Posts Tagged ‘Unser täglich Gift’

Author Thursday Pick: Daily Poison

17. Juni 2022
Ämter, Politik und Landwirtschaft unterschätzen immer noch die Gefahr der Pestizide.

Ämter, Politik und Landwirtschaft unterschätzen immer noch die Gefahr der Pestizide.

Der Springer-Verlag hat gestern das Buch Daily Poison von Johann G. Zaller zur „Donnerstagsauswahl“ gekürt. Auf Deutsch erschienen ist zuerst „Unser täglich Gift“. Das englische Buch ist eine Erweiterung und Aktualisierung des deutschsprachigen. Die Buchbeschreibung:

This book is a sound science report about the consequences of pesticides to nature, health and environment.

The book shares essential insights into the use of pesticides in agriculture, discusses the politics, rhetoric and profits involved, addresses the potential health and ecological risks of pesticides in our daily lives, and debates possible solutions. Is agriculture without pesticides possible at all?

Moreover, the author gives insight into his scientific work, the set-up of the experiments, and also writes about his very own experiences with the media and press after publication of his studies.

For many years, Johann G. Zaller, an ecologist at the University of Natural Resources and Life Sciences in Vienna, and his team, have been researching applied chemicals and their effects on the environment. Their findings, together with relevant literature and media reports, are presented in this book, which offers a unique resource for anyone who wants to know the nature and background of pesticides and how we come into contact with them in our daily lives.

Ever ate an apple? Read this book!

Daily Poison, Johann G. Zaller

Unser täglich Gift, Johann G. Zaller

Synthetische Pestizide: Vortrag von Johann G. Zaller, Universtität für Bodenkultur Wien. Heidis Mist

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25.5.21

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Menschenrecht auf ungiftige Nahrungsproduktion

9. Juni 2021
Übersetzt von Heidi

Übersetzt von Heidi

Zitat aus Daily Poison, Pesticides – an Underestimated Danger, Springer. Johann G. Zaller, Institut für Zoologie, Universität für Bodenkultur Wien, BOKU. ISBN 978-3-030-50529-5
eBook: ISBN 978-3-030-50530-1

Unser täglich Gift, Pestizide – die unterschätzte Gefahr, Deuticke Verlag. Johann G. Zaller, Institut für Zoologie, Universität für Bodenkultur Wien, BOKU. ISBN 978-3-552-06367-9 / E-Book ISBN 978-3-552-06374-7

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Kinderspielplätze ganzjährig mit Agrargiften belastet

25. März 2021

Medienmitteilung von PAN Europe:

Am 13. Juni stimmen die SchweizerInnen über die Zukunft ihrer Landwirtschaft ab. Eine kürzlich veröffentlichte wissenschaftliche Studie zeigt die Notwendigkeit einer Schweizer Landwirtschaft ohne den Einsatz von chemisch-synthetischen Pestiziden.

Bozen/Bologna/Brüssel/Hamburg/Wien – Die aktuelle Studie, veröffentlicht im Journal of Environmental Sciences Europe, ist weltweit eine der wenigen, die Abdrift von Agrargiften auf öffentlichen Plätzen untersuchte. Das Forscherteam aus Österreich (Universität für Bodenkultur/Wien), der Schweiz (Pesticide Action Network Europe), Italien (Ramazzini Institut in Bologna) und Deutschland (Pesticide Action Network Germany) bestätigt darin eine ganzjährige Pestizidbelastung von 96% der untersuchten Orte, darunter hauptsächlich Spielplätze.

Auf den untersuchten Plätzen wurden insgesamt 32 verschiedene Substanzen mit überwiegend hormonaktiver Wirkung aus der Agrarwirtschaft nachgewiesen. Der Co-Autor und Projektleiter Koen Hertoge (PAN Europe) sieht in der Studie einen elementaren Beitrag für mehr Sachlichkeit in der Abdrift-Diskussion, wie sie auch von der Politik gefordert wird: “Wir liefern wissenschaftliche Beweise dafür, dass Abdrift ein ernstzunehmendes Thema ist, das nicht ignoriert werden darf“.

In ihrer ersten Studie zur Abdrift hat das Forscherteam bereits das hohe Risiko einer Nicht-Zielflächen Kontamination beschrieben: „Überall dort, wo Agrarflächen und Wohngebiete eng verwoben sind, wie es im Wallis oder dem Schweizer Mittelland der Fall ist, kommt es laufend zur Kontaminierung von Nicht-Zielflächen,“ erläutert Caroline Linhart. „Diese Nicht-Zielflächen sind vor allem auch Privatgärten und biologische Anbauflächen,“ ergänzt Hertoge, „wodurch es nicht nur durch Abdrift bzw. Wind zum Kontakt mit den nachgewiesenen Agrargiften kommen kann, sondern auch über die Nahrungsaufnahme oder das Trinkwasser.“

In ihrer aktuell zweiten Studie, stellten die Forscher nun eine ganzjährige Mehrfachbelastung der öffentlichen Plätze mit Agrargiften fest. „Die Resultate der Studie weisen auf eine chronische Exposition der Bevölkerung hin, denn die Pestizidrückstände sind das ganze Jahr über auf den öffentlichen Plätzen nachzuweisen. Zusätzlich müssen wir davon ausgehen, dass diese Belastung bereits über Jahrzehnte besteht“, sagt Caroline Linhart. Die überwiegende Anzahl (76 %) der nachgewiesenen Stoffe zählt zu den hormonell aktiven Substanzen, auch EDCs genannt (Endocrine Disruptive Chemicals), für die eine klassische Dosis-Wirkungs-Beziehung nicht gilt: ihre Wirkung kann schon in geringsten Mengen schädlich sein, indem sie in den Hormonhaushalt eingreifen und somit zur Entwicklung von Krebsarten, Unfruchtbarkeit, Entwicklungsstörungen und Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes beitragen.

Laut Johann Zaller, Professor an der Wiener Universität für Bodenkultur und Autor des Buches „Unser täglich Gift“ zeigen die vorliegenden Ergebnisse, „dass es den Pestizid-Anwendern offenbar nicht gelingt, die Spritzgifte auf die dafür vorgesehenen Flächen zu begrenzen.“

Die StudienautorInnen sehen dringenden Handlungsbedarf zur Verminderung der Pestizidrückstände um die Gesundheit der Bevölkerung, insbesondere der Kinder, zu schützen. „Das Ziel sollte daher eine Landwirtschaft ohne Einsatz von chemisch-synthetischen Pestiziden sein, so wie es die Schweizer Pestizidinitiative fordert“, erklären die ForscherInnen.

Die Schweizer Bevölkerung kann bereits am 13. Juni einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung der Landwirtschaft liefern, denn eine sichere und gesunde Ernährung und Lebensweise ist nur durch eine pestizidfreie Landwirtschaft möglich.

Link Studie

„Year-round pesticide contamination of public sites near intensively managed agricultural areas in South Tyrol“ – Journal Environmental Sciences Europe

https://enveurope.springeropen.com/articles/10.1186/s12302-020-00446-y

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Daily Poison – ein Buch von Johann G. Zaller

2. Februar 2021

Johann G. Zaller, der Autor des Buches Unser täglich Gift (2018) hat ein weiteres Buch veröffentlicht: Daily Poison. Pesticides – an Underestimated Danger. Es ist sowohl gedruckt wie elektronisch erhältlich. Das Buch ist in englischer Sprache verfasst, aber verständlich formuliert, so dass auch Laien den Text verstehen können. Für Leute, welche Probleme mit dem Englischen haben, empfiehlt Heidi den DeepL-Übersetzer. Die nachfolgenden Zitate sind im Buch in englischer Sprache.

Daily Poison basiert auf dem deutschen populärwissenschaftlichen Buch „Unser täglich Gift“. Obwohl das deutsche Buch bereits internationale Themen anspricht, hat Zaller den Umfang der englischen Version erweitert und die Referenzen mit relevanten Studien aktualisiert. Alle Aussagen im Text sind durch wissenschaftliche Studien belegt.

Zumutbare Wahrheit

Einleitend zitiert Zaller Ingeborg Bachmann: „Die Wahrheit ist für Menschen zumutbar.“

Vorwort von Zaller: „Warum ein Buch über Pestizide schreiben? Nach Ansicht der Befürworter einer pestizidbasierten Landwirtschaft gehören Pestizide zu den am besten untersuchten Substanzen der Welt, die gezielt gegen Unkräuter, Schädlinge oder Krankheiten wirken und nach Erfüllung ihrer Aufgabe in unschädliche Stoffe abgebaut werden. Sollten dennoch Spuren von Pestiziden in Lebensmitteln, in der Umwelt oder im menschlichen Körper nachgewiesen werden, so liegt dies in erster Linie an den verbesserten Analysemethoden. Normalerweise werden wir Verbraucher damit beruhigt, dass die Rückstände von Pestiziden in Lebensmitteln immer unter den gesetzlichen Grenzwerten liegen. Ausserdem kennt jeder den jahrhundertealten Grundsatz, wonach nur die Dosis das Gift macht, und man kann sogar an übermässigem Wasserkonsum sterben! Folglich gilt jeder, der sich gegen den Einsatz von Pestiziden ausspricht, als verträumter Umweltschützer, der die Realität der modernen Lebensmittelproduktion verleugnet und damit den Hungertod von Millionen von Menschen riskiert.

Soweit die grobe Skizze der öffentlichen Darstellung zum Thema Pestizide. Mit diesem Buch möchte ich diese und andere Aussagen über Pestizide beleuchten und den Wahrheitsgehalt der oben genannten Aussagen hinterfragen. Dies scheint wichtiger denn je, besonders in unserer Zeit der allgegenwärtigen Beeinflussung der Politik durch diverse Interessengruppen, Fake News und alternative Fakten.“

Weshalb dieses Buch?

Zaller: „Folgende Aspekte haben mich veranlasst, dieses Buch zu schreiben:

  • Die Kontamination selbst von Neugeborenen mit Spuren von Pestiziden in ihrem Körper.
  • Die Parkinson-Krankheit ist eine anerkannte Berufskrankheit für Winzer in Frankreich.
  • Die stetige Erhöhung der gesetzlichen Grenzwerte für Pestizidbelastungen und -rückstände in den letzten Jahren.
  • Die Untauglichkeit des viel gebrauchten Paracelsus-Zitats „Die Dosis macht das Gift“ für viele moderne synthetische Pestizide.
  • Die vielen Pestizidfälschungen mit unbekannten Inhaltsstoffen, die in einigen Ländern bis zu 25% ausmachen (UNEP 2018).
  • Agrochemieunternehmen zahlen mehrere Millionen Euro an Entschädigung an italienische Winzer, weil die Behandlung mit einem empfohlenen Pestizid-Produkt zu kompletten Ernteausfällen führte.
  • Giftmülldeponien der agrochemischen Industrie sind tickende Zeitbomben, besonders im Falle von Naturkatastrophen.
  • Wissenschaftler, die sich kritisch mit Pestiziden auseinandersetzen, werden schnell in Internetforen denunziert mit dem Ziel, ihre Integrität zu untergraben?

Niemand kann ernsthaft sagen wie sich die weit über 100’000 Chemikalien auf unsere Gesundheit und die Natur auswirken, da ihre Nebenwirkungen nur unzureichend erforscht sind.“

Aufklärung in drei Kapiteln

Das Buch umfasst gut 300 Seiten in drei Kapiteln. Jedes ist mit zahlreichen Literaturlisten versehen. Es sind 22 Seiten für das erste Kapitel, 20 für das zweite und 11 für das dritte. Ein Index am Schluss erleichtert das Auffinden von bestimmten Daten.

Zaller: „Der erste Teil von Daily Poison beginnt mit einer Darstellung der Problematik des Pestizideinsatzes, den eingesetzten Mengen und Einsatzorte der Pestizide.

Der zweite Teil gibt einen Einblick in die alltägliche wissenschaftliche Erforschung von Pestizidwirkungen und deren Ergebnisse. Ausserdem wird erörtert, wie wissenschaftliche Ergebnisse verbreitet und in der Öffentlichkeit aufgenommen werden. Wenn Sie sich nun fragen, wie wir die Weltbevölkerung ohne moderne pestizidintensive Landwirtschaft ernähren können, dann sind Sie offenbar auf die Marketingmaschinerie der Agrarlobbyisten hereingefallen!

Der dritte Teil zeigt, dass die pestizidintensive Landwirtschaft tatsächlich ein nicht nachhaltiges Geschäftsmodell ist, das enorme Kosten für unsere Volkswirtschaften und Gesellschaften verursacht. Die vermeintlichen Vorteile bei den Ernteerträgen überwiegen dies keineswegs. Glücklicherweise gibt es viele praktikable Alternativkonzepte, die ohne synthetische Pestizide auskommen, und selbst Vertreter der konventionellen Landwirtschaft geben zu, dass es möglich wäre, die Hälfte der Pestizide einzusparen, ohne Ertragseinbussen zu verursachen.“

Daily Poison endet mit einem Ausblick. Zaller fasst zusammen, was für eine Transformation der pestizidintensiven Landwirtschaft dringend notwendig ist und was die Politik dazu beitragen muss.

Wer ist Johann G. Zaller?

Johann G. Zaller ist Ökologe an der Universität für Bodenkultur in Wien, Sein Team erforschen seit vielen Jahren Chemikalien und deren Auswirkungen auf die Umwelt.

2.2.21 HOME

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Sonderpublikation zu synthetischen Pestiziden

12. Dezember 2019

Magazin 2/2019 Bodenfruchtbarkeitsfonds, Seite 22. Copyright: Johann G. Zaller, BOKU Wien

Magazin 2/2019 Bodenfruchtbarkeitsfonds, Seite 22. Copyright: Johann G. Zaller, BOKU Wien

Magazin Bodenfruchtbarkeitsfonds 2/2019: „Niemals zuvor in der Menschheitsgeschichte wurden todbringende Substanzen in solchen Mengen weltweit auf den Böden verteilt. Die Folgen sind schwer bis überhaupt nicht abzuschätzen. Der Einsatz von synthetischen Pestiziden ist ein Thema mit vielen Unbekannten, erheblichen existenzgefährdenden Risiken und einer Menge ungeklärter Verantwortungs- und Haftungsfragen.“

Anfang 2020 wird die Bio-Stiftung Schweiz eine Sonderpublikation zu diesem Thema herausgeben. Sie möchte damit zur Bewusstseinsbildung beitragen. Dabei ist für sie wichtig, dass sehr viele Aspekte aus unterschiedlichen Perspektiven beschrieben werden, damit ein möglichst umfassender Überblick möglich wird.

In etwa dreissig Beiträgen kommen ExpertenInnen zu Wort. Sie berichten von ihren Forschungsergebnissen, von ihren Zukunftsvisionen und die Praktiker von ihren Erfahrungen mit einer landwirtschaftlichen Produktion, die ohne synthetische Pestizide auskommt.

In ihrem neuesten Magazin veröffentlichte die Stiftung vorab Auszüge aus den Beiträgen von Prof. Johann Zaller (Universität für Bodenkultur Wien), Urs Brändli (Präsident Bio Suisse), Roland Lenz (Bio-Winzer der Jahre 2015 und 2018) und Claudia Daniel (Forschungsinstitut für Biologischen Landbau FiBL Schweiz). Damit möchte die Stiftung das Interesse der LeserInnen wecken, diese aber auch dazu motivieren, die Sonderpublikation im Voraus zu bestellen.

Fazit von Prof. Johann G. Zaller, Universität für Bodenkultur Wien

Prof. Johann G. Zaller, Universität für Bodenkultur Wien

Prof. Johann G. Zaller, Universität für Bodenkultur Wien

„Zaghaft werden mittlerweile auch von der Politik die negativen Auswirkungen des Pestizideinsatzes erkannt. In zahlreichen Ländern, so auch der Schweiz, wurden Aktionspläne zur Verringerung von Pestizidrisiken verabschiedet.

Ein beliebtes Motto von Landwirtschaft und Agrochemieindustrie ist dabei immer, dass ohnehin nur «so wenig wie möglich, so viel wie nötig» an Pestiziden eingesetzt werden. Ganz ernst gemeint scheint das aber nicht zu sein, da Herbizide in der konventionellen Landwirtschaft noch immer eingesetzt werden, obwohl die biologische Landwirtschaft erfolgreich zeigt, dass es sehr wohl ohne Herbizide geht.

Fest steht, dass insgesamt noch zu wenig zum Schutz unserer Umwelt und Gesundheit vor Pestiziden getan wird. Letztendlich braucht es den politischen Willen und Mut, die Interessen und Machtbeziehungen, die die pestizidintensive Landwirtschaft fördern, kritisch zu hinterfragen …“

Unterstützen Sie die Bio-Stiftung Schweiz!

Bio-Stiftung Schweiz: „Hilfreich wäre auch, wenn Sie gleich mehrere Ausgaben bestellen und sie später an Freunde, Bekannte, Kunden oder Mitarbeiter verschenken würden. Denn dadurch können Sie das Projekt unterstützen, mit ermöglichen und zu seiner Finanzierung und Verbreitung beitragen. Auch Spenden, Schenkungen und Legate für unsere Aktivitäten für fruchtbare Böden und eine pestizidfreie Welt sind herzlich willkommen, darauf sind wir als operative Initiativstiftung angewiesen, da wir nicht mit einem grösseren Vermögen ausgestattet sind. Die Transformation der weltweiten Ernährungssysteme hin zu einer Ökologischen Landwirtschaft lässt sich nur mit vereinten Kräften schaffen.“

Bestellung ab Dezember 2019 an info@bio-stiftung.ch.

Johann G. Zaller ist Professor für Ökologie an der Universität für Bodenkultur Wien und Verfasser des Buches Unser täglich Gift.

Magazin 2/2019, Bodenfruchtbarkeitsfonds c/o Bio-Stiftung Schweiz

Bodenfruchtbarkeitsfonds

Bio-Stiftung Schweiz

Hamburger Hafen: Drehscheibe für gefälschte Pestizide, Heidis Mist 5.9.18

Hamburger Hafen: Drehscheibe für gefälschte Pestizide

5. September 2018

Containerfrachter von Hamburg seewärts, Süsswasserwatt Fährmanssand. Ebbe, Tideniedrigwasser – alles Wasser im Schifffahrtskanal, keins für Gewässerökologie. Aus dem Artikel "Die Elbe im Sommer 2018 – leer." Osmerus' Blog. Copyright Ludwig Tent.

Containerfrachter von Hamburg seewärts, Süsswasserwatt Fährmanssand. Ebbe, Tideniedrigwasser – alles Wasser im Schifffahrtskanal, keins für Gewässerökologie. Aus dem Artikel „Die Elbe im Sommer 2018 – leer.“  Osmerus‘ Blog. Copyright Ludwig Tent.

Bereits 2006 wies Katharine Sanderso, News-Journalistin bei Nature, auf die Gefahr von gefälschten Pestiziden hin. Das Problem sei ähnlich wie jenes in der Pharma-Industrie. Einige Pestizide seien ausgeklügelte Kopien der Originalprodukte, andere hingegen billige Imitationen.

Das Problem ist vielfältig: Gewinnverlust für die Chemische Industrie, Ernteausfall bei den Bauern, Lebensmittelkontrolle prüft nur auf „zu erwartende“ Stoffe, Gesundheitsrisiko für KonsumentInnen, Fördern von kriminellen Organisationen.

Rocky Rows von der European Crop Protection Association (ECPA) sagte damals, dass 5 bis 7% der Pestizide gefälscht seien, in Polen 10% in Spanien 25% und dass die Produktion in Almeria fest in den Händen von kriminellen Organisationen sei.

Pestizid im globalen Online-Geschäft

Bildschirmfoto von der Alibaba-Homepage.

Bildschirmfoto von der Alibaba-Homepage.

Heidi wurde von einem Leser auf die chinesische Online-Plattform Alibaba aufmerksam gemacht. Sie verkauft unter vielem anderen auch Pestizide und bewirbt sie auf Deutsch, etwa Diazinon oder Deltamethrin. Diazinon ist in der Schweiz als Tierarzneimittel zugelassen. Deltamethrin (Pflanzenschutzmittelverzeichnis: z.B. Aligator) ist ein breit wirkendes Insektizid, zugelassen für den Anbau zahlreicher Früchte, Gemüse, Zier- und Grünpflanzen sowie für den Ackerbau; Auszug aus der Gefahrenkennzeichnung:

  • H226 Flüssigkeit und Dampf entzündbar.
  • H302 Gesundheitsschädlich bei Verschlucken.
  • H304 Kann bei Verschlucken und Eindringen in die Atemwege tödlich sein.
  • H315 Verursacht Hautreizungen.
  • H318 Verursacht schwere Augenschäden.
  • H336 Kann Schläfrigkeit und Benommenheit verursachen.
  • H410 Sehr giftig für Wasserorganismen mit langfristiger Wirkung.

Mag sein, dass die Produkte von Alibaba alle aus legaler Quelle stammen. Für Heidi stellte sich die grundsätzliche Frage, ob man einfach diese Produkte online bestellen und beziehen kann. Sie hat im Februar beim Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) angefragt. Hier die Antwort:

Es stimmt, dass Diazinon als Wirkstoff in Pflanzenschutzmitteln nicht zugelassen ist. Ausserdem dürfen nur Inhaber einer Generaleinfuhrbewilligung, die vom BLW ausgestellt wird (Art. 77 Pflanzenschutzmittelverordnung, PSMV), Pflanzenschutzmittel importieren. Es ist möglich, ein nicht bewilligtes Pflanzenschutzmittel zu Forschungszwecken einzuführen, wenn davor beim BLW eine entsprechende Bewilligung eingeholt wurde. Ein Pflanzenschutzmittel auf Basis von Diazinon kann also nicht legal zu gewerblichen Zwecken in die Schweiz importiert worden sein.  

Die Zollstelle kontrolliert stichprobenartig und risikogerecht, ob Waren im grenzüberschreitenden Verkehr den rechtlichen Bestimmungen über Pflanzenschutzmittel entsprechen (z. B. Zulassung gemäss Pflanzenschutzmittelverzeichnis). Bei Verdacht auf eine Widerhandlung sind die Zollstellen berechtigt, die Waren an der Grenze zurückzuhalten und die übrigen Vollzugsbehörden beizuziehen. Diese nehmen die weiteren Abklärungen vor und treffen bzw. verfügen die erforderlichen Massnahmen.

Wie Sie erwähnt haben, können auch andere Produkte, wie beispielsweise medizinische Produkte oder Biozide, Diazinon enthalten. Online-Verkäufe müssen jedoch die Vorschriften bezüglich der Abgabe von Chemikalien einhalten …“ Hiefür ist das Bundesamt für Gesundheit (BAG) zuständig.

Fälschen hat Tradition

Gefälscht wurde schon „immer“. Etwa wurden früher Kleesamen-ähnlichen Steinchen zu Kleesamen gemischt; das gibt rasch Gewicht auf die Waage der Saatgutverkäufer!

Meldung BBC von heute: Fleisch

Heute meldete BBC, dass von 665 Fleischproben in Supermärkten und Restaurants ein Fünftel nicht Deklariertes enthielt. Die Proben stammten aus England, Wales und Nordirland. 77% der Unregelmässigkeiten betrafen Lammfleisch.

Unser täglich Gift. Pestizide – die unterschätze Gefahr. Johannes G. Zaller.

Hamburg – Drehscheibe für Pestizid-Mafia, André Zand-Vakili, Hamburger Abendblatt vom 16.12.14.

Gefälschte Pestizide verursachen EU-Wirtschaft 1,3 Mrd. Euro Schaden, Bayerisches Landwirtschaftliches Wochenblatt vom 9.2.17.

Fake pesticides pose threat. Flood of counterfeit chemicals is harming people and industry. Katharine Sanderso, nature vom 5.11.6

Meat testing: A fifth of samples reveal unspecified animals‘ DNA, BBC 5.9.18.

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