Posts Tagged ‘Viehmarkt’

Viehschau: Tiere im Dauerstress

8. Oktober 2017
11 Uhr: Glücklich sehen die Tiere nicht aus an diesem fremden Ort unter Fremden ...

11 Uhr: Glücklich sehen die Tiere nicht aus an diesem fremden Ort unter Fremden …

Heidi bummelte am 7.10.17 durch Altstätten im St. Galler Rheintal. Immer lauter hörte sie muhen. Dann war klar: Viehmarkt. Hochbetrieb in der Festwirtschaft um 11 Uhr. Daneben standen Rinder, Kühe und Geissen in Reih und Glied, festgebunden an Stangen. Wie lange schon? Als sie gegen 16 Uhr vorbei kam, war Abzug. Die Tiere rannten durch die Strasse, hatten wohl nur ein Ziel: weg von hier!

... schaumiger Speichel läuft aus dem Maul ...

… schaumiger Speichel läuft aus dem Maul …

... 11 Uhr: Milch tropft aus dem Euter. Wurde die Kuh am Morgen ordentlich gemolken? Oder will der Bauer ein grosses Euter präsentieren ohne Rücksicht auf die Schmerzen, die das Tier dadurch erleidet? ...

… 11 Uhr: Milch tropft aus dem Euter. Wurde die Kuh am Morgen ordentlich gemolken? Oder will der Bauer ein grosses Euter präsentieren ohne Rücksicht auf die Schmerzen, die das Tier dadurch erleidet? …

... weitere "gut gefüllte" Euter ...

… weitere „gut gefüllte“ Euter …

... Leistungsschau auf dem Rücken der Tiere ...

… Leistungsschau auf dem Rücken der Tiere …

... um 16 Uhr sieht man, wo das Seil drückt ...

… um 16 Uhr sieht man, wo das Seil drückt …

... im Eiltempo weg vom Viehmarkt, nur weg von hier! ...

… im Eiltempo weg vom Viehmarkt, nur weg von hier! …

... mit flatternder Tracht und schwingender Schelle ...

… mit flatternder Tracht und schwingender Schelle …

Wahl Schöneuter-Champion an der Swiss Red Night 2017, Heidis Mist 18.9.17

Wahl Schöneuter-Champion an der Swiss Red Night 2017 (2), Heidis Mist 19.9.17

8.10.17 HOME

 

 

Schweizer Kälbermärkte: Drama in drei Akten – Zweiter Akt: Bankkälber

16. Mai 2017
Für Kälber ist das Transportieren und Vorführen auf dem Markt stressig. Direkt in den Schlachthof oder zum Metzger ist die bessere Lösung. © Proviande

Für Kälber ist das Transportieren und Vorführen auf dem Markt stressig. Direkt in den Schlachthof oder zum Metzger ist die bessere Lösung. © Proviande

Der Bauer trennt ein schlachtreifes Kalb von seinen „Mitmastkälbern“, nimmt es aus seiner gewohnten Umgebung heraus und schubst es in einen Viehanhänger. Darin transportiert er es zum Viehmarkt, oft über grosse Strecken. Angebunden an einer Stange steht es in Reih und Glied zusammen mit ihm unbekannten künftigen Fleischstücken. Wenn das Kalb Glück hat, dann geht die stressige Reise anschliessend weiter direkt in den Schlachthof oder zum Metzger.

Mehrere Importkontingente für ein einziges Bankkalb dank Viehmärkten

Doch es gibt ein Hindernis: das Importkontingent. Ein Bankkalb generiert ein Importkontingent. Wenn das Kalb anschliessend auf einem zweiten Markt angeboten wird, oh Wunder, klingelt die Kasse erneut: ein zweites Importkontingent! So kann ein Händler mit einem einzigen Kalb mehrere Importkontingente ergattern.

Oft wird das Kalb gar nicht ersteigert, was eigentlich der Sinn solcher Märkte wäre, sondern direkt beim Bauern gekauft und nur mit einem Ziel vorgeführt: Importkontingente! Diese sind begehrt und werden gehandelt. Besonders die Grossverteiler (Bell und Micarna) sind daran interessiert.

Paolo Bianchi von der Bianchi AG nennt das System eine Black Box, und es sei korrupt. Undurchsichtig ist auch die Rolle von Proviande, welche einen Leistungsauftrag des Bundes (von uns!) hat.

Abgeschafft und wiedereingeführt

Mit der Agrarpolitik 2007 wollte man die Importkontingente abschaffen, um den Wettbewerb unter den Importeuren zu verschärfen. Der Schweizer Fleischfachverband machte diesen Entscheid aber rückgängig. Seit 2015 werden 40% der Kontingentsanteile für Fleisch von Rindern, Schafen, Ziegen und Pferden nach der Zahl der geschlachteten Tiere zugeteilt.

Der Bund fördert die Viehmärkte mit z.B. 80 bis 110 Franken pro Kuh plus Transportentschädigung von 20 bis 30 Franken.

Es zeigt sich einmal mehr, dass Transparenz in der Agrarpolitik kein Thema ist. Auch Heidi hat in diesem Geschäft mehr eine Ahnung als glasklaren Durchblick. Solche Systeme ermöglichen es den Beteiligten zu profitieren, auch von Mechanismen, welche nicht würdig sind, gefördert zu werden.

Fleischmarkt: Importkontingent für Bauern, Schweizer Bauer vom 21.5.14

Schlachtviehmarkt in Bern: Das Schweigen der Rinder, Sylviane Chassot, NZZ vom 15.7.16

Nachtrag 16.5.17: Etwas präziser formuliert ein Leser das Auslösen von Importkontingenten auf Märkten: „Ein Importkontingent löst jedes Tier aus, das auf einem von der Proviande überwachten Schlachtviehmarkt verkauft wird, auch wenn es nicht geschlachtet wird! Und wenn das Tier geschlachtet wird noch einmal eines. Das gilt für alle geschlachteten Tiere auch kleine Kälber.“ Ein anderer Leser schreibt (was zutreffen dürfte), dass es nur Kontingente gibt für Tiere ab 161 kg. Es ist eben kompliziert!

Heidi ergänzt: „Ein Bauer, der das Fleisch seiner Tiere selber vermarktet, erhält ebenfalls (lukrative) Importkontingente, die er verkaufen kann.

Dass die Importkontingente begehrt sind, zeigt auch Folgendes: „Auf Märkten werden Ausmastkühe bis zu einem Franken je Kilo lebend übersteigert. Auch mit der Absicht ein Importkontingent zu lösen.“ Osterhasen statt Schweinefleisch, Hans Rüssli, Schweizer Bauer 7.4.17.

16.5.17 HOME


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