Bald fliegen wieder die Pestizidsprüh-Helikopter

Gefahrenkennzeichnungen für das Fungizid Dominator, abgerufen im Pflanzenschutzmittelverzeichnis des Bundesamts für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) am 4.4.24

Gefahrenkennzeichnungen für das Fungizid Dominator, abgerufen im Pflanzenschutzmittelverzeichnis des Bundesamts für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) am 4.4.24

Heidi hat bei Air Glaciers nachgeschaut, denn normalerweise beginnt die Helikopter-Behandlung der Aprikosenbäume gegen den Monilia-Pilz Mitte März und dauert bis Mitte April. Die entsprechenden Parzellen werden je nach Wetterlage 3 bis 6 Mal während der Blütezeit mit Fungiziden besprayt. Zur Zeit ist weder der Spritzplan noch die neue Liste der erlaubten Pestizide verfügbar. Heidi hat daher die Listen von Agroscope Changins bezogen:

Produits autorisés pour les applications par voie aérienne 2024

FONGICIDES VITICOLES APPLICABLES PAR VOIE AERIENNE 2024

Neue z.T. problematische Fungizide

Von der Liste gestrichen wurden Auralis, Booster SF, FytoSave, Maestro, Prox sowie Valiant flash. Das Produkt Valiant flash hat keine Schweizer Zulassung mehr, es ist nur noch ein Parallelimportprodukt (Zulassung in Frankreich). Die Angabe des Produkts Valiant flash in der Tabelle Produits autorisés pour les applications par voie aérienne 2024 unter Punkt 14 ist gemäss Auskunft von Agroscope Changins ein Fehler. Spätestens bis zum nächsten Jahr wird er korrigiert.

Neue Produkte auf der Liste sind für Reben Arco, Carbofort, Dominator, Orvego und Tega, für Aprikosen Prolectus. Heidi hat die wichtigsten Gefahrenkennzeichnungen aus dem Pflanzenschutzmittelverzeichnis des Bundesamts für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) kopiert.

Arco: Fungizid mit den Wirkstoffen Fosetyl und Folpet, nur für Reben zugelassen

  • H319 Verursacht schwere Augenreizung.
  • H351 Kann vermutlich Krebs erzeugen.
  • H410 Sehr giftig für Wasserorganismen mit langfristiger Wirkung.

Carbofort: Phytoregulator, Insektizid und Fungizid, Wirkstoff Kaliumhydrogencarbonat, für zahlreiche Kulturen zugelassen

  • Bewilligt für die nichtberufliche Verwendung.
  • EUH401 Zur Vermeidung von Risiken für Mensch und Umwelt die Gebrauchsanleitung einhalten.

Dominator: Fungizid mit den Wirkstoffen Ametoctradin und Dimethomorph, für weitere Kulturen zugelassen

  • EUH208 Enthält [Name des sensibilisierenden Stoffes*]. Kann allergische Reaktionen hervorrufen.
  • EUH401 Zur Vermeidung von Risiken für Mensch und Umwelt die Gebrauchsanleitung einhalten.
  • H302 Gesundheitsschädlich bei Verschlucken.
  • H360F Kann die Fruchtbarkeit beeinträchtigen.
  • H410 Sehr giftig für Wasserorganismen mit langfristiger Wirkung.

Orvego: Fungizid mit den Wirkstoffen Ametoctradin und Dimethomorph, für mehrere Kulturen zugelassen

  • EUH208 Enthält [Name des sensibilisierenden Stoffes*]. Kann allergische Reaktionen hervorrufen.
  • EUH401 Zur Vermeidung von Risiken für Mensch und Umwelt die Gebrauchsanleitung einhalten.
  • H302 Gesundheitsschädlich bei Verschlucken.
  • H360F Kann die Fruchtbarkeit beeinträchtigen.
  • H410 Sehr giftig für Wasserorganismen mit langfristiger Wirkung.

Tega: Fungizid mit dem Wirkstoff Trifloxystrobin, Beistoffe, zusätzlich zu deklarieren: Natrium-di-butyl-naphtalinsulfonat, für zahlreiche Kulturen zugelassen

  • EUH401 Zur Vermeidung von Risiken für Mensch und Umwelt die Gebrauchsanleitung einhalten.
  • H317 Kann allergische Hautreaktionen verursachen.
  • H410 Sehr giftig für Wasserorganismen mit langfristiger Wirkung.

Prolectus: Fungizid mit dem Wirkstoff Fenpyrazamin, für weitere Kulturen zugelassen

  • EUH401 Zur Vermeidung von Risiken für Mensch und Umwelt die Gebrauchsanleitung einhalten.
  • H410 Sehr giftig für Wasserorganismen mit langfristiger Wirkung.

EUH208 Enthält [Name des sensibilisierenden Stoffes*]. Kann allergische Reaktionen hervorrufen. Es ist leider so, dass diese Stoffe im Pflanzenschutzmittelverzeichnis nicht angegeben werden!

Air Glacier informiert

Air Glaciers schreibt auf der Homepage: „Der Helikopter ist zu einem unverzichtbaren Hilfsmittel geworden, um den Weinbauern zu helfen, ihre Arbeit zu erleichtern und die Weinberge an so steilen Hängen zu erhalten. Normalerweise beginnt die Behandlung der Weinberge etwa Mitte Mai und dauert bis Mitte August.“

Im Jahr 2023 seien mehr als 80 Prozent der mit Hubschraubern ausgebrachten Produkte Schutzmittel gewesen, die im biologischen Anbau eingesetzt werden. Heidi vermutet, dass diese Angabe sich auf Kilogramm bezieht und somit nicht aussagekräftig ist. Heidi hat nachgefragt, aber noch keine Antwort erhalten.

Stete Kritik höhlt den Stein

Wie aber das Video von Delinat zeigt, hat die stete Kritik immerhin Diskussionen ausgelöst: Gift aus der Luft: Sind Helikopter-Sprühflüge mit chemischen Pestiziden noch zeitgemäss?

Text zum Video: „Vielerorts in Europa bereits verboten, im Wallis immer noch erlaubt: Mit Helikoptern werden Jahr für Jahr tausende Liter chemische Pestizide über die Weinreben versprüht. Das Problem ist, dass von den giftigen Pflanzenschutzmitteln nur ein kleiner Teil auf die Rebe gelangt, der grösste Teil wird vom Wind verweht, gelangt auf Hecken, Bäume, Boden, Häuser und in Gewässer. Experten für ökologische Landwirtschaft warnen seit Jahren vor den schädlichen Auswirkungen auf Menschen, Tiere und die Umwelt. In der Reportage erklären Michael Eyer (Biologe bei Vision Landwirtschaft), Eva Wyss (Landwirtschaftsexpertin bei WWF Schweiz), Alexandra Gavilano (Umweltwissenschaftlerin bei Greenpeace Schweiz) und der biodynamische Winzer Reto Müller, welche Probleme Helikopter-Sprühflüge mit sich bringen und wie der Weinbau in der Schweiz ökologischer werden könnte: Neue, robuste Rebsorten (PIWIs) haben das Potenzial, solche Sprühflüge überflüssig zu machen.“

Ein Ansprechpartner, eine umfassende Behandlungsleistung. Air Glacier

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5 Antworten to “Bald fliegen wieder die Pestizidsprüh-Helikopter”

  1. osmerus Says:

    Unverzichtbar ist unverzichtbar …

    Was verzichtbar ist – ganz anderes Thema, aber Hinweis auf die Geistessituation -, weiss Hamburgs SPD in Sachen Bauen bzw. „… Wohnungsbau aus der Krise zu holen“.

    https://www.ndr.de/nachrichten/hamburg/Wohnungsbau-Hamburg-will-Bauordnung-vereinfachen,bau220.html

    Da geht es um solch Unnötiges wie „…Umweltauflagen, … auch diese sogenannten DIN-Normen, … Betonstärken, … Fensterstärken … – Man muss halt wissen, was un- und was verzichtbar ist.

    • Heidi Says:

      Gutes Thema … „Bis Ende des Jahres soll Hamburgs neue Bauordnung vorliegen. Sie soll vorschreiben, dass neue Vorschriften den Bau auf keinen Fall verteuern dürfen.“
      Bei uns haben sie die Lärmschutzauflagen aufgeweicht damit endlich, endlich wieder gebaut werden kann, auch an verkehrsreichen Strassen usw.
      Wer steckt eigentlich die grossen Gewinne ein? Die Mietzinse sind z.T. ins Unermessliche gewachsen … die Bodenpreise halt auch!

  2. osmerus Says:

    Der echte Sozialdemokrat ist halt „mit den“ Immo-Haien. Die Schere reich – arm interessiert sie in Wahrheit nicht.

  3. Bis zum letzten Schmetterling:Helikoptersprühflüge weiterhin erlaubt Says:

    […] zu den verschiedenen Fungiziden, die per Helikopter ausgebracht werden, kann man auf dem Blog «Heidi’s Mist» […]

  4. Helikopterflüge bedrohen Apollofalter | Delinat Says:

    […] im Wallis ist die Ausbringung von Fungiziden mittels Helikopter nach wie vor erlaubt, Delinat berichtete. Eine Einhaltung der notwendigen Abstände zu Hecken und […]

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