Posts Tagged ‘Gesundheit’

Warum essen wir alle Dinge, die keine Lebensmittel sind… und warum können wir nicht aufhören?

31. Mai 2023

Chris van Tulleken in Penguin-Book-Video 5 Ways To Identify Ultra-Processed Foods. Mit einem Klick auf das Bild geht es zum Video.

Der Arzt, Wissenschaftler und TV-Moderator Chris van Tulleken schreibt in seinem neuen Buch, Ultra-Processed People: Warum essen wir alle Dinge, die keine Lebensmittel sind … und warum können wir nicht damit aufhören? Heidi hat die Buchbeschreibung für Sie übersetzt:

Das Buch ist eine augenöffnende Untersuchung der Wissenschaft, Wirtschaft, Geschichte und Produktion von ultra-verarbeiteten Lebensmitteln.

Es liegt nicht an Ihnen, sondern an den Lebensmitteln

Wir sind in ein neues „Zeitalter des Essens“ eingetreten, in dem die meisten unserer Kalorien aus einer völlig neuartigen Gruppe von Stoffen stammen, die als ultraverarbeitete Lebensmittel bezeichnet werden – Lebensmittel, die industriell verarbeitet und so konzipiert und vermarktet werden, dass sie süchtig machen. Aber wissen wir wirklich, was sie mit unserem Körper anstellen?

Begleiten Sie Chris auf seiner Reise durch die Welt der Lebensmittelwissenschaft und der ultraverarbeiteten-Lebensmittel-Diät, um herauszufinden, was wirklich vor sich geht. Finden Sie heraus, warum Bewegung und Willenskraft uns nicht retten können und was ultraverarbeitete Lebensmittel wirklich mit unserem Körper, unserer Gesundheit, unserem Gewicht und unserem Planeten macht (Hinweis: nichts Gutes).

Viel zu lange hat man uns gesagt, dass wir einfach andere Entscheidungen treffen müssen, obwohl wir in Wirklichkeit in einem Ernährungsumfeld leben, das uns das fast unmöglich macht. In diesem Buch geht es also um unsere Rechte. Das Recht zu wissen, was wir essen und was es mit unserem Körper macht, und das Recht auf gute, erschwingliche Lebensmittel.

Was sind ultraverarbeitete Lebensmittel?

Es gibt keine einheitliche Definition dafür, was ein Lebensmittel „ultraverarbeitet“ macht, aber Ernährungswissenschaftler tendieren dazu, den Begriff auf Lebensmittel anzuwenden, die das Ergebnis intensiver Herstellungsprozesse sind. Dazu gehören Lebensmittel, denen Zucker, Fette und Salze zugesetzt wurden, die aber oft auch Zutaten aus anderen Lebensmitteln enthalten, wie z. B. Maissirup mit hohem Fructosegehalt, Maltodextrin, Gluten und gehärtete Öle.

Die Menschen werden mit falschen Informationen gefüttert

In einem Interview im New Scientist vom 29.4.23 mit dem Titel How ultra-processed food harms your health and how to fix the problem vom liest Heidi z.B.:

„Von Cocktailwürstchen bis hin zu Fertiggerichten – ultra-verarbeitete Lebensmittel stehen schon lange im Verdacht, ernährungsphysiologisch minderwertig zu sein. Die meisten Ernährungsrichtlinien besagen, dass dies daran liegt, dass sie in der Regel viel Fett, Zucker und Salz enthalten. Doch dabei wird etwas Entscheidendes übersehen: ultraverarbeitetete Lebensmittel.

Chris van Tulleken: Die industriellen Prozesse bei der Herstellung von Lebensmitteln verändern deren chemische und physikalische Struktur. Sie reduzieren die Nahrungspflanzen auf ihre Kernbestandteile, wie z. B. Maissirup mit hohem Fruchtzuckergehalt, der aus Maisstärke hergestellt wird, oder hydrolisiertes pflanzliches Eiweiss aus Sojabohnen, das dann in Substanzen umformuliert wird, die sehr schmackhaft und kalorienreich sind. Bei diesen Verfahren werden Ballaststoffe und Mikronährstoffe entfernt. Dann werden Zutaten hinzugefügt, mit denen unser Körper nicht zurechtkommt, wie z. B. künstliche Aromastoffe und Emulgatoren. Wir haben uns daran gewöhnt, natürlich angeordnete Matrizen verschiedener chemischer Bestandteile zu essen, und wenn man sie in ihre molekularen Bestandteile zerlegt und sie chemisch verändert, scheinen sie auf ganz andere Weise mit dem Körper zu interagieren. So hat eine Studie gezeigt, dass der Körper auf den Verzehr eines Apfels langsamer auf Zucker und Insulin reagiert als auf Apfelsaft oder einen rohen Apfel-Smoothie.

Emulgatoren sind eine Vielzahl von Chemikalien, die Fett mit Wasser verbinden – wie Seife, mit der man sich das Öl von den Händen waschen kann. Diese künstlichen Emulgatoren in Lebensmitteln wirken ein bisschen wie Reinigungsmittel und schrubben unseren Darm. Unser Darm ist mit einer Schleimschicht überzogen, in der sich Billionen von Bakterien befinden, die eng mit der Gesundheit verbunden sind. Studien zeigen, dass bestimmte Emulgatoren wie Carboxymethylcellulose die Durchlässigkeit der Darmbarriere zu erhöhen scheinen und die Menge der Bakterien, die aus dem Darm in den Blutkreislauf gelangen, vergrössern. Sie können auch die Populationen der im Darm lebenden Bakterien verändern, und zwar von allgemein gesundheitsfördernden zu gesundheitsschädigenden Bakterien, und Entzündungen fördern.

… Schliesslich müssen wir Packungen mit ultra-verarbeiteten Lebensmitteln kennzeichnen. Irgendwann müssen wir uns überlegen, wie wir ultraverarbeitete Lebensmittel definieren, und das ist eine echte Herausforderung. Aber es gibt eine Menge Kurzformen. Wenn man nur Lebensmittel mit einem künstlichen Emulgator, einem nicht nahrhaften Süssstoff oder einem hohen Fett-, Salz- und Zuckergehalt definiert, dann sind mehr als 90 Prozent der ultraverarbeiteten Lebensmittel damit abgedeckt.

… Ich habe kein Interesse an einem Nanny-Staat. Ich glaube nicht, dass es Aufgabe der Regierungen ist, den Menschen vorzuschreiben, wie sie essen sollen. Ich denke, es geht darum, ein Umfeld zu schaffen, in dem gute Lebensmittel erschwinglich sind, in dem die Menschen nicht mit schlechten Lebensmitteln gesättigt sind und in dem die schlechten Lebensmittel klar gekennzeichnet sind.“

Ultra-Processed People. Chris van Tulleken, Penguin Book (Orell Füssli)

How ultra-processed food harms your health and how to fix the problem. Clare Wilson, New Scientist 26.4.23

.

 

31.5.23 HOME

Datenschutzerklärung

 

Hunderte teils hochgiftige, krebserregende Substanzen im Pneu-Abrieb

22. Mai 2023

Das ist der Beitrag "Fragen und Antworten 2" 2019 von NaNa ... es gibt noch die "Fragen und Antworten 1" ... demnächst!

Das ist der Cartoon „Fragen und Antworten 2“ 2019 von NaNa … es gibt noch die „Fragen und Antworten 1“ … demnächst!

Eigentlich wollte Heidi den Abend mit Lesen geniessen, aber da kam ein Brief von NaNa: „Mir kam eine passende Zeichnung von 2019 in den Sinn und ich schaute mal zuerst bei meiner Sammlung und dann in deiner Galerie nach. Es könnte sein dass sie im Datendschungel untergegangen ist. Sie ist wohl immer noch aktuell… bzw. die Menge garantiert noch gestiegen. Die Dimensionen unserer zivilisatorischen in- und outputs sind so gross, dass es unser Vorstellungvermögen übertrifft und darum verdrängen wir es ja auch.“

Es ist tatsächlich so, dass dieser Cartoon inkl. Text dazu immer noch im NaNa-Eingangsordner „Cartoon“ liegt. Das war 2019! Das Problem ist keineswegs gelöst, nein im Gegenteil, es ist noch grösser geworden.

Beitrag von NaNa zum Reifenabrieb

SRF: Reifenabrieb ist ein Problem Mikrogummi ist schlimmer als Mikroplastik.

Auch Elektrofahrzeuge schaden der Gesundheit

21. Mai 2023

Chemikalien aus Pneuabrieb können von Pflanzen aufgenommen werden. Darüber hat Heidi gestern berichtet Von der Strasse auf den Teller: Salat nimmt giftige Zusatzstoffe aus Reifenabrieb auf. Aber der Automobilverkehr verursacht Luftverschmutzungen, die nicht einfach ignoriert werden können.

Frank Kelly vom Imperial College London:

„Der Vorteil des Umstiegs auf ein Elektrofahrzeug ist aus Sicht der Abgasemissionen eigentlich ziemlich gering“, sagt Kelly. Und da Elektrofahrzeuge durch ihre Reifen, Bremsen und den Strassenverschleiss immer noch Schadstoffe produzieren, wird die Luftverschmutzung nicht völlig verschwinden. „Wir werden immer noch ein ziemlich grosses Problem in unseren Städten haben“, sagt Kelly.

Deshalb müssen die Regierungen mehr tun, um die Abhängigkeit vom Auto zu verringern, vor allem in städtischen Gebieten, sagt Kelly. „Saubere öffentliche Verkehrsmittel sind die Lösung für unser Luftverschmutzungsproblem in städtischen Gebieten“, sagt er. „Und eigentlich sollten wir alle privaten Fahrzeuge so weit wie möglich minimieren, anstatt die steigende Zahl zu feiern.

Zitat aus: Electric vehicles are rapidly taking off – but is that a good thing? Madeleine Cuff, New Scientist 6.5.23

OECD-Studie zur Luftverschmutzung durch den Strassenverkehr

Ausführliche Informationen zum Thema finden Sie in folgender OECD-Studie.

Mehr als 100 Studien zeigen, dass nicht-abgasbedingte Emissionen weltweit in ähnlicher Weise wie Abgasemissionen zu Feinstaub PM2,5 und stärker als Abgasemissionen zu PM10 in der Luft beitragen. Die Aufwirbelung von Strassenstaub ist die wichtigste Quelle für PM10 aus dem Strassenverkehr und die zweitwichtigste Quelle für PM2,5 (nach Abgasemissionen). Darüber hinaus zeigen Emissionstrends und -prognosen, dass die nicht abgasbedingten Emissionen die primären Abgasemissionen von PM2,5 und PM10 bereits überholt haben und ihr relativer Anteil an den Gesamtemissionen des Strassenverkehrs wahrscheinlich weiter zunehmen wird.

Die Auswirkungen der nicht-abgasbedingten Emissionen sind in Ländern, in denen Spikereifen (und Traktionssand) verwendet werden, um die Reibung bei Schnee und Eis zu verbessern, besonders gross.

In mehr als 50 epidemiologischen Studien wurden die gesundheitlichen Folgen untersucht, die mit Indikatoren für die nicht-abgasbedingte PM-Exposition zusammenhängen. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Exposition gegenüber PM-Emissionen, insbesondere PM2,5, mit einer Vielzahl von kurz- und langfristigen gesundheitlichen Auswirkungen verbunden ist. Diese Auswirkungen zeigen sich in Form eines erhöhten Risikos für Herz-Kreislauf-, Atemwegs- und Entwicklungserkrankungen sowie einer erhöhten Gesamtsterblichkeit.

Diese Erkenntnisse zeigen, dass sofortige politische Massnahmen erforderlich sind, um die nicht abgasbedingten Emissionen zu mindern und ihre Folgen für die Luftqualität und die öffentliche Gesundheit zu verhindern.

Non-exhaust Particulate Emissions from Road Transport : An Ignored Environmental Policy Challenge. OECD-Studie 7.12.20

.

21.5.23 HOME

Datenschutzerklärung

Weltweite Bedrohung der Ernährungssicherheit durch Pilzkrankheiten

18. Mai 2023

Der Einsatz von Fungiziden nimmt zu, was zu mehr fungizidresistenten Krankheitserregern führt.

Der Einsatz von Fungiziden nimmt zu, was zu mehr fungizidresistenten Krankheitserregern führt.

Quelle: Address the growing urgency of fungal disease in crops. Eva Stukenbrock, Sarah Gurr, Nature Comment 2.5.23

Eine stärkere Sensibilisierung von Politik und Öffentlichkeit für die Notlage der weltweiten Nutzpflanzen in Bezug auf Pilzkrankheiten sei von entscheidender Bedeutung, um eine grosse Bedrohung für die weltweite Ernährungssicherheit abzuwenden, das schreiben Eva Stukenbrock, Professorin und Leiterin der Gruppe Umweltgenomik an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Deutschland, und Sarah Gurr, Professorin und Inhaberin des Lehrstuhls für Ernährungssicherheit an der Universität von Exeter, UK, in einem Kommentar in Nature vom 2.5.23.

Im Oktober 2022 veröffentlichte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ihre erste Liste von Pilzerregern, die Menschen infizieren, und warnte davor, dass bestimmte, immer häufiger auftretende krankheitsverursachende Pilzstämme Resistenzen gegen bekannte Antimykotika erworben haben. Obwohl jedes Jahr mehr als 1,5 Millionen Menschen an Pilzkrankheiten sterben, ist die WHO-Liste der erste globale Versuch, systematisch Prioritäten für die Überwachung, Forschung und Entwicklung sowie für Massnahmen im Bereich der öffentlichen Gesundheit in Bezug auf Pilzerreger zu setzen.

Pilzproblem in der Landwirtschaft steigt

Das Bewusstsein für die durch Pilzkrankheiten verursachte Notlage der weltweiten Nutzpflanzen müsse viel stärker geschärft werden, ebenso wie die Investitionen der Regierungen und des privaten Sektors in die Erforschung von Pilzkulturen, schreiben Stukenbrock und Gurr.

Hunderte von Pilzkrankheiten befallen die 168 Kulturpflanzen, die von der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) als wichtig für die menschliche Ernährung eingestuft werden. Trotz des weit verbreiteten Einsatzes von Fungiziden und des Anbaus krankheitsresistenterer Sorten verlieren die Landwirte weltweit jedes Jahr zwischen 10 und 23 Prozent ihrer Ernte durch Pilzkrankheiten und weitere 10 bis 20 Prozent gehen nach der Ernte verloren. Die fünf wichtigsten Kalorienpflanzen – Reis, Weizen, Mais, Sojabohnen und Kartoffeln – können z.B. vom Reisblastpilz, Weizenstängelrost, Maisrost, Sojarost und der Kartoffelfäule befallen werden. Die Verluste durch diese Pilze entsprechen einer Menge an Lebensmitteln, die ausreicht, um 600 bis 4’000 Millionen Menschen ein Jahr lang mit 2’000 Kalorien pro Tag zu versorgen. Diese Verluste werden in einer sich erwärmenden Welt wahrscheinlich zunehmen.

Pilze sind äusserst effektive Krankheitserreger. Sie produzieren riesige Mengen an Sporen. Die Sporen einiger Arten können im Boden überleben und bis zu 40 Jahre lang lebensfähig bleiben und z.B. die Sporen des Weizenstängelrosts können zwischen Kontinenten reisen. Pilze weisen auch ein phänomenales Mass an genetischer Variation und Plastizität auf. In einigen Fällen ist auch der Gen-Transfer zwischen Pilzen und Bakterien oder Pflanzen möglich.

Probleme verursacht durch moderne Landwirtschaft

Die aktuellen Probleme sind entstanden, weil die Anpassungsfähigkeit der Pilze auf moderne landwirtschaftliche Praktiken trifft. Die meisten Monokulturen bestehen aus riesigen Flächen mit genetisch einheitlichen Pflanzen. Die grösste Monokultur der Welt ist ein mehr als 14’000 Hektar grosses Feld mit genetisch einheitlichem Weizen in Kanada. Diese bieten einer so produktiven und sich schnell entwickelnden Gruppe von Organismen ideale Nahrungs- und Brutstätten. Hinzu kommt, dass der zunehmend verbreitete Einsatz von Fungiziden, die auf einen einzelnen zellulären Prozess des Pilzes abzielen zum Entstehen von Fungizidresistenzen geführt hat.

Seit den 1990er Jahren bewegen sich die Pilzerreger mit einer Geschwindigkeit von rund 7 km pro Jahr polwärts. Landwirte haben bereits Weizenstängelrost-Infektionen, die normalerweise in den Tropen auftreten, in Irland und England gemeldet. Steigende Temperaturen könnten auch die Wechselwirkungen zwischen Pflanzen und ihrem Mikrobiom, einschliesslich Symbionten, die in Pflanzen leben, beeinträchtigen. Solche harmlosen Pilze könnten pathogen werden, wenn Pflanzen ihre Physiologie als Reaktion auf Umweltstress verändern. Darüber hinaus könnte die Toleranz von Pilzen gegenüber höheren Temperaturen die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass opportunistische, im Boden lebende Krankheitserreger den Wirt wechseln und bei Tieren oder Menschen pathogen werden.

Zu diesen Problemen kommt noch der Druck auf das Nahrungsmittelsystem durch die wachsende Bevölkerung hinzu. Die Menschheit steht vor noch nie dagewesenen Herausforderungen für die Nahrungsmittelproduktion.

Nutzpflanzen besser schützen

Um die Nutzpflanzen der Welt besser vor Pilzkrankheiten zu schützen, bedürfe es eines viel einheitlicheren Ansatzes als bisher – mit einer engeren Zusammenarbeit zwischen Landwirten, der Agrarindustrie, Pflanzenzüchtern, Biologen für Pflanzenkrankheiten, Regierungen und politischen Entscheidungsträgern und sogar philanthropischen Geldgebern.

Es reicht nicht mehr aus, sich auf Pflegemassnahmen wie die Beseitigung oder Verbrennung von erkranktem Pflanzengewebe abzustützen, konventionelle Methoden zur Züchtung von Pflanzen auf einzelne Krankheitsresistenzgene oder das Sprühen von Fungiziden, die überwiegend nur an einer Stelle wirken, zu konzentrieren. Landwirte und andere Beteiligte müssen sich verschiedene technische Innovationen zunutze machen, um Pflanzenkrankheiten wirksamer zu überwachen, zu verwalten und zu bekämpfen. Es werden bereits mehrere Ansätze entwickelt oder eingesetzt, um die Auswirkungen von Krankheiten zu begrenzen und die Ernteerträge zu schützen.

  • Entdeckung und Entwicklung von Pilzbekämpfungsmitteln
    Es sei an der Zeit, sich nicht mehr auf Fungizide zu verlassen, die nur an einer Stelle angreifen, sondern nach Verbindungen zu suchen, die auf mehrere Prozesse im Krankheitserreger abzielen. Im Jahr 2020 entdeckte ein interdisziplinäres Forschungsteam an der Universität von Exeter (Grossbritannien) ein interessantes Kandidatenmolekül – ein lipophiles Kation (C18-SMe2+), das auf mehrere Pilzprozesse abzielt.
  • Für eine grössere Vielfalt auf den Feldern
    Der Anbau von Saatgutmischungen, in denen mehrere Kulturpflanzen mit unterschiedlichen Resistenzgenen kombiniert werden, könnte eine wichtige Möglichkeit sein, die Entwicklung von Krankheitserregern zu verlangsamen. Im Jahr 2022 wurden in Dänemark rund 25 Prozent der gesamten Weizenproduktion mit gemischten Sorten angebaut, die ausgewählt wurden, weil sie ähnlich schnell wachsen und komplementäre Krankheitsresistenzgene tragen. Diese Sorten könnten die Ausbreitung von Krankheiten und die Erosion von Resistenzgenen verringern.
  • Krankheitsfrüherkennung und -überwachung
    Künstliche Intelligenz, Satelliten, Fernerkundungsinstrumente (z. B. Drohnen), Anreize für Landwirte, Krankheiten zu melden, und gemeinschaftliche Wissenschaftsprojekte, die die Öffentlichkeit in die Meldung von Pflanzenkrankheiten bei Nutzpflanzen und bei Wildarten einbeziehen, führen allmählich zu einer wirksameren Überwachung von Pilzkrankheiten. Genauere Krankheitsvorhersagen könnten wiederum frühzeitige Interventionen auslösen, um Ernteausfälle zu vermeiden.
  • Krankheitsresistenz und Pflanzenimmunität
    Bei der konventionellen Pflanzenzüchtung werden in eine bestimmte Sorte ein oder zwei Gene eingeführt, die eine Resistenz gegen eine bestimmte Krankheit verleihen, die so genannten R-Gene. Doch obwohl Krankheitserreger diese durch R-Gene vermittelte Resistenz innerhalb weniger Jahre überwinden können, kann es 10 bis 20 Jahre dauern, bis die Forscher ein R-Gen entlarven und ein Agrarunternehmen die neue Sorte verkauft. Die Einbindung von zwei oder mehr R-Genen kann die Resistenz gegen eine Vielzahl von Krankheitserregern erweitern. Feldstudien haben jedoch gezeigt, dass die auf diese Weise erreichte Resistenz nur von kurzer Dauer sein kann.
    Pflanzen verfügen jedoch über ein früheres Erkennungssystem für Krankheitserreger.  Diese Rezeptoren werden als Mustererkennungsrezeptoren (PRRs) bezeichnet. Diese Art der „Immunstärkung“ könnte mit neuen, mit R-Genen veränderten Sorten oder durch R-Gen-Pyramidierung mit Hilfe der konventionellen Züchtung kombiniert werden, um eine dauerhaftere und umfassendere Resistenz gegen die wichtigsten Krankheitserreger zu erreichen. Ein wesentliches Hindernis für die schnelle und effiziente Nutzung dieses Ansatzes – insbesondere in Europa – sei der öffentliche und politische Widerstand gegen den Einsatz transgener Pflanzen.
  • Nutzung von Biologika und Pflanzenbiotika
    Biologika sind eine breite Kategorie von Produkten, die von lebenden Organismen stammen. So wie das Interesse an Probiotika in der Medizin in den letzten zehn Jahren zugenommen hat, so ist auch das Interesse an der Verwendung von Biologika im Pflanzenschutz gestiegen.
    Pflanzen wachsen nicht allein – sie gehen Verbindungen mit verschiedenen mikrobiellen Gemeinschaften ein, die eine Rolle bei der Pflanzenentwicklung, Stresstoleranz und Krankheitsresistenz spielen können. In den letzten zehn Jahren haben neue Methoden zur Erstellung von Mikrobenprofilen die Existenz von nützlichen mikrobiellen Netzwerken offenbart. Solche könnten im Boden zur Förderung des Pflanzenwachstums und zur Verbesserung des Krankheitsschutzes eingesetzt werden. Sie dürfen aber die im Boden vorhandenen Mikroben nicht schädigen oder selber pathogen werden.
  • RNA-Verkehr zwischen Pflanzen und Pilzen
    Im Jahr 2013 zeigte ein Forscherteam, dass kleine RNAs (sRNAs) aus dem Grauschimmelpilz Botrytis cinerea an der Immunität beteiligte Gene des Pflanzenwirts ausschalten können. Einige der Forscher zeigten dann, dass doppelsträngige RNAs (dsRNAs) und sRNAs aus dem Pilz Gemüse und Obst bis zu zehn Tage lang vor Grauschimmelkrankheiten schützen können. RNAs werden jedoch nicht nur vom Pilz auf den Wirt übertragen – auch Pflanzenwirte senden Vesikel aus, um Virulenzgene des Pilzes zu unterdrücken. Eine wachsende Zahl von Forschern und neu gegründeten Technologieunternehmen versucht nun, diese natürlich vorkommenden, auf RNA-Interferenz (RNAi) basierenden Transportsysteme zu nutzen, um Nutzpflanzen besser gegen Pilzkrankheiten zu schützen. Dieser Ansatz ist jedoch langwierig und kostspielig und kann in den vielen Ländern, in denen gentechnisch veränderte Pflanzen verboten sind, nicht umgesetzt werden. Daher liegt das Hauptaugenmerk jetzt auf dem sprühinduzierten Gen-Silencing oder SIGS, bei dem sRNAs oder dsRNAs direkt auf Pflanzen aufgebracht werden, als neue, umweltfreundliche und nicht gentechnisch veränderte Pflanzenschutzstrategie. Hiezu besteht jedoch noch Forschungsbedarf.

Eine globale Einrichtung für die Pflanzengesundheit

Zwischen Januar 2020 und Januar 2023 stellte der britische Forschungs- und Innovationsrat (UKRI) rund 686 Millionen US-Dollar für die COVID-19-Forschung zur Verfügung, und weltweit wurden fast 225’000 Artikel über COVID-19 veröffentlicht. Im gleichen Zeitraum gab das UKRI etwa 30 Millionen Dollar für die Erforschung von Pilzkulturen aus, und weltweit wurden etwa 4’000 Arbeiten über Kulturpflanzen und Pilzkrankheiten veröffentlicht. Da die Ernährungssicherheit Gesundheit und Wohlbefinden bedingt, sind Landwirtschaft und Landwirte für die menschliche Gesundheit wohl ebenso wichtig wie Medizin und Gesundheitsdienstleister.

Um der Bedrohung der menschlichen Gesundheit durch Pilzkrankheiten bei Nutzpflanzen zu begegnen, müssten sich Regierungen, philanthropische Organisationen und private Unternehmen stärker mit dem Problem auseinandersetzen und mehr in diese Forschung investieren.

Das Internationale Pflanzenschutzübereinkommen (IPPC) ist ein von der FAO unterstütztes Gremium, das die Pflanzenressourcen der Welt vor Krankheitserregern schützen soll. Es ist weit weniger bekannt als andere Gremien, die sich mit Bedrohungen für das menschliche Wohlergehen befassen, wie z. B. die WHO. Die 180 Mitgliedsstaaten, die das IPPC-Abkommen unterzeichnet haben, müssen zusammenarbeiten, um dies zu ändern, finden Stukenbrock und Gurr.

Da Viren und Bakterien als Erreger menschlicher Krankheiten dominieren, wurde diesen Mikroben viel mehr Aufmerksamkeit geschenkt als Pilzen. Dabei sind Pilze in Nutzpflanzen die mit Abstand wichtigsten Krankheitserreger. Die WHO-Liste der Pilzerreger, die Menschen infizieren, ist ein Schritt, um dieser aussergewöhnlichen, aber wenig erforschten Gruppe von Mikroben mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Um die grössten Bedrohungen für die Lebensmittelsicherheit – und damit für die menschliche Gesundheit – zu bekämpfen, müsse man sich jedoch auch mit den verheerenden Auswirkungen befassen, die Pilze auf die weltweite Lebensmittelversorgung haben und weiterhin haben werden.

Lesen Sie den vollständigen Beitrag hier: Address the growing urgency of fungal disease in crops. Nature Comment 2.5.23

Natur 617, 31-34 (2023)

doi: https://doi.org/10.1038/d41586-023-01465-4

.

18.5.23 HOME

Datenschutzerklärung

Pestizid-Manifest: Für ein gesundes, grünes und sicheres Holland

27. April 2023

Diese Organisationen unterstützen das holländische Manifest Pestizide.

Diese Organisationen unterstützen das holländische Pestizid-Manifest.

Natur & Umwelt, die Parkinson-Vereinigung (Teil der Parkinson-Allianz Niederlande), die FNV (Niederländischer Gewerkschaftsbund) und eine breite Koalition von Organisationen der Zivilgesellschaft fordern mit einem Manifest die holländische Regierung auf, ihrer Verantwortung gerecht zu werden und dafür zu sorgen, dass sich die Natur erholt und eine gesunde Umwelt geschaffen wird, in der alle NiederländerInnen sicher leben, arbeiten und sich erholen können. Heidi hat dieses Manifest (mithilfe von DeepL) übersetzt.

In der heutigen grossindustriellen Landwirtschaft und im Gartenbau steht die Effizienz der Lebensmittelproduktion an erster Stelle. Möglichst hohe Erträge zu möglichst geringen Kosten. Die Kehrseite davon ist, dass grosse Mengen chemischer Pestizide zur Bekämpfung von Krankheiten und Schädlingen in den Kulturen eingesetzt werden. Die Folge ist, dass wir überall in unserer Umwelt giftige Stoffe finden, die dort nicht hingehören: auf Lebensmitteln, im Hausstaub, in Urin, Fäkalien und Haaren von Landwirten, im Boden, in Pflanzen im Garten und im Park und im (Trink-)Wasser. Kurzum: Menschen, Tiere und die Umwelt sind einer ganzen Reihe von Pestiziden ausgesetzt. Es wird immer deutlicher, dass all diese Stoffe in der Umwelt die Gesundheit und die biologische Vielfalt beeinträchtigen.

Und das ist sehr besorgniserregend, denn die Niederlande befinden sich in einer Biodiversitätskrise. Seit 1900 sind die einheimischen Pflanzen- und Tierpopulationen um bis zu 85% zurückgegangen. In landwirtschaftlichen Gebieten ist die biologische Vielfalt in den letzten 30 Jahren um bis zu 50% zurückgegangen. In der Hälfte unserer Gräben und Kanäle wird die zulässige Konzentration von Pestiziden überschritten. Dies hat erhebliche Auswirkungen auf das Leben im Wasser. Wasserorganismen werden krank oder sterben. Die Ökosysteme werden dadurch geschwächt.

Aber auch die menschliche Gesundheit ist gefährdet. Landwirte, Gärtner und Arbeiter, die mit Pestiziden arbeiten, sind durch gesundheitliche Probleme gefährdet. Die Arbeitnehmer sind nur unzureichend vor der Exposition gegenüber schädlichen Pestiziden geschützt. Landwirte, die mit Pestiziden arbeiten, haben ein höheres Risiko, an der am schnellsten wachsenden Gehirnkrankheit Parkinson zu erkranken, als andere Menschen. Ausserdem mehren sich die Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen der Pestizidbelastung und verschiedenen Krebsarten, Lungenerkrankungen, Fortpflanzungsproblemen und Störungen des Immunsystems. Hinzu kommt, dass Pestizide häufig in Kombination verwendet werden. Diese Pestizid-Cocktails schaden der biologischen Vielfalt und der Gesundheit höchstwahrscheinlich mehr als einzelne Pestizide. Dies wird jedoch kaum erforscht, und diese Cocktails spielen bei der Zulassung von Pestiziden keine Rolle. Die derzeitigen Zulassungsvorschriften für Pestizide reichen nicht aus, um das Risiko von Gehirnerkrankungen wie der Parkinson-Krankheit angemessen zu bewerten. Chronische gesundheitliche Auswirkungen werden nicht berücksichtigt, weil sie sich oft erst später im Leben zeigen und die Forschung sich auf die kurze Frist konzentriert.

Kurzum: Die Besorgnis über die Auswirkungen und Risiken des Pestizideinsatzes in Landwirtschaft und Gartenbau ist gross. Es besteht Handlungsbedarf!

Natur & Umwelt, die Parkinson-Vereinigung (Teil der Parkinson-Allianz Niederlande), die FNV und eine breite Koalition von Organisationen der Zivilgesellschaft fordern die Regierung auf, ihrer Verantwortung gerecht zu werden und dafür zu sorgen, dass sich die Natur erholt und eine gesunde Umwelt geschaffen wird, in der alle Niederländer sicher leben, arbeiten und sich erholen können. Wir fordern Politiker und Entscheidungsträger auf, die folgenden Punkte in ihren Plänen, Politiken und Entscheidungen zu berücksichtigen:

  1. Anwendung des Vorsorgeprinzips
    In den vergangenen Jahrzehnten haben sich wiederholt unvorhergesehene negative Auswirkungen des Einsatzes chemischer Pestizide gezeigt, wie z. B. das Insektensterben und das erhöhte Risiko der Parkinson-Krankheit. Wir fordern daher die Regierung auf, Pestizide zu verbieten, wenn Zweifel oder Unklarheit über ihre möglichen schädlichen Auswirkungen auf die Gesundheit oder das Ökosystem bestehen. Vorbeugen ist besser als heilen.
  2. Gewährleistung eines gesunden und sicheren Lebensumfelds
    Wir fordern die niederländische Regierung auf, auf eine Verschärfung der Vorschriften für die Zulassung von Pestiziden hinzuwirken, auch im europäischen Kontext. Stellen Sie zum Beispiel sicher, dass die Auswirkungen der Substanzen auf die Gehirnzellen gemessen werden und stellen Sie dafür zusätzliche Mittel bereit. Fordern Sie die Erforschung der Risiken der gebräuchlichsten Cocktails aus giftigen Chemikalien für die Gesundheit und das Ökosystem. In der Tat können verschiedene Stoffe aufgrund ihrer chemischen Wirkung gemeinsam eine stärkere Wirkung haben als jeder einzelne oder als die Summe der Wirkungen.
    Sorgen Sie dafür, dass zwischen landwirtschaftlichen Nutzflächen und Wohngebieten breite spritzfreie Zonen eingerichtet werden. Die Einrichtung solcher Zonen schützt die Menschen vor gesundheitlichen Schäden, aber auch diejenigen, die bereits an der Parkinson-Krankheit leiden. Kürzlich wurde nämlich nachgewiesen, dass sich der Krankheitsprozess bei fortgesetzter Exposition gegenüber Pestiziden beschleunigt.
  3. Für ein sicheres Arbeitsumfeld sorgen
    Die Arbeitgeber sind gesetzlich verpflichtet, die Risiken aller verwendeten Pestizide gemeinsam mit den Arbeitnehmern in einer Risikoinventarisierung und -bewertung (RI&E) zu erfassen. Ausserdem müssen sie einen Aktionsplan aufstellen, wie sie diese Risiken angehen. Die Arbeitsaufsichtsbehörde soll besser sicherstellen, dass diese RI&Es in Absprache mit den Arbeitnehmer erstellt werden. Wir fordern auch eine Intensivierung der Inspektionen zur Umsetzung der Massnahmen in den Aktionsplänen zum Schutz der Arbeitnehmer. Darüber hinaus fordern wir die Regierung auf, die Arbeitgeber zu verpflichten, auch die Arbeitnehmer zu erfassen, die Substanzen ausgesetzt sind, die im Verdacht stehen, krebserregende, erbgutverändernde und fortpflanzungsgefährdende Eigenschaften zu haben.
    Ziel all dieser Massnahmen ist es, die Exposition der Arbeitnehmer gegenüber Pestiziden zu verringern und sie so weit wie möglich zu schützen.
  4. Schutz der biologischen Vielfalt und der Wasserqualität
    Sicherstellung eines raschen Übergangs zu naturnahen und ökologischen Anbausystemen, bei denen der Einsatz chemischer Pestizide stark reduziert wird und Landwirtschaft und Natur sich gegenseitig verstärken. Ergreifen Sie Massnahmen, um das Abfliessen von Pestiziden und deren Auswaschung ins Wasser zu verhindern. Stoppen Sie den Einsatz von chemischen Pestiziden in Gebieten, in denen Trinkwasser gewonnen wird, um eine weitere Verschmutzung unseres Trinkwassers zu verhindern. Verbot des Einsatzes von Pestiziden in Naturschutzgebieten, einschliesslich der landwirtschaftlichen Flächen in diesen Gebieten.
    Stellen Sie sicher, dass keine Pestizide mit Substanzen zugelassen werden, die mit den üblichen Methoden im Wasser nicht messbar sind. Diese so genannten nicht prüfbaren Stoffe sind in geringen Konzentrationen sehr schädlich, werden aber in Überwachungsprogrammen erst dann gemessen, wenn sie weit über der Norm liegen. Modellstudien auf der Grundlage von Zahlen zum Pestizidverbrauch haben ergeben, dass 90% der Umweltschäden durch nicht messbare Stoffe verursacht werden. Dieser blinde Fleck bedeutet, dass wir einfach nicht wissen, wie schlecht unser Wasser ist.
  5. Beschleunigung des Übergangs zu einer naturnahen und ökologischen Landwirtschaft
    Die Regierung arbeitet daran, die Abhängigkeit von chemischen Pestiziden, insbesondere von den schädlichsten, zu verringern, aber das geht nicht schnell genug, so die Schlussfolgerung des Gesundheitsrates. Daher ist ein schnellerer Systemwechsel zu einer naturnahen und ökologischen Landwirtschaft erforderlich. Wissen und Lösungen aus dem ökologischen und naturnahen Landbau stärker nutzen und sich für mehr Forschung im Rahmen dieser Anbauprinzipien einsetzen. Investieren Sie in die naturnahe Ausbildung von Landwirten und Anbauberatern. Finanzielle Unterstützung für Landwirte, damit sie die Umstellung bewältigen und Vereinbarungen in der Kette für ein solides Einkommensmodell für naturverträgliche Landwirte treffen können.
    Darüber hinaus ist eine Politik erforderlich, die den gesamten Sektor bei der Umstellung unterstützt. Untersuchung des dänischen Modells, bei dem nach dem Verursacherprinzip eine Steuer auf Pestizide erhoben wird, die sich nach deren Toxizität richtet. Sicherstellung einer ordnungsgemässen digitalen Registrierung des Pestizideinsatzes auf Ebene der Kulturen. Förderung und Organisation eines professionellen Vergleichs des Pestizideinsatzes und der Umweltbelastung durch Pestizide; dies wird das Bewusstsein und die Handlungsperspektive der Landwirte und ihrer Berater schärfen.
  6. Unterstützen Sie das europäische Ziel, bis 2030 50% weniger Pestizide zu verwenden, und stimmen Sie gegen die Erneuerung von Glyphosat
    Wir fordern die Regierung auf, im Einklang mit der früheren Forderung von mehr als 700 Wissenschaftlern das europäische Ziel zu unterstützen und sich zu eigen zu machen, den Einsatz und die Risiken von Pestiziden bis 2030 um mindestens 50% zu reduzieren. Darüber hinaus sollte sie sich verpflichten, Pestizide, die ernsthafte Risiken für Mensch und Umwelt darstellen können – die europäische Liste der zu ersetzenden Stoffe – bis spätestens 2030 zu verbieten. Verhindern Sie, dass solche Pestizide in der Zwischenzeit zugelassen werden.
    Schliesslich fordern wir die Regierung auf, sich ein für alle Mal von dem gesellschaftlich höchst umstrittenen Wirkstoff Glyphosat zu verabschieden. Es ist hochgradig schädlich für Bienen, Wasserlebewesen und die Bodenflora. Laut WHO ist es wahrscheinlich krebserregend und es gibt ernsthafte Bedenken, dass Glyphosat das Risiko der Parkinson-Krankheit erhöht. Wir fordern die Regierung auf, zusammen mit anderen Ländern wie Deutschland gegen die europäische Verlängerung der Zulassung von Glyphosat bis Ende 2023 zu stimmen. Glyphosat ist das am weitesten verbreitete Herbizid zur Unkrautbekämpfung, aber es gibt gute Möglichkeiten, dies mit Technik und Maschinen zu tun.

„Dies ist meine Geschichte. In meiner Jugend habe ich sechs Wochen lang bei einem Lilienzüchter gearbeitet. Ich bezweifle ernsthaft, dass ich nur geringfügig mit Gift in Berührung gekommen bin. Ich glaube, sie war enorm. Bei heissem Wetter arbeiteten wir ohne Hemd (um braun zu werden). Und die Kühle hinter dem Sprühgerät war wunderbar. Im Nachhinein betrachtet habe ich also Pestizide eingeatmet und war ihnen durch Hautkontakt ausgesetzt. Ich weiss nicht, welche Pestizide verwendet wurden. Mit 29 Jahren wurde bei mir Parkinson diagnostiziert, und ich leide jetzt seit 19 Jahren an Parkinson. – F. Roos

„Ich hatte den Verdacht, dass mein Spannungsgefühl mit dem Pestizid gegen Pilze und Milben zu tun hatte, das am Freitag vor dem Wochenende in den Klimazellen versprüht wurde. Am Montag war alles fettig, auch die Haut und die Haare. Wir hatten keine Schutzmaske oder Handschuhe. Ich wurde immer kurzatmiger. Als ich 2017 plötzlich eine Gesichtslähmung bekam, war mein Mann schockiert.“ – Klimakammerarbeiterin N. Macrojon (47 Jahre)

Maatschappelijk Manifest Bestrijdingsmiddelen, april 2023, https://natuurenmilieu.nl/app/uploads/Manifest-Bestrijdingsmiddelen.pdfVoor een gezond, groen en veilig Nederland

Rückstände von Herbiziden auf Glyphosatbasis im Boden wirken sich negativ auf pflanzenfördernde Mikroben aus

15. April 2023

Copyright: Universität Turku, Finnland

Copyright: Universität Turku, Finnland

Medieninformation der Universität Turku vom 6.4.23: Residues of Glyphosate-based Herbicides in Soil Negatively Affect Plant-beneficial Microbes

Forscher der Universität Turku fanden heraus, dass selbst sehr geringe Rückstandsmengen von Herbiziden auf Glyphosatbasis negative Auswirkungen auf endophytische (im Innern der Pflanze lebende) Mikroben in Gartenerdbeeren haben.

In einer Feldstudie untersuchten Forscher der Universität Turku, Finnland, die Auswirkungen von Glyphosatrückständen im Boden auf die endophytischen Mikrobengemeinschaften von Gartenerdbeeren, wobei sie die üblichen landwirtschaftlichen Praktiken der Herbizidausbringung anwandten.

Proben von Erdbeerpflanzen, die auf dem Versuchsfeld wuchsen, zeigten, dass, obwohl die Gesamtzusammensetzung einer mikrobiellen Gemeinschaft und das Wachstum von Gartenerdbeeren nicht beeinträchtigt wurden, bestimmte endophytische Mikroben, die für ihre pflanzenfördernden Funktionen bekannt sind, in den Erdbeerpflanzen, die Herbizidrückständen im Boden ausgesetzt waren, relativ weniger häufig vorkamen.

„Diese pflanzenfreundlichen Mikroben sind endophytisch, das heisst, sie leben in den Blättern und Wurzeln der Pflanzen. Zu ihnen gehören Bakterien und Pilze, die in den Pflanzen mikrobielle Gemeinschaften bilden. Diese mikrobiellen Gemeinschaften fördern die Ernährung, Krankheitsresistenz und Stresstoleranz ihrer Wirtspflanzen. Diese endophytischen Mikroben sind also unverzichtbare Partner der Pflanzen, da die Pflanzen für ihre Gesundheit und ihr Überleben auf sie angewiesen sind“, erklärt Suni Mathew von der Fakultät für Biologie der Universität Turku.

Herbizide auf Glyphosatbasis werden zur Unkrautbekämpfung auf landwirtschaftlichen Feldern vor der Aussaat eingesetzt und bauen sich angeblich schnell im Boden ab, so dass Nutzpflanzen, die nach der zweiwöchigen Sicherheitsfrist gepflanzt werden, der Chemikalie nicht ausgesetzt sind. Andere Studien haben jedoch gezeigt, dass dies nicht der Fall ist und selbst nach zwei Wochen noch geringe Rückstände von Glyphosat im Boden zu finden sind.

In dieser Studie wurden die Herbizidparzellen des Versuchsfeldes mit der Standarddosis eines Herbizids auf Glyphosatbasis besprüht (Glyphosatkonzentration: 450 g L-1, CAS: 3864-194-0, Aufwandmenge: 6,4 l ha-1) und die Kontrollparzellen mit Leitungswasser besprüht. Nach dem Sprühen beobachteten die Forscher die zweiwöchige Sicherheitsphase vor dem Einpflanzen der Erdbeerpflanzen.

Forscher beginnen gerade erst, die Bedeutung der endophytischen Mikroben für die Pflanzengesundheit zu verstehen

Die Wirkung von Glyphosat beruht auf der Hemmung des Shikimat-Stoffwechselwegs, einem Stoffwechselweg für die Synthese von Aminosäuren, der in Pflanzen, nicht aber in Tieren vorkommt. Dieser Stoffwechselweg ist jedoch auch in vielen Mikroben vorhanden.

„Es wird oft übersehen, dass der Shikimat-Stoffwechselweg auch in Mikroben vorkommt. Wir wissen bereits, dass Herbizide auf Glyphosatbasis und ihre Rückstände einige freilebende Mikroben im Boden beeinträchtigen können. Insgesamt beginnen wir gerade erst, die Bedeutung der endophytischen Mikroben für die Pflanzengesundheit zu verstehen. Daher ist es wichtig zu untersuchen, ob diese Mikroben durch Glyphosatrückstände beeinträchtigt werden. Die nächste Frage ist, ob die Glyphosatrückstände, die zu Veränderungen bei den endophytischen Mikroben führen, auch die Ernährung, Gesundheit und Krankheitsresistenz der Pflanzen beeinflussen“, sagt Mathew.

In der Studie wurde auch ein neuer bioinformatischer Ansatz verwendet, um herauszufinden, ob die Veränderungen in den mikrobiellen Gemeinschaften mit ihrer Empfindlichkeit gegenüber Glyphosat zusammenhängen. Die Ergebnisse zeigten, dass die mikrobielle Gemeinschaft in den Wurzeln der Pflanzen in den Herbizidparzellen mehr potenziell glyphosatresistente Bakterien aufwies als die Wurzeln der Pflanzen in den Kontrollparzellen. Diese Verschiebung der bakteriellen Gemeinschaft zugunsten potenziell glyphosatresistenter Bakterien könnte zu einem Rückgang der mikrobiellen Vielfalt führen.

„Unsere Studie zeigt, wie selbst sehr geringe Rückstände von Agrochemikalien pflanzenassoziierte Mikroben beeinflussen können. Veränderungen in der Häufigeit bestimmter pflanzenfreundlicher endophytischer Mikroben und die Dominanz potenziell glyphosatresistenter Bakterien können besorgniserregend sein, wenn sie sich langfristig auf die Pflanzengesundheit auswirken“, betont Mathew.

Residues of Glyphosate-based Herbicides in Soil Negatively Affect Plant-beneficial Microbes. Medieninformation University of Turku 6.4.23

Glyphosate-based herbicide use affects individual microbial taxa in strawberry endosphere but not the microbial community composition. Suni Anie Mathew et al. Journal of Applied Microbiology Volume 134, Issue 2, February 2023, lxad006, https://doi.org/10.1093/jambio/lxad006

Wie können Abgase von Verbrennungsmotoren, Kohlekraftwerken und der Holzverbrennung Lungenkrebs verursachen?

13. April 2023

BrennenderNach dem Fällen von Bäumen wurden die Äste mit grosser Rauchentwicklung verbrannt.

Nach dem Fällen von Bäumen wurden die Äste mit grosser Rauchentwicklung verbrannt.

Luftverschmutzung könnte Lungenkrebs verursachen, und zwar nicht durch Mutation der DNA, sondern durch die Schaffung eines entzündeten Umfelds, das die Vermehrung von Zellen mit bereits vorhandenen krebsauslösenden Mutationen fördert, so das Ergebnis einer umfassenden Studie mit Daten zur menschlichen Gesundheit und Experimenten an Labormäusen.

Die Ergebnisse, die am 5.4.23 in Nature veröffentlicht wurden, zeigen einen Mechanismus auf, der auch auf andere Krebsarten zutreffen könnte, die durch Umwelteinflüsse verursacht werden, und könnten eines Tages zu Möglichkeiten führen, diese zu verhindern. „Die Idee ist, dass die Exposition gegenüber Karzinogenen Krebs begünstigen könnte, ohne dass die DNA tatsächlich verändert wird“, sagt Serena Nik-Zainal, medizinische Genetikerin an der Universität Cambridge, UK. „Nicht jedes Karzinogen ist ein Mutagen“.

Krebsverursachende Umweltverschmutzung

Die Luftverschmutzung verursacht jedes Jahr weltweit Millionen von Todesfällen, darunter mehr als 250’000 durch eine Art von Lungenkrebs, das so genannte Adenokarzinom. Bisher war es jedoch schwierig zu untersuchen, wie Luftverschmutzung Krebs auslöst, zum Teil weil ihre Auswirkungen weniger ausgeprägt sind als die von besser untersuchten Karzinogenen wie Tabakrauch oder ultraviolettem Licht, sagt Nik-Zainal.

Um den Mechanismus zu entschlüsseln, werteten der Krebsforscher Charles Swanton vom Francis Crick Institute in London und seine Kollegen umweltbezogene und epidemiologische Daten aus dem Vereinigten Königreich, Kanada, Südkorea und Taiwan aus. Das Team konzentrierte sich auf Lungenkrebs, der Mutationen in einem Gen namens EGFR aufweist. Diese Mutationen treten bei Lungenkrebs von Menschen, die nie geraucht haben, häufiger auf als bei Rauchern.

Das Team fand heraus, dass Lungenkrebs mit EGFR-Mutationen mit der Belastung durch Luftverschmutzung in Form von Partikeln mit einem Durchmesser von 2,5 Mikrometern oder weniger – weniger als ein Zehntel der Breite eines durchschnittlichen Pollenkorns – in Verbindung gebracht wurde. Solche Verunreinigungen werden von Verbrennungsmotoren, Kohlekraftwerken und der Holzverbrennung ausgestossen.

„Es gibt ein wachsendes Bewusstsein dafür, dass krebsfördernde Substanzen nicht unbedingt durch direkte Veränderung der DNA-Sequenzen wirken müssen“, sagt Allan Balmain, Krebsforscher an der University of California, San Francisco. Sein Labor arbeitet an der Entwicklung von Tests für Karzinogene, die nicht auf der Suche nach neuen Mutationen beruhen.

Die Frage ist nun, wie man verhindern kann, dass mutationstragende Zellen durch Umweltfaktoren wie Luftverschmutzung aktiviert werden. Bei Millionen von Menschen, die einer hohen Luftverschmutzung ausgesetzt sind, ist es nicht machbar, sie alle mit IL-1β-blockierenden Medikamenten zu behandeln – das wäre teuer, und die Medikamente könnten bei ansonsten gesunden Menschen unerwünschte Nebenwirkungen verursachen, sagt Balmain.

Stattdessen schlägt Balmain vor, dass einfache diätetische Massnahmen, die Entzündungen bekämpfen, das Risiko einiger Krebsarten verringern könnten. „Es lohnt sich, diese Fragen zu überdenken und zu versuchen, die besten Ernährungsfaktoren zu finden, die man einnehmen könnte, um bösartigen Erkrankungen vorzubeugen“, sagt er. „Viele von ihnen könnten das durchaus tun – wir wissen es nicht, weil wir nicht die richtigen Tests durchgeführt haben.“

Heidi meint:

„In erster Linie gilt es aber, die Luftverschmutzungen an der Quelle zu reduzieren. Etwa Mobilität, eine politisch Unberührbare: Brot und Spiele. Und z.B. unterliegen Heizungsöfen einer strengen Kontrolle, während sonst viel Umweltverschmutzendes verkauft werden darf wie Feuerschalen, Terrassenholzöfen, Gartencheminées, holzbefeuerte Freiland-Badezuber, offene Holzkohle-Produktionseinrichtungen. Und immer noch häufig wird Gartenabraum einfach verbrannt und beim Holzen anfallende Äste werden zu Mottfeuern. Betroffen sind oft nicht nur die Feuerteufel, sondern auch die Nachbarn; sie dürfen mitrauchen.

Das entstehende CO2 schadet dem Klima, die entweichenden Schadstoffe aller Art sind gesundheitsschädigend. Eigenverantwortung versagt einmal mehr. Doch die Industrie beruft sich darauf, immer wieder, besingt die Freiheit und schwafelt von mündigen KonsumentInnen, verherrlicht den Markt, der alles bestens regelt, besonders lautstark aktuell betreffend Ernährung.

So erwähnt Heidi hier Altbekanntes, nämlich was entzündungsfördernd ist: Zucker, Alkohol, Weissmehl, Transfette (industriell gehärtetes Pflanzenfett, vor allem in Fast Food, Backwaren und Chips enthalten), Wurst und Speck, Fleisch, Milchprodukte und Eier.

Glauben Sie nicht, was Ihnen Swiss Food (Forschende Industrie für umfassende Nachhaltigkeit) in der neuesten Propaganda vom 14.4.23 unter dem Titel Zuckerbrot und Peitsche erzählt. Das Pamphlet tönt eher wie ein Rettungsruf, denn als ernst zu nehmender wissenschaftlich fundierter Text. Die Industrie (in diesem Falle über das Sprachrohr Syngenta und Bayer) hat Angst um ihr Geschäft, denn ihr Geschäftsmodell richtet sich nicht in erster Linie nach Gesundheit, Umwelt usw, sondern nach dem Profit.

Wissenschaftlich fundierte Empfehlungen für entzündungshemmende Ernährung zum Vorbeugen von Krebs müssen noch erarbeitet werden. Aber allgemeine Empfehlungen für entzündungshemmende Ernährung gibt es im Internet viele. Sie decken sich zu einem wesentlichen Teil mit den guten Empfehlungen für eine gesunde Ernährung. Fallen Sie auch hier nicht auf die Propaganda der Industrie herein: Nahrungsergänzungsprodukte aller Art sind in der Regel nicht hilfreich!“

How air pollution causes lung cancer — without harming DNA. Nature 5.4.23

Diesjährige Helikoptersprühflüge seit 18.3.23 – Heidi hat die neueste Pestizidliste studiert

12. April 2023

Gefahrenkennzeichnungen Fungizid Lumino, Pflanzenschutzmittelverzeichnis des BLV, abgerufen am 11.4.23

Gefahrenkennzeichnungen für das Fungizid Lumino, Pflanzenschutzmittelverzeichnis des BLV, abgerufen am 11.4.23

An vielen Orten in Europa ist das Ausbringen von Pestiziden mit dem Helikopter verboten, nicht so in der Schweiz. Air Glaciers schreibt auf der Homepage:

„Der Helikopter ist das Sprüh-Transportmittel und die Wahl des Pflanzenschutzmittels liegt in Ihrer Hand: PI, SPS, BIO oder gemischt. Im Jahr 2023, 80% der eingesetzten Produkte sind Produkte, die im ökologischen Landbau verwendet werden.

Für eine gesunde Ernte sind Pflanzenschutzmittel unerlässlich. Ohne vorbeugende Behandlungen zerstören Pilzkrankheiten, insbesondere der echte und falsche Mehltau, die Ernte und schwächen die Kulturen. Da viele Anpflanzungen sich vorwiegend in Steillagen befinden, kommt der Helikopter für die Behandlungen zum Einsatz.

Unsere Sprühflüge unterliegen strengen Kontrollen des Kantones und bedürfen einer jährlichen Genehmigung des BAFU und BAZL. Es sind nur wenige Pflanzenschutzmittel zum Sprühen aus der Luft zugelassen. Dabei handelt es sich ausschliesslich um Fungizide, wovon einige auch für Biokulturen zugelassen sind. Dank dem Einsatz des Helikopters in Steillagen kann die Menge von Pflanzenschutzmittel um bis zu 30% gesenkt werden.“

Weil „Faktenchecks“ so in Mode sind, möchte Heidi hier gerade einhaken:

  • Als das Bundesamt für Umwelt (BAFU) die Distanzen zu sensiblen Flächen wie Oberflächengewässer und Wohnzonen vor einigen Jahren auf 30 m halbierte und nur für „besonders schädliche“ einen grösseren von 60 m vorschrieb, hat sich Heidi intensiv mit den zugelassenen Pestiziden befasst. Dem Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) war damals eine Liste von 100 für die Luftapplikation zugelassene Pestiziden zum Entscheid für 30 m oder 60 m Abstand unterbreitet worden. Weil Heidi diese gerade Zahl suspekt vorkam, duchforstete sie das Pflanzenschutzmittelverzeichnis und fand noch viele weiteren für Luftapplikation zugelassene Pestizide. Es stimmt also nicht, dass „nur wenige Pflanzenschutzmittel“ zum Sprühen aus der Luft zugelassen sind.
  • Betreffend eingesetzter Pestizide widerspricht sich die Air Glaciers auch dieses Jahr. Im einleitenden Text heisst es, dass 80% der Mittel im ökologischen Landbau eingesetzt würden. Weiter unten liest Heidi, dass einige auch für Biokulturen zugelassen seien. Heute gilt eben fast alles als ökologisch, nachhaltig, klimaneutral, kinderfreundlich, menschenfreundlich usw. Das Tragische daran ist nur, dass viele das glauben.
  • Die Behauptung, dass der Pflanzenschutzmitteleinsatz um bis zu 30% gesenkt werden kann, das wagt Heidi anzuzweifeln, ohne jedoch den Beweis dazu liefern zu können.

Agroscope gibt jeweils Ende Dezember die neueste Liste der für Helikopter-Sprühflüge zugelassenen Pestizide heraus. Weil sie in Changins erstellt wird, ist sie auf französisch verfasst. Neun Pestizide sind für Aprikosenbäume zugelassen, 81 Pestizide für Reben. Was ist mit den übrigen, die für Luftapplikation zugelassen sind, aber nicht auf dieser Liste figurieren? Vor Jahren hat das BAFU Heidi erklärt, dass für all jene ein Abstand von 60 m gelten würde, was Heidi etwas erstaunte, denn darunter sind auch ziemlich harmlose.

Agroscope-Liste der für die Luftapplikation (Helikopter) zugelassenen Pestizide mit Detailinfos, PDF

Alphabetische Agroscope-Liste der für die Luftapplikation (Heliopter) zugelassenen Pestizide, PDF

Änderungen seit 2021

Im Vergleich zum Jahr 2021 gibt es für 2023 folgende Änderungen in der Agroscope-Liste Luftapplikation:

  • Gestrichene Fungizide: Valiant flash (60 m Abstand zu Gewässern), Carbofort, Profiler, Systhane Viti 240, Tiolene
  • Neu zugelassene Fungizide: Auralis, Cidely, Cupric flow, FytoSave, Lumino, Prox, Thiovit liquid und Tofa

Besondere Beachtung schenkt Heidi drei Pestiziden, die neu auf der Agroscope-Liste sind.

Das Fungizid Lumino wird gegen viele Pilzkrankheiten und in zahlreichen Kulturen eingesetzt: Beeren, Salat, Obst, Gemüse, Zuckerrüben, Kräuter, Kartoffeln, Raps, Bäume, Sträucher, Blumen, Rosen, Reben usw. Für Lumino wird lediglich ein Abstand von 60 m zu Oberflächengewässern gefordert, nicht aber einen solchen zu Wohnzonen. In Anbetracht der Einstufung als „gesundheitsschädigend“ mit fünf H-Punkten (EUH066, EUH401, H304, H319, H336, siehe Abbildung am Anfang dieses Beitrags) ist es für Heidi unerklärlich oder eher unverantwortlich, dass kein grösserer Abstand zu Wohnzonen gefordert wird.

Für Prox wird ein Abstand zu Wohnzonen und Oberflächengewässern von 60 m gefordert.

Gefahrenkennzeichnungen für das Fungizid Prox, Pflanzenschutzmittelverzeichnis des BLV, abgerufen am 11.4.23

Gefahrenkennzeichnungen für das Fungizid Prox, Pflanzenschutzmittelverzeichnis des BLV, abgerufen am 11.4.23

Und was ist mit Tofa? Sowohl zu Wohnzonen wie auch Oberflächengewässern wird nur ein „normaler“ Abstand von 30 m gefordert, obwohl die Gefahrenkennzeichnungen im Pflanzenschutzmittelverzeichnis des BLV u.a. „H362Kann Säuglinge über die Muttermilch schädigen“ enthält. Jede Mutter ist ja selber schuld wenn sie in der Nähe von Heli-Rebbergen wohnt oder sich zur Zeit der Sprühflüge dort aufhält. Und das Kind?:

Gefahrenkennzeichnung von Tofa gemäss Pflanzenschutzmittelverzeichnis des BLV, abgerufen am 11.4.23

Gefahrenkennzeichnung von Tofa gemäss Pflanzenschutzmittelverzeichnis des BLV, abgerufen am 11.4.23

Die Sprühflüge der Aprikosenbäume begannen gemäss Air Glaciers am 18.3.23. Je nach Wetterbedingungen (wurden) werden bis zum 15.4.23 drei bis sechs Behandlungen zu bestimmten und genau festgelegten Zeitpunkten stattfinden. Die Pflanzenschutzflüge der Reben beginnen normalerweise Mitte Mai. Da diese vom vegetativen Zustand der Kulturen und der Entwicklung der Natur abhängig sind, werden die verschiedenen Behandlungstage nach und nach veröffentlicht.

Allen Beteuerungen zum Trotz ist das Ausbringen von Pestiziden per Helikopter keine gute Idee, denn die Abdrift ist hoch, zu viel Gift landet dort, wo es nicht hingehört. Es wird viel geredet über die Reduktion der Pestizide, aber noch immer werden anfällige Rebensorten neu gepflanzt und Pestizide mit unzulänglichen Methoden ausgebracht. Auch Bio-Mittel gehören nicht breitflächig verteilt!

Heidi meint: „Die Helikoptersprühflüge müssten auch in der Schweiz endlich verboten werden.“

Spray : Reben- und Aprikosenpflege. Air Glaciers

Heidis weitere Artikel über Helikoptersprühflüge

Mehr als 700 WissenschaftlerInnen fordern eine ehrgeizige Pestizidpolitik für die europäische Landwirtschaft

7. April 2023

Der Agrarpolitik-Blog hat den offenen Brief von mehr als 700 WissenschaftlerInnen, die eine ambitionierte europäische Pestizidpolitik fordern, auf Deutsch veröffentlicht.

Was in der EU passiert, das betrifft auch die Schweiz. Gerade die Pestizidregulierungen werden von unseren Behörden mehr oder weniger übernommen, Verbote von Wirkstoffen oft mit einiger Verspätung. Daher ist dieser Aufruf von WissenschaftlerInnen, auch Schweizer, wichtig für uns. Heidi hat den offenen Brief aus der Wissenschaft von mehreren Seiten verlinkt erhalten, was die Bedeutung des folgenden Beitrags unterstreicht:

Der intensive Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in der Landwirtschaft verursacht grosse Risiken für Mensch und Umwelt. Die EU hat sowohl in der «Farm to Fork“-Strategie als auch im Rahmen des globalen Kunming-Montreal Global Biodiversity Framework ambitionierte Reduktionsziele fixiert, die in wenigen Jahren erreicht werden sollen. Diese Ziele geraten zunehmend unter politischen Druck. Mehr als 700 WissenschaftlerInnen forderten in einem offenen Brief die unverzügliche und definitive Verabschiedung einer ehrgeizigen Pestizidpolitik für die europäische Landwirtschaft. In einem in der Zeitschrift Nature Food veröffentlichten Artikel haben wir die Diskussion und Argumente zusammengefasst (Candel et al. 2023).

Lesen Sie bitte den vollständigen Artikel! Es ist wichtig, dass wir uns informieren, denn die Wissenschaft hat allenthalben Mühe, von der Politik gehört zu werden, da dort viele LobbyistInnen sitzen: Mehr als 700 WissenschaftlerInnen plädieren für eine ambitionierte europäische Pestizidpolitik. Jeroen Candel, Guy Pe’er & Robert Finger, Agrarpolitik-Blog 5.4.23

Candel, J., Pe’er, G., Finger, R. (2023). Science calls for ambitious European pesticide policies. Nature Food 31.3.23 https://www.nature.com/articles/s43016-023-00727-8

Scientists call for ambitious Sustainable Use of Pesticides Regulation. Candel, Jeroen, offener Brief, Stand vom 22.12.22

.

7.4.23 HOME

Datenschutzerklärung

Sulfurylfluorid ist Ersatzgift für den Ozonkiller Methylbromid

4. April 2023

Quelle: Wikipedia, Gefahrenkennzeichnung Monophosphan

Das Deutsche Umweltbundesamt prüft Monophosphan als Ersatzstoff für Sulfurylfluorid für die Begasung von Containern. Quelle Gefahrenkennzeichnung Monophosphan: Wikipedia. H220: Extrem entzündbares Gas. H280: Enthält Gas unter Druck; kann bei Erwärmung explodieren. H330: Lebensgefahr bei Verschlucken. H314: Verursacht schwere Verätzungen der Haut und schwere Augenschäden. H400: Sehr giftig für Wasserorganismen. EUH071: Wirkt ätzend auf die Atemwege.

Sulfurylfluorid findet etwa seit dem Jahr 2000 breite Anwendung als Pflanzenschutzmittel und Biozid. Dabei dient es als Ersatz für das ozonschichtschädigende Methylbromid (Brommethan), dessen Verwendung durch das Montrealer Protokoll weltweit stark begrenzt und in der Schweiz verboten wurde.

Zwar wirken sich Emissionen von Sulfuryldifluorid im Gegensatz zu Methylbromid nicht schädigend auf die Ozonschicht aus, aber Sulfurylfluorid verfügt über ein hohes Treibhauspotenzial. Atmosphärenmessungen zeigen, dass seit dem Jahr 2000 mit der Abnahme der Konzentration an Methylbromid gleichzeitig eine stetige Zunahme des Ersatzstoffes Sulfuryldifluorid einhergeht. Heidi meint: „Einmal mehr den Teufel mit dem Belzebub austreiben!“

Behandlung von Lebensmitteln

Auch für die Behandlung von Lebensmitteln ist das gesundheitsschädliche Sulfurylfluorid zugelassen, zwar nicht in der Schweiz, aber in der EU und z.B. in Deutschland: Unter dem Handelsnamen ProFume erhielt Dow AgroSciences die Zulassung für Sulfurylfluorid durch das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL). Dieses erlaubte 2007 zunächst nur die Anwendung bei Trockenobst sowie zur Desinfektion leerer Mühlen und Räume.

Eine zweite Zulassung 2009 umfasste auch die Behandlung von Nüssen, Walnüssen und Schalenfrüchten sowie für verschiedene Getreidearten, die in Lagern oder unter gasdichten Planen bis zur Weiterverarbeitung gelagert werden. 2012 erfolgte die Zulassung zur Schädlingsbekämpfung für die Behandlung von Laub- und Nadelholz, Holzpaletten und Packholz.

Lösungsansätze Überseecontainer

Das Umweltbundesamt Deutschland sieht zwei Lösungsansätze für die Begasung von Überseecontainern, denn diese müssen für den Export nach Australien, Neuseeland, China … gegen Schädlinge behandelt werden: die Entwicklung von Gasabscheidern, welche die Abluft nach der Begasung von Sulfuryldifluorid reinigen, sowie die Zulassung international anerkannter Ersatzverfahren.

Doch dies ist nicht einfach. Zum Beispiel wird die Eignung der giftigen und brennbaren Gase Monophosphan (PH3) oder Ethandinitril (Dicyan) geprüft. Monophosphan ist ein sehr starkes Nerven- und Stoffwechselgift, das nicht nur bei Säugetieren, sondern auch bei Insekten schon bei niedriger Konzentration hochwirksam ist. Beim Menschen löst es Blutdruckabfall, Erbrechen, Lungenödeme und Koma aus. Ausserdem ist Monophosphan durch Spuren von Diphosphan an der Luft selbstentzündlich, so dass bei Handhabung strenge Sicherheitsvorkehrungen notwendig sind. Dicyan ist ein farbloses und giftiges, stechend-süsslich riechendes Gas mit einem Siedepunkt von −21 °C.

Eine weitere Möglichkeit wäre die thermische Behandlung von Stammholz in Wärmekammern, was mit einem hohen Energieverbrauch verbunden ist. Ersatzverfahren können aber nur zum Einsatz kommen, wenn die Einfuhrländer diese anerkennen.

Heidi meint: „Einmal mehr sind die Lösungsvorschläge eigentlich keine gute Lösung.“

Containerbegasung mit Sulfuryldifluorid, Umweltbundesamt Deutschland

Sulfurylfluorid, Wikipedia

Begasung von Lebensmitteln bei der Lagerung und dem Transport. Die wichtigsten Fakten zu Ethylenoxid, Methylbromid, Phosphan und Sulfurylflourid. Eurofins

Sulfurylfluorid: starkes Treibhausgas und giftiger Luftschadstoff. Heidis Mist 2.4.23

.

4.4.23 HOME

Datenschutzerklärung


%d Bloggern gefällt das: