Quelle: Glyphosate weedkiller impairs learning and memory in bumblebees. New Scientist 21.10.22
Hummeln, die dem weltweit am meisten verbreiteten Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat ausgesetzt waren, lernten in einer neuen Studie schlechter und erinnerten sich schlechter an Farben, die mit Belohnungen verbunden waren – was ihre Fähigkeit, Nahrung für die Kolonie zu finden, beeinträchtigen könnte.
Marjo Helander von der Universität Turku in Finnland und ihre KollegInnen untersuchten, wie sich Glyphosat, in diesem Fall in dem Herbizid Roundup Gold, auf Erdhummeln (Bombus terrestris) in farbbasierten Lern- und Gedächtnistests auswirkt. In fünf Runden wählten die Bienen zwischen verschiedenfarbigen Kunstblumen, von denen fünf eine Zuckerbelohnung und fünf eine schlecht schmeckende Chininlösung enthielten. Nicht exponierte Bienen fanden die Belohnung in jeder der fünf Runden besser. Doch bei den Bienen, die dem Herbizid ausgesetzt waren, sank die Lernfähigkeit nach drei Durchgängen praktisch auf Null.
In einem Gedächtnistest zwei Tage später, bei dem die gleiche Versuchsanordnung verwendet wurde, aber die Blumen nur Wasser enthielten, zeigten die nicht exponierten Bienen annähernd das gleiche Niveau wie in der fünften Trainingsrunde. Die Bienen, die dem Unkrautvernichtungsmittel ausgesetzt waren, schienen die Farben willkürlich auszuwählen, was darauf hindeutet, dass sie nichts behalten hatten.
Schädlich für Bestäuber und Pflanzenpopulation
Helander sagt: „Bestäuber sind in hohem Masse auf ihr visuelles System angewiesen, um in ihrer komplexen Umgebung erfolgreich auf Nahrungssuche zu sein, dazu gehören nicht lohnende Blüten, die den lohnenden sehr ähnlich sind oder sie sogar imitieren, und unauffällige Räuber, die sich verstecken und auf sie warten. Ausserdem hängen das Überleben und der Erfolg von Hummelkolonien in hohem Masse vom Erfolg der ersten Arbeiterinnen bei der Nahrungssuche ab. Wenn dieser Erfolg abnimmt, verringert sich letztlich die Zahl der Bestäuber und damit ihre Fähigkeit, Blütenpflanzen zu bestäuben. Das wäre sowohl für die Bestäuber- als auch für die Pflanzenpopulationen schädlich.“
Rückstände in Pollen
Jüngste Untersuchungen haben ergeben, dass Hummeln, die Glyphosat ausgesetzt sind, Schwierigkeiten haben, die erforderlichen Temperaturen in ihren Kolonien aufrechtzuerhalten. In einer anderen Studie wurde nachgewiesen, dass sie mit der Chemikalie behandelte Blüten bei der Nahrungssuche nicht meiden, was zu Rückständen in den von ihnen gesammelten Pollen führt.
Zusatzstoffe können noch giftiger sein als Glyphosat
Kommerzielle Formulierungen enthalten andere Chemikalien, um die Wirkung des Produkts zu verstärken, und diese können sogar noch giftiger sein als Glyphosat selbst.
„Herbizide können Bienen indirekt schaden, indem sie Blüten aus der Umgebung entfernen“, sagt Harry Siviter von der University of Texas in Austin. „Diese neuen Forschungsergebnisse zeigen, dass Glyphosat die Lernfähigkeit und das Gedächtnis von Hummeln beeinträchtigen kann, was zu einer wachsenden Zahl von Beweisen beiträgt, die zeigen, dass das Herbizid auch direkte negative Auswirkungen auf Bestäuber haben kann.
Heidi meint: „Viele Forschungsgelder könnten besser eingesetzt werden, wenn Glyphosat endlich verboten würde. Glyphosat schadet nicht nur, das Herbizid verschlingt auch viele Steuergelder.“
Field-realistic acute exposure to glyphosate-based herbicide impairs fine-color discrimination in bumblebees. Marjo Helander et al. Science of The Total Environement. https://doi.org/10.1016/j.scitotenv.2022.159298
Glyphosate impairs collective thermoregulation in bumblebees. 2 Jun 2022, Vol 376, Issue 6597, pp. 1122-1126 DOI: 10.1126/science.abf7482
Bumblebees can be Exposed to the Herbicide Glyphosate when Foraging. Linzi J. Thompson et al. Environmental Toxicology and Chemistry. 22 July 2022 https://doi.org/10.1002/etc.5442