PFAS: Die Gesellschaft erntet, was sie gesät hat

PFAS sind in vielen Verpackungen enthalten und gelangen so in Lebensmittel, die wir dann essen.

PFAS sind in vielen Verpackungen enthalten und gelangen so in Lebensmittel, die wir dann essen.

Im Editorial des New Scientists vom 8.5.24 wurde die Frage aufgeworfen „Wie konnte es so weit kommen? In gewisser Weise erntet die Gesellschaft, was sie gesät hat, indem sie zuliess, dass so viele neuartige Chemikalien freigesetzt werden, ohne dass ein angemessenes System zur Prüfung ihrer Sicherheit vorhanden ist. Das muss sich ändern, und zwar nicht nur bei PFAS. Immer wieder stellen wir zu spät fest, dass Industriechemikalien schädlich sind – wie es jetzt bei einigen Kletterschuhen der Fall zu sein scheint und erlauben den Firmen, die sie herstellen, weiterzumachen wie bisher.“

Daran sei nichts Illegales. Dennoch habe die PFAS-Industrie grob unverantwortlich gehandelt. Es gebe gute Beweise dafür, dass einige Hersteller seit Jahrzehnten wussten, dass die Chemikalien schädlich sein könnten, dieses Wissen aber aktiv verschleiert haben.

Da die Wissenschaft über PFAS Fortschritte macht, ist man optimistisch, dass sie ersetzt und aus der Umwelt entfernt und vernichtet werden können. Aber die Kosten werden enorm sein. Es sei vernünftig, von den Firmen, die diese Produkte erfunden und davon profitiert haben, zu verlangen, dass sie zumindest einen Teil davon bezahlen.

Kletterhallenschuhe

Benutzer von Kletterhallen atmen möglicherweise giftigen Gummistaub ein. Diese Schuhsohlen werden in der Regel aus denselben Materialien hergestellt wie Autoreifen, die eine wichtige Quelle der Luftverschmutzung sind. Der Staub, der durch die Abnutzung von Gummireifen an Autos und Lastwagen entsteht, wird von Menschen auf oder in der Nähe von Strassen eingeatmet und gelangt so in ihre Lungen und Eingeweide.

Der Gummi eines Reifens kann bis zu 1000 Zusatzstoffe enthalten, sagt Thilo Hofmann von der Universität Wien, Österreich. Die Auswirkungen vieler dieser Verbindungen sind unbekannt, aber einige sind giftig. In einer Studie aus dem Jahr 2020 wurde festgestellt, dass ein Derivat des Reifenzusatzstoffs 6PPD in Flüssen, die durch Strassenabflüsse verschmutzt sind, den Coho-Lachs (Silberlachs) tötet.

Die „ewigen Chemikalien“, die Ihrer Gesundheit schaden – und wie Sie sie vermeiden können

Graham Lawton schrieb einen ausführlichen Beitrag über die forever chemicals, ebenfalls im New Scientist vom 8.5.24. Am Schluss ist ein Kasten mit Hinweisen, wie man sie vermeiden kann, so gut es geht eben:

  • Die Exposition des Menschen gegenüber Perfluoralkyl- und Polyfluoralkylsubstanzen (PFAS), auch bekannt als „forever chemicals“, die mit zahlreichen Gesundheitsproblemen in Verbindung gebracht werden, erfolgt auf vielen Wegen (siehe Hauptartikel). Einige lassen sich nicht vermeiden, wenn man Kleidung trägt, Möbel oder Teppiche hat oder Haushaltsprodukte verwendet. Anderen kann man jedoch ausweichen.
  • Lebensmittel sind eine Hauptquelle der Exposition. Die beiden Dinge, vor denen man sich am meisten in Acht nehmen sollte, sind fettdichte Fast-Food-Verpackungen – Papierverpackungen, Pizzakartons, Pappkartons – und Tüten mit mikrowellengeeignetem Popcorn, sagt Birgit Geueke auf dem Food Packaging Forum in Zürich, Schweiz.
  • Heutzutage stellt die Verwendung von antihaftbeschichtetem Kochgeschirr wahrscheinlich kein Risiko mehr dar, da es in der Fabrik wärmebehandelt wird und daher keine PFAS freisetzt, es sei denn, es wird über längere Zeit auf hoher Stufe erhitzt, so Geueke.
  • Leitungswasser ist eine weitere wichtige, aber eindämmbare Quelle. Carsten Prasse von der Johns Hopkins University in Maryland empfiehlt die Verwendung zertifizierter Filter an Wasserhähnen oder in Wasserkrügen.
  • Wasser in Flaschen ist nicht unbedingt die Lösung, sagt Denis O’Carroll von der University of New South Wales in Sydney. „Es bedeutet nicht, dass sie etwas anders gemacht haben als das, was aus dem Wasserhahn kommt.
  • Es gibt keine Garantie dafür, dass diese Änderungen des Lebensstils die PFAS-Belastung signifikant verringern werden. „Ich glaube nicht, dass wir genug wissen, um wirklich sagen zu können, welcher Expositionspfad der problematischste ist. Ich würde sagen, dass zum jetzigen Zeitpunkt alle Expositionswege besorgniserregend sind“, sagt Prasse.
  • Es besteht jedoch die Hoffnung, dass PFAS aus dem menschlichen Körper entfernt werden können. Eine kürzlich durchgeführte klinische Studie ergab, dass die Verabreichung des cholesterinsenkenden Medikaments Cholestyramin an Menschen, die in einem PFAS-Hotspot in der Nähe einer Feuerwehrschule in Dänemark leben, die Konzentration dieser Chemikalien in ihrem Blut um 60 Prozent reduzierte.

Heidi meint: „Es ist erstaunlich, dass wir als KonsumentInnen auf sooooo viele Punkte achten müssen, um gesund leben zu können, denn es gibt ja nicht nur die PFAS und über viele Gefahren wird gar nicht informiert. Wo liegt die Verantwortung der Produzenten, des Handels und der Politik? Es wird dann gerne auf den so genannt mündigen Konsumenten verwiesen.“

It’s time to clean up ‚forever chemicals‘ and companies should pay. New Scientist 8.5.24

Indoor climbing wall users may be breathing in toxic rubber dust. New Scientist 8.5.24

The ‚forever chemicals‘ toxic to your health – and how to avoid them. New Scientist 8.5.24

20.5.24 HOME

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2 Antworten to “PFAS: Die Gesellschaft erntet, was sie gesät hat”

  1. PFAS: Der Krimi begann im 2. Weltkrieg | Heidis Mist Says:

    […] Von Mist, Gülle und anderen Gewässer-, Grundwasser- und Umweltverschmutzern « PFAS: Die Gesellschaft erntet, was sie gesät hat […]

  2. PFAS: Ein 3M-Chemiker erinnert sich… | Heidis Mist Says:

    […] PFAS: Die Gesellschaft erntet, was sie gesät hat. Heidis Mist 20.5.24 […]

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