosmose installiert und beabsichtigt, eine 1,7 Mio. Franken teure Anlage zur Filtrierung des Trinkwassers in der Fassung Worben zu installieren. Die Konzentrationen der Chlorthalonil-Metaboliten nach der Filtrierung sind alle unterhalb der Bestimmungsgrenze.
Ein Pestizid löst das andere ab in der Geschichte der Pestizide. Überraschungen folgen mit Verzug.
Chlorothalonil-Metaboliten im Grundwasser. Bundesamt für Umwelt (BAFU)
21.4324 Interpellation, Nadine Masshardt: Gelten für Chlorothalonil-Metaboliten keine Höchstwerte mehr?
Chlorothalonil, Wikipedia
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Schlagwörter:21.4324 Interpellation, BAFU, Bundesamt für Umwelt, Bundesverwaltungsgericht, Chlorothalonil, Fungizid, Grundwasser, Metaboliten, Nadine Masshardt, Pestizide, Pflanzenschutzmittel, Syngenta, Trinkwasser
Veröffentlicht in Pflanzenschutzmittel | Leave a Comment »
29. Juli 2022
Am 21.3.22 schrieb der Verband Schweizer Abwasser- und Gewässerschutzfachleute (VSA) im Rahmen des Weltwassertags 2022: „Grundwasser – ein unsichtbarer Schatz … Zunehmend Sorge bereiten die so genannten Per- und Polyfluorierte Alkylverbindungen (PFAS). Diese PFAS sind in Outdoor- und Arbeitskleidung, Papier und Pizzakartons, Teppichen, Schmiermitteln, sowie Baustoffe und Löschschäumen enthalten. PFAS sind kaum abbaubar und manche gefährden die Gesundheit.“
Interpellation im Kanton Solothurn
Bereits am 8.3.22 hatte Marlene Fischer im Kanton Solothurn eine Interpellation zu den Per- und Polyfluorierte Alkylsubstanzen eingereicht: „… Das Auftreten von PFAS im Grundwasser der Schweiz wurde im Rahmen einer Pilotstudie der Nationalen Grundwasserbeobachtung NAQUA (2007-2008) analysiert. An 21 der 49 beprobten Messstellen wurden PFAS nachgewiesen. Die betroffenen Grundwassermessstellen lagen oft in der Nähe von Flüssen – denn PFAS können durch die üblichen Abwasserreinigungsverfahren nicht abgebaut werden, gelangen via Kläranlage in Flüsse und schliesslich ins Grundwasser. Jedoch gibt es Möglichkeiten, PFAS durch Aktivkohlefilterung grösstenteils aus dem Abwasser zu entfernen.“
Aus der Stellungnahme des Regierungsrates: „… Das Beispiel der hier genannten PFAS unterstreicht die grundsätzliche Bedeutung langlebiger Mikroverunreinigungen für die Sicherung der Wasserversorgung. Die Chemisierung unserer Umwelt gepaart mit der grossen Vielzahl verschiedener Substanzen, die in unsere Umwelt und speziell den Wasserkreislauf gelangen, erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass Einzelsubstanzen oder deren Kombinationen neu beurteilt werden und Risiken für die menschliche Gesundheit plötzlich nicht mehr auszuschliessen sind …“
Interpellation im Nationalrat
Auch im Nationalrat waren die PFAS kürzlich ein Thema: 21.3873 Interpellation von Ursula Schneider Schüttel vom 17.6.21: Welche in der Schweiz zugelassenen Wirkstoffe und Abbauprodukte gelten als „forever-chemicals“? „… Die Umweltorganisation „ohneGift“ hat an mehreren Standorten in der Schweiz die Konzentration von Trifluoracetat (TFA) im Seewasser und im daraus gewonnenen Trinkwasser gemessen. Wie gefährlich das „forever-chemical“ ist – es baut sich weder in der Umwelt, noch in Lebewesen ab -, ob es krebserregend ist oder wie es mit anderen chemischen Rückständen reagiert (Cocktail-Effekt), ist weitgehend unklar …“
In seiner Antwort schreibt der Bundesrat u.a. „Der Begriff „forever chemicals“ wird umgangssprachlich für per- und polyfluorierte Alkylverbindungen (PFAS) verwendet, zu welchen auch das Trifluoracetat (TFA) zählt … Das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) stuft TFA als einen sogenannten toxikologisch nicht-relevanten Metaboliten (Abbauprodukt) von Pflanzenschutzmitteln (PSM) ein … Aufgrund der Ergebnisse der Risikobeurteilung bei der Zulassung von PSM erwartet das BLW keine Konzentrationen von TFA über 10 Mikrogramm pro Liter im Grund- oder Trinkwasser. Das Auftreten von TFA als Abbauprodukt schliesst also eine Zulassung nicht generell aus …“
Studie zur Krankheitslast und den Kosten von PFAS
Ein Forscherteam des Department of Pediatrics, NYU Grossman School of Medicine, New York, USA hat die Krankheitslast und der Kosten der Exposition gegenüber Per- und Polyfluoralkylsubstanzen in den Vereinigten Staaten untersucht und kommt zu folgendem Ergebnis:
„In der vorliegenden Studie werden die jährliche Krankheitslast und die damit verbundenen sozialen Kosten der gegenwärtigen jährlichen Exposition gegenüber langkettigen PFAS mit mindestens 5,52 Milliarden Dollar beziffert, wobei unsere Sensitivitätsanalysen sogar bis zu 62,6 Milliarden Dollar ergeben. Regulierungsmassnahmen zur Begrenzung der laufenden Verwendung von PFAS und zur Sanierung kontaminierter Wasservorräte können erhebliche wirtschaftliche Vorteile bringen.“
Im Weiteren schreiben Vladislav Obsekov et al.: „Immer mehr Beweise bestätigen den Beitrag von Per- und Polyfluoralkylsubstanzen (PFAS) zur Krankheitslast und Behinderung über die gesamte Lebensspanne. Angesichts der Tatsache, dass politische Entscheidungsträger die hohen Kosten für die Sanierung und den Ersatz von PFAS durch sicherere Alternativen in Verbraucherprodukten als Hindernisse für die Bewältigung nachteiliger gesundheitlicher Folgen im Zusammenhang mit PFAS-Belastungen anführen, ist es wichtig, die Kosten der Untätigkeit zu dokumentieren, selbst wenn Unsicherheiten bestehen. Daher haben wir die Krankheitslast und die damit verbundenen wirtschaftlichen Kosten aufgrund von PFAS-Altlasten in den USA im Jahr 2018 quantifiziert.
Wir nutzten systematische Übersichten und verwendeten, wann immer möglich, meta-analytische Inputs, identifizierten zuvor veröffentlichte Expositions-Wirkungs-Beziehungen und berechneten die PFOA- und PFOS-bedingten Zunahmen bei 13 Erkrankungen. Diese Zuwächse wurden dann auf Zensusdaten angewandt, um die gesamten jährlichen PFOA- und PFOS-zuordenbaren Krankheitsfälle zu bestimmen, aus denen wir die wirtschaftlichen Kosten aufgrund von medizinischer Versorgung und Produktivitätsverlusten unter Verwendung zuvor veröffentlichter Daten zu den Krankheitskosten berechneten.
Obwohl weitere Arbeiten erforderlich sind, um die Wahrscheinlichkeit eines ursächlichen Zusammenhangs zu bewerten und die Auswirkungen der breiteren Kategorie von PFAS mit grösserer Sicherheit festzustellen, bestätigen die Ergebnisse erneut, dass Massnahmen des öffentlichen Gesundheitswesens und der Politik nach wie vor erforderlich sind, um die Exposition gegenüber PFOA und PFOS und ihre endokrinschädigenden Auswirkungen zu verringern.
Diese Studie zeigt die grossen potenziellen wirtschaftlichen Auswirkungen der Untätigkeit der Behörden.“
Obsekov, V., Kahn, L.G. & Trasande, L. Leveraging Systematic Reviews to Explore Disease Burden and Costs of Per- and Polyfluoroalkyl Substance Exposures in the United States. Expo Health (2022).
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Schlagwörter:21.3873 Interpellation, BLV, Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen, Cocktail-Effekt, Department of Pediatrics, endokrinschädigend, forever-chemicals, Gesundheit, Gesundheitswesen, hormonähnlich, Kosten, Kosten der Untätigkeit, Krankheitslast, Leveraging Systematic Reviews to Explore Disease Burden and Costs of Per- and Polyfluoroalkyl Substance Exposures in the United States, Marlene Fischer, Mikroverunreinigungen, NAQUA, Nationale Grundwasserbeobachtung, Nationalrat, NYU Grossman School of Medicine, ohneGift, Per- und Polyfluorierte Alkylverbindungen, PFAS, Politik, Solothurn, TFA, Trifluoracetat, Trinkwasser, Ursula Schneider Schüttel, USA, Verband schweizer Abwasser-und Gewässerschutzfachleute, Vladislav Obsekov, VSA, Wasserversorung
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