Posts Tagged ‘Pestizide’

Schlechter Zustand der meisten Bäche: Forschen allein genügt nicht!

8. Mai 2024
Viele Schweizer Bäche weisen Beeinträchtigungen durch menschliche Einflüsse auf – so auch dieser Bach bei Ossingen ZH (Foto: Andri Bryner).

Viele Schweizer Bäche weisen Beeinträchtigungen durch menschliche Einflüsse auf – so auch dieser Bach bei Ossingen ZH (Foto: Andri Bryner).

Die Eawag, das Wasserforschungsinstitut der ETH, berichtete am 6.5.24 über den Zustand der Bäche in der Schweiz:

Defizite im ökologischen Zustand Schweizer Bäche

Die Untersuchung von 99 Schweizer Bächen zeigt: Die Mehrheit weist wesentliche Defizite beim ökologischen Zustand auf und kann ihre Funktion als Lebensraum für Tiere nur eingeschränkt erfüllen. In über 70% der untersuchten Gewässer fehlen Insektenlarven und andere Kleinlebewesen, die empfindlich auf Pestizide reagieren. Statistische Auswertungen deuten darauf hin, dass diese Organismen insbesondere dann beeinträchtigt werden, wenn die Struktur und Morphologie des Bachbetts verändert wurde oder wenn der Anteil an Landwirtschaftsflächen im Einzugsgebiet hoch ist.

Kleine Bäche und Flüsse bilden den grössten Teil des 65’000 km langen Gewässernetzes der Schweiz, und sie beherbergen eine vielfältige Fauna. Viele dieser Gewässer sind aber stark von menschgemachten Beeinträchtigungen betroffen. Fast ein Viertel ist eingedolt oder es wurden andere Veränderungen an der Struktur der Bachbetten vorgenommen. Zudem sind die Bäche in stark landwirtschaftlich genutzten Einzugsgebieten oft durch Pestizide belastet.

…Die Studie bestätigt somit, dass die Insektengemeinschaften in einem grossen Teil der Schweizer Bäche mit einer zu hohen Pestizidbelastung und einem schlechten ökomorphologischen Zustand stark gestört sind. Sie unterstreicht damit die Dringlichkeit von Massnahmen zum Schutz und zur Aufwertung dieser Gewässer. Eine Reduzierung der menschlichen Einflüsse ist entscheidend, um die Lebensräume für Tiere zu erhalten und die Biodiversität zu schützen.

Lesen Sie hier den vollständigen Beitrag Defizite im ökologischen Zustand Schweizer Bäche. Eawag 6.5.24

Pestizide in Oberflächengewässern:
Markus Ritter versteht das Problem nicht!

Im Vorfeld der Pestizidinitiativen zogen die Bauern alle Register, um die Initiativen zu bodigen. Ein Beispiel ist das Vorweisen der Pestizidkonzentration im Rhein (0,9 Tonnen). Heidi schrieb am 11.5.21:

„Im Zeitalter von Twitter und Facebook lesen viele Leute nur noch oberflächlich und verstehen dann das Problem nicht, so Markus Ritter. Heidi empfiehlt allen, die den Problemen auf den Grund gehen wollen, Heidis Mist zu lesen.

Ritter hat, wie viele vor ihm, die Verschmutzungs-Tonnen, die angeblich pro Jahr den Rhein hinunterfliessen, auf Facebook veröffentlicht und will uns einmal mehr weis machen, dass Pestizide keine Rolle spielen. In seinem Diagramm hat er sogar noch einen grünen Pfeil eingezeichnet. Peter Jaeggi hat diese Lüge mit Hinweis auf Heidis Mist entlarvt. Typisch ist, dass Ritter auf die Quelle hinweist, nämlich den Bundesratsbericht vom 16.6.17. Im Gegensatz zu Ritter hat Heidi diesen konsultiert. Heidi empfiehlt Markus Ritter und seinen Facebook-KollegInnen ihren Beitrag vom 16.3.21. Dort erklärt sie was von den Rhein-Zahlen zu halten ist:

  • Die Pestizidmengen, die den Rhein hinunterfliessen sind kein grosses Öko-Problem, sondern die Pestizid-Konzentrationen in den zahlreichen Bächen und Bächlein. Weiss das der Präsident des Bauernverbands, Markus Ritter, wirklich nicht?
  • Die Zahlen in der Tabelle des Bundesrats sind nur Beispiele. Die SBV-Kampagnen-Verantwortlichen machen flux daraus Totale, z.B. zählen sie die Werte von drei Pestiziden-Wirkstoffen zusammen, wo es doch deren etwa 300 gibt. Und die ARAs sind am Aufrüsten, also werden diese zum grossen Teil harmlosen Substanzen in Zukunft abnehmen im Rhein.

…“

Pestizide in Oberflächengewässern: Markus Ritter versteht das Problem nicht! Heidis Mist 11.5.21

Heidi meint: „Bauern verweisen gerne auf die geringe Pestizidkonzentration in grossen Flüssen wie dem Rhein, wo die Verdünnung „heile Welt“ vortäuscht.“

8.5.24 HOME

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OECD-Beschwerde gegen Bayer AG wegen systemischer Menschenrechtsverletzungen und Umweltschäden

30. April 2024
Diese Organisationen reichten eine OECD-Beschwerde gegen die Bayer AG ein.

Diese Organisationen reichten eine OECD-Beschwerde gegen die Bayer AG ein. Ein Klick auf das Bild führt zur 75-seitigen Klage.

Medienmitteilung Misereor vom 25.4.24:

Im Vorfeld der Aktionärsversammlung des deutschen Agrochemiekonzerns Bayer zieht ein Bündnis aus sechs zivilgesellschaftlichen Organisationen aus Argentinien, Brasilien, Paraguay, Bolivien und Deutschland den Konzern für schwerwiegende Auswirkungen der industriellen Landwirtschaft in Südamerika zur Verantwortung. Auf Grundlage umfangreicher Recherchen und zahlreicher Interviews mit Betroffenen reichen die Organisationen eine OECD-Beschwerde gegen die Bayer AG ein.

Der Vorwurf: Bayer verstosse gegen die OECD-Leitsätze für multinationale Unternehmen. Der Konzern fördere ein Agrarmodell in Südamerika, das zu Nahrungsunsicherheit, Wasserknappheit, extremer Abholzung, Biodiversitätsverlust, gravierenden Gesundheitsauswirkungen sowie Landkonflikten mit indigenen und bäuerlichen Gemeinschaften führt. “Das Unternehmen hat es versäumt, auf die schwerwiegenden Menschenrechts- und Umweltrisiken, die unmittelbar mit seinem Geschäftsmodell in der Region verbunden sind, angemessen zu reagieren. Weder wurden die Auswirkungen der Nutzung von gentechnisch verändertem Saatgut und Pestiziden überwacht, noch wurden effektive Massnahmen ergriffen, um diese zu verhindern und abzumildern”, sagt Sarah Schneider, Expertin für Landwirtschaft und Welternährung bei Misereor.

Mehr als 50% der Agrarflächen in Brasilien, Argentinien, Bolivien und Paraguay werden mit gentechnisch verändertem Soja-Saatgut bewirtschaftet. Die Bayer AG ist dort führend bei der Vermarktung von glyphosat-resistenten Soja-Saatgut und den entsprechenden Pestiziden. Abel Areco, Leiter  BASE-IS: “In der Beschwerde zeigen wir, dass die Menschen in unserer Region aufgrund des fortschreitenden Sojaanbaus an Vergiftungen und schweren Krankheiten leiden; die lokalen Wasserquellen sind so verschmutzt, dass sie nicht mehr genutzt werden können; Indigenen und bäuerlichen Gemeinschaften wird ihr Land genommen, was ihre Lebens- und Ernährungsweise beeinträchtigt; Tausende von Hektar Wald verschwinden, wodurch die lokale Tier- und Pflanzenwelt bedroht ist.”

Die OECD-Beschwerde dokumentiert vier konkrete Fälle, die die negativen Auswirkungen dieses Agrarmodells in Gebieten zeigen, in denen der Konzern seine Produkte in grossem Umfang vermarktet. Im Rahmen der Beschwerde fordern das Centro de Estudios Legales y Sociales (Argentinien), Terra de Direitos (Brasilien), BASE-IS (Paraguay), Fundación TIERRA (Bolivien), Misereor und das ECCHR die Bayer AG zu einer nachhaltigen Veränderung ihrer Geschäftspraktiken unter Beachtung der Rechte lokaler Bevölkerungsgruppen und der Umwelt auf. „Die OECD-Leitsätze legen eindeutig Sorgfaltspflichten für die nachgelagerte Wertschöpfungskette fest, insbesondere in Fällen, in denen der Missbrauch eines Produkts vorhersehbar ist. Obwohl das deutsche Lieferkettengesetz in seiner aktuellen Fassung diesen Teil der Lieferkette nicht abdeckt, muss Bayer die OECD-Leitsätze einhalten. Wir fordern, dass Bayer für gentechnisch verändertes Soja und Pestizide auf Glyphosatbasis Sorgfaltspflichten entwickelt, die risikobasiert sind und den Kontext in Lateinamerika berücksichtigen, um zu langfristigen Lösungen beizutragen”, sagt Silvia Rojas Castro, Legal Advisor beim ECCHR.

Die Nationale Kontaktstelle der OECD hat nun drei Monate Zeit, um über die Zulässigkeit der Beschwerde zu entscheiden und dadurch eine Mediation zwischen den Betroffenen und dem Konzern zu unterstützen. Die Organisationen erwarten, dass Bayer auf die Beschwerde reagiert und sich aktiv an der Lösung der Probleme beteiligt.

Die OECD-Beschwerde finden Sie hier. 

Weitere Informationen:

OECD-Beschwerde gegen Bayer AG (misereor.de)

ECCHR: Bayers Agrarmodell in Südamerika verstößt gegen OECD-Leitsätze

30.4.24 HOME

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Her mit den Daten: Pestizideinsätze offenlegen!

22. April 2024
Bericht ntv vom 11.4.24

Bericht ntv vom 11.4.24. Ein Klick auf das Foto führt zum Video Ewigkeits-Chemie im Gemüse: PFAS-Pestizide auf dem Vormarsch.

Das Umweltinstitut München schreibt:

Es ist kaum zu glauben: Noch immer weiss niemand, welche Pestizide wann, wo und in welchen Mengen in unserer Umwelt landen! Und das, obwohl LandwirtInnen ihre Pestizideinsätze seit Langem (in der EU) dokumentieren müssen. Doch diese Spritzdaten werden von den zuständigen Behörden bisher nur stichprobenartig überprüft und nicht zentral erfasst, geschweige denn ausgewertet oder veröffentlicht.

Jede Bürgerin und jeder Bürger sollte mit wenigen Klicks die Pestizideinsätze auf einem Acker in der eigenen Nachbarschaft einsehen können. Fordern Sie Landwirtschaftsminister Özdemir jetzt dazu auf, ein System zur elektronischen Erfassung und Veröffentlichung der Pestizideinsätze zu schaffen.

Heidi meint: „Sie können einen solchen Brief auch an den Schweizer Agrarminister Guy Parmelin schreiben. Auch ist eine Forderung für Warntafeln an den Ackerrändern angebracht, wie dies z.B. in Neuseeland üblich ist.“

Guy Parmelin

Unsere Botschaft an den Bundeslandwirtschaftsminister:

Sehr geehrter Herr Özdemir,

obwohl jeder Landwirt, jede Landwirtin dazu verpflichtet ist, zu dokumentieren, welche Pestizide er oder sie ausbringt, werden diese Daten bisher nicht von den Behörden ausgewertet oder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Als neuer Landwirtschaftsminister können Sie endlich Licht ins Dunkel bringen und Transparenz darüber herstellen, welche Pestizide wann, wo und in welchen Mengen verwendet werden.

Ich fordere Sie dazu auf, zeitnah ein System zur elektronischen Erfassung und Veröffentlichung der Pestizideinsätze zu schaffen. Dieses System muss insbesondere folgende Bedingungen erfüllen:

  • Systematische, elektronische Erfassung der Daten über Pestizideinsätze aller beruflichen AnwenderInnen auf Basis der ohnehin vorhandenen Dokumentationspflichten
  •  Bereitstellung der Daten für einzelne landwirtschaftliche Flächen in einer für jede/n frei zugänglichen und einfach zu bedienenden Online-Datenbank
  • Auswertung und jährliche Berichterstattung durch die zuständigen Behörden, um regionale und kulturspezifische Trends zu erkennen

Stärken Sie das Vertrauen der BürgerInnen in Politik und Landwirtschaft und stellen Sie der Wissenschaft die so dringend benötigte Datengrundlage zur Verfügung, indem Sie Pestizideinsätze endlich transparent machen!

Mit freundlichen Grüssen

XY

Heidi empfiehlt Ihnen den nachfolgend verlinkten Kurzfilm von ntv vom 11.4.24 und den Bericht „USA beschliessen strenge PFAS-Höchstwerte für Trinkwasser“ im Infosperber:

USA beschliesst strenge PFAS-Höchstwerte für Trinkwasser. Daniela Gschweng, Infosperber vom 21.4.24

Her mit den Daten: Pestizideinsätze offenlegen! Umweltinstitut München

In der Schweiz bewilligte PFAS-Pestizide. Heidis Mist 29.2.24

Helikoptersprühflüge: Pestizid-Transparenz an der Mosel, wo der Mosel-Apollofalter vom Aussterben bedroht ist. Heidis Mist 16.4.24

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Deutschland: Versicherungsgelder für Parkinson-Syndrom durch Pestizide

18. April 2024
Der Verlauf der Parkinson-Erkrankung lässt sich in fünf Stadien einteilen. Copyright Neurologische Klinik Sorpesee

Der Verlauf der Parkinson-Erkrankung lässt sich in fünf Stadien einteilen. Copyright Neurologische Klinik Sorpesee. Ein Klick auf die Grafik führ zur Klinik Sorpesee.

Der Ärztliche Sachverständigenbeirat Berufskrankheiten (ÄSVB) beim Deutschen Bundesministerium für Arbeit und Soziales hat am 5.9.23 empfohlen, eine neue Berufskrankheit mit der Legaldefinition „Parkinson-Syndrom durch Pestizide“ in die Anlage 1 der Berufskrankheiten-Verordnung aufzunehmen. Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales veröffentlichte einen ausführlichen Bericht am 20.3.24 im Gemeinsamen Ministerialblatt (GMBl), Ausgabe Nr. 10-11/2024: Wissenschaftliche Empfehlung für die Berufskrankheit „Parkinson-Syndrom durch Pestizide“.

Der Empfehlung ging ein langjähriger, sehr intensiver Beratungsprozess voraus, in dessen Verlauf der ÄSVB eine grosse Anzahl internationaler wissenschaftlicher Studien auswertete.

Die Voraussetzungen der neuen Berufskrankheit sind:

  • Diagnostiziertes primäres Parkinson-Syndrom ohne sekundäre Genese (das heisst, die Erkrankung darf nicht Folge einer anderen Grunderkrankung sein),
  • Erfüllung des Dosismasses von mindestens 100 trendkorrigierten Anwendungstagen mit Stoffen aus einer der drei Funktionsgruppen der Pestizide (Herbizide oder Fungizide oder Insektizide) durch eigene Anwendung.

Die Anerkennung als Berufskrankheit kommt bei Personen in Betracht, die Herbizide, Fungizide oder Insektizide langjährig und häufig im beruflichen Kontext selbst angewendet haben, z.B. durch eigene Vor- und Nacharbeit in der Pestizid-Ausbringung oder eigene Pestizid-Ausbringung oder eigene Störungsbeseitigung im Rahmen von Pestizid-Ausbringungen.

Betroffen sind voraussichtlich vor allem landwirtschaftliche UnternehmerInnen, deren mitarbeitende Familienangehörige sowie Beschäftigte in der Landwirtschaft. Auch Angehörige anderer Berufsgruppen könnten betroffen sein, wenn sie in ihrem Arbeitsleben entsprechenden Belastungen ausgesetzt waren, z.B. als Nebenerwerbslandwirte.

Mit der Empfehlung des Sachverständigenbeirats besteht für die Unfallversicherungsträger, GutachterInnen eine einheitliche und aktuelle wissenschaftliche Grundlage für die Prüfung entsprechender Fälle. Bei Vorliegen aller Voraussetzungen kann die Erkrankung auch bereits vor Aufnahme in die Berufskrankheitenverordnung als sogenannte „Wie-Berufskrankheit“ nach § 9 Absatz 2 Siebtes Buch Sozialgesetzbuch anerkannt werden. Der Leistungsumfang bei Anerkennung einer Wie-Berufskrankheit ist derselbe wie bei einer Berufskrankheit, die in die Verordnung aufgenommen wurde.

In Frankreich ist Parkinson schon seit 2012 als Berufskrankheit anerkannt, auch Italien hat nachgezogen.

Interview mit dem Vorsitzenden des Beirats

Der Norddeutsche Rundfunk (NDR) sprach über die Anerkennung der Berufskrankheit mit dem Vorsitzenden des Beirats, dem Arbeitsmediziner Prof. Thomas Kraus. Kraus: „Wir wussten schon sehr lange, dass es Zusammenhänge zwischen einer Pestizid-Belastung im Beruf und der Parkinson-Krankheit gibt. Aber es war extrem schwierig, die wissenschaftliche Literatur aus der ganzen Welt zu bewerten, aufzuarbeiten und dann Kriterien einer Berufskrankheit für das deutsche Sozialrecht abzuleiten.“

Wieso Deutschland erst jetzt die Berufskrankheit anerkennt erklärt Kraus wie folgt: „Wir haben in Deutschland hohe sozialrechtliche Hürden. Und im Ärztlichen Sachverständigenbeirat arbeiten wir alle ehrenamtlich. Wir haben selber gesehen, dass es zu langsam voran ging. Deshalb wurde das Gesetz jetzt auch geändert und wir haben eine wissenschaftliche Geschäftsstelle. Wir hoffen, dass wir dadurch bei künftigen Entscheidungen zur Anerkennung von Berufskrankheiten schneller sind.“

Lesen Sie das ganze Interview hier: Berufserkrankung bei Landwirten: Pestizide verursachen Parkinson. NDR 17.4.24

Schweiz: Nationalrat lehnt Parkinson als Berufskrankheit ab

Nationalrat Clivaz Christophe reichte am 9.6.22 die Motion 22.3574 ein: Für die Anerkennung von Parkinson, Non-Hodgkin-Lymphom, Myelomen und Prostatakrebs als Berufskrankheiten bei Landwirtinnen und Landwirten und anderen Personen, die beruflich Pflanzenschutzmitteln ausgesetzt sind. Der Bundesrat empfahl am 24.8.22 die Ablehnung. Der Nationalrat hat nun gestern, 17.4.24 die Motion ebenfalls abgelehnt.

Heidi: „Eigentlich komisch, dass der bauernfreundliche Nationalrat Verbesserungen für LandwirtInnen ablehnt. Haben die PolitikerInnen Angst, dass das Volk auf die Gefährlichkeit von Pestiziden aufmerksam wird? Wie wird der Ständerat entscheiden?“

Empfehlung für neue Berufskrankheit „Parkinson-Syndrom durch Pestizide“ beschlossen. Unfallversicherung, Bundesministerium für Arbeit und Soziales 20.3.24

Wissenschaftliche Empfehlung für die Berufskrankheit „Parkinson-Syndrom durch Pestizide“. Bundesministerium für Arbeit und Soziales

Parkinson-Krankheit, Wikipedia

Motion 22.3574 von Clivaz Christophe: Für die Anerkennung von Parkinson, Non-Hodgkin-Lymphom, Myelomen und Prostatakrebs als Berufskrankheiten bei Landwirtinnen und Landwirten und anderen Personen, die beruflich Pflanzenschutzmitteln ausgesetzt sind.

18.4.24 HOME

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Helikoptersprühflüge: Pestizid-Transparenz an der Mosel, wo der Mosel-Apollofalter vom Aussterben bedroht ist

16. April 2024

Ausschnitt aus dem Video: Pestizide an der Mosel: welche Stoffe verteilen die Hubschrauber? Arbeitsgemeinschaft Rheinisch-Westfälischer Lepidopterologen e. V. In den Steilhängen der Mosel-Rebberge werden Pflanzenschutzmittel mit Helikopter oder Drohnen ausgebracht. Die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Rheinland-Pfalz (ADD) veröffentlicht jeweils wann, wo und was gespritzt wurde.

In Deutschland ist das Versprühen von Pflanzenschutzmittel mit dem Helikopter aufgrund der sehr hohen Abdrift in umliegende Flächen grundsätzlich verboten. Weil aber die Rebberge an der Mosel sehr steil sind, haben die Winzer eine Ausnahmebewilligung erhalten. Während der von Mai bis August andauernden Spritzsaison ist jede beabsichtigte und genehmigte Behandlung aus der Luft mindestens 48 Stunden zuvor der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Rheinland-Pfalz (ADD) per E-Mail oder Fax anzuzeigen.

Die ADD stellt der Öffentlichkeit während der Flugzeiten Informationen über die genehmigten Hubschrauber-und Drohnenspritzungen zur Verfügung. Hierzu zählen insbesondere die eingesetzten Pflanzenschutzmittel, Anwendungszeitpunkte und Gemarkungen, in denen eine Anwendung stattfindet.

In der Schweiz sind Helikoptersprühflüge erlaubt, es braucht keine Bewilligung. Air Glaciers veröffentlicht die Termine für die Behandlungen zu Beginn der Behandlungssaison. Für 2024 liegen noch keine Daten vor. Die betroffenen 30 Flächen sind hier eingezeichnet: ZONES DE TRAITEMENT PAR HÉLICOPTÈRE. Es fällt auf, dass es sich nicht einfach um Rebberge handelt, sondern es herrscht Vielfalt der Strukturen: Rebberge, Strassen, Häuser, Wald, Gehölze und Gewässer wechseln sich ab. Heidi kann sich nicht vorstellen, dass der Sprühregen immer nur auf den anvisierten Rebberg fällt. In der Vollzugshilfe Ausbringen aus der Luft von Pflanzenschutzmitteln, Biozidprodukten und Düngern sind Rechtsbegriffe konkretisiert und Abstandsvorschriften aufgezeichnet.

Air Glaciers gibt an, dass 80 Prozent der gespritzten Mittel biologische seien. Heidi hat noch keine Antwort auf ihre Fragen betreffend Spritzmittel erhalten z.B. ob es sich bei den 80 Prozent um Kilogramm handelt. Das ist entscheidend, denn Kilogramm sagen gar nichts über die Toxizität aus.

Mosel-Apollofalter kurz vor dem Aussterben

Steilhänge sind typischer Lebensraum des Apollofalters im unteren Moseltal Quelle: Daniel Müller

UBA: Steilhänge sind typischer Lebensraum des Apollofalters im unteren Moseltal Foto: Daniel Müller

Das Deutsche Umweltbundesamt (UBA) schreibt: „An diesen Steilhängen lebt auch der Mosel-Apollofalter (Parnassius apollo vinningensis), eine Unterart des Apollofalters. Der schöne Falter, 2024 zum Schmetterling des Jahres gekürt, ist endemisch. Das heisst, sein Vorkommen im unteren Moseltal ist weltweit das Einzige und Deutschland hat somit eine besondere Verantwortung für den Erhalt dieser Unterart…

Der Falter ist in der europäischen Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-RL) im Anhang IV gelistet und somit streng geschützt. Laut Bundesnaturschutzgesetz § 44 Absatz 4 darf sich der Zustand der in Anhang IV gelisteten Arten durch eine Bewirtschaftung der Flächen nicht verschlechtern. Trotzdem gehen die Bestände des Mosel-Apollofalters stark zurück, an manchen Orten um bis zu 90 Prozent im Zeitraum von 1981 bis 2020. Insbesondere seit 2012 sinken die Bestände fortwährend dramatisch. Der Schmetterling ist auf der Roten Liste Deutschlands als stark gefährdet und auf der Roten Liste von Rheinland-Pfalz als extrem selten eingestuft.“

Neue Fungizide ohne zusätzliche Auflagen bewilligt

Aktuell war das ⁠UBA⁠ in 26 Genehmigungsverfahren zur Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln mit Luftfahrzeugen in deutschen Weinbausteillagen eingebunden. Eine spezifische Bewertung der Risiken für den weltweit nur noch im Weinbaugebiet des unteren Moseltals vorkommenden Mosel-Apollofalter ergab für 16 der Mittel eine so hohe Toxizität, dass eine Anwendung nur mit einem Sicherheitsabstand von – je nach Mittel – 5 bis 30 Metern zu Vorkommen des Schmetterlings vertretbar ist.

Das UBA kann in Anbetracht der aktuellen Datenlage zum dramatischen Bestandsrückgang des Falters bei der Beurteilung der neuen Anträge nicht mehr auf die Forderung nach Mindestabständen verzichten. Alle bisher genehmigten Pflanzenschutzmittel zur Anwendung mit Luftfahrzeugen haben solche Auflagen nicht. Denn zum Zeitpunkt der Entscheidung über die Genehmigung dieser Mittel schienen diese nicht nötig zu sein. Die bereits genehmigten Mittel sind also vorerst weiter für die Anwendung an Weinbausteilhängen verfügbar.

Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) hat am 11.3.24 in einer Fachmeldung bekannt gegeben, dass es die aktuellen Genehmigungen für die Anwendung von Fungiziden mit Luftfahrzeugen in Weinbausteillagen ohne Anwendungsbestimmungen zum Schutz des vom Aussterben bedrohten Mosel-Apollofalters erteilt hat. Damit wurde eine Entscheidung gegen das hier dargelegte Votum des Umweltbundesamtes getroffen.

Informationen über die Pestizide

Die Herkunft der Daten werden im Video erklärt.

Die Herkunft der Daten werden im Video erklärt. Die z.T. hohe Halbwertszeit (Fluopyram) dürfte zu einer Akkumulation führen.

Der schmetterlingskundliche Verein Arbeitsgemeinschaft Rheinisch-Westfälischer Lepidopterologen e. V. wehrt sich gegen die Helikoptersprühflüge, die immer noch neben und über den besonders geschützten Lebensräumen des Mosel-Apollofalters Pestizide versprühen. Sie sind froh, dass sie wenigstens das Umweltbundesamt auf ihrer Seite haben, aber es wird trotzdem weiter gemacht wie bisher, weil die Fungizide angeblich dem Artenschutz dienen, weil durch den Weinbau die Landschaft offen gehalten wird. Es werde also selbst vor den absurdesten Rechtfertigungen nicht zurückgeschreckt, sagen die Schmetterlingsfachleute.

Tim Laußmann vom Verein hat ein fundiertes Video über die an der Mosel eingesetzten Pestizide verfasst. Heidi hat beim Ansehen viel gelernt:

Dem Insektensterben in Echtzeit zusehen

Mosel-Apollofalter – Parnassius apollo. Valvig (Mosel) Brauselay. © Tim Laußmann

Mosel-Apollofalter – Parnassius apollo. Valvig (Mosel) Brauselay. © Tim Laußmann

Die Arbeitsgemeinschaft Rheinisch-Westfälischer Lepidopterologen hat eine ausführliche Dokumentation über den Mosel-Apollofalter zusammengestellt. Heidi veröffentlicht hier nur einen kleinen Teil.

„Benannt nach Apollon, dem Gott des Lichtes, macht der Apollofalter seinem Namen alle Ehre, denn er ist fast ausschliesslich bei Sonnenschein aktiv. Doch die Überlebensaussichten für diese wunderschöne Schmetterlings-Art sind an der Mosel alles andere als sonnig. Die dort vorkommende Unterart – der nach dem Weinort Winningen benannte Mosel-Apollofalter (Parnassius apollo ssp. vinningensis), ist weltweit einzigartig, es gilt, ihn vor dem Aussterben zu bewahren!

Mit der Wahl des weltweit und europarechtlich besonders geschützten Mosel-Apollofalters zum Schmetterling des Jahres 2024 will die Arbeitsgemeinschaft Rheinisch-Westfälischer Lepidopterologen e.V. und die BUND NRW Naturschutzstiftung auf den rücksichtslosen und flächendeckenden Umgang mit Pflanzenschutzmitteln in der Landwirtschaft aufmerksam machen.

Solche Pestizide sollen die Nutzpflanzen schützen, wirken jedoch oft auch schädlich auf Organismen, gegen die sie eigentlich nicht gerichtet waren. So sind zum Beispiel viele der im Weinbau verwendeten chemisch-synthetischen Fungizide (Mittel gegen Pilzbefall) bekanntermassen mehr oder weniger schädlich für Nutzinsekten. Die Wirkung auf Schmetterlinge ist weitgehend unerforscht. Zudem ist mittlerweile bewiesen, dass sich Pflanzenschutzmittel auch weit entfernt von ihrem Anwendungsort auf Insekten auswirken.

In Rheinland-Pfalz, im unteren Moseltal, liegen die letzten vom Apollofalter besiedelten Felsen inmitten von zumeist konventionell bewirtschafteten Weinbergen. Die dort eingesetzten Spritzmittel werden in den Steillagen mit Hubschraubern ausgebracht, verteilen sich besonders weiträumig in der Landschaft und treffen auch die Felsen, auf denen die Raupen und Falter des Schmetterlings des Jahres 2024 leben. Seit dem Jahr 2012 beobachten Schmetterlingskundler einen dramatischen Einbruch der Population des Mosel-Apollofalters. Man kann dem „Insektensterben“ in Echtzeit zusehen!

Tourismus: Am Apolloweg nur noch einzelne Falter

…Einige ehemalige Lebensräume an der Mosel sind in der Tat mittlerweile durch Aufgabe der Bewirtschaftung und fehlende Offenhaltung zugewachsen und daher nicht mehr besiedelt. Warum der Mosel-Apollofalter auch im Bereich offener Felsen verschwunden ist, blieb jedoch rätselhaft.

In den vergangenen Jahren etwa seit 2020 war der Apollofalter an der Untermosel eine Ausnahmeerscheinung! An berühmten und sogar touristisch beworbenen Flugstellen wie dem „Apolloweg“ in Cochem-Valwig werden aktuell nur noch einzelne Exemplare beobachtet! Der Mosel-Apollo steht kurz vor dem Aussterben!

Schädlichkeit von SDHI-Wirkstoffen

In der Schweiz sind z.B. Succinatdehydrogenase-Inhibitoren (SDHI) mit dem Wirkstoff Fluopyram (Moon Experience) und Fluxapyroxad (Rondo Sky, Sercadis, Tofa) für die Luftapplikation zugelassen. Diese Stoffe blockieren die Zellatmung. Fluopyram, wird an der Mosel aktuell grossflächig im Weinbau gegen Pilzkrankheiten wie Grauschimmelfäule (Botrytis) und Echten Mehltau eingesetzt. Fluopyram ist besonders persistent, verbleibt also sehr lange in der Umwelt. Es ist seit 2012 im Einsatz und seit 2013 für die Anwendung mit Helikopter zugelassen. Der Stoff verursachte anfangs durch fehlerhafte Anwendung schwere Wachstumsstörungen bei Weinreben (auch in der Schweiz). Fluopyram, das auch gegen Fadenwürmer (Nematoden, „Wurzelälchen“) eingesetzt wird, steht in Verdacht, auch noch andere Organismengruppen zu schädigen.

Der zeitliche Zusammenhang zum Niedergang des Mosel-Apollofalters fällt deutlich ins Auge. Allein dies sollte genügen, die konkrete Auswirkung der Substanz auf Tagfalter wie den Apollofalter zu untersuchen und bis zur Vorlage von Ergebnissen von einer Anwendung dieser Stoffklasse im Umfeld der Vorkommen abzusehen. Der Niedergang des Mosel-Apollofalters als Indikator für den Zustand seines Lebensraums ist ein eindeutiges Warnsignal, das nicht unbeachtet bleiben sollte, schreiben die Lepidopterologen.

Heidis Frage: „Und wie steht es mit den Auswirkungen der Pestizide in der Schweiz, z.B. den SDHI-Wirkstoffen? Vermutlich kann man unendlich viel Geld in diese Forschung stecken … die Pestizide werden von der Industrie und einem erheblichen Teil der Landwirtschaft heftig verteidigt.“

Mosel-Apollofalter: Weinbau und Artenschutz zusammenbringen. Umweltbundesamt

Der Mosel-Apollofalter – Schmetterling des Jahres 2024. Arbeitsgemeinschaft Rheinisch-Westfälischer Lepidopterologen e. V. 30.11.23

Pestizide an der Mosel: welche Stoffe verteilen die Hubschrauber? Video Arbeitsgemeinschaft Rheinisch-Westfälischer Lepidopterologen e. V.

Hubschrauber- und Drohneneinsatz zur Anwendung von Pflanzenschutzmitteln im Steillagenweinbau im Jahr 2023. Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Rheinland-Pfalz (ADD) 5.5.23

Ausbringen aus der Luft von Pflanzenschutzmitteln, Biozidprodukten und Düngern. Vollzugshilfe für Vollzugsbehörden und Anwendung. Bundesamt für Umwelt (BAFU) 2016

Heidis zahlreiche Artikel über Helikoptersprühflüge

16.4.24 HOME

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Bald fliegen wieder die Pestizidsprüh-Helikopter

4. April 2024
Gefahrenkennzeichnungen für das Fungizid Dominator, abgerufen im Pflanzenschutzmittelverzeichnis des Bundesamts für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) am 4.4.24

Gefahrenkennzeichnungen für das Fungizid Dominator, abgerufen im Pflanzenschutzmittelverzeichnis des Bundesamts für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) am 4.4.24

Heidi hat bei Air Glaciers nachgeschaut, denn normalerweise beginnt die Helikopter-Behandlung der Aprikosenbäume gegen den Monilia-Pilz Mitte März und dauert bis Mitte April. Die entsprechenden Parzellen werden je nach Wetterlage 3 bis 6 Mal während der Blütezeit mit Fungiziden besprayt. Zur Zeit ist weder der Spritzplan noch die neue Liste der erlaubten Pestizide verfügbar. Heidi hat daher die Listen von Agroscope Changins bezogen:

Produits autorisés pour les applications par voie aérienne 2024

FONGICIDES VITICOLES APPLICABLES PAR VOIE AERIENNE 2024

Neue z.T. problematische Fungizide

Von der Liste gestrichen wurden Auralis, Booster SF, FytoSave, Maestro, Prox sowie Valiant flash. Das Produkt Valiant flash hat keine Schweizer Zulassung mehr, es ist nur noch ein Parallelimportprodukt (Zulassung in Frankreich). Die Angabe des Produkts Valiant flash in der Tabelle Produits autorisés pour les applications par voie aérienne 2024 unter Punkt 14 ist gemäss Auskunft von Agroscope Changins ein Fehler. Spätestens bis zum nächsten Jahr wird er korrigiert.

Neue Produkte auf der Liste sind für Reben Arco, Carbofort, Dominator, Orvego und Tega, für Aprikosen Prolectus. Heidi hat die wichtigsten Gefahrenkennzeichnungen aus dem Pflanzenschutzmittelverzeichnis des Bundesamts für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) kopiert.

Arco: Fungizid mit den Wirkstoffen Fosetyl und Folpet, nur für Reben zugelassen

  • H319 Verursacht schwere Augenreizung.
  • H351 Kann vermutlich Krebs erzeugen.
  • H410 Sehr giftig für Wasserorganismen mit langfristiger Wirkung.

Carbofort: Phytoregulator, Insektizid und Fungizid, Wirkstoff Kaliumhydrogencarbonat, für zahlreiche Kulturen zugelassen

  • Bewilligt für die nichtberufliche Verwendung.
  • EUH401 Zur Vermeidung von Risiken für Mensch und Umwelt die Gebrauchsanleitung einhalten.

Dominator: Fungizid mit den Wirkstoffen Ametoctradin und Dimethomorph, für weitere Kulturen zugelassen

  • EUH208 Enthält [Name des sensibilisierenden Stoffes*]. Kann allergische Reaktionen hervorrufen.
  • EUH401 Zur Vermeidung von Risiken für Mensch und Umwelt die Gebrauchsanleitung einhalten.
  • H302 Gesundheitsschädlich bei Verschlucken.
  • H360F Kann die Fruchtbarkeit beeinträchtigen.
  • H410 Sehr giftig für Wasserorganismen mit langfristiger Wirkung.

Orvego: Fungizid mit den Wirkstoffen Ametoctradin und Dimethomorph, für mehrere Kulturen zugelassen

  • EUH208 Enthält [Name des sensibilisierenden Stoffes*]. Kann allergische Reaktionen hervorrufen.
  • EUH401 Zur Vermeidung von Risiken für Mensch und Umwelt die Gebrauchsanleitung einhalten.
  • H302 Gesundheitsschädlich bei Verschlucken.
  • H360F Kann die Fruchtbarkeit beeinträchtigen.
  • H410 Sehr giftig für Wasserorganismen mit langfristiger Wirkung.

Tega: Fungizid mit dem Wirkstoff Trifloxystrobin, Beistoffe, zusätzlich zu deklarieren: Natrium-di-butyl-naphtalinsulfonat, für zahlreiche Kulturen zugelassen

  • EUH401 Zur Vermeidung von Risiken für Mensch und Umwelt die Gebrauchsanleitung einhalten.
  • H317 Kann allergische Hautreaktionen verursachen.
  • H410 Sehr giftig für Wasserorganismen mit langfristiger Wirkung.

Prolectus: Fungizid mit dem Wirkstoff Fenpyrazamin, für weitere Kulturen zugelassen

  • EUH401 Zur Vermeidung von Risiken für Mensch und Umwelt die Gebrauchsanleitung einhalten.
  • H410 Sehr giftig für Wasserorganismen mit langfristiger Wirkung.

EUH208 Enthält [Name des sensibilisierenden Stoffes*]. Kann allergische Reaktionen hervorrufen. Es ist leider so, dass diese Stoffe im Pflanzenschutzmittelverzeichnis nicht angegeben werden!

Air Glacier informiert

Air Glaciers schreibt auf der Homepage: „Der Helikopter ist zu einem unverzichtbaren Hilfsmittel geworden, um den Weinbauern zu helfen, ihre Arbeit zu erleichtern und die Weinberge an so steilen Hängen zu erhalten. Normalerweise beginnt die Behandlung der Weinberge etwa Mitte Mai und dauert bis Mitte August.“

Im Jahr 2023 seien mehr als 80 Prozent der mit Hubschraubern ausgebrachten Produkte Schutzmittel gewesen, die im biologischen Anbau eingesetzt werden. Heidi vermutet, dass diese Angabe sich auf Kilogramm bezieht und somit nicht aussagekräftig ist. Heidi hat nachgefragt, aber noch keine Antwort erhalten.

Stete Kritik höhlt den Stein

Wie aber das Video von Delinat zeigt, hat die stete Kritik immerhin Diskussionen ausgelöst: Gift aus der Luft: Sind Helikopter-Sprühflüge mit chemischen Pestiziden noch zeitgemäss?

Text zum Video: „Vielerorts in Europa bereits verboten, im Wallis immer noch erlaubt: Mit Helikoptern werden Jahr für Jahr tausende Liter chemische Pestizide über die Weinreben versprüht. Das Problem ist, dass von den giftigen Pflanzenschutzmitteln nur ein kleiner Teil auf die Rebe gelangt, der grösste Teil wird vom Wind verweht, gelangt auf Hecken, Bäume, Boden, Häuser und in Gewässer. Experten für ökologische Landwirtschaft warnen seit Jahren vor den schädlichen Auswirkungen auf Menschen, Tiere und die Umwelt. In der Reportage erklären Michael Eyer (Biologe bei Vision Landwirtschaft), Eva Wyss (Landwirtschaftsexpertin bei WWF Schweiz), Alexandra Gavilano (Umweltwissenschaftlerin bei Greenpeace Schweiz) und der biodynamische Winzer Reto Müller, welche Probleme Helikopter-Sprühflüge mit sich bringen und wie der Weinbau in der Schweiz ökologischer werden könnte: Neue, robuste Rebsorten (PIWIs) haben das Potenzial, solche Sprühflüge überflüssig zu machen.“

Ein Ansprechpartner, eine umfassende Behandlungsleistung. Air Glacier

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6 Millionen PFAS – eine Herausforderung für die Analytik

8. März 2024
Bundesamt für Gesundheit (BAG) Humanbiomonitoring

Bundesamt für Gesundheit (BAG): Pilotphase der Schweizer Gesundheitsstudie,
Ergebnisse des Humanbiomonitoring (HBM)

Unter dem Titel PFAS im Grundwasser schreiben Fachleute des Bundesamts für Umwelt (BAFU):

„Der Wert von 0.1 µg/l, der in der EU als Grenzwert für die Summe von 20 verschiedenen PFAS im Trinkwasser gilt, wird an knapp 2% der NAQUA-Messtellen überschritten.

Der Wert von 0.0044 µg/l, der von der EU-Kommission als Grenzwert für die gewichtete Summe von 26 PFAS im Grundwasser vorgeschlagen wurde, wird an rund 25% der NAQUA-Messstellen überschritten.“

Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) veröffentlichte im August 2023 die Ergebnisse der Pilotphase der Schweizer Gesundheitsstudie (Metalle, PFAS, Glyphosat). In allen gemessenen Blutserumproben wurden PFOA, PFHxS und PFOS gefunden.

Das Problem darf also nicht auf die lange Bank geschoben werden!

PFAS-Vielfalt ist eine Herausforderung für die Analytik

Das Umweltbundesamt in Wien hat Methoden zur Bestimmung von PFAS in Wasserproben verglichen. Ziel der Studie war der Vergleich unterschiedlicher analytischer Methoden zur Bestimmung von PFAS-Parametern in unterschiedlichen Wassermatrizes: „Summe der PFAS“, „PFAS gesamt“ und „Summe der PFOA-Äquivalente“. Dazu wurden Proben von Grundwasser, Oberflächengewässer, Kläranlagenzu- und -ablauf, Deponiesickerwasser mit unterschiedlicher PFAS-Belastung untersucht.

Zitate aus dem Bericht des Umweltbundesamts:

„Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS) sind anthropogene Chemikalien, die seit den 1950er Jahren aufgrund ihrer einzigartigen Eigenschaften in einer Reihe von Anwendungen und Produkten eingesetzt werden. Problematisch ist, dass diese Substanzen sehr persistent und manche von ihnen auch bioakkumulativ, toxisch und sehr mobil sind. PFAS können weltweit in nahezu allen Umweltmedien, Tieren und Menschen nachgewiesen werden, teilweise sogar in gesundheitlich besorgniserregenden Konzentrationen.

Gemäss der neuen Definition der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) für PFAS gibt es mehr als sechs Millionen Substanzen, die zu dieser Chemikaliengruppe gehören. Diese sehr umfangreiche Stoffgruppe stellt daher auch für die Analytik eine Herausforderung dar. Insbesondere der Nachweis der PFAS-Gesamtbelastung ist für Monitoring und Risikobewertung höchst relevant.

…Auch im Regenwasser sind PFAS global nachweisbar und manche ExpertInnen vertreten die Meinung, dass die global tragbaren Grenzen (planetary boundaries) von PFAS in der Umwelt bereits überschritten wurden. In manchen industrialisierten Ländern, überschreiten die PFAS-Konzentrationen im Regenwasser bereits die gesundheitlichen Empfehlungen für Trinkwasser. Ein qualitativ hochwertiges Umweltmonitoring von PFAS ist für Risikobewertungen unverzichtbar.

…Auch bei den in der vorliegenden Studie untersuchten Methoden zur Bestimmung des Parameters „PFAS gesamt“, der auch ultra-kurzkettige PFAS mitberücksichtigen sollte, wurde Trifluoressigsäure (TFA) kaum bis gar nicht (direkt) miterfasst. Vor allem ultra-kurzkettige PFAS als Abbauprodukte von fluorierten Gasen, Pharmazeutika, Pestiziden oder langkettigen PFAS sind in den letzten Jahren vermehrt in den Fokus gerückt. Neue Studien deuten auch darauf hin, dass eine Zunahme der TFA-Konzentrationen in der Umwelt in Zukunft zu erwarten ist.

PFAS werden noch lange in der Umwelt nachweisbar sein und obwohl es unmöglich ist, die tatsächliche Gesamtheit der PFAS in einer Wasserprobe analytisch zu erfassen, bietet das analytische Instrumentarium bereits gute methodische Ansätze, um die PFAS-Gesamtbelastung besser abzuschätzen…“

PFAS in Lebensmitteln

Die EU-Kommission schreibt unter Lebensmittelsicherheit/PFAS:

(Übersetzt von Heidi mithilfe DeepL)

Lebensmittel tierischen Ursprungs tragen wesentlich zur Exposition des Menschen gegenüber PFAS bei. Die EFSA kam zu dem Schluss, dass PFAS von Futtermitteln auf Lebensmittel tierischen Ursprungs übertragen werden, wobei es deutliche Unterschiede zwischen den Arten und der Art der PFAS gibt. Ein solcher PFAS-Transfer kann auch über den Boden, der von Nutztieren zur Futtersuche aufgenommen wird, und über das Trinkwasser für Tiere erfolgen.

Daher ist es für die Folgeuntersuchungen zur Ermittlung der Kontaminationsursachen bei Überschreitung der in der EU-Verordnung festgelegten Höchstgehalte an PFAS in Lebensmitteln tierischen Ursprungs wichtig, dass die Laboratorien in der Lage sind, auch Futtermittel, Trinkwasser für Tiere und den Boden, auf dem die Tiere leben, zu analysieren.

Für untenstehende Lebensmittel tierischen Ursprungs gelten ab Februar 2024 Höchstwerte. Die Höchstwerte werden in Anlehnung an die Gesetzgebung der Europäischen Union EU für die vier prioritären Substanzen PFOS, PFOA, PFNA und PFHxS und deren Summe festgelegt.

Neue Grenzwerte für PFAS in tierischen Lebensmitteln ab 2024 in der Schweiz

Neue Grenzwerte für PFAS in tierischen Lebensmitteln ab Februar 2024 in der Schweiz

Heidi meint: „Die Kosten für all die Kontrollen und Analysen sind hoch. Massnahmen zur Reduktion dieser Stoffe bzw. Verbote sind dringend nötig.“

PFAS im Grundwasser. Bundesamt für Umwelt (BAFU)

Food Safety – PFAS. EU Commission

Methodenvergleich zur Bestimmung von PFAS in Wasserproben. Andreas-Marius Kaiser, Umweltbundesamt Wien 2023

Per- und polyfluorierte Alkylverbindungen (PFAS). Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV)

Pilotphase der Schweizer Gesundheitsstudie – Ergebnisse des Humanbiomonitoring (HBM). Bundesamt für Gesundheit (BAG) August 2023

Neue Grenzwerte für PFAS in tierischen Lebensmitteln ab 2024 in der Schweiz. Eurofins

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Rücknahme der EU-Verordnung zur nachhaltigen Nutzung: Stellungnahme des SPRINT-Projektkonsortiums

6. März 2024
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Das Projekt Sustainable Plant Protection Transition (SPRINT) wird im Rahmen des EU-Forschungs- und Innovationsprogramms Horizont 2020 finanziert. Zahlreiche Universitäten und Forschungsinstitutionen nehmen daran teil, u.a. die Universität Bern und das Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL).

Diese Forschung dient dazu, die Auswirkungen von Pflanzenschutzmitteln (PSM) auf die Umwelt und die menschliche Gesundheit zu beurteilen, um den Übergang zu einem nachhaltigeren Pflanzenschutz zu beschleunigen. SPRINT zielt darauf ab, ein Instrumentarium zur globalen Gesundheitsrisikobewertung zu entwickeln, um die Auswirkungen von PSM auf die Gesundheit von Ökosystemen, Pflanzen, Tieren und Menschen zu bewerten.

Am 6.2.24 sah sich die EU-Kommission gezwungen, die gescheiterte Pestizid-Verordnung (SUR) inmitten von europaweiten Bauernprotesten zurückzunehmen. Das Ziel, den Pestizideinsatz um 50 Prozent zu reduzieren, bleibe dennoch bestehen – sowohl in Brüssel als auch Berlin, schrieb EURACTIV am 27.2.24. Doch während Brüssel noch in der Schockstarre sei, rege sich in Berlin der politische Wille, Pestizide im Alleingang anzugehen, so das Landwirtschaftsministerium im Januar.

Als Reaktion auf die Rücknahme des Vorschlags zur Verringerung des Pestizideinsatzes bezog das SPRINT-Projektkonsortium Stellung.

Stellungnahme SPRINT-Projektkonsortium

(übersetzt von Heidi mithilfe DeepL)

Am 6. Februar 2024 kündigte die Europäische Kommission die Rücknahme des Vorschlags für die EU-Verordnung zur Verringerung des Pestizideinsatzes (SUR) an, deren zentrales Ziel die Halbierung des Einsatzes und der Risiken von Pestiziden in der EU bis 2030 war. Gleichzeitig hat das Europäische Parlament gerade mit knapper Mehrheit einen Vorschlag zur Deregulierung neuer Genomtechniken angenommen. Anfang des Jahres wurde ausserdem bekannt, dass der Vorschlag für ein Gesetz über nachhaltige Lebensmittel aus dem Arbeitsprogramm der Europäischen Kommission für 2024 gestrichen wurde, womit auch diese Initiative vorerst auf Eis liegt. Das bedeutet, dass jetzt nur noch technologische Lösungen, d.h. neue genomische Techniken, auf dem Verhandlungstisch liegen.

Mit dieser Aussage möchte das Sprint-Projektkonsortium die anhaltende und dringende Notwendigkeit unterstreichen, den Einsatz von synthetischen Pestiziden und die von ihnen ausgehenden Risiken zu verringern:

  • In zehn EU-Ländern wurde ein breites Spektrum von Pestiziden in der Luft, im Boden, im Wasser und auch in Häusern in der Nähe von landwirtschaftlich genutzten Feldern in verschiedenen Kulturarten nachgewiesen;
  • Die Analyse von Blut, Urin und Fäkalien aus zehn EU-Ländern zeigte, dass Pestizidrückstände über die Nahrung und über andere Expositionswege aufgenommen werden;
  • Es besteht Besorgnis über die potenziellen Auswirkungen des gleichzeitigen Vorkommens von Pestiziden in der menschlichen Umgebung und der Umwelt.

Die Landwirte müssen im Interesse ihrer eigenen Gesundheit, ihrer längerfristigen wirtschaftlichen Lebensfähigkeit und zur Erhöhung der Widerstandsfähigkeit ihrer Produktion von synthetischen Pestiziden wegkommen. Sie brauchen jedoch Unterstützung, um diese Umstellung zu bewältigen.

Unsere Untersuchungen bestätigen, dass die Schwierigkeiten, mit denen die Landwirte derzeit konfrontiert sind, sehr stark mit dem allgemeinen System zusammenhängen, in dem sich die Landwirtschaft und die Lebensmittelsysteme befinden. Das Herzstück dieses „Lock-in“ ist das industrielle Modell der Lebensmittelversorgung, bei dem die Landwirtschaft in hohem Masse vom Input von Betriebsmitteln wie Düngemitteln, Hybridsaatgut und synthetischen Pestiziden abhängig ist. Gleichzeitig verbleibt bei diesem Modell nur ein minimaler Anteil der Wertschöpfung auf der Ebene der landwirtschaftlichen Betriebe.

Die Betriebe werden einerseits durch die steigenden Kosten für Betriebsmittel und andererseits durch die niedrigen Preise, die sie für ihre Produkte erzielen können, unter Druck gesetzt. Gleichzeitig führt dieses Modell zu immer höheren Kapitalinvestitionen, die die Betriebe noch mehr an diese Produktionsweise „binden“ und sie noch anfälliger für Marktschwankungen machen. Dieses Landwirtschaftsmodell geht davon aus, dass die Natur für die Landwirte eher ein Hindernis als ein Verbündeter ist. Mit diesem Ansatz untergräbt die Landwirtschaft jedoch selbst die grundlegenden Produktionsmittel, einschliesslich gesunder und lebendiger Böden und Bestäuber.

Unsere Forschung zeigt auch deutlich, dass ein Landwirtschaftsmodell, das ohne synthetische Pestizide auskommt, möglich ist. Für die meisten Landwirte ist es jedoch wirtschaftlich sehr schwierig, den Übergang zu einer geringeren Abhängigkeit von synthetischen Pestiziden zu vollziehen, was wiederum den Bedarf an Unterstützung verdeutlicht.

Um eine geringere Abhängigkeit von synthetischen Pestiziden zu ermöglichen, ist eine integrierte Unterstützung durch die Agrarpolitik erforderlich, die wiederum einen Paradigmenwechsel von der Behandlung von Krankheiten und Schädlingen hin zur Vorbeugung durch eine wesentlich stärkere Betonung agrarökologischer Praktiken beinhaltet. Gleichzeitig bedarf es einer umfassenden Förderung von Wissen und Forschung sowie der Entwicklung von Wirtschaftsmodellen, durch die die landwirtschaftlichen Betriebe ihren Anteil an der Wertschöpfung erhöhen. Dies könnte durch kürzere Wertschöpfungsketten oder eine Diversifizierung der Betriebe durch Tourismus, soziale und andere Dienstleistungen erreicht werden.

Sehr wichtig sind auch eine bessere Organisation der Landwirte, die Rolle der Genossenschaften als Organisatoren von Einkauf, Verarbeitung und Vermarktung und allgemein fairere Bedingungen in den Marktketten. All diese Elemente setzen an den tieferen Ursachen der Wirtschafts- und Umweltkrisen an und bieten echte Lösungen.

Die Ankündigung der Rücknahme der Verordnung über den nachhaltigen Einsatz von Pestiziden macht die Arbeit von SPRINT im Bereich des Übergangs noch wichtiger, denn ein wichtiger Teil des Projekts ist die Zusammenarbeit mit Interessengruppen, um zu bestimmen, wie spezifische Übergangswege zu einer geringeren Abhängigkeit von synthetischen Pestiziden in der Praxis in verschiedenen Anbausystemen in Europa aussehen könnten.

Derzeit führen wir an unseren Fallstudienstandorten Workshops durch, um mit den Interessengruppen zu erörtern, wie dieser Übergang unterstützt werden kann, damit die Landwirte im Einklang mit dem „One Health“-Ansatz wirtschaften können, der auf ein Gleichgewicht zwischen der Gesundheit von Menschen, Tieren und Ökosystemen abzielt.

Wir werden die Erkenntnisse aus diesen Workshops in den kommenden Monaten weitergeben.

Heidi meint: „Wir wissen bereits viel über die Schädlichkeit von synthetischen Pestiziden und über Alternativen … nur müssten die Rahmenbedingungen geschaffen werden für den «Entzug», auch in der Schweiz, gefolgt von Umsetzungshilfen. Pseudolösungen wie Tourismus und Dienstleistungen sollten nicht propagiert werden, denn sie sind im Widerspruch mit dem Raumplanungsgesetz und tragen zur weiteren Verbauung und Verlärmung der Landschaft bei. Zudem sollte der Schuster bei seinen Leisten bleiben.“

Withdrawal of the EU Sustainable Use Regulation: statement from the SPRINT project consortium. SPRINT News 6.2.24

Erste Ideen für eine Neuauflage der EU-Pestizidregeln. EURACTIV, 27.2.24

Von der Leyen withdraws contentious pesticide law amid right-wing backlash and farmer protests. euronews 6.2.24

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Start der ersten landesweiten Schweizer Studie über die Pestizidbelastung bei Kindern

5. März 2024
Ein Klick auf das Bild führt zur Homepage des Pestizidmonitorings.

Ein Klick auf das Bild führt zur Homepage des Pestizidmonitorings.

Mitteilung der Forschungsgruppe Pestizidmonitoring vom 5.3.24:

Das Labor für Bodenbiodiversität der Universität Neuenburg und das Umweltbüro Environmental Science & Research Consulting starten die bisher umfangreichste Studie zum Vorhandensein von Pestiziden in der Umwelt und zur Belastung der empfindlichen Bevölkerungsgruppen in der Schweiz. Derzeit sucht das Forschungsteam 200 Familien mit Kindern im Alter von 4 bis 10 Jahren, die bereit sind, zwischen April und September 2024 zwei Hausstaubproben und zwei Haarproben abzugeben. Parallel dazu werden die Forscher Umweltproben an über 70 öffentlichen Orten in 9 Kantonen (BE, FR, GR, NE, SH, TG, VD, VS, ZH) sammeln und analysieren.

Die Exposition gegenüber Pestiziden und ihre möglichen Auswirkungen sind ein Thema, das die Schweizer Bevölkerung beschäftigt. Lange Zeit wurde angenommen, dass diese Produkte schnell abgebaut werden. Inzwischen ist jedoch bekannt, dass dies nicht der Fall ist, sondern dass viele von ihnen lange oder sogar dauerhaft in der Umwelt verbleiben. Im täglichen Leben ist die Bevölkerung diesen Stoffen über verschiedene Quellen ausgesetzt: Lebensmittel, Trinkwasser, Luft und Hautkontakt.

Während viele wissenschaftliche Studien bereits die negativen Auswirkungen von Pestiziden auf die Umwelt, die Biodiversität und die menschliche Gesundheit belegen konnten, gibt es weltweit nur eine sehr begrenzte Anzahl von Studien über die Pestizidbelastung von Kindern. Für die Schweiz sind noch keine Daten verfügbar.

In der Kindheit ist der Körper anfälliger für Umweltgifte

Viele Pestizide stehen im Verdacht, schädliche Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit zu haben, selbst in niedrigen Dosen und insbesondere, wenn der Kontakt in empfindlichen Entwicklungsstadien wie dem Wachstum im Mutterleib, der frühen Kindheit und der Pubertät stattfindet. „Wir wissen, dass der Körper während der Entwicklung im Mutterleib und der Kindheit empfindlicher auf Umweltgifte reagiert, insbesondere wenn es sich um hormonaktive Stoffe handelt.” Ziel der Studie ist es daher, festzustellen, ob und in welchem Ausmass Kinder im täglichen Leben Pestiziden ausgesetzt sind, um in weiteren Schritten Risikofaktoren zu identifizieren und zu vermeiden“, erklärt Dr. Caroline Linhart, die die Studie zusammen mit einem interdisziplinären Forschungsteam von verschiedenen Schweizer Universitäten durchführt.

Für die Studie werden 200 freiwillige Familien in der ganzen Schweiz gesucht.

Karte der Untersuchungsregionen.

Karte der Untersuchungsregionen. Ein Klick führt zur interaktiven Karte der Untersuchungsregionen.

Drei Regionen mit intensiver landwirtschaftlicher Produktion von verschiedenen Kulturen wurden für die Studie ausgewählt: das Drei-Seen-Land, das Wallis und das Zürcher Weinland. Die vierte Studienregion, ist der östliche Teil des Kantons Graubünden. Da es dort weniger Ackerland gibt und vermehrt Almwirtschaft betrieben wird, fungiert das Gebiet als Vergleichs- und Kontrollgebiet.

Das Forschungsteam wird das Vorhandensein von Pestiziden in der Spielumgebung von Kindern im Freien, in der Wohnumgebung zu Hause und im Körper der Kinder untersuchen. Hierfür werden Grasproben von Spielplätzen und anderen öffentlichen Plätzen gesammelt, Staub aus Haushalten entnommen und schliesslich werden Haarproben von Kindern untersucht. Zusätzlich wird ein Fragebogen verwendet, um die Quellen einer möglichen Pestizidbelastung zu ermitteln, wie z.B. die Ernährung, die Nähe des Wohnortes zu landwirtschaftlichen Flächen, oder die Verwendung von Insektiziden im Haushalt. Für die Sammlung der Hausstaubproben und der Haarproben sowie für das Ausfüllen des Fragebogens ist das Studienteam auf die freiwillige Teilnahme der Familien angewiesen.

Durchführung und Finanzierung der Studie

Das interdisziplinäre Studienteam wird von der Umweltwissenschaftlerin und Toxikologin Dr. Caroline Linhart, der Gründerin des Walliser Umweltbüros Environmental Science and Research Consulting GmbH geleitet. Die Koordination der Studie wird von Dr. David Lopez Rodriguez, Biologe und Toxikologe, übernommen. Zum Team gehören auch die Statistikerin und Titularprofessorin Dr. Alina Matei Universität Neuenburg (UNINE), der Ökologe Prof. Dr. Edward Mitchell (UNINE) und der Kinderarzt und Neonatologe Prof. Dr. Bernard Laubscher, Réseau hospitalier neuchâtelois (RHNE).

Die Studie wurde vom Walliser Ingenieurbüro Environmental Science & Research Consulting SARL entwickelt und wird in Zusammenarbeit mit dem Labor für Bodenbiodiversität der Universität Neuenburg durchgeführt. Die Finanzierung für die Studie wurde von der Neuenburger Stiftung Future 3 bereitgestellt. Durch die Zusammenarbeit mit der Universität Neuchâtel ist die akademische Infrastruktur, der Datenschutz und die wissenschaftliche Unabhängigkeit des Projektes gewährleistet.

Informationen für Familien, die an einer Studienteilnahme interessiert sind

Die Studie beginnt im März 2024 und wird in zwei Phasen durchgeführt. Eine erste Phase im Frühjahr, bevor der intensive Einsatz von Pestiziden beginnt, und eine zweite Phase im Sommer und Herbst 2024, wenn die Pestizide vermehrt eingesetzt werden. Bis Ende März können interessierte Familien, die an der Studie teilnehmen wollen, sich auf der Projektwebsite über die Studie informieren und sich mit dem Forschungsteam in Verbindung setzen. Der gesamte Arbeitsaufwand für die Teilnahme an der Studie beträgt etwa drei Stunden. Die Kontaktaufnahme ist unverbindlich und verpflichtet nicht zur Teilnahme. Alle Informationen werden vertraulich behandelt und unterliegen strengen Datenschutzrichtlinien. Die Probenahmen finden Mitte April, Mitte Juni und Mitte September statt. Die Ergebnisse sollen Ende 2025 in internationalen wissenschaftlichen Zeitschriften veröffentlicht werden.

Im März werden jeden Donnerstagnachmittag Online-Informationsveranstaltungen für TeilnehmerInnen, die an der Studie interessiert sind, abgehalten. Im Rahmen dieser Veranstaltungen können interessierte Personen Fragen zum Projekt stellen. Die genauen Daten und der Zugang zu den Veranstaltungen werden auf der Website des Forschungsprojekts bekannt gegeben.

VertreterInnen von Gemeinden, Behörden, Landwirtschaft und Medien sind zu einer separaten   Online-Informationsveranstaltung eingeladen. Ein Informationsschreiben und eine E-Mail wurden an die Behörden und Gemeinden in den Untersuchungsgebieten gesandt, um diese zu informieren.

Weitere Informationen über das Projekt finden Sie auf der Website :

https://www.pestizidmonitoring.ch

Flyer über die Studie

Start der ersten landesweiten Schweizer Studie über die Pestizidbelastung bei Kindern. Medieninformation Forschungsprojekt Pestizidmonitoring 5.3.24

5.3.24 HOME

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Pestizidforschung vor 47 Jahren

15. Februar 2024
Ein Klick auf das Bild führt zur Publikation von 1977

Ein Klick auf das Bild führt zur Publikation von 1977

Liebe Heidi

Heute habe ich ein Chemiebuch in die Hand genommen, das ich vor etwas weniger als 50 Jahren gekauft hatte. Heraus fiel ein Buchzeichen, genauer eine Karte meiner Literaturkartei. Damals schrieb man Hinweise auf wissenschaftliche Publikationen von Hand auf eine kleine Karteikarte. Ich las: SINGH R. et al. (1977), Effect of Insecticides on Fungal Enzymes. J. Gen. Appl. Microbiol. 23, 119-126 (1977). Wie kann ich mir ein so altes Paper beschaffen? Ich tippte diese Informationen ins Suchfeld meines Browsers. Und siehe da, in ein paar Sekunden war sie auf dem Bildschirm, die Publikation.

Übersetzt heisst die Zusammenfassung: „Die Synthese der alkalischen Phosphatase in Aspergillus flavus wird durch chlorierte Kohlenwasserstoffe deutlich gehemmt, während die saure Phosphatase und die Invertase unbeeinflusst bleiben. Die Cellulaseproduktion und das Wachstum von Trichoderma viride werden durch DDT, Lindan, Endrin und Heptachlor gehemmt. Die Bildung von Amylase durch A. oryzae ist in Gegenwart von Insektiziden deutlich verringert.“

Wie lange forschen wir schon über Pestizide? Und kein Ende in Sicht! Es kommen laufend neue Wirkstoffe auf den Markt, alte werden wegen inakzeptabler Schädlichkeit (oft) verboten. Die Wirkung und das Zusammenspiel mit anderen Wirkstoffen ist jeweils kaum erforscht. Was alles haben wir schon auf unsere Äcker, in unseren Obstgärten und Rebbergen gespritzt? Ich habe die in dieser Forschungsarbeit aus dem Jahre 1977 untersuchten Pestizide in Wikipedia nachgeschlagen. So sehen wir wieder einmal, was bewilligt wurde und wie lange es brauchte, bis die Probleme erkannt wurden. Der Weg zu einem Verbot ist lang.

DDT

DDT ist ein Insektizid, das seit Anfang der 1940er-Jahre als Kontakt- und Frassgift eingesetzt wird. Es war jahrzehntelang das weltweit am meisten verwendete Insektizid. Irgendwann merkte man, dass DDT und Abbauprodukte hormonähnliche Wirkung haben. Es reichert sich wegen seiner Stabilität und guten Fettlöslichkeit im Gewebe von Menschen und Tieren an. Auch wurde vermutet, dass das Insektizid Krebs beim Menschen auslösen könnte. In Ländern, die das Stockholmer Übereinkommen aus dem Jahr 2004 ratifiziert haben, ist die Herstellung und Verwendung von DDT nur noch zur Bekämpfung von krankheitsübertragenden Insekten, insbesondere den Überträgern der Malaria, zulässig.

In der Schweiz war ab Januar 1972 die Verwendung in der Landwirtschaft nicht mehr zulässig. Ab 1. April 1972 wurden auch alle anderen Anwendungen von DDT verboten. Seit dem 1. September 1986 ist das Herstellen, Einführen, Abgeben und Verwenden von DDT verboten gemäss Anhang 3.1 der Verordnung über umweltgefährdende Stoffe.

Der stumme Frühling, Wikipedia

DDT, Wikipedia

Lindan

Die insektizide Wirkung von Lindan wurde 1935 entdeckt. Die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) der WHO stufte Lindan im Jahr 2015 als „krebserregend bei Menschen“ ein. Lindan neigt zu starker Adsorption, z.B. an Algen, und ist für Wasserorganismen giftig. Da es nur langsam abgebaut wird und relativ stark fettliebend ist, reichert es sich vor allem über Fische stark in der Nahrungskette des Menschen an.

Zusammen mit anderen Insektiziden auf Basis chlorierter Kohlenwasserstoffe wird Lindan auch als Mitauslöser der Parkinson-Krankheit diskutiert. Lindan steht ferner im Verdacht, bei Überschreitung der Normalwerte schwere Krankheiten auslösen zu können: Veränderung der inneren Organe, der Blutbildung, Multiple Sklerose, Nervenschädigungen. Betroffen sind nicht nur Landwirte, Handwerker und Chemiearbeiter, sondern auch Hausbewohner, die dem als Holzschutzmittel verwendeten Lindan über die Atemluft ausgesetzt sind.

Es wird geschätzt, dass bei der Herstellung von Lindan während sechzig Jahren weltweit zwischen vier und sieben Millionen Tonnen an Abfall angefallen sind, denn 85 Prozent der Reaktionsbrühe ist Sondermüll. Im Grenzgebiet bei Basel, Elsass (Département Haut-Rhin) und Weil/Lörrach wurden Produktionsrückstände zur Befestigung von Feldwegen in Beton eingelagert. Mittlerweile ist Lindan lokal in Grund- und Oberflächenwasser nachweisbar.

In der EU wurde Lindan 2007 verboten, in der Schweiz 1989.

Lindan, Wikipedia

Endrin

Endrin ist ein starkes Nervengift. Die Halbwertszeit im Boden kann bis zu zwölf Jahre betragen. Für Fische ist Endrin sehr giftig. Seit dem 8. August 1982 ist diese Anwendung jedoch verboten.

Im Stockholmer Übereinkommen vom 22. Mai 2001 wurde ein weltweites Verbot zur Herstellung, Verkauf und Anwendung von zwölf persistenten organischen Schadstoffen ratifiziert. Unter diesem „dreckigen Dutzend“ befindet sich auch Endrin. Seit dem 17. Mai 2004 hat das Übereinkommen, nach der Ratifizierung durch den 50. Beitrittsstaat, globale Rechtsgültigkeit erlangt.

Seit dem 1. September 1986 ist das Herstellen, Einführen, Abgeben und Verwenden von Endrin in der Schweiz verboten gemäss Anhang 3.1 der Verordnung über umweltgefährdende Stoffe.

Endrin, Wikipedia

Heptachlor

Heptachlor ist ein Insektizid, das als Kontakt- oder Frassgift wirkt. Es wurde vor allem gegen Bodeninsekten und Termiten, teilweise auch gegen Anopheles-Mücken als Malaria-Überträger sowie als Pflanzenschutzmittel eingesetzt.

Beim Menschen führt Heptachlor zu Leberschäden und zu einer Überreizung des Zentralnervensystems. Es steht im Verdacht, Krebs zu erregen. Die Halbwertszeit im Boden beträgt bis zu zwei Jahre.

Heptachlor gehört wie Endrin gemäss Stockholmer Übereinkommen zum „dreckigen Dutzend“ und darf weder hergestellt, verkauft noch angewendet werden.

In den Staaten der EU und in der Schweiz sind keine Pflanzenschutzmittel mit diesem Wirkstoff zugelassen. Seit dem 1. September 1986 ist das Herstellen, Einführen, Abgeben und Verwenden von Heptachlor in der Schweiz verboten gemäss Anhang 3.1 der Verordnung über umweltgefährdende Stoffe.

Heptachlor, Wikipedia

Ich finde es immer wieder spannend und traurig zugleich wie sich die Geschichte wiederholt, in Varianten zwar, aber an den Wurzeln angepackt werden die Probleme nicht.

Ich wünsche dir eine gute Gartensaison ohne Pestizide.

Grüsse aus dem Unterland

Ursula

EFFECT OF INSECTICIDES ON FUNGAL ENZYMES. RATNA SINGH et al., J. Gen. Appl. Microbiol., 23,119-126 (1977)

Verordnung über umweltgefährdende Stoffe

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