
Chris van Tulleken in Penguin-Book-Video 5 Ways To Identify Ultra-Processed Foods. Mit einem Klick auf das Bild geht es zum Video.
Der Arzt, Wissenschaftler und TV-Moderator Chris van Tulleken schreibt in seinem neuen Buch, Ultra-Processed People: Warum essen wir alle Dinge, die keine Lebensmittel sind … und warum können wir nicht damit aufhören? Heidi hat die Buchbeschreibung für Sie übersetzt:
Das Buch ist eine augenöffnende Untersuchung der Wissenschaft, Wirtschaft, Geschichte und Produktion von ultra-verarbeiteten Lebensmitteln.
Es liegt nicht an Ihnen, sondern an den Lebensmitteln
Wir sind in ein neues „Zeitalter des Essens“ eingetreten, in dem die meisten unserer Kalorien aus einer völlig neuartigen Gruppe von Stoffen stammen, die als ultraverarbeitete Lebensmittel bezeichnet werden – Lebensmittel, die industriell verarbeitet und so konzipiert und vermarktet werden, dass sie süchtig machen. Aber wissen wir wirklich, was sie mit unserem Körper anstellen?
Begleiten Sie Chris auf seiner Reise durch die Welt der Lebensmittelwissenschaft und der ultraverarbeiteten-Lebensmittel-Diät, um herauszufinden, was wirklich vor sich geht. Finden Sie heraus, warum Bewegung und Willenskraft uns nicht retten können und was ultraverarbeitete Lebensmittel wirklich mit unserem Körper, unserer Gesundheit, unserem Gewicht und unserem Planeten macht (Hinweis: nichts Gutes).
Viel zu lange hat man uns gesagt, dass wir einfach andere Entscheidungen treffen müssen, obwohl wir in Wirklichkeit in einem Ernährungsumfeld leben, das uns das fast unmöglich macht. In diesem Buch geht es also um unsere Rechte. Das Recht zu wissen, was wir essen und was es mit unserem Körper macht, und das Recht auf gute, erschwingliche Lebensmittel.
Was sind ultraverarbeitete Lebensmittel?
Es gibt keine einheitliche Definition dafür, was ein Lebensmittel „ultraverarbeitet“ macht, aber Ernährungswissenschaftler tendieren dazu, den Begriff auf Lebensmittel anzuwenden, die das Ergebnis intensiver Herstellungsprozesse sind. Dazu gehören Lebensmittel, denen Zucker, Fette und Salze zugesetzt wurden, die aber oft auch Zutaten aus anderen Lebensmitteln enthalten, wie z. B. Maissirup mit hohem Fructosegehalt, Maltodextrin, Gluten und gehärtete Öle.
Die Menschen werden mit falschen Informationen gefüttert
In einem Interview im New Scientist vom 29.4.23 mit dem Titel How ultra-processed food harms your health and how to fix the problem vom liest Heidi z.B.:
„Von Cocktailwürstchen bis hin zu Fertiggerichten – ultra-verarbeitete Lebensmittel stehen schon lange im Verdacht, ernährungsphysiologisch minderwertig zu sein. Die meisten Ernährungsrichtlinien besagen, dass dies daran liegt, dass sie in der Regel viel Fett, Zucker und Salz enthalten. Doch dabei wird etwas Entscheidendes übersehen: ultraverarbeitetete Lebensmittel.
Chris van Tulleken: Die industriellen Prozesse bei der Herstellung von Lebensmitteln verändern deren chemische und physikalische Struktur. Sie reduzieren die Nahrungspflanzen auf ihre Kernbestandteile, wie z. B. Maissirup mit hohem Fruchtzuckergehalt, der aus Maisstärke hergestellt wird, oder hydrolisiertes pflanzliches Eiweiss aus Sojabohnen, das dann in Substanzen umformuliert wird, die sehr schmackhaft und kalorienreich sind. Bei diesen Verfahren werden Ballaststoffe und Mikronährstoffe entfernt. Dann werden Zutaten hinzugefügt, mit denen unser Körper nicht zurechtkommt, wie z. B. künstliche Aromastoffe und Emulgatoren. Wir haben uns daran gewöhnt, natürlich angeordnete Matrizen verschiedener chemischer Bestandteile zu essen, und wenn man sie in ihre molekularen Bestandteile zerlegt und sie chemisch verändert, scheinen sie auf ganz andere Weise mit dem Körper zu interagieren. So hat eine Studie gezeigt, dass der Körper auf den Verzehr eines Apfels langsamer auf Zucker und Insulin reagiert als auf Apfelsaft oder einen rohen Apfel-Smoothie.
Emulgatoren sind eine Vielzahl von Chemikalien, die Fett mit Wasser verbinden – wie Seife, mit der man sich das Öl von den Händen waschen kann. Diese künstlichen Emulgatoren in Lebensmitteln wirken ein bisschen wie Reinigungsmittel und schrubben unseren Darm. Unser Darm ist mit einer Schleimschicht überzogen, in der sich Billionen von Bakterien befinden, die eng mit der Gesundheit verbunden sind. Studien zeigen, dass bestimmte Emulgatoren wie Carboxymethylcellulose die Durchlässigkeit der Darmbarriere zu erhöhen scheinen und die Menge der Bakterien, die aus dem Darm in den Blutkreislauf gelangen, vergrössern. Sie können auch die Populationen der im Darm lebenden Bakterien verändern, und zwar von allgemein gesundheitsfördernden zu gesundheitsschädigenden Bakterien, und Entzündungen fördern.
… Schliesslich müssen wir Packungen mit ultra-verarbeiteten Lebensmitteln kennzeichnen. Irgendwann müssen wir uns überlegen, wie wir ultraverarbeitete Lebensmittel definieren, und das ist eine echte Herausforderung. Aber es gibt eine Menge Kurzformen. Wenn man nur Lebensmittel mit einem künstlichen Emulgator, einem nicht nahrhaften Süssstoff oder einem hohen Fett-, Salz- und Zuckergehalt definiert, dann sind mehr als 90 Prozent der ultraverarbeiteten Lebensmittel damit abgedeckt.
… Ich habe kein Interesse an einem Nanny-Staat. Ich glaube nicht, dass es Aufgabe der Regierungen ist, den Menschen vorzuschreiben, wie sie essen sollen. Ich denke, es geht darum, ein Umfeld zu schaffen, in dem gute Lebensmittel erschwinglich sind, in dem die Menschen nicht mit schlechten Lebensmitteln gesättigt sind und in dem die schlechten Lebensmittel klar gekennzeichnet sind.“
Ultra-Processed People. Chris van Tulleken, Penguin Book (Orell Füssli)
How ultra-processed food harms your health and how to fix the problem. Clare Wilson, New Scientist 26.4.23

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31.5.23 HOME