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Herbizid auf Pufferstreifen am Malanser Mühlbach

4. Mai 2020
Herbizid-Einsatz auf dem Pufferstreifen am Malanser Mühlbach zwischen Malans und Maienfeld. Copyright: Paul M.

Herbizid-Einsatz auf dem Pufferstreifen am Malanser Mühlbach zwischen Malans und Maienfeld. Copyright: Paul M.

Die schöne Herbstzeitlose hat einen Fehler: Sie ist rundum giftig! Das Gift bleibt im Heu und in der Silage erhalten und ab etwa 5% Herbstzeitlosen-Blätter und -Samen in der Ration besteht für Rinder Vergiftungsgefahr. Giftig ist die Pflanze auch für Pferde, Schafe, Ziegen usw.

Es ist aber unsinnige, die Herbstzeitlose deshalb „ausrotten“ zu wollen. Mit einer gezielten Bewirtschaftung kann sie zurückgedrängt werden, wie in den nachfolgend verlinkten Beiträgen gezeigt wird.

Bekämpfung in der Schweiz giftig, nicht so in den Nachbarländern

Für die chemische Bekämpfung ist in der Schweiz EIN Herbizid zugelassen: Ally Tabs. Das Mittel ist sehr giftig für Wasserorganismen mit langfristiger Wirkung. In Deutschland und Österreich muss die Herbstzeitlose mit Bewirtschaftungsmassnahmen unterdrückt werden, Herbizide sind für diesen Zweck keine zugelassen. Wo bleiben die vielgelobten strengeren Schweizer Gesetze?

Gift ist letztes Mittel!

Zitat aus dem Aktionsplan, Seite 9: "... Erst als letzte Massnahme sollen chemische PSM zur Anwendung gelangen. Der Einsatz von chemischen PSM wird heute aber oftmals vorgezogen, da die Alternativen weniger wirtschaftlich, weniger effizient oder nicht vorhanden sind."

Zitat aus dem Aktionsplan, Seite 9: „… Erst als letzte Massnahme sollen chemische PSM zur Anwendung gelangen. Der Einsatz von chemischen PSM wird heute aber oftmals vorgezogen, da die Alternativen weniger wirtschaftlich, weniger effizient oder nicht vorhanden sind.“

Theoretisch dürften die Bauern aber in der Schweiz nur chemische Mittel einsetzen, wenn alle anderen Massnahmen versagen. Im Falle der Herbstzeitlose gibt es durchaus Alternativen wie Weide und Schnitt. Die nachfolgenden Beiträge zeigen wie das geht:

Regulierung der Herbstzeitlose. FiBL, aktualisiert 20.9.18

Die Herbstzeitlose in den Griff bekommen. FiBL November 2017

Herbstzeitlose – Gefahr für das Vieh. Schweizer Bauer vom 5.10.17

Herbstzeitlose erkennen und in Schach halten. Lehr- und Forschungszentrum (LFZ) Raumberg-Gumpenstein

Herbizid-Einsatz am Malanser Mühlbach

Das Herbizid wurde zu nahe an den Bach gespritzt.

Das Herbizid wurde zu nahe an den Bach gespritzt.

Gemäss der Chemikalien-Risikoreduktions-Verordnung, Anhang 2.5, dürfen Pflanzenschutzmittel in Hecken und Feldgehölzen sowie in einem Streifen von drei Metern Breite entlang von Hecken und Feldgehölzen nicht eingesetzt werden, desgleichen in oberirdischen Gewässern und in einem Streifen von drei Metern Breite entlang von oberirdischen Gewässern. Zum ersten Punkt gibt es – wie immer – Ausnahmen: ausgenommen sind Einzelstockbehandlungen von Problempflanzen, sofern diese mit anderen Massnahmen, wie regelmässiges Mähen, nicht erfolgreich bekämpft werden können. Die Ausnahme gilt nicht für Pufferstreifen an Gewässern!

Heidi meint: Auch wenn aufgrund von Fotos nicht immer abschliessend beurteilt werden kann, die Pufferstreifen-Fotos vom Malanser Mühlbach zwischen Malans und Maienfeld zeigen, dass die Herbstzeitlosen hier kein Problem sind, also einen Herbizideinsatz nicht gerechtfertigen. Aber wer urteilt darüber? Niemand! Man lässt die Bauern machen wie ihnen beliebt.

In diesem Fall wurde auch unsorgfältig und bis nahe ans Wasser gespritzt; das Gras leidet mehr als die Herbstzeitlosen! In den Lücken können sich andere Unkräuter breit machen: Lückenfüller! Dann wieder spritzen?!

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Alpkäse – Naturprodukt ohne Wenn und Aber?

19. Juli 2015
Unkrautbekämpfung mit einem selektiven Herbizid auf einer Alp. Das ist ein "überflüssiger" Gifteinsatz, denn eine angepasster Nutzung und Weidepflege sind nachhaltig im ursprünglichen Sinn dieses Unworts.

Unkrautbekämpfung mit einem selektiven Herbizid auf einer Alp. Das ist ein „überflüssiger“ Gifteinsatz, denn eine angepasster Nutzung und Weidepflege sind nachhaltig im ursprünglichen Sinn dieses Unworts.

Kurz bevor Milchkühe auf eine Alpweide getrieben wurden, nahm ein Leser das obige Foto von der Wirkung eines selektiven Herbizids auf. Seine Frage an Heidi: „Gibt es Studien über Herbizid-Rückstände in der Milch, respektive in Milch-Produkten oder Fleisch? Den blöden Spruch ‚ist wie Bio‚ mag ich nicht mehr hören. Ich kaufe nur noch Alpkäse, der auf Bioalpen hergestellt wurde, also ohne Herbizide! Unerwünschte Pflanzen auf einer Alp können problemlos mit der Sense oder dem Motormäher unter Kontrolle gehalten werden. Sogar Brennnesseln werden mit Herbiziden abgespritzt, dabei ist das eine wertvolle Futterpflanze und wird vom Vieh gerne gefressen, wenn sie angewelkt oder trocken sind!“

Vorerst sei festgehalten, dass eine Wartefrist einzuhalten ist. Für die Beweidung mit Milchkühen sind das drei Wochen bei Einzelpflanzenbehandlung mit z.B. Ally Tabs, siehe Ally Tabs im Pflanzenschutzmittelverzeichnis des Bundesamts für Landwirtschaft.

Heidi kennt keine Studien über Rückstände in Milch und Käse. Schlagzeilen aber macht immer wieder Muttermilch, die mit Umweltgiften verschmutzt ist. Das wahrscheinlich krebserregende Herbizid Glyphosat wurde in Deutschland in Muttermilch nachgewiesen, siehe Herbizid in der der Muttermilch? Badische Zeitung vom 27.6.15. Auch wenn auf Alpen die verspritzte Herbizid-Menge in der Regel klein sein dürfte, zeigt die Studie, dass solche Gifte in die Milch gelangen können.

Grenzwerte haben die Schweizer Behörden keine eigenen festgelegt, sondern die Verordnung des EDI über Fremd- und Inhaltsstoffe in Lebensmitteln verweist für den Wirkstoff von Ally Tabs, also für Metsulfuron-methyl, auf die EU-Gesetzgebung; dort findet man den Grenzwert für Fleisch und Milch von 0,01 mg/kg.

Willi Gut, Lehrer und Berater am Landwirtschaftliches Bildungs- und Beratungszentrum (LBBZ) Schluechthof Zug schreibt im Merkblatt Blacken im April und September bekämpfen: „…Eine sichere Bekämpfung ist immer noch das Ausstechen mit dem Blackeneisen, falls die Wurzeln 15 cm tief ausgestochen werden. In tieferen Schichten hat die Blackenwurzel keine Knospen mehr. Zudem hat man bei der biologischen Bekämpfungsvariante keine Wartefristen einzuhalten…“

Daniel Siegenthaler erklärt wie er das Adlerfarn bekämpft. Aus dem Film "Von Älplern für Älpler" - Extensive Bewirtschaftung lohnt sich, Forschungsprogramm AlpFUTUR. Copyright: Patricia Fry.

Daniel Siegenthaler erklärt wie er das Adlerfarn bekämpft. Aus dem Film „Von Älplern für Älpler“ – Extensive Bewirtschaftung lohnt sich, Forschungsprogramm AlpFUTUR. Copyright: Patricia Fry.

Zur Bewirtschaftung einer Alp ist viel Know-how nötig. Im Rahmen des Forschungsprogramms AlpFUTUR sind drei Kurzfilme zur Bewirtschaftung und Pflege von Sömmerungsweiden entstanden. Die Filme sind auf Youtube und als DVD mit deutschen, französischen, italienischen und englischen Untertiteln erhältlich. Im Film „Von Älplern für Älpler“ – Extensive Bewirtschaftung lohnt sich ist auch die Unkrautbekämpfung ein Thema: *Wehret den Anfängen! …“, sagt der Bauer und erklärt wie er das macht. Unkrautbekämpfung darf nicht isoliert betrachtet werden, die ganze Bewirtschaftung muss stimmen. Man lernt auch die positive Rolle der Brennesseln auf Alpweiden kennen. Der 17-minütige Film zeigt wie die Familie Siegenthaler (Alp Windbruch, Schangnau BE) ihren Bergbetrieb nachhaltig führt und Freude daran hat. Freude, die ansteckt.

Unkrautprobleme sind ein Zeichen für vernachlässigte Weidepflege oder Bewirtschaftungsfehler. Spätestens mit den neuen höheren Alpungsbeiträgen ist es möglich, jemanden für die mechanische Unkrautbekämpfung anzustellen. Lägerfluren vor Ställen hingegen sind „normal“. Früher wurden die Blackenblätter auf Alpen mit Milchproduktion sogar in Fässern siliert und später im Sommer, wenn nicht mehr so viel Schotte anfiel, den Schweinen verfüttert.

Copyright: Walter Dietl

Copyright: Walter Dietl

Wenn es um Alpweiden geht, dann kommt man nicht um den Top-Spezialisten herum. Darum zum Schluss noch ein Link zu Alpweide – Ihre Pflege und Nutzung, Walter Dietl, Zalp.

Pflanzenwelt der Wiesen und Alpweiden, Homepage von Walter Dietl mit Hinweis auf die 4. Auflage seines erfolgreichen Buches „Wiesen- und Alpenpflanzen“.

Heidi meint: „Die Berglandwirte erhalten immer mehr Direktzahlungen. Es wäre an der Zeit, den Einsatz von Herbiziden auf Alpen zu verbieten.“ Der Alpöhi nickt zustimmend.

19.7.15 HOME