Posts Tagged ‘Umweltbelastung’

Trinkwasserinitiative: Ökobilanzen sind auch als Waffen beliebt

3. Juli 2020

Mit den Ökobilanzen oder Lebenszyklusanalysen ist es so eine Sache, je nach Auftraggeber und Ziel kommt für fast dasselbe Untersuchungsobjekt ein ganz anderes Resultat aus der Box. Diese Art von Forschung lebt stark von den Faktoren, welche man einbezieht oder eben nicht. Viele Annahmen werden in ein Modell gefüttert, Annahmen, welche richtig oder falsch sein können.

Fazit der Agroscope-Studie

Agroscope, die landwirtschaftliche Forschungsanstalt des Bundesamts für Landwirtschaft (BLW) liess zum zweiten Mal eine Studie über die Auswirkungen der Trinkwasserinitiative erstellen. Resultat: „Die Studie hat gezeigt, dass die Massnahmen der Trinkwasserinitiative die Belastung von Gewässern in der Schweiz mit Pestiziden und Nährstoffen reduzieren und die Biodiversität im Inland leicht verbessern können. Im Gegensatz dazu nimmt die Umweltbelastung im Ausland stark zu, verursacht durch steigende Nahrungsmittelimporte. Die Verbesserung der Wasserqualität in der Schweiz muss also mit teilweise deutlichen TradeOffs in den Herkunftsländern der Importe erkauft werden. Die TWI-Massnahme «Pestizidverzicht» allein hätte weniger starke Trade-Offs; diese werden vor allem durch die Massnahme des reduzierten resp. extensivierten Tierbestandes verursacht.“

Agroscope publiziert Studie zu Umweltfolgen der Trinkwasserinitiative, Medieninformation Agroscope vom 3.7.20

Vision Landwirtschaft: Mit Tricks zum gewünschten Resultat

Bereits die erste Agroscope-Studie wurde analysiert und kritisiert. Vision Landwirtschaft hat nun auch die zweite Studie unter die Lupe genommen und viele Mängel gefunden, welche die Trinkwasserinitiative in ein schlechtes Licht rücken.

Vision Landwirtschaft: „Punktgenau zu den Verhandlungen der WAK-Ständerat zur Trinkwasserinitiative (TWI) veröffentlichte die Forschungsanstalt Agroscope heute ihre zweite Analyse zu den Auswirkungen der Trinkwasserinitiative.

Doch nicht nur mit ihrem exakten Timing macht Agroscope Politik. Auch der Inhalt ist mehr Politik als Wissenschaft. Die Studie bestätigt zwar eine Vorläuferstudie, die bereits feststellte: Eine Annahme der Trinkwasserinitiative würde in der Schweiz den Pestizideinsatz um zwei Drittel verringern und die Wasser- und Umweltqualität entsprechend massiv verbessern.

Mit der neuen Studie will Agroscope nun aber herausgefunden haben, dass die Trinkwasserinitiative letztlich eben doch schlecht für die Umwelt sei. Grund: die Schweiz müsste aufgrund verringerter Erträge mehr Nahrungsmittel importieren. Und jede aus dem Ausland importierte Kalorie sei massiv umweltschädlicher als die in der Schweiz produzierten Lebensmittel.

Um diese abenteuerliche Aussage zu belegen – mit der Agroscope im übrigen zahlreichen anderen Studien widerspricht – legt die Forschungsanstalt der Modellierung geradezu haarsträubende Annahmen zugrunde.“

Lesen Sie weiter: Wenn eine Forschungsanstalt Politik macht: Vision Landwirtschaft distanziert sich von Agroscope-Studie zur Trinkwasserinitiative, Vision Landwirtschaft vom 3.7.20

Fachleute und WissenschaftlerInnen unterstützen die Trinkwasserinitiative

4aqua - Die Stimme des Wassers

4aqua – Die Stimme des Wassers

4aqua: „Wir sind Fachleute und WissenschaftlerInnen, die tagtäglich die Belastung unserer Trinkwasserressourcen und Gewässer zu sehen und spüren bekommen. Den durch Pestizide und andere Schadstoffe verursachten dringenden Handlungsbedarf können wir aus erster Hand bestätigen. Deshalb haben wir uns zusammengeschlossen. Damit unser Wasser eine faktenbasierte, politische Stimme und einen wirksamen Schutz erhält.“

Wir unterstützen die Trinkwasserinitiative, weil… Lesen Sie hier weiter.

4aqua – die Stimme des Wassers

Wenn Fachleute laut werden müssen: 4aqua fordert griffigeren Schutz der Schweizer Gewässer und Trinkwasserressourcen. Medienmitteilung vom 30.6.20

3.7.20 HOME

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Der stumme Frühling – Zur Notwendigkeit eines umweltverträglichen Pflanzenschutzes

28. Mai 2018

 

„Einträge von Pestziden sind neben dem Klimawandel, massiven
Veränderungen der globalen Nährstoffkreisläufe, der Zerstörung von
Lebensräumen und weiteren Faktoren eine wesentliche Grösse im Konzept der planetaren (Belastungs-)Grenzen, wonach das Überschreiten kritscher Grenzwerte zu tiefgreifenden Störungen im Erdsystem führt.“ Die Natonale Akademie der Wissenschaften Leopoldina hat ein Diskussionspapier über Pestizide und ihren Auswirkungen verfasst. Das Fazit lautet:

„Die konventionelle landwirtschaftliche Pflanzenschutzpraxis hat einen Punkt erreicht, an dem wichtige Ökosystemfunktonen und Lebensgrundlagen ernsthaft in Gefahr sind. Bisherige Lösungsansätze sind an ihre Grenzen gekommen und es besteht dringender Bedarf zu handeln; Ansätze hierzu wurden in dieser Schrift formuliert. Das kritsche Hinterfragen lange akzeptierter Dogmen und Praktiken sowie eine interdisziplinäre Herangehensweise sind hierfür unabdingbar.

Insgesamt müssen die vielfältigen Umweltbelastungen durch Pestizide im grösseren Rahmen der europäischen Agrar- und Chemikalienpolitik gesehen und behandelt werden. In beiden Bereichen ist grundsätzliches Umdenken erforderlich. Auch globale Aspekte müssen berücksichtgt werden, z.B. bei den in grossen Mengen importierten Soja-Futtermitteln, deren Produkton nicht den hiesigen Regularien entspricht und Belastungen mit problematischen und hierzulande verbotenen Pestiziden in unbekannter Höhe mit sich bringen kann. Die intensive, konventionelle Landwirtschaft lässt sich in der heutigen Form aus vielen Gründen nicht langfristig fortführen; ihre Umweltbelastungen (z.B. Nitratbelastung des Grundwassers, Habitatverlust für Vögel und Insekten, Bodenverdichtung, Verlust der biologischen Vielfalt einschliesslich der Diversität von Fruchtpflanzen) sind zu hoch und dennoch ist der wirtschaftliche Ertrag für viele Landwirte zu niedrig. Die Pestizidproblematk muss als ein wichtiger Aspekt dieses systemischen Problems und seiner Lösungen gesehen werden.

Die Chemikalienproblematk gestaltet sich ähnlich, geht aber insgesamt über die Pestizidproblematik hinaus. Auch das Zulassungsverfahren für Chemikalien erfordert – trotz der Einführung von REACH116 – ein Umdenken (116 REACH ist eine Verordnung der Europäischen Union, um den Schutz der menschlichen Gesundheit und der Umwelt vor den Risiken, die durch Chemikalien entstehen können, zu verbessern und zugleich die Wettbewerbsfähigkeit der chemischen Industrie in der EU zu erhöhen. Darüber hinaus fördert sie Alternativmethoden zur Ermittlung schädlicher Wirkungen von Stoffen, um die Anzahl von Tierversuchen zu verringern.).

Zentral ist, dass Pestizide im Zusammenhang mit der Anwesenheit vieler anderer Substanzen, denen Mensch und Umwelt ausgesetzt sind (Pharmazeutika, Biozide, Düngemittel, Industriechemikalien), betrachtet werden müssen. Die Kombinatonswirkungen mehrerer Substanzen, die gleichzeitig oder auch nacheinander auf einen Organismus einwirken, wie dies in Tankmischungen oder durch sequenzielle Anwendungen (Spritzserien) erfolgt, werden in der Risikobewertung systematsch ausgeblendet. Dadurch werden die Risiken durch Chemikalien systematsch unterschätzt.

Wir sind der Überzeugung, dass die hier aufgezeigten Erkenntnisse über unerwünschte Wirkungen von Pestiziden eine massgebliche Bedeutung für die Zulassungsentscheidung und für die Anwendung von Pestiziden haben müssen und dass die kontinuierliche wissenschafliche Beobachtung der Wirkungen von Pestiziden effektiv in das Kontrollsystem einzuspeisen ist. Dies bedeutet, dass das Kontrollsystem auch nach der Zulassungsphase konsequent zur Generierung weiteren Risikowissens anhalten muss.

Es sollte im Interesse aller sein, Anbau- und Pflanzenschutzstrategien zu erarbeiten, die langfristg ausreichende Erträge gewährleisten, ohne dabei die Umwelt nachhaltig zu schädigen. Wesentliche Grundlagen hierfür bieten u.a. ein konsequenter integrierter und ökologischer Pflanzenbau – d.h. Pestzideinsatz nur als ultma ratio, eine standortgerechte Frucht- und Sortenwahl, die Zucht von konkurrenzstarken und gegen Schaderreger resistenten Sorten und ein möglichst massvoller Einsatz möglichst spezifscher, wenig persistenter Agrochemikalien. Wir plädieren zu diesem Zweck entschieden für einen partizipativen Ansatz mit allen betroffenen Akteuren. Basis der Verhandlungen sollten gemeinsame Werte sein, insbesondere langfristg sauberes Trinkwasser, Nahrungsmittelsicherheit und eine vielfältige, artenreiche und ästhetisch ansprechende Umwelt.

Insgesamt halten wir fest, dass es bei Weitem unzureichend wäre, die Pestizidproblematk mit punktuellen, spezifischen Massnahmen anzugehen, da sie eng mit verschiedenen anderen Faktoren gekoppelt und daher schwerer zu bearbeiten und zu lösen ist als isolierte Probleme. Deshalb ist es dringend geboten, die Pestizidproblematk als systemisches Problem zu sehen und zu behandeln. Andernfalls werden sich Entwicklungen wie Insektenschwund, Aussterben von Vogelarten, Grundwasser- und Bodenbelastung durch Pestizidrückstände etc. weiter verschärfen. Neben spezifischen und lokalen Massnahmen müssen in der europäischen Agrar- und Chemikalienpolitk unbedingt neue Perspektiven gefunden werden.“

Der stumme Frühling – Zur Notwendigkeit eines umweltverträglichen Pflanzenschutzes, Natonale Akademie der Wissenschaften Leopoldina,  2018 | Diskussion Nr. 16

28.5.18 HOME

Heidi zum 1. August: Der Koffer steht bereit

31. Juli 2014
Gemüse ist gesund. Das Ernten im eigenen Pflanzblätz macht Spass.

Gemüse ist gesund. Das Ernten im eigenen Pflanzblätz macht Spass.

Heidi stand vor einem zwei Meter hohen Gitterzaun. Ihre Aufmerksamkeit galt dem Schulgarten dahinter. Hier Kopfsalat, dort Minze und – unübersehbar – roter Mohn. Plötzlich ertönte eine Stimme: „Die bauen ja Drogen an! Kein Wunder, dass die Jugendlichen abends herum hängen mit Drogen und Alkohol. Und alles lassen sie liegen: Flaschen, Pizza-Verpackung …“ Heidi: „Das ist doch kein Schlafmohn! Das ist …“ Doch dann merkte sie, dass der Mann, welcher perfekt Hochdeutsch sprach, Bescheid wusste; der Mohn war nur ein Vorwand, der Anfang einer langen Diskussion.

Artischocken schmecken ausgezeichnet und fördern die Verdauung.

Artischocken schmecken ausgezeichnet und fördern die Verdauung.

Irgendwann lenkte Heidi das Thema auf die modernen Sklaven, die fern von Familie und Heimat Geld verdienen, etwa im Gemüse- und Obstbau. Da aber konterte der Mann in Trainerhose: „Ich finde das gut, denn ich habe in drei Saisons das Geld für mein Haus gespart, studiere jetzt gerade den Schulgarten, suche Ideen für meinen Garten.“ Schon lange arbeitet er im Schweizer Gastgewerbe, wechselt häufig die Adresse, nennt Top-Arbeitgeber in Top-Ferienorten. Ein besonders nettes Hotelbesitzer-Ehepaar wollte er später einmal besuchen, doch das von alten Bäumen umgebene Hotel war weg; drei Häuser mit Eigentumswohnungen standen dort, verlassen, mit geschlossenen Läden: „Schrecklich, diese toten Häuser …“, sagte der Mann.

Vielseitig nutzbarer Wirz oder Wirsing: frisch als knackiger Salat, gekocht als Beilage, gefüllt oder im Eintopf.

Vielseitig nutzbarer Wirz oder Wirsing: frisch als knackiger Salat, gekocht als Beilage, gefüllt oder im Eintopf.

Der Mann aus Kroatien weiss, dass er privilegiert ist, und sieht nicht nur die politische Misere in seinem Heimatland und die schönen Seiten der Schweiz, sondern auch die negativen Aspekte der Globalisierung und des Wachstums. Seine Freizeit nutzt er zum Lesen: vorwiegend englische Fachbücher über Gesellschaft und Politik. Ein Mann, zufällig getroffen vor einem Schulgarten. Sein Koffer steht immer bereit, alle seine „Schweizer“ Habseligkeiten haben darin Platz.

Fast in allen Diskussionspunkten waren sich Heidi und der Mann einig, nur in einem nicht:
Kinder allein zu Hause, Heidis Mist 17.2.13
SUISSE GARANTIE ohne Ausländer? Heidis Mist 17.7.11

Jeder eine Gärtnerin!
Ja, der Traum vom frischen Gemüse, den Früchten aus dem eigenen Garten! Schon ein kleiner Balkon bietet Platz für ein paar Töpfe mit Gewürzen oder Cherry-Tomaten. Noch mehr Platz gibt’s im Vorgarten, Hinterhof oder Schrebergarten oder auf einem Blätz Land beim Bauern.

Markt als Ergänzung
Als Alternative oder Ergänzung empfiehlt Heidi den Besuch von Märkten oder innovativen Bauern.

Bio Knoblauch aus dem Bernbiet
Nicht vergessen: Knoblauch frisch, getrocknet, in Essig, in Öl vom Farngut, Familie Katja und Markus Bucher, Grossaffoltern. Weitere Produkte: Blumenkohl, Pastinaken, Butternusskürbis, Karotten, Pantelleria Kapern, Borlottibohnen, Goldmelisse, Lavendel, Petersilie. Unter Süsskartoffeln heisst es „Wir sind am üben …“. Die Zusammenarbeit mit dem Bio-Betrieb von Christoph Hauert und Eva Ulm „ermöglicht uns ein effizientes Arbeiten, zeitgemässe Betriebsstrukturen, gegenseitige fachliche Unterstützung und vieles mehr …“
Hier geht’s zum Farngut
Was ist ein Biomat? Besuchen Sie Christoph Hauert und Eva Ulm.

Iss fein, iss frisch, iss nah, iss grün, iss mit
Frisches fastfood vom schnägg in Zürich. Im August 2014 eröffnet schnägg vier weitere Filialen in der Stadt Zürich: Stadelhofen, Enge, City und Giesshübel. Ab Herbst werden es noch mehr sein, und nicht nur in Zürich, verspricht dass schnägg-Team.
schnägg fastfood

Entwicklung der weltweiten Umweltauswirkungen der Schweiz
Grafik aus dieser neuen Publikation des Bundesamts für Umwelt (BAFU), Umweltbelastung von Konsum und Produktion von 1996 bis 2011

Was essen? Die Wahl ist aufgrund der Grafik und der mediterranen Ernährungspyramide einfach: viele Früchte, Gemüse, Getreide, Kartoffeln und Nüsse ... vielleicht ab und zu Fleisch aus tierfreundlicher Haltung. Grafik aus "Entwicklung der weltweiten Umweltauswirkungen der Schweiz", BAFU 2014

Was essen? Die Wahl ist aufgrund der Grafik und der mediterranen Ernährungspyramide einfach: viele Früchte, Gemüse, Getreide, Kartoffeln und Nüsse … vielleicht ab und zu Fleisch aus tierfreundlicher Haltung. Grafik aus „Entwicklung der weltweiten Umweltauswirkungen der Schweiz“, BAFU 2014

1.8.14 HOME


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