
Ananas werden meist in Monokulturen angebaut. Ananas-spezifische Schädlinge und Unkräuter vermehren sich stark und müssen mit grossen Mengen Pestiziden bekämpft werden.
Was kümmert es uns, wenn ein Chemiker der Nationaluniversität Costa Ricas im Trinkwasser 25 bis 67 Mal soviel Bromacil misst wie bei uns erlaubt ist? Costa Rica hat keine Grenzwerte! Seit 1992 wird in der Schweiz Bromacil, ein extrem stabiles Unkrautbekämpfungsmittel, nicht mehr eingesetzt, doch aus dem Grundwasser ist es noch nicht ganz verschwunden, was u.a. auf den grossflächigen Einsatz auf den Gleisanlagen der Bahnen zurückzuführen ist. In der Antwort auf eine Anfrage an den Deutschen Bundestag heisst es: Bromacil wurde 1990 verboten, der Stoff war aber noch 1995 in grossen Mengen im Grundwasser, erst ab 2005 ging die Konzentration auf ein „akzeptables“ Mass zurück, also 15 Jahre nach dem Verbot.
Einzelne Ananas-Farmen in Costa Rica haben 2008 aufgehört Bromacil zu benutzen, andere nicht. Das staatliche Wasserwerk baut jetzt für El Cairo, wo sich die grösste Plantage befindet, und weitere Gemeinden ein neues Leitungsnetz mit sauberer Quelle; das Projekt wird von der deutschen Entwicklungsbank KfW mit einem günstigen Kredit unterstützt. Das Gesundheitsministerium warnte die Bewohner der Orte Milano, Cairo, Francia und Lousiana mit Flugblättern „kein Wasser aus der Wasserleitung zu trinken, da es kontaminiert ist..“ Für Trinkwasser sorgt schon seit 2007 ein Tankwagen, der die Menschen zweimal pro Woche mit Trinkwasser beliefert. Das Problem des verunreinigten Trinkwassers ist aber schon seit 2003 bekannt.
Der Ananasanbau boomt, die Preise fallen, die Versuchung ist gross, solche billigen „süssen“ Früchte zu kaufen. Die Schweiz importiert jährlich 25’000 Tonnen, 13,4 Prozent sind Fairtrade-zertifiziert. Mehr dazu in der Produktinformation der Max Havelaar-Stiftung. Umweltschonender Anbau, ein Mindestpreis für die Bauern, ein höherer Preis für die Schweizer KonsumentInnen. Also Hände weg von den schädlichen Verlockungen des Detailhandels, z.B. VOLG-Aktion Ananas aus Costa Rica für 2 Franken 95 Rappen! Das ist eine Schande, meint Heidi, wo wir doch locker einen Franken mehr ausgeben für eine einzige Tasse Kaffee oder ein Bier.
Die Folgen der Agrarindustrie: Wie die Ananas Costa Rica ruiniert, TAZ vom 16.3.13. Danke Grünwolf für das Zuspielen des Artikels.
Ananas: Südfrucht mit Nebenwirkungen, WDR, 12.11.12.
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Schlagwörter: Ananas, Bromacil, Costa Rica, Del Monte, Deutsche Bundestag 16/13918, El Cairo, Entwicklungsbank KfW, Faairtrade, Herbizid, Max Havelaar
17. März 2013 um 10:41 |
Woher kommt der Druck auf die Produzenten, weltweit, immer noch billiger zu produzieren? Von uns KonsumentInnen! Wann endlich wissen es wir alle (und handeln auch danach), dass sowohl bei uns wie in der dritten Welt die Billig-Produktion einen enormen andern Preis hat und IMMER auf Kosten der Umwelt und damit auf Kosten von Mensch und Tier geht? Die Rechnung geht nicht auf, wir bezahlen sie woanders…..Überhaupt: Wieso müssen wir ein solch exklusives Produkt wie Ananas, das es früher vielleicht mal an Weihnachten gab, zum Schleuderpreis kaufen können??
Nur 13 % Fairtrade- Ananas- eine Schande für die Schweiz!
17. März 2013 um 22:38
Ich frage mich immer wieder wo das Huhn und wo das Ei ist. Natürlich sind es schliesslich die KonsumentInnen, welche die billigen Produkte kaufen. Die Konsumenten-Organisationen fordern denn auch tiefe Preise, auch in der Landwirtschaft, weil die Importware zu Spottpreisen erhältlich ist. Und die Grossverteiler unterbieten sich gegenseitig mit “unmoralischer” Ware. Die Politik fördert den weltweiten Handel mit Nahrungsmitteln… also tragen wir alle einen Teil der Schuld.
Früher freute ich mich auch auf die Ananas an Weihnachten, heute mag ich sie nicht mehr. Kürzlich kaufte ich aus “Gluscht” eine kleine Dose für die Biscuittorte, das wird mir in Zukunft nicht mehr passieren.
Danke für deinen Kommentar. Es ist wirklich eine Schande für ein so reiches Land wie die Schweiz.
17. März 2013 um 15:08 |
Sehr interessant, danke Heidi, ich empfehle Euch zur Ergänzung die „Kost und Logis“-Kolumne von Bettina Dyttrich, leider nur Print in der neuesten WOZ. Hier eine kurze Zusammenfassung:
„Fatales Luxusimage
BD über eine Marktordnung, die die falschen belohnt
Ich mag sie nicht mehr hören, die Klagen über die angeblich zu teuren CH-Lebensmittel. Gute Nahrung darf, muss etwas kosten, um Ausbeutung zu verhindern.
Unfair ist, dass die schlechte Nahrung so billig ist. Eigentlich war es einmal umgekehrt gedacht: Externe Kosten für Umweltverschmutzung etc sollten internalisiert werden, doch die Regulierung der Wirtschaft, die dafür nötig wäre, blieb auf der Strecke.
Im heutigen System werden UmweltverschmutzerInnen belohnt. Mit der fatalen Folge, dass Bioprodukte als Luxus gelten. Warum belohnt der Staat nicht diejenigen, die gute Produkte kaufen?“
17. März 2013 um 22:37
Danke ebenfalls für den Hinweis, Adi, ich habe die WOZ unter dem Stapel hervorgeholt und den Artikel gefunden. Mir sind z.B. noch zwei Sätze besonders aufgefallen, Josef Zisyadis: „Wir haben immer dafür gekämpft, dass alle Menschen genug zu essen haben – nicht dafür, dass am Schluss mehr Geld für Mobiltelefone als für Nahrungsmittel ausgegeben wird“ … „Hätte man es Ende der achtziger Jahre weiterhin den KonsumentInnen überlassen, ob sie sich für ein Auto mit Katalysator entscheiden, dann wäre dieser auch heute noch eine Zusatzvorrichtung für umweltbewusste LenkerInnen…“ Ein endloses Thema an das sich die Politik nicht heranwagt. Wieso eigentlich?
28. März 2013 um 21:28 |
Reblogged this on Ökolandbau vs. Agrarindustrie und kommentierte:
Wenn Pestizide das Trinkwasser der “anderen” vergiften…