Heikle Konkurrenz zwischen Honig- und Wildbienen

Bienen lieben Mohnblumen.

Bienen lieben Mohnblumen.

Am Pfingstmontag, 20.5.24, war der Weltbienentag 2024. Freunde der Bienen haben sich zu Wort gemeldet: Hier die Honigbienen, dort die Wildbienen. Und jetzt? Viel Aufmerksamkeit für die Probleme der Honigbienen hat Markus Imhoof mit seinem Film More Than Honey erreicht. Auf der Homepage steht „Einstein soll gesagt haben, wenn die Bienen aussterben, sterben vier Jahre später auch die Menschen aus.“

Die Schweizer Berghilfe hat unter dem Titel Die summenden Völker am Weltbienentag Werbung für ihre Projekte zur Unterstützung der Honigbienen gemacht.

Um die Wildbienen gekümmert hat sich zwei Tage später, am Tag der Biodiversität, die Stiftung Future 3: „Am heutigen internationalen Tag der Biodiversität, DEM Tag der Artenvielfalt, möchten wir den Fokus voll und ganz auf unsere kleinen HeldInnen legen. Die Wildbienen leisten Tag für Tag Grosses – sie sichern unsere Ernährung, bestäuben fast 80% der Wildpflanzen und stellen die Funktion ganzer Ökosysteme sicher – und trotzdem sind sie stark bedroht. Laut der vom Bundesamt für Umwelt vor ein paar Tagen publizierten roten Liste der Bienen sind über 45% aller 615 einheimischen Wildbienenarten vom Aussterben bedroht. Das ist besorgniserregend!“

Die Gründe für den Rückgang der Schweizer Wildbienen seien divers. Ganz sicher sei jedoch der Verlust von Lebensräumen sowie der viel zu hohe Einsatz von Pestiziden zentral.

Es gibt aber noch einen anderen Grund: zu viele Honigbienen! Die Deutsche Wildtierstiftung hat die allfällige Konkurrenz von Wildbienen und Honigbienen um knappe Ressourcen untersucht und zahlreiche Studien zitiert. Es lohnt sich, einen Blick in diese Zusammenfassung zu werfen:

„Zwischen Wild- und Honigbienen besteht zweifelsfrei eine Konkurrenz, da beide Gruppen dieselben Ressourcen im selben Lebensraum nutzen: den Pollen und Nektar von Blütenpflanzen. Doch ob diese Konkurrenz für Wildbienen nachteilig oder gar schädlich ist, hängt von sehr vielen verschiedenen Faktoren ab, die von Fall zu Fall bewertet werden müssen.“

Heidi kann jetzt nicht einfach sagen, dass die Honigbienenförderung der Schweizer Berghilfe für die Wildbienen schädlich sei, denn das könnte von Ort zu Ort, von Jahreszeit zu Jahreszeit unterschiedlich sein. In Städten, wo die Honigbienenhaltung stark zugenommen hat, besteht mit relativ grosser Sicherheit ein Konkurrenzproblem.

Weitere Informationen über Wildbienen gibt es z.B. bei ohneGift:

Wildbienen – Teil 1: Wieso sind über 50% der Wildbienenarten in der Schweiz in schlechtem Zustand? Dieser Frage und weiteren gehen wir in unserem ersten Teil vom dreiteiligen Gastbeitrag nach.

Wildbienen – Teil 2: Im zweiten Teil unserer Serie über Wildbienen zeigen wir auf, dass bei der Zulassung von Pflanzenschutzmitteln Schädigungen der Wildbienen bewusst hingenommen werden.

Wildbienen – Teil 3: Auch wenn weniger Biozide als Pflanzenschutzmitteln in der Schweiz ausgebracht werden, gefährden sie das Überleben von Wildbienenpopulationen. Bei der Zulassung von Bioziden werden Wildbienen ausser Acht gelassen.

Wildbienen und Honigbienen – Konkurrenz um knappe Ressourcen. Deutsche Wildtier Stiftung

Die summenden Völker. Schweizer Berghilfe 20.5.24

Wildbienen in Gefahr. Future 3 Instagram 22.5.24

IG Wild Biene

Die Honigbiene

Where has all the honey gone? Heidis Mist 10.1.24

Nicht nur Honigbienen sind im vielfältigen Garten. Heidis Mist 18.8.22

Das Honigbienen-Dilemma. Heidis Mist 17.8.22

Es summen die Bienen … Heidis Mist 16.8.22

25.5.24 HOME

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4 Antworten to “Heikle Konkurrenz zwischen Honig- und Wildbienen”

  1. Uwe Scheibler Says:

    Liebe Heidi

    Vielleicht sollten wir in dieser Angelegenheit – da es sich bei der Honigbiene um ein Nutztier des Menschen handelt – auch zuerst einmal die Verhältnisse beim Menschen anschauen: Seit 1900 hat die Bevölkerung von 3,3 Mio. auf heute 9 Mio. zugenommen, die Fläche ist gleich gross geblieben. Im selben Zeitraum wurde die Landwirtschaftsfläche um 38 % reduziert. Die Landwirtschaftsflächen werden seit rund 60 Jahren sehr intensiv bewirtschaftet und mit Insektiziden behandelt. Die flächendeckende Eutrophierung begünstigt die “Vergrasung“ der Landschaft und reduziert damit die Nahrungsressourcen für bestäubende Insekten. Um 1900 betrug der Honigverzehr ca. 0,4 kg/Person, also 1,32 Mio. kg und wurde fast vollständig inländisch gedeckt. Heute beträgt der Honigverbrauch 1,4 kg/Person, also 12,6 Mio. kg und wird nur noch zu einem Drittel aus inländischer Produktion gedeckt.

    Nun zu den Honigbienen: Der Nutztierbestand an Honigbienen hat sich von 240’000 Völkern im betrachteten Zeitraum von 1900-2022 auf 182’000 reduziert. Die Nahrungsgrundlage hat flächenbezogen um einen Drittel und durch die Bewirtschaftung um einen weiteren Drittel abgenommen. Auf die für die Nahrung zur Verfügung stehende Fläche (Landwirtschaftsland+Wald) bedeutet das eine Dichteveränderung von 7,5 Völkern/km2 auf 13,2 Völker/km2. Pro Honigbienenvolk hat die Honigproduktion pro Jahr von 11 kg um 1900 auf heute rund 25 kg zugenommen. Dafür müssen die Honigbienen natürlich auch doppelt soviel Nahrung konsumieren.

    Weil die Wildbienen und die Honigbiene um dieselben Nahrungsressourcen konkurrieren, können aus den angeführten Daten folgende Abschätzungen getroffen werden (hier nicht berücksichtigt ist das Verhältnis von „Waldhonig“ zu „Blütenhonig“): Die als Nutztiere gehaltenen, rund 180’000 Honigbienenvölker produzieren heute rund 4,2 Mio. kg Honig, also 320 % der Menge des Jahres 1900. Für die rund 600 Wildbienenarten bleibt da also kaum mehr etwas übrig.

    Damit handelt es sich bei der Honigbienenhaltung in der Tat um eine „heikle“, nämlich existenzbedrohende Konkurrenz für die Wildbienenarten und auch für alle anderen bestäubenden Insektenarten. Jede weitere Förderung der Honigbienenhaltung verstärkt diese Konkurrenz.

    Es muss deshalb mindestens ein Aufstellungsverbot für Honigbienenkästen in Naturschutzgebieten und ihrem Umfeld geben.

    Zum importierten Honig, meist aus Mittel- und Südamerika, aus China sowie zum Kunsthonig gäbe es dann auch noch viel zu schreiben …

    Viele Grüsse aus dem ZüriOberland, Uwe

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    • Heidi Says:

      Lieber Uwe
      Herzlichen Dank für deine aufschlussreiche Recherche über Honigbienen (und den Menschen). Die Deutsche Wildtier Stiftung thematisiert auch die Naturschutzgebiete, wo das Aufstellen von Honigbienenkästen problematisch sein kann, schreibt aber, dass hiezu Forschungsbedarf herrscht. Man kann natürlich unendlich viel forschen und wenn mann dann zu „eindeutigen“ Resultaten kommt ist es mögicherweise für viele Wildbienen zu spät. Dein Vorschlag für ein Aufstellungsverbot von Honigbienenkästen in Naturschutzgebieten und ihrem Umfeld scheint mir richtig zu sein, dies umso mehr als bei uns viele geschützte Gebiete sehr klein sind.
      Ich werde einen Nachfolgeartikel schreiben mit der Verbotsforderung und auf deinen Kommentar hinweisen.
      Wir beziehen den Honig von einem Imker in der Nachbarschaft. Ich nehme an, dass wir seine Bienen oft „füttern“, schon früh im Frühling, aber wir haben im Garten auch verschiedene Wildbienen. Wie ich aufgrund deiner Zahlen sehe, ist unser Konsum erheblich über dem Durchschnitt.
      Wenn du noch etwas über Import und Kunsthonig schreiben möchtest oder allenfalls schon bereit hast, dann würde ich das gerne aufnehmen.
      Liebe Grüsse aus GRAUbünden
      Heidi

    • Uwe Scheibler Says:

      Liebe Heidi

      Bei den Themen „Importhonig“ und „Kunsthonig“ bin ich nicht firm und man müsste sich da mit Missbrauch, Betrug, Korruption und anderen unschönen Dingen beschäftigen. Dazu habe ich aber keine Lust, beobachte doch lieber die Wildbienen und verschiedene Fliegen beim Bestäuben der Orchideen am Rossberg.

      Viele Grüssse, Uwe

      >

    • Heidi Says:

      Lieber Uwe
      Danke für deine Antwort. Das muss ja nicht sein.
      Aber ein kleiner Aufruf für den Schutz der Wildbienen in Naturschutzgebieten bzw. rundherum wäre schon noch ein Gedanke wert.
      Herzliche Grüsse
      Heidi

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